Nach der ersten Ankündigung Ende 2013 hat Trion Worlds im November den Startschuss für die Open Beta des free-to-play Open-World-Spiels Trove gegeben. Seitdem können alle Spieler den Client gratis runterladen und ins Voxel-MMOG eintauchen. Ein Voxel ist sowas wie ein Pixel, nur dreidimensional. Die Voxel-Grafik dürfte den meisten vor allem aus Minecraft bekannt sein, Mojangs Überraschungshit, der der simplen und doch schön anzuschauenden Würfel-Optik weltweit zu großer Beliebtheit verhalf. Entsprechend sehen sich die Entwickler von Trove natürlich immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dass Trove ja nur ein weiterer Minecraft-Klon sei, mit dem die Entwickler versuchen, sich ein Stück vom viereckigen Kuchen abzuschneiden. Aber ist diese Sichtweise berechtigt? Wir haben uns in der Spielwelt von Trove umgesehen, um diese Frage zu klären.
Trove Test: Bauen, kämpfen, erkunden – Ein Voxel-Wunderland in Minecraft-Optik
Ein bunter Mix aus allem
Bevor wir uns ins Abenteuer stürzen, machen wir uns erst einmal kundig, was uns in Trove denn so erwartet. Ein Rollenspiel soll es sein mit Abenteuern und Helden und Crafting und PvE und mit einem Bau-Modus. Das klingt doch mal nach Abwechslung. Zu Beginn wählen wir eine Klasse für unsere kleine Spielfigur aus, wobei wir am Anfang noch nicht alle benutzen dürfen. Derzeit gibt es in Trove sieben Charakterklassen mit unterschiedlicher Optik und spezifischen Fähigkeiten. Uns stehen zunächst nur der Knight (Ritter) und der Gunslinger (Revolvermann) zur Wahl. An der Stelle sei angemerkt, dass das PC-Downloadgame im Moment nur in englischer Sprache verfügbar ist. Weitere Klassen, die wir mit steigendem Erfahrungslevel freischalten, sind der Fae Trickster, Dracolyte, Neon Ninja, Candy Barbarian und, seit wenigen Tagen, Ice Sage. Die Klassen sind offenkundig nicht für direkte PvP-Gefechte konzipiert, jedenfalls ist schwer vorstellbar, wie das funktionieren soll, wenn beispielsweise Fernkämpfer auf Nahkämpfer treffen. Wir haben aber auch erst einmal genug mit PvE zu tun, also Kämpfen mit computergesteuerten Gegnern, die überall in der weiten, prozedural generierten Spielwelt lauern.
Prozedural bedeutet letztendlich, dass keine Welt der anderen gleicht und wir immer wieder neue Gegenden mit frisch generierten Inhalten erkunden können. Wie in Minecraft gibt es auch in Trove diverse Biome wie Wälder, Gebirge und Wiesen. Erkundungstouren können sich mitunter hinziehen, da wir erst einmal zu Fuß unterwegs sind und unsere kurzen Beinchen uns nicht allzu schnell von A nach B befördern. Zwar machen die gewaltigen Spielwelten zunächst mächtig Eindruck auf uns, dennoch gibt es so viel auch wieder nicht zu entdecken, dass sich lange Gewaltmärsche als wirklich abwechslungsreich darstellen. Trion Worlds sollte hier und da mehr konkrete beziehungsweise interaktive Inhalte einbauen, damit keine Langeweile aufkommt, also mehr NPC-Bauten oder Dungeons beispielsweise.
Gemeinsam kämpft es sich deutlich leichter
Sobald wir in die Nähe einer solchen Einrichtung kommen, poppt am oberen Bildschirmrand eine Quest auf, die beispielsweise darin besteht, einen Boss-Gegner plattzumachen. Während die regulären NPCs, die überall herumlaufen, ziemlich leicht mit unseren Basis-Attacken zu besiegen sind, stellen uns Bosse bald vor arge Herausforderungen. Wir können (und sollten) Elixiere einpacken, um im Notfall unsere Lebenskraft wieder aufzufüllen, trotzdem kommt es über kurz oder lang zwangsläufig zu einem vorzeitigen Ableben, was dann dazu führt, dass wir wieder am Ausgangspunkt der jeweiligen Spielwelt landen.
Einfacher geht’s mit Freunden. Kooperatives Gameplay wird in Trove großgeschrieben. Wir haben die Möglichkeit, eine Freundesliste anzulegen und gemeinsam mit Verbündeten in die Welt hinauszuziehen, um NPCs zu schnetzeln und ordentlich Loot abzustauben.
Viel Gedränge in einer riesigen Spielwelt
Dass es sich bei Trove um ein MMO handelt, wird schnell mehr als deutlich. An Portalen, über die wir zu den verschiedenen Arealen und Abenteuern gelangen, wuselt es nur so von kleinen Helden jeder Couleur und sofern wir nicht wirklich weit ins Nirgendwo wandern, treffen wir immer wieder auf andere Spieler. Und während wir ihnen so zuschauen, wie sie NPCs erlegen, wundern wir uns plötzlich, dass die Belohnung für den erfolgreichen Kampf auch uns gutgeschrieben wird … obwohl wir nur so rumstanden. Nanu? Wenn sich das rumspricht, dann wird das ja ein einziges Leech-Fest in Trove! Sprich: in der Nähe von Bossen und anderen NPCs warten, bis jemand die Arbeit macht, und dann die gleiche Beute einstecken. Das schadet zwar dem tatsächlich angreifenden Spieler nicht, weil er ja auch seine Belohnung kassiert, aber Potenzial für Argwohn und Streiterei gibt es hier durchaus.
Naja, wir flüchten lieber schnell, bevor uns der andere Spieler via Chat zur Rede stellt – in Trove können wir Spieler in der Nähe per separatem Chat-Befehl kontaktieren – und suchen ein wenig nach Ressourcen. Das ist nun wirklich sehr minecraftig. Wir können alle Blöcke abbauen und so unserem Inventar hinzufügen. Auf Wunsch wechseln wir jederzeit vom Abenteuer- in den Baumodus und haben dann die Möglichkeit, mit Hilfe eines Voxel-Editors unserer Kreativität freien Lauf zu lassen. Wir können beispielsweise ein imposantes Schloss errichten, das dann auch Teil der Spielwelt wird. Unser Zuhause, das wir ganz nach unserem Geschmack einrichten, nehmen wir überall mit hin. Selbst in den entferntesten Winkeln der Spielwelt kommt so kein Heimweh auf. Natürlich tragen wir unser Haus nicht auf dem Rücken, stattdessen haben wir die Möglichkeit, freistehende "Cornerstones" zu beanspruchen, woraufhin an der Stelle unsere eigenen vier Wände mitsamt Einrichtung auftauchen. Das ist eine sehr geschickte Lösung, zumal es – uns jedenfalls – gerade am Anfang häufig mal passiert ist, dass wir die Orientierung nach mehreren Portal-Sprüngen verlieren.
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Trove Bewertung
Grafik:
Trove punktet mit einer riesigen, abwechslungsreichen Spielwelt in einer ähnlich hübschen Voxel-Grafik wie Minecraft. Es gibt immer etwas zu entdecken, sowohl landschaftliche Highlights, unterschiedliche Wetterbedingungen als auch lustige und mitunter bedrohliche NPCs.
Sound:
Es gibt eine wenig störende Hintergrundmusik und Geräusche beim Klötzchen-Abbauen und Kämpfen. Das trägt insgesamt gut zur Atmosphäre bei.
Umfang:
Wie schon gesagt, ist die Spielwelt von Trove riesengroß und wird prozedural generiert. Wir tauchen in immer neue Gebiete ab, sammeln Unmengen von Items und Blöcken und haben zudem die Möglichkeit, unseren Charakter ganz nach unseren Vorstellungen zu gestalten.
Free-to-Play-Balance:
Trove ist absolut kostenlos spielbar. Es gibt die Ingame-Währung Credits, wobei wir vermutlich später häufiger in die Versuchung kommen werden, Geld in spezielle Gegenstände zu investieren. Momentan können wir keine Pay-to-Win-Gefahr erkennen.
Spielspaß:
Für Neulinge kann das Spiel aufgrund seines Facettenreichtums fast ein wenig überwältigend wirken. Überall ist etwas zu tun, immer gibt es Neues zu entdecken. Wir können uns stundenlang einfach damit beschäftigen, von Areal zu Areal zu reisen, Dungeons zu erkunden, NPCs zu metzeln und de Landschaft zu genießen.
- Komplexes Spiel mit vielen Facetten, das es Spielern ermöglicht, selbst Schwerpunkte zu setzen
- Prozedural generierte Spielwelten sorgen für Abwechslung
- Echtes MMO-Feeling mit vielen anderen Spielern aus aller Welt
- Noch keine deutsche Version
- Für Einsteiger zu Beginn etwas unübersichtlich
Fazit
Mit Trove stemmt Trion Worlds ein regelrechtes Mammut-Projekt, das weit über das hinausgeht, was wir aus Minecraft kennen. Wobei der Vergleich generell hinkt. Nur weil hier auch auf Voxel-Grafik gesetzt wird, heißt das noch lange nicht, dass es sich bei Trove um einen Klon oder Trittbrett-Fahrer-Titel handelt. Wenn ein Entwickler das 50.000ste MMORPG mit Elfen und Orks veröffentlicht, schreien ja auch nicht alle gleich in Empörung auf. Sicherlich haben Minecraft und andere Spiele mit dem "Klötzchen"-Prinzip den Weg für das Genre bereitet, aber Trove ist tatsächlich eher RPG denn Open-World-Baukasten. Die Motivation besteht nicht so sehr im "Minen", sondern eher darin, unseren Charakter zu entwickeln und Quests zu erledigen. An einigen Ecken und Enden sollten die Entwickler noch nachlegen, beispielsweise wenn es um die Befüllung weitläufiger Biome mit Inhalten geht, so dass wir nicht mehr ewig rumlaufen müssen, um ein bisschen Action zu erleben. Davon abgesehen können wir jetzt schon eine eindeutige Spielempfehlung für all jene abgeben, die Spaß am Erkunden haben – bevorzugt in Kooperation mit Freunden.