Lange mussten wir auf Diablo 4 warten, aber dafür wird es uns auch noch lange beschäftigen. Blizzard hat ein riesiges Spiel gebaut, dabei aber Quantität nicht über Qualität gestellt.
Test: Höllisch gut und teuflisch zeitfressend
Das Unternehmen Blizzard hat es uns in den letzten Jahren nicht leichtgemacht, es zu mögen. Der Skandal rund um das toxische Arbeitsklima in der Firma, Warcraft 3: Reforged, das "Overwatch 2"-Drama – und dann auch noch Diablo Immortal! Früher waren die Kalifornier mal ein Entwicklerstudio, dass man verehrt hat. Davon ist nichts mehr übrig. Kann Diablo 4 das Ruder herumreißen? Nun ja, den einstigen guten Ruf von Blizzard kann ein einziges Spiel nicht wiederherstellen. Aber: Diablo 4 ist ein fantastisches Hack and Slay – das beste seit langem. Es macht die Fehler seines Herstellers nicht vergessen, aber zeigt auf, dass der immer noch in der Lage ist, richtig hochwertige Kost zuzubereiten.
Die Story ist nicht nur Beiwerk
Wir haben Diablo 3 ja gerne gespielt – wegen der motivierenden Loot-Spirale und den wuchtigen Kämpfen. Die Story war aber sicherlich kein Grund dafür, dass uns das Action-Rollenspiel Spaß gemacht hat. Wie sieht's im Nachfolger aus? Oh, deutlich besser! Die Handlung rund um die Rückkehr von Lilith, Mephistos Tochter und Erschafferin Sanktuarios, bietet viele erinnerungswürdige Momente und diverse Nebencharaktere, deren Schicksale uns alles andere als kaltlassen. Zwar finden große Teile der Story erneut in der Vergangenheit statt, weil ihr die meiste Zeit den Spuren anderer folgt, trotzdem möchte man stets wissen, wie es weitergeht.
Die dichte, extrem düstere Atmosphäre hat einen großen Anteil daran, dass man nicht einfach nur jeden Dialog wegklickt und Diablo 4 ausschließlich wegen seines befriedigenden Gameplays zockt. Schon die vorgerenderte Introsequenz, die zeigt, wie Lilith per furchterregendem Ritual ins Diesseits zurückkehrt, zieht einen sofort in ihren Bann. Das ist übrigens das einzige schicke CGI-Video in Diablo 4. Alle anderen Zwischensequenzen sind in der Spiel-Engine produziert, sehen aber so fantastisch aus, dass das gar nicht stört.
Die düstere Stimmung zieht sich durch das gesamte Spiel. Sanktuario ist in Diablo 4 mehr Horror als jemals zuvor. Wer den bunten Look des Vorgängers nicht mochte, wird sich hier wieder pudelwohl fühlen. Überall liegen blutige Leichen und es gibt Dungeons, die richtig widerlich aussehen, weil überall Gedärme verteilt sind. Diablo 4 ist nicht einfach nur Dark Fantasy, es ist "Dark Fantasy Extreme".
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Diese Kämpfe!
So sehr uns das Erzählerische in Diablo 4 gefällt, bei der Stange hält uns das Spiel in erster Linie mit seinen spielerischen Aspekten. Das Kern-Gameplay fällt dabei so simpel wie eh und je aus: Aus der isometrischen Perspektive schnetzelt ihr euch als eine von fünf Klassen (Barbar, Jäger, Magier, Druide, Totenbeschwörer) durch Horden von Monstern und sammelt dabei alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist. Dabei stehen euch bis zu sechs aktive Fähigkeiten zur Verfügung. Jede Klasse bringt einiges an Spieltiefe und eigene Mechaniken mit sich – Totenbeschwörer lassen Tote wieder auferstehen und für sich kämpfen, Barbaren wechseln ständig zwischen verschiedenen Waffen, doch Diablo 4 ist nun mal ein Hack and Slay und kein Taktikrollenspiel.
Außerdem macht ihr eigentlich immer das Gleiche. Die spielerische Bandbreite von Diablo ist in Teil 4 nicht größer geworden. Es wird gekämpft, gekämpft … und noch mehr gekämpft. Aber das ist ja auch genau das, was man erwartet. Und wenn sich das Schnetzeln obendrein auch noch so gut und befriedigend anfühlt wie hier, dann gibt es eh keinen Grund zur Kritik. Egal mit welcher Klasse ihr spielt, eure Attacken sind wuchtig. Die schicken Effekte und das großartige Sounddesign von Diablo 4 geben euch ein fantastisches Machtgefühl. Als Druide Gegner mit "Erdrutsch" zwischen zwei aus dem Boden schießenden Felssäulen zu zerquetschen oder mit der ultimativen Zaubererfähigkeit "Inferno" eine riesige Feuerschlange heraufzubeschwören, die sich um die Feinde schlängelt und sie verbrennt, ist jedes Mal aufs Neue ein Vergnügen – vor allem, wenn dann noch schön hohe Schadenszahlen aufsteigen, die Widersacher durch die Gegend fliegen oder zerstückelt werden, der eigene EP-Ballken sich füllt und lauter Loot aus den Opfern heraussprudelt.
Endlich dürfen auch PC-Spieler ausweichen
Das Kern-Gameplay hat sich im Vergleich zu Diablo 3 kaum verändert. Es fühlt sich besser an und es bietet eine spielerische Neuerung, zumindest für PC-Spieler: die Ausweichfunktion. Im Vorgänger gibt es die nur auf den Konsolen, in Diablo 4 darf jeder durch die Gegend hechten, um gegnerischen Attacken zu entgehen. Allerdings hat das diesmal eine Abklingzeit. Für gewöhnlich könnt ihr nur alle fünf Sekunden "entrinnen", bestimmte Ausrüstung oder Talente ermöglichen es euch, das öfter zu tun. Schon in den Konsolenversionen von Teil 3 ist das Ausweichen eine wahre Bereicherung gewesen, in Teil 4 gilt das genauso – ebenso wie die Controller-Steuerung. PC-Spieler haben die Wahl, ob sie mit Maus und Tastatur oder dem Gamepad zocken und können auch fließend wechseln. Beide Varianten funktionieren hervorragend. Mit dem Controller spielt sich Diablo 4 mehr wie ein Actionspiel, was seinen eigenen Reiz hat, mit der Maus und Tastatur fällt die Bedienung der Menüs, insbesondere die Inventarverwaltung komfortabler aus.
Oh, du große Welt!
Die größte Neuerung in Diablo 4 ist die Open World. Vorbei sind die Zeiten, in denen ihr euch in linearer Abfolge durch die Akte geschlachtet habt und die Oberweltgebiete separate, relativ geradlinige Levels waren. Das Sanktuario des Jahres 2023 ist eine gigantische, zusammenhängende Spielwelt, unterteilt in fünf Regionen. Die Kampagne ist immer noch in Akte unterteilt (sechs Stück plus Prolog und Epilog), die ersten drei könnt ihr jedoch in beliebiger Reihenfolge und auch parallel spielen. Die Welt levelt in einem gewissen Maße mit euch mit: Manche Gebiete solltet ihr erst ab Stufe XY besuchen, wollt ihr dort nicht in Sekundenschnelle zerfleischt werden. Habt ihr diesen Meilenstein aber einmal erreicht, skalieren dort alle Gegner und somit auch der Loot mit eurem Charakterlevel. Einerseits kommt ihr dadurch nie in den Genuss des durchaus schönen Gefühls, euch mit einem fortgeschrittenen Helden durch ein niedrigstufiges Areal zu schnetzeln und jeden Gegner nur einmal anpusten zu müssen, damit er tot umfällt. Andererseits werdet ihr so auch dann noch gefordert, wenn ihr Nebenquests oder Dungeons nachholt, die ihr anfangs habt links liegen lassen.
Und holla die Waldfee, es gibt viel, was ihr in Diablo 4 links liegen lassen könnt oder was euch eben umgekehrt von der Hauptstory ablenkt. Die Open World mit ihren optisch abwechslungsreichen Regionen (deren Übergänge sehr natürlich wirken) ist vollgestopft mit optionalen Inhalten. Da wären die über 200 Nebenquests. Manche davon lassen sich in wenigen Minuten abschließen, erfordern vielleicht sogar nur das Ausführen eines Emotes und sind somit spielerisch wie erzählerisch belanglos. Es gibt aber auch Missionen, die euch etwas länger beschäftigen mit netten Geschichten sowie überraschenden Momenten glänzen. In jedem Gebiet gibt es auch mindestens eine Nebenquestreihe, die aus mehreren aufeinander aufbauenden Aufträgen besteht. Wer die Beta gespielt hat, kennt vielleicht schon die Exorzismus-Story, die sich in Kyovashad, der größten Stadt in den "Zersplitterten Gipfeln", abspielt. Nebenquestreihen von der Qualität gibt es noch einige mehr in Diablo 4.
Bei den Dungeons wäre mehr Qualität als Quantität besser gewesen
Ein zweiter Aspekt, der eure Spielzeit stark verlängern kann, sind die 115 Nebendungeons. Anders als die Oberwelt sind die prozedural generiert, allerdings fühlen sich mehrere Durchläufe durch einen Dungeon nicht wirklich unterschiedlich an. Dafür gibt es zu wenige Versatzstücke. Außerdem müsst ihr stets die gleichen Ziele erfüllen. Überhaupt bieten die Dungeons nicht viel Abwechslung in spielerischer Hinsicht. Fast immer gibt es einen verschlossenen Pfad und ihr müsst erst bestimmte Gegner töten oder Items sammeln, damit er sich euch öffnet. Immerhin sind die Dungeons optisch divers genug und hier und da wird auch mal anhand von Schriftstücken ein bisschen Hintergrundgeschichte erzählt.
In der Spielwelt finden sich außerdem etliche Keller, also Mini-Dungeons. Das sind nicht immer Keller im wörtlichen Sinne, es handelt sich aber stets nur um einen Raum voller Gegner und in neun von zehn Fällen erwartet euch nichts Besonderes. Ja, man nimmt die Keller mit, weil auch sie eine Quelle für Erfahrungspunkte sowie Loot sind und man in einem Diablo keine Möglichkeit ausschlägt, seine coolen Fähigkeiten gegen Feinde einzusetzen. Sie sind aber dennoch nicht mehr als Füllwerk. Anders verhält es sich mit den 15 Stützpunkten (drei pro Region): Das sind von Feinden überrannte Festungen, die ihr befreien müsst, um dort einen Wegpunkt, Händler, Quests und gegebenenfalls auch einen Dungeon freizuschalten. Jeder von ihnen hat einen eigenen erzählerischen Unterbau und ein eigenes Design – und sie sind allesamt recht herausfordernd, denn Stützpunkte sind immer zwei Level über dem eures Charakters.
Noch mehr zu tun und zu sammeln
Zu guter Letzt gibt es noch die Altäre Liliths. 160 Stück sind in Sanktuario verteilt. Findet ihr einen, beschert euch das dauerhafte Attributboni für all eure Charaktere sowie Erfahrungspunkte und Ansehen in der jeweiligen Region. Das verdient ihr auch für jede abgeschlossene Nebenquest, jeden Nebendungeon, jedes entdeckte Gebiet, jeden Stützpunkt und jeden freigeschaltenen Wegpunkt. Erreicht ihr bestimmte Meilensteine, winken euch Bonus-EP, Gold und zusätzlich noch eine besondere Belohnung, die ihr für alle Charaktere erhaltet: entweder einen zusätzlichen Fertigkeitspunkt sein, eine Erhöhung eurer Trankkapazität oder der maximalen Obolusse (Währung für den Kuriositätenhändler), die ihr haben könnt, oder Paragonpunkte. Diese Dinge könnt ihr nur ein einziges Mal erhalten, ihr dürft aber trotzdem mit jedem eurer Recken Ansehen sammeln, um die Bonuserfahrung und das Gold mitzunehmen.
Ihr seht: In Diablo 4 gibt es echt viel zu tun. Allein mit der Kampagne und all den Open-World-Inhalten, die ihr auf dem Weg bis zum Endgame bereits angehen könnt, könnt ihr euch locker 50 Stunden, wenn nicht sogar noch länger beschäftigen. Das ist Serienrekord! Wenn ihr dann mal den Abspann über den Bildschirm laufen seht, ist aber noch lange nicht Schluss. Dann erwarten euch Albtraumdungeons als härtere Versionen der normalen Gewölbe, der Baum des Flüsterns mit seinen vielen kleinen Aufträgen, was das Äquivalent zu den Kopfgeldern aus Diablo 3 ist, Höllenfluten als regionsübergreifende Events mit sehr großen Mengen starker Gegner, die bessere Beute fallen lassen, Weltbosse und die "Felder des Hasses" getauften PvP-Zonen. Ja, es wird im Endgame sehr Grind-lastig und in den ganzen hohen Levelregionen ist es wirklich zäh, Fortschritte zu machen. Aber irgendwie gehört das ja auch bei einem Diablo dazu. Aber selbst wenn ihr darauf keine Lust habt, bietet euch das Spiel mit seiner umfangreichen Kampagne und Spielwelt genug Inhalt fürs Geld – zumal der Wiederspielwert dank der fünf abwechslungsreichen Klassen enorm hoch ist.
Der Tiefgang ist zurück
Nun unterscheiden sich aber nicht nur Barbar und Zauberer, Zauberer und Jäger, Jäger und Totenbeschwörer und so weiter stark voneinander. Jede Klasse für sich bietet sehr viele mögliche Spielweisen – mehr als in Diablo 3 und ihr müsst selbst wieder mehr nachdenken. Statt wie im Vorgänger aktive sowie passive Fähigkeiten in linearer Abfolge freizuschalten, bis euch alle zur Verfügung stehen und ihr sie nach Belieben miteinander kombinieren könnt, gibt es wieder Talentbäume. Die sind geradliniger und dadurch deutlich übersichtlicher als das Monstrum von Skilltree aus Path of Exile. Sie bestehen aus sieben Knotenpunkten, die ihr nach und nach freischaltet, je mehr Punkte ihr investiert. Jeder Knotenpunkt hat eine Thematik. Das geht los mit den Basisfertigkeiten, gefolgt von den Kern-Skills, die eure Klassenressource verbrauchen. Die nächsten drei unterscheiden sich von Klasse zu Klasse und am Ende der Strecke erwarten euch die ultimativen sowie zentralen passiven Fähigkeiten, von denen ihr jeweils nur eine einzige freischalten dürft.
Zu jedem Bereich gehören aber noch Aufwertungen beziehungsweise Modifikatoren für die aktiven Skills sowie passive Fertigkeiten. Blizzard hat es hier geschafft, den perfekten Spagat aus Übersichtlichkeit sowie Zugänglichkeit und spielerischer Tiefe zu schaffen. Wie die einzelnen Fertigkeiten ineinandergreifen und sich gegenseitig stärken, wird dank der Kategorisierungen (sowohl schriftlich als auch farblich gekennzeichnet) schnell bewusst. Ihr habt aber eben auch die Freiheit, Skills unterschiedlicher Elemente auszuwählen und so einen Misch-Build zu erschaffen. Oder ihr setzt eben einen klaren Fokus, indem ihr zum Beispiel einen reinen Feuerzauberer oder einen Druiden, der nur Werbärfertigkeiten einsetzt, spielt.
Da zumindest vor dem Endgame die Goldkosten fürs Zurücksetzen aller Fertigkeitspunkte recht niedrig sind, lädt euch das Spiel förmlich dazu ein, herumzuexperimentieren und mehrere Skillungen auszuprobieren, bis ihr eine gefunden habt, die a) effektiv ist und b) euch am meisten Spaß macht. Wenn ihr mal unzufrieden mit eurem Charakter seid, müsst ihr nicht gleich eine neue Klasse anfangen. Einfach einmal umskillen und einen völlig anderen Build ausprobieren, der sich kaum so spielt wie euer vorheriger. Teilweise habt ihr dann das Gefühl, ihr würdet eine andere Klasse spielen. Ein Nahkampfjäger ist eben was anderes als ein Fernkampfjäger und die Gemeinsamkeiten vom Werwolfdruiden und dem, der gerne Blitze und Tornados heraufbeschwört, halten sich auch in Grenzen.
Bis Level 50 erhaltet ihr Fertigkeitspunkte für Stufenaufstiege. Danach geht es mit dem Paragonsystem weiter. Pro Level (bis zur Maximalstufe 100) erhaltet ihr vier Paragonpunkte, die ihr auf einer Tafel investiert, die einem Spielbrett ähnelt. Jedes Feld stellt ein Upgrade für euren Charakter dar. Normale Felder liefern nur kleinere Attributboni, es gibt aber auch höherwertige Exemplare mit spannenderen Verbesserungen. Das gilt vor allem für die legendären Felder, die starke Auswirkungen auf euren Build haben können. Von denen gibt es stets nur eines pro Paragontafel, doch wenn ihr ein Torfeld erreicht, schaltet ihr eine weitere frei. So vergrößert sich das Paragonbrett immer weiter. Für noch mehr Tiefgang sorgen Sockelfelder, in die ihr Glyphen packt, um die umliegenden Felder zu verstärken. Diablo 4 bietet euch damit im Endgame mehr als genug Möglichkeiten, euren Charakter weiter zu spezialisieren und aufzuwerten – und da ist die Lootspirale noch gar nicht miteinberechnet. Natürlich spielt die Jagd nach mächtigen Items eine große Rolle. Im Endgame werdet ihr wieder viel Zeit damit verbringen, die passenden Waffen, Rüstungsteile und Schmuckstücke für euren Build zu finden. Wer das Maximum aus seinem Charakter herausholen möchte, wird mehrere 100 Stunden beschäftigt sein. Diablo 4 ist einfach ein Zeitfresser wie kaum ein anderes Spiel.
Blizzard hat noch nie so etwas Schönes veröffentlicht
Diablo 4 überzeugt inhaltlich, aber auch technisch hat Blizzard exzellente Arbeit geleistet. Noch nie sah ein Spiel des Studios zu seinem Release (also im Vergleich zu anderen, jeweils zu der Zeit aktuellen Genrevertretern) und auch allgemein so gut aus. Das gilt nicht nur in den von uns schon gelobten Zwischensequenzen. Auch während des Gameplays, wenn ihr aus der isometrischen Perspektive auf die Welt blickt, sieht Diablo 4 zum Anbeißen gut aus. Detaillierte Umgebungen und Figuren, die sehr flüssig animiert sind, sich im Wind wiegendes Gras, großartige Licht- und Schatteneffekte, scharfe Texturen – kein anderes Hack and Slay kann dieser Optik das Wasser reichen. Trotzdem ist Diablo 4 sehr performant. Dank DLSS läuft es auch auf Mittelklasserechnern flüssig und in hohen Details. Sehr schön ist auch, dass Blizzard ein sauber programmiertes Produkt auf den Markt gebracht hat. Bugs sind uns kaum welche begegnet und die Server laufen größtenteils stabil, Warteschlangen waren selbst in den ersten Tagen eine Rarität.
Akustisch ist Diablo 4 erst recht ein Brett. Die englische Sprachausgabe ist sensationell gut, aber auch die deutsche Fassung kann sich hören lassen. Lilith wird hier von Claudia Urbschat-Mingues, der Stammsynchronstimme von Angelina Jolie und Jennifer Connelly, vertont. Auch die anderen Sprecher liefern eine gute Performance ab. Dennoch gilt wie so oft: Das englische Original ist besser. Das eigentliche Highlight ist aber der Soundtrack, der mit das Beste ist, was wir seit langem in Videospielen gehört haben. In dramatischen Storymomenten fährt das Orchester eine Epik auf, die niemanden kaltlässt und, während bei der Erkundung der Open World ruhige Töne zu hören sind, die genauso trostlos klingen, wie Sanktuario trostlos ist.
Ignoriert den Shop einfach!
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Monetarisierung: Ein finales Urteil lässt sich diesbezüglich auch zwei Wochen nach Release nicht fällen, weil die erste Season und damit der Battle Pass noch bevorstehen. Bislang können wir aber festhalten: Pay-to-Win-Horror, wie Diablo Immortal einer ist, erwartet euch hier nicht. Die Skins im Shop sind zwar unverschämt teuer (ein Rüstungsset kostet da gerne mal umgerechnet 25 Euro), aber ihr könnt das alles getrost ignorieren. Zum einen ist das alles wirklich rein kosmetisch, zum anderen sieht auch die Ausrüstung, die ihr im Spiel erbeutet, richtig cool aus – sogar schon auf niedrigem Level. EP-Boosts, die mit dem Battle Pass ins Spiel kommen, könnten zumindest im Endgame einen faden Beigeschmack wecken, doch das wird sich erst noch zeigen müssen.
Fazit
Uff, das war viel Text, aber Diablo 4 ist auch ein großes Spiel – zu dem wir nun aber gerne wieder zurückkehren würden, also lasst uns diesen Text mit folgenden Worten beenden: Blizzard hat es geschafft, endlich wieder ein richtig gutes Spiel abzuliefern, bei dem es wenig zu beanstanden gibt. Diablo 4 spielt sich fantastisch, sieht toll aus, bietet enorm viel Umfang, eine hohe Langzeitmotivation und läuft technisch astrein. Die Dungeons hätten deutlich mehr Abwechslung vertragen können, manche Nebenquests sind wahrlich ein Witz, weil sie von euch nicht mehr als ein Emote verlangen, und auf die Reittiere erhaltet ihr viel zu spät im Kampagnenverlauf erst Zugriff, weswegen ihr viel Latscherei hinter euch bringen müsst. Und ja: Diablo 4 ist spielerisch sehr eintönig. Doch wenn ihr eben Lust auf ein Hack and Slay mit brachialen Kämpfen und viel Tiefgang hinsichtlich der Charakterentwicklung habt, führt kein Weg an diesem Titel vorbei.
- Wuchtige Kämpfe
- Vielfältige Klassen und Builds
- Enorm motivierende Item-Spirale
- Riesige, abwechslungsreiche Spielwelt
- Unterhaltsame Story
- Einige wirklich gute Nebenquests
- Der Soundtrack ist ein Meisterwerk
- Exzellente Vertonung
- Wunderschöne Grafik
- Herrlich düstere Atmosphäre
- Gutes Endgame-Angebot
- Dungeons zu gleichförmig
- Ein paar echt bescheuerte Nebenquests
- Zugriff auf Reittiere kommt viel zu spät
- Gameplay bietet kaum Abwechslung