Das E3-Gameplay von Final Fantasy 7 Remake sieht richtig gut aus und dennoch machen wir uns große Sorgen um das Spiel.
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Final Fantasy 7 Remake: Zwischen Hype und Skepsis
Wer erinnert sich noch an den 16. Mai 2005? Damals hat nicht nur der FC Zürich den Schweizer Cup mit einem 3:1 gegen den FC Luzern gewonnen (ein Ereignis, das bestimmt auch alle außerhalb der Schweiz nicht vergessen haben), Sony zeigte auch die erste Demo von Final Fantasy 7 Remake. Ne, Moment! Da kann was nicht stimmen. Ach, richtig! Das war ja nur eine Tech-Demo, um zu zeigen, was die PlayStation 3 grafisch leisten kann. Aber alle Welt hoffte daraufhin, dass Square Enix ein Remake vom siebten "Final Fantasy"-Teil entwickeln würde.
Hoffnung war dann auch für viele Jahre, eine ganze Dekade, um genau zu sein, das einzige, was wir hatten. Square Enix schien die Gebete der Fans nicht erhören zu wollen, bis der japanische Publisher auf der Sony-Pressekonferenz zur E3 2015 einen Trailer zeigte, der tatsächlich Final Fantasy 7 als Remake ankündigte.
Seitdem sind schon wieder vier Jahre vergangen, in denen es größtenteils ruhig um das Rollenspiel war. Grund dafür waren Probleme bei der Entwicklung. Zunächst sollte der Titel extern produziert werden, doch Square Enix war wohl mit dem Zwischenergebnis nicht zufrieden, weshalb man nach einiger Zeit das Ruder selbst in die Hand nahm. Das warf die Entwicklung ganz schön zurück, weshalb sie sich nun schon so lange hinzieht. Aber im Mai dieses Jahres gab es dann endlich ein neues Lebenszeichen in Form eines Trailers und dazu die Ankündigung, dass es auf der E3 mehr von Final Fantasy 7 zu sehen geben werde.
Klassik trifft Moderne
Die Messe liegt mittlerweile hinter uns und ja, es gab einiges zur Neuauflage des JRPG-Klassikers von 1997 zu sehen. Square Enix eröffnete seine Pressekonferenz mit dem Titel und zeigte mehrere Minuten Gameplay – etwas, was auf der diesjährigen E3 keinesfalls die Regel war. Zwar konzentrierte man sich dabei wieder mal auf den Anfang des Spiels, aber dafür bekamen wir einen guten Eindruck vom Kampfsystem vermittelt. Dass sich das stark ändern würde im Vergleich zum Original, war schon vorher klar. Aber wie sich auf der E3 herausgestellt hat, bleibt auch einiges vom alten Final Fantasy 7 erhalten.
Kämpfe in Final Fantasy 7 Remake laufen in Echtzeit ab und spielen sich grundsätzlich sehr aktiv. Wie in Final Fantasy 15 oder Kingdom Hearts schlagt ihr also selbst per Knopfdruck zu, anstatt euren Charakteren nur den Befehl dazu zu geben. Während der Scharmützel lauft ihr zudem frei durch die Gegend und visiert Feinde selbstständig an – so weit, so modern.
Der Clou ist, dass Square Enix das ATB-System ("Active Time Battle") nicht gänzlich über den Haufen wirft. Nach wie vor hat jeder Charakter einen Balken, der sich während des Kampfes langsam auffüllt. Ist der voll, könnt ihr einen Zauber oder eine Spezialattacke wirken. Dann pausiert das Spiel, was je nachdem, wie viel Effektgewitter gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist, richtig schick aussieht (die Kamera lässt sich währenddessen drehen). Zusätzlich gibt es nach wie vor die Limit-Breaks: Je mehr Schaden ein Charakter einsteckt, desto weiter füllt sich der Limit-Balken und ist der voll, ist es an der Zeit, eine besonders mächtige Attacke einzusetzen. In der E3-Demo haben wir bereits den Kreuzschlag von Cloud gesehen, mit dem er den ersten Bossgegner besiegt.
Der erste Bosskampf
Apropos Boss: Der Kampf gegen den Wachskorpion im Reaktor von Sektor 1 in Midgar sieht fantastisch aus und zeigt ganz gut, welches Potenzial im neuen Kampfsystem schlummert. Hier kämpfen wie im Original Cloud und Barret gegen den gigantischen Roboter, vor dessen Schwanz ihr euch auch in Final Fantasy 7 Remake in Acht nehmen solltet. Ihr steuert stets einen der zwei aktiv, der andere wird von der KI kontrolliert. Ihr könnt aber per Knopfdruck jederzeit zwischen den beiden Protagonisten wechseln und seht zudem in der rechten unteren Bildschirmecke die ganze Zeit über, wie viel Energie sie noch haben, wann ihr ATB-Balken voll ist und wie viel noch fehlt, um die nächste Limit-Attacke ausführen zu können. Wenn ihr also gerade als Cloud gegen die Maschine kämpft und ordentlich mit dem Bastardschwert austeilt, dann jedoch seht, dass Barrets ATB-Balken voll ist, wechselt ihr einfach zu ihm. Gleiches gilt für die Limit-Break-Anzeige.
Außerdem ist es durchaus sinnvoll, nicht einen Charakter zum Haupthelden zu ernennen, den ihr die meiste Zeit steuert. Im gezeigten Beispiel passiert es etwa, dass der Wachskorpion an eine weiter entfernte Wand springt und dort eine Zeit lang verharrt. In dem Moment nützen Clouds Schwerthiebe nichts, also wechselt ihr zu Barret und ballert mit seinem MG-Arm auf den Feind. Wenn im fertigen Spiel durch solche Situationen öfters dazu angeregt werdet, zwischen den Figuren hin- und herzuspringen, dann würden wir das sehr begrüßen. Denn nur, weil die Kämpfe in Final Fantasy 7 Remake sich viel actionreicher spielen als in der Urversion auf der PS1, muss das ja nicht heißen, dass es ihnen gleich an jeglichem taktischen Anspruch mangelt. Der Spagat zwischen modern und klassisch scheint Square Enix auf den ersten Blick gut zu gelingen, zumal die Gameplay-Szenen nicht so wirken, als würden die Gefechte so unübersichtlich wie in Final Fantasy 15 werden.
Episode 1: Ein reines Großstadtabenteuer
Neben den Details zum Kampfsystem hat die E3 noch ein paar andere Informationen zu Final Fantasy 7 Remake zu Tage gefördert, zum Beispiel den Release-Termin. Am 3. März 2020 soll die erste Episode des RPGs erscheinen. Denn wie schon von Anfang an bekannt ist, packt Square Enix nicht alle Inhalte des Originals in ein Remake, sondern teilt die Geschichte auf mehrere Teile auf. Nach wie vor ist unklar, wie viele Episoden es insgesamt werden sollen, jede einzelne wird aber wohl den Vollpreis kosten und soll dementsprechend auch ein vollwertiges Rollenspielerlebnis sein.
Was uns jedoch etwas daran zweifeln lässt, ob das alles aus Spielersicht eine gute Entscheidung ist: Die erste Episode von Final Fantasy 7 Remake soll nur den Teil umfassen, der in der Großstadt Midgar spielt. In der Originalversion macht der gerade mal einen Bruchteil der ersten von drei CDs aus, auf denen das Spiel damals ausgeliefert wurde. Beim ersten Part von Final Fantasy 7 Remake sind es zwei Blu-rays. Klar, speziell Grafik und Sound haben sich in 22 Jahren stark weiterentwickelt und verbrauchen daher sehr viel mehr Speicherplatz als früher. Aber dennoch: Ein Spiel, für das eine Blu-ray-Disc nicht ausreicht, dürfte nicht nur aufgrund der aufwendigen Technik so viele Gigabyte an Daten auf die Waage bringen. Und das Versprechen von Square Enix ist ja eben, dass allein die erste Episode zig Stunden Spielzeit bieten soll.
Das Dilemma mit dem Umfang
Was bedeutet das also? Nun ja, im Endeffekt ist davon auszugehen, dass Midgar in Final Fantasy 7 Remake ein ziemlich großer, weitläufiger Ort sein wird. Das Potenzial, als Spielwelt für ein komplettes Rollenspiel mit 40 bis 50 Stunden oder gar noch mehr Länge herzuhalten, ist vorhanden. Immerhin ist Midgar die Hauptstadt von Gaia, der Welt, in der Final Fantasy 7 spielt. Problematisch wird es jedoch, wenn wir an die Geschichte denken. Bis zur Flucht aus der Stadt vergehen im Original gerade mal um die fünf Stunden. Wer flott ist, schafft es in noch geringerer Zeit.
Wenn also die Geschichte bis zu dem Punkt, an dem die Heldentruppe Midgar verlässt, über die Länge eines kompletten Rollenspiels tragen soll, müsste Square Enix sie sehr exzessiv ausschmücken, sprich, um neue Handlungsstränge erweitern. Es kann natürlich auch sein, dass Final Fantasy 7 Remake vollgestopft ist mit Nebenquests, die für den Umfang und somit auch die lange Spielzeit sorgen. Aber sollten die Fans die Hauptgeschichte in fünf Stunden abschließen, wäre das ein Problem.
Nicht nur, dass sie schon so lange auf das Remake warten. Wenn sie die erste Episode einmal durchgespielt haben, müssen sie sich wieder gedulden, bis die zweite erscheint und die Geschichte von Final Fantasy 7 dann eigentlich erst so richtig Fahrt aufnimmt (und man mehr von der Welt zu sehen bekommt als das düstere, schwarzgraue Midgar). Nein, Square Enix muss die Geschichte ausweiten, um einen Aufschrei zu umschiffen. Aber wenn sich die Handlung am Ende gestreckt anfühlen sollte, wäre das auch nicht gut.
Trotz Skepsis: Wir haben Bock!
Letztendlich hat uns die E3 in Bezug auf Final Fantasy 7 Remake mit zweigeteilter Meinung zurückgelassen. Einerseits gefällt uns das, was wir vom Gameplay, der Grafik, der Inszenierung und eigentlich auch allem anderen gesehen haben, richtig gut. Andererseits macht uns das Episodenformat große Sorgen. Ob die berechtigt sind oder nicht, werden wir erst im März 2020 erfahren. So oder so können wir es aber kaum erwarten, wieder in die Welt von Final Fantasy 7 einzutauchen und Cloud, Barret, Tifa, Aerith und all die anderen liebgewonnen Figuren in modernem Äußeren wiederzusehen. Denn genau das wünschen wir uns ja schon seit 14 Jahren und nun sind es "nur noch" neun Monate, bis es soweit ist.