In The Division 2: Die Warlords von New York geht es zurück nach Manhattan und das sollte sich kein Fan entgehen lassen.
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"Die Warlords von New York" im Test: Besser als das Hauptspiel
In The Division 1 habt ihr in Manhattan gekämpft. In Teil 2 verschlägt es euch nach Washington, D.C. und im ersten großen kostenpflichtigen DLC für die Fortsetzung geht es wieder zurück nach Big Apple. "Die Warlords von New York" kostet 30 Euro – für einen Downlad-Inhalt ist das nicht wenig Geld, da dürfte doch also eigentlich ziemlich viel drinstecken, oder? Wir haben uns dem neuen alten Feind in Manhattan gestellt und dabei zwei Dinge festgestellt: The Division 2 macht immer noch viel Spaß, sofern man auf eine gute Geschichte verzichten kann, und je geringer die Quantität ist, desto höhere Qualität liefern die Entwickler.
Die Geschichte…. Ja, die ist irgendwie da(?)
Einer der Hauptkritikpunkte in unserem Test zu The Division 2 war die schwache Story. Mal ehrlich: Wir haben nichts von der Geschichte im Kopf behalten. Da war irgendwas mit mehreren feindlichen Fraktionen, die in Washington, D.C. Angst und Schrecken verbreiten, zwischendurch haben wir mal den US-Präsidenten aus der Gefangenschaft befreit und am Ende war es für die Katz, dass wir die Stadt gerettet hatten, weil dann die Black Tusk auf den Plan traten und sich alles unter den Nagel rissen.
"Die Warlords von New York" knüpft nicht wirklich an das an, was im Hauptspiel passiert ist, sondern stellt eher eine Fortsetzung des Vorgängers dar. Hauptantagonist ist schließlich wieder Aaron Keener, der mit seinen Leuten die Kontrolle über das südliche Manhattan übernommen hat. Ihr werdet dorthin beordert, um dem abtrünnigen Agenten ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Viel mehr Geschichte steckt in dem DLC nicht drin. Klar, es gibt wieder Haufenweise Telefone in der Spielwelt, deren Sprachaufzeichnungen euch Hintergrundinfos liefern, der Plot beschränkt sich jedoch im Wesentlichen auf das, was vor der ersten und nach der letzten Mission der Add-on-Kampagne passiert. Legt ihr auf eine gute Story Wert, wird euch auch "Die Warlords von New York" nicht zufriedenstellen.
Zerstörte Umgebung vom Feinsten
Wer befürchtet hat, dass Massive Entertainment für die Erweiterung zu The Division 2 ähnlich viel Levelrecycling betreibt wie Bungie bei "Festung der Schatten" für Destiny 2, der kann beruhigt aufatmen. Wie bereits erwähnt, treiben sich Keener und seine Schergen an der Südspitze von Manhattan herum. Im ersten The Division hingegen habt ihr eher im Zentrum der Insel für Ordnung gesorgt. Die vier Gebiete der neuen Open World, deren Fläche circa einem Drittel des virtuellen Washington, D.C. entspricht, sind komplett neu und fantastisch gestaltet.
Massive Entertainment beweist erneut, wie groß die Detailverliebtheit der eigenen Leveldesigner ist. Die Anzahl der verteilten Objekte, die so platziert sind, dass sich das organische Bild einer gebeutelten Stadt ergibt, ist beeindruckend – zumal das virtuelle New York nicht nur die Spuren des Virusausbruchs und der weit verbreiteten Gesetzlosigkeit auf den Straßen trägt, sondern auch noch von einem Tsunami in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ihr lauft also durch teilweise völlig zerstörte Häuserschluchten, an Haufen von Autowracks und auch Leichenbergen vorbei. Die Spielwelt schafft es, ein Unwohlsein zu vermitteln. Das Manhattan aus The Division 2 ist kein Ort, an dem wir im realen Leben sein wollen würden.
Mehr Abwechslung
Nun gerät dieses Gefühl des Unwohlseins schnell wieder in den Hintergrund, sobald die ersten Gegner auftauchen, es zu einem spannenden Kampf kommt und ihr euch die wertvolle Beute in die Taschen steckt. So viel Mühe sich Massive Entertainment eben mit der Weltgestaltung gibt, so wenig relevant ist das alles letztendlich für die Kernspielerfahrung. The Division 2 ist nun mal ein Loot-Shooter, wie man es gewohnt ist, und daran ändert auch "Die Warlords von New York“ nichts. Wem es auf Dauer zu eintönig wird, nur klassische Deckungs-Shooter-Gefechte mit sich immer wiederholenden Gegnertypen auszufechten, der dürfte schon beim Hauptspiel schnell abgeschaltet haben und den wird auch das Add-on nicht mehr bekehren können. Aber Massive Entertainment hat sich gesteigert.
Die Kampagne von "Die Warlords von New York“ ist das Beste, was wir bislang in einem The Division in puncto Story-Missionen gespielt haben. Man hat richtig das Gefühl, dass die Schweden aufgrund des geringeren Umfangs im Vergleich zum Hauptspiel mehr Wert auf Diversität legen konnten. Die 13 Aufträge des DLCs, die sich in fünf Haupt- und acht Nebenquests unterteilen, bieten mehr Vielfalt als die Missionen in der US-Hauptstadt. Das liegt vor allem an den richtig guten Bosskämpfen.
"Komm raus, Keener, komm raus!"
Die Kampagne von "Die Warlords von New York“ dreht sich darum, die vier Lieutenants von Aaron Keener auszuschalten, um so den Oberschurken persönlich aus seinem Versteck zu locken. Das erinnert sehr an die Struktur von Ghost Recon: Wildlands, bloß in deutlich kleinerem Umfang. Bevor ihr euch mit einem der Lieutenants anlegen könnt, müsst ihr ihn erst mal ausfindig machen. Die Hauptmissionen sind als Untersuchungen in mehrere Abschnitte unterteilt, die ihr auch nicht am Stück spielen müsst. Am Ende jeder dieser Untersuchungen stellt ihr euch dem jeweiligen Boss in einem spannenden, fordernden Kampf und jeder hat seine Eigenheiten. Der eine will euch mit Hologrammen seiner selbst in die Irre treiben, der andere macht euch das Leben schwer, indem er Teile der Kampfarena unter Strom setzt.
Die Kampagne ist zwar nach rund zehn Stunden durchgespielt (wer fleißig die Welt erkundet und noch die „Division 2“-typischen Open-World-Aufgaben wie die Eroberung von Kontrollpunkten macht, kann noch ein paar Stunden obendrauf rechnen), aber dafür bietet sie eben mehr als genug Vielfalt. Es geht zwar weiterhin fast nur ums Ballern, aber wer The Division 2 genau deshalb so gerne spielt, kommt bei dem DLC voll auf seine Kosten, zumal es ein paar neue Gegnertypen gibt, etwa Bogenschützen. Einzig der inflationäre Einsatz von dick gepanzerten Minibossen mit Flammenwerfern hat uns so richtig missfallen. Sehr cool übrigens: Ihr könnt die Missionen in beliebiger Reihenfolge absolvieren. Die Welt levelt stetig mit euch mit, sodass alle Gegner in allen Gebieten jederzeit auf eurer Stufe sind.
Balken sind toll
"Die Warlords von New York“ hat aber nicht nur neue Inhalte im Gepäck und erhöht die Levelbegrenzung von 30 auf 40. Massive Entertainment hat auch den Loot komplett überarbeitet. Davon profitieren jedoch alle Spieler – auch die, die sich den DLC nicht kaufen. "Gear 2.0“ nennen die Entwickler das. Die Werte und Boni der Waffen und Rüstungsteile sind nun viel leichter zu verstehen. Dafür sorgen unter anderem Balken. Unter jedem Wert (mehr Waffenschaden, mehr Rüstung etc.) signalisiert ein solcher, wie stark der Bonus im Vergleich zu anderen Gegenständen derselben Stufe ist. Ist der Balken besonders gut gefüllt, habt ihr ein Item mit einem sehr guten Wert, das ihr nicht einfach so verschrotten oder verkaufen solltet. Gerade dem Endgame kommen solche Änderungen sehr zugute, da ihr einfacher gezielt Loot farmen und euren Wunsch-Build zusammenstellen könnt.
Eine weitere gute Änderung betrifft die Rekalibrierung. Fortan zerlegt ihr einen Gegenstand in The Division 2, um einen Bonus eurer Wahl in einer Datenbank abzuspeichern, um ihn dann für jedes andere Item verwenden zu können. Das ist damit vergleichbar, wie The Division 2 Waffenaufsätze handhabt, und viel komfortabler als das vorherige System. Gut gemacht, Massive!
Im Endgame wird nicht nur Loot gejagt
Die Rekalibrierung ist ein Feature, das vor allem im Endgame wichtig ist, davor könnt ihr es getrost ignorieren. Um jenen Teil des Spiels im zweiten Jahr aufzuwerten, haben sich die Entwickler für ein Saisonmodell entschieden. Seit dieser Woche läuft die erste Spielzeit, die drei Monate dauern wird. In dieser Zeit werden nach und nach neue Inhalte freigeschaltet, wobei das nicht heißt, dass euch haufenweise neue Story-Missionen oder ähnliches erwarten.
Ja, ihr macht Jagd auf neue Bossgegner. Alle drei Wochen gibt es eine neue Untersuchung, die euch Aufgaben vorgibt, die ihr wiederum innerhalb von zwei Wochen erfüllen müsst, um die Zielperson aufzuspüren. Da geht es dann etwa darum, Kontrollpunkte in einem bestimmten Gebiet zu erobern, Kopfgeldeinsätze zu erfüllen oder bestimmte Story-Missionen erneut zu spielen. Kurzum: Das neue Endgame in The Division 2 gibt euch klare Routen durch die bereits vorhandenen Inhalte vor. Ihr werdet nicht viel grundlegend Neues zu Gesicht bekommen, aber habt eben klarere Ziele vor Augen, was dem Endgame-Grind mehr Struktur verleiht. Und das ist auch was Gutes.
Dazu kommen noch regelmäßige Events und die sogenannten Ligen, für die ihr dann auch nochmal bestimmte Aktivitäten abschließt, um Belohnungen zu erhalten. Die erste Liga startet jedoch erst kommende Woche, weshalb wir darauf an dieser Stelle nicht näher eingehen können.
The Division 2 hat jetzt das, was auch alle anderen haben
Apropos Belohnungen: Noch mehr klare Ziele liefert euch der Battle Pass, den es nun in The Division 2 gibt. Ihr sammelt mit allem, was ihr im Spiel macht, Erfahrungspunkte, steigt in der Stufe auf und schaltet so Belohnungen frei. Es gibt kostenlose Preise, die jeder kriegen kann, zu denen unter anderem neue Waffen und Markenausrüstung gehören, und kostenpflichtige. Für letztere müsst ihr den Saisonpass kaufen, wobei der für die erste Spielzeit im Kaufpreis von "Die Warlords von New York“ enthalten ist.
Leider hat sich Ubisoft dazu entschieden, sich bei den Premiumbelohnungen nicht nur auf Kosmetik zu beschränken. Wer extra zahlt, kann sich etwa zusätzliche Crafting-Materialien und Schlüssel für die in der Spielwelt findbaren Fraktionsbehälter verdienen. Nun würden wir nicht so weit gehen, von Pay-to-Win-Elementen zu sprechen. The Division 2 hat zwar PvP, aber da werden eh alle Gegenstände und Werte normalisiert (mit Ausnahme der besetzen Dark Zones). Trotzdem ist es nicht ganz die feine englische Art, speziell bei einem Spiel ohne Free-to-Play-Modell.
Noch mehr zum Leveln
Es gibt noch ein paar weitere Elemente, die das Endgame in The Division 2 aufwerten: den heroischen Schwierigkeitsgrad, bei dem euch noch mehr abverlangt wird, als es schon auf "Herausfordernd“ der Fall ist, die Direktiven als globale Modifikatoren, die für zusätzliche Herausforderungen sorgen und Bonus-XP gewähren, und die SHD-Level. Letztere sind mit dem Paragon-System aus Diablo 3 vergleichbar.
Für jeden Levelaufstieg nach Erreichen von Stufe 40 gibt es nun statt bloß einer Kiste mit Loot, den ihr vermutlich eh nicht braucht, einen Skill-Punkt. Den investiert ihr in einen von insgesamt 17 Werten, aufgeteilt auf fünf Kategorien (Angriff, Verteidigung, Zusatz, Verschiedenes plus einen einzelnen "Plündern“-Wert) und in jeden könnt ihr 50 Punkte stecken. So erhöht ihr zum Beispiel euren Waffenschaden oder die kritische Trefferchance um maximal zehn Prozent. Bis sich diese Boni also wirklich bemerkbar machen, müsst ihr ganz schön viele Stunden in The Division 2 investieren. Aber genau diese Art von Grind und Langzeitmotivation braucht so ein Spiel ja auch irgendwie (sofern es nicht das Einzige ist, was das Endgame zu bieten hat).
Fazit
Die Warlords von New York haben den Bürgern der Stadt nicht viel Freude bereitet, uns hingegen schon. Massive Entertainment hat ein richtig gutes Paket geschnürt, das in Sachen Story zwar genauso schwach wie das Hauptspiel ist, dafür ein besseres Missions- und vor allem Bossgegnerdesign auffährt. Die Kampagne des Add-ons übertrifft die des Hauptspiels deutlich, hat dafür aber auch nur ein Viertel so viel Umfang. Doch wenn das eben mit ein Grund für die gehobene inhaltliche Qualität ist, nehmen wir das gerne in Kauf, zumal der wichtigste Teil von The Division 2 nach wie vor der Endgame-Grind bleibt. Der ist nun wesentlich strukturierter, bietet neue Herausforderungen und zusätzliche Langzeitmotivation durch die SHD-Stufen. Kurzum: Wer nach wie vor Spaß mit dem Spiel hat, kommt um die Erweiterung nicht herum. Wem das Hauptspiel hingegen schon zu öde war, den wird auch der Ausflug nach Manhattan nicht mehr zum Fan konvertieren.
- Abwechslungsreiche Kampagne
- Schöne neue Gebiete
- "Gear 2.0" ist super
- Strukturierteres Endgame
- VIP-Battle-Pass-Belohnungen nicht nur kosmetisch
- Miniboss mit Flammenwerfer wird zu oft eingesetzt
- Story Division-typisch nicht gut