Total War: Arena bietet packende Online-Schlachten zum Nulltarif - und schaut kräftig bei World of Tanks ab.
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Total War - Arena Test: Taktische Tiefe trifft hohen Grind
„Die spinnen, die Briten!“ Nein, wir zitieren an dieser Stelle den lieben Herrn Obelix nicht, weil wir uns einen Kommentar zum Brexit erlauben (oder etwa doch?). Wir beziehen uns auf den Entwickler Creative Assembly, der in dem beschaulichen Städtchen Horsham, circa 40 Kilometer südlich von London, sitzt und seit vielen Jahren die „Total War“-Spiele entwickelt. Das Team will es fertigbringen, allein in diesem Jahr drei Titel zu veröffentlichen: A Total War Saga: Thrones of Britannia Anfang Mai, Total War: Three Kingdoms im Herbst und obendrauf noch das kostenlose Total War: Arena, das bereits spielbar ist. Wir haben uns den Free-to-Play-Ableger genau angesehen und sind der Frage auf die Spur gegangen, ob ein Total War ohne rundenbasierte Weltkarte und den Ausbau des eigenen Reiches funktionieren kann.
Römer ohne Weltreich
Das ist direkt der erste Zahn, den wir den Serienfans ziehen müssen. Wer gedacht hat, die volle „Total War“-Erfahrung serviert zu bekommen, ohne auch nur einen Cent dafür zahlen zu müssen, hat sich geschnitten. Das Spin-off setzt auf ein anderes Konzept. Es übernimmt die spannenden Echtzeitschlachten mit großen Armeen auf weitläufigen Karten und vermischt sie mit dem Metagame eines World of Tanks. Das mag erstmal seltsam klingen, zumal Total War: Arena in der Antike spielt und nicht im Szenario des Zweiten Weltkriegs (Panzer gibt es also gar nicht).
Aber wenn ihr euch vorstellt, dass die Kriegsmaschinen aus dem erfolgreichen Actionspiel von Wargaming durch bekannte Feldherren der Griechen, Römer, Karthager sowie Barbaren und die Waffensysteme und Upgrades durch unterschiedliche Einheiten beziehungsweise Spezialfähigkeiten ersetzt werden, habt ihr ein gutes Bild davon, wie der Titel funktioniert. Wie passend, dass der „World of Tanks“-Entwickler als Publisher für Total War: Arena zuständig ist. Somit kann nicht einmal von Ideenklau die Rede sein.
Promifaktor statt historischer Authentizität
Doch kommen wir zu den Details: Das Strategiespiel versetzt euch in die Zeit von Julius Caesar, Alexander der Große und König Leonidas. Dass diese drei Personen nicht in denselben Jahrhunderten gelebt haben, ist uns bewusst. Zwischen dem Tod des berühmten spartanischen Monarchen (ihr wisst schon, der „Das ist Sparta“-Typ) und der Geburt Caesars liegen mal eben 380 Jahre. Ausnahmsweise nimmt es Creative Assembly nicht so genau mit der historischen Korrektheit. Das ist nicht weiter schlimm, da das Spiel sowieso keinen konkreten Zeitraum abbildet, in dem ihr im Zuge einer Kampagne das antike Europa erobert. Stattdessen besteht Total War: Arena aus einzelnen, voneinander unabhängigen Multiplayer-Schlachten. Entweder kämpft ihr kooperativ gegen die KI oder es streiten sich zwei Teams à zehn Spieler um den Sieg.
Die Gefechte selbst erinnern ein wenig an das Echtzeitstrategiespiel World in Conflict von Ubisoft, das 2007 für den PC erschienen ist. Darin treten bis zu 16 Spieler, aufgeteilt in zwei Teams, gegeneinander an und anstatt, dass jeder eine Basis errichtet und eine Armee rekrutiert, übernimmt jedes Teammitglied eine Art von Einheitentyp. Die einen befehligen Panzer, die anderen Infanteristen, Lufteinheiten oder Unterstützungsfahrzeuge. In Total War: Arena lenkt jeder Spieler die Soldaten eines Feldherrn. Ihr selbst steuert keine große Armee, sondern einen kleinen Verbund aus drei einzelnen Truppen. Dabei handelt es sich entweder um Nah-, Fernkämpfer, Kavallerie oder Artillerie. Hier greift das gute, alte Stein-Schere-Papier-Prinzip: Reiter zum Beispiel sind gut gegen Bogenschützen, haben hingegen mit Speerträgern ihre Probleme.
Viel Tiefgang
Damit die eigenen Krieger nicht ins virtuelle Gras beißen, ist es wichtig, sowohl die Eigenschaften der Einheitentypen zu beachten als auch die Fähigkeiten des Feldherrn klug einzusetzen. Die Griechin Kynane kann die Laufgeschwindigkeit ihrer Einheiten kurzzeitig erhöhen und der Barbar Arminius darf ab Stufe 3 seine Untergebene in Raserei versetzen, so dass sie mehr Schaden verursachen, aber schwächer in der Abwehr sind.
Das Gelände solltet ihr in Total War: Arena ebenfalls immer in eure Taktik miteinbeziehen. Die Schlachtfelder sind nicht nur deshalb keine flachen Ebenen, weil das ziemlich langweilig aussehen würde. Höhenunterschiede können einen großen Einfluss auf das Kampfgeschehen haben, denn Fernkämpfer, die auf einem Hügel stehen, können deutlich weiter schießen. Wälder wiederum bieten euren Truppen die Möglichkeit, sich unbemerkt fortzubewegen und den Feinden in den Rücken zu fallen. Die Einheiten des gegnerischen Teams sieht man in Total War: Arena schließlich nur, wenn sie sich im eigenen oder dem Sichtfeld eines Kameraden befinden.
Lange schuften für starke Krieger
Erfolge auf dem Schlachtfeld bringen euch „Freie Erfahrungspunkte“ und Silber ein. Diese beiden Ressourcen sind wichtig für das Metagame von Total War: Arena. Hier werden die Ähnlichkeiten zu World of Tanks und Co richtig deutlich: Mit der Erfahrung erforscht ihr in dem Online-Spiel neue Einheiten sowie Fähigkeiten und Verbesserungen für die Skills. Jeder Befehlshaber hat seine Forschungsbäume für beide Bereiche. Die Anzahl der unterschiedlichen Soldatentypen ist riesig. Dementsprechend könnt ihr euch schnell ausmalen, wie lange es dauern wird, jeden einzelnen freizuschalten. Außerdem müsst ihr bedenken, dass die „Freien EP“ nur der Erforschung der Einheiten dienen. Wollt ihr sie in den Partien einsetzen, müsst ihr sie für Silber rekrutieren.
Wird Total War: Arena also schnell zum Grind-Fest? Nun ja, leider schon. Hinzu kommt noch, dass es wie in den anderen Wargaming-Titeln Premiumeineiten gibt, die ihr nur mit der Echtgeldwährung Gold kaufen könnt. Das geht immerhin nicht von Haus aus, ihr müsst erst mit dem entsprechenden General im Level aufgestiegen sein, bevor der Erwerb der Premiumsoldaten möglich ist. Das ändert nichts daran, dass sie stets ein bisschen stärker sind als normale Einheiten des gleichen Typs, die auf derselben Stufe freigeschaltet werden. Die stärksten Krieger im Spiel sind jedoch nur für Silber zu haben und somit nicht den zahlenden Spielern vorbehalten. Im Endeffekt ist das Geschäftsmodell von Total War: Arena also genauso fair beziehungsweise unfair wie in World of Tanks. Es ist nicht das ideale Free-to-Play-Konzept, aber auch keins, bei dem wir uns die Haare raufen und einfach nur laut „Pay-to-Win!“ schreien wollen.
Tagein, tagaus das Gleiche
Was uns tatsächlich mehr stört, ist der aktuell noch etwas magere Umfang in Sachen Spielmodi. Außer 10-gegen-10-Schlachten, in denen ihr entweder alle feindlichen Truppen vernichten oder die gegnerische Basis erobern müsst, hat Total War: Arena noch nichts zu bieten. Hier muss Creative Assembly auf Dauer für mehr Abwechslung sorgen, dann würde der Grind automatisch weniger stören. Und nicht nur andere PvP-Varianten wären nett, Einzelspielerszenarien mit kleinen Rahmenhandlungen würden ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Die Anzahl der vorhandenen Generäle, Einheiten und Maps kann sich hingegen sehen lassen. Gerade die Karten bieten eine große optische wie spielerische Vielfalt. Von Städten über Wald und Wiesen und Gebirge bis hin zu einer Wüstenkarte ist alles dabei, was gut zum Szenario passt.
Technisch macht Total War: Arena eine sehr runde Figur. Grafik war schon immer eine Stärke der Spiele von Creative Assembly und auch der Free-to-Play-Ableger überzeugt mit Massen an Soldaten auf einem Bildschirm, die detailliert modelliert und geschmeidig animiert sind. Dazu kommen 3D-Gras, realistisch wirkendes Gelände, schicke Licht- und Schatteneffekte und das alles läuft selbst auf Mittelklasse-PCs sehr ordentlich. An die optische Qualität eines Total War: Warhammer 2 mag Total War: Arena nicht herankommen, dafür ist das Fantasy-Spiel viel hardwarehungriger. Akustisch werden die Gefechte von schöner orchestraler Musik und den passenden Klängen wie klirrend aufeinanderprallender Schwerter und dem Gebrüll der Soldaten untermalt.
Fazit
Wenn ihr wissen möchtet, ob Total War: Arena etwas für euch ist, solltet ihr euch zwei elementare Fragen stellen: Wie wichtig sind euch bei einem Total War die Weltkarte sowie das Rundenstrategieelement und wie sehr mögt oder mögt ihr nicht das Progressionssystem eines World of Tanks? Gehört ihr zu denjenigen, die bei den anderen „Total War“-Teilen die Echtzeitschlachten oftmals vom Computer auswürfeln lassen, wird euch dieses Spin-off nicht befriedigen. Habt ihr aber an den Gefechten Spaß, wollt euch mit menschlichen Gegenspielern messen und reagiert wenig allergisch auf Grind, ist Total War: Arena allemal einen Blick wert. Die Schlachten machen Laune, sind taktisch anspruchsvoll, verlangen viel Teamplay und sehen dank der schicken Grafik toll aus. Das Freischalten besserer Einheiten und Fähigkeiten motiviert, wird allerdings irgendwann doch zu Arbeit. Man merkt eben deutlich, dass Wargaming hier seine Finger im Spiel hat – im Guten wie im Schlechten. Strategiefans werden auf jeden Fall einige unterhaltsame Stunden erleben. Und wie heißt es bei Free-to-Play-Titeln so schön: Ausprobieren kostet nichts.
- Taktisch anspruchsvolle Schlachten
- Viele unterschiedliche Einheiten
- Hübsche Grafik
- Abwechslungsreiche Karten
- Kaum Spielmodi
- Großer Grind-Faktor