Aufbaustrategie-Spiele, gerade mit mittelalterlichem Schauplatz, erfreuen sich seit jeher großer Beliebtheit, vor allem auch in Deutschland. Ein erfolgreiches Beispiel ist die Stronghold-Spielereihe von FireFly Studios, die mit dem Online-Spiel Stronghold Kingdoms einen Free-to-Play-Ableger bekommen hat. Ende 2010 war das Spiel bereits in die Open Beta gestartet, der offizielle Release folgte volle zwei Jahre später. Vor kurzem erst haben die Entwickler mit dem PvE-Abenteuer "Aufstieg des Wolfs" ein riesiges Update veröffentlicht, das vor allem auch Langzeit-Spielern neue Herausforderungen bieten soll. Stronghold Kingdoms lebt also, nach wie vor, und wir haben uns nun endlich auch ins virtuelle Mittelalter gewagt - mit Rittern und Schlachten und allem, was dazugehört. In unserem Test verraten wir euch, wie uns unser Aufenthalt in Stronghold Kingdoms gefallen hat und warum wir uns schnell ziemlich unbeliebt bei unseren Mitspielern gemacht haben.
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Stronghold Kingdoms Test: Echtzeitstrategie für engagierte Spieler - Mit viel Zeit und Geduld zum Herrschertitel
Nachdem wir uns Stronghold Kingdoms runtergeladen und den Client installiert haben, werden wir prompt von einem Ritter in glänzender Rüstung angesprochen, der uns durch ein knappes Tutorial führt und uns feierlich mitteilt, dass wir dazu auserkoren sind, der neue König zu werden. Wow! Das klingt doch mal nach einem Job nach unserem Geschmack. Aber leider schickt uns der Ritter dann nicht etwa zu unserem goldenen Thron, sondern in ein Dorf, um das wir uns künftig kümmern sollen. Da hätten wir wohl lieber mal das Kleingedruckte lesen sollen. Wie dem auch sei, nach der kurzen Einführung stehen wir auf unserem neuen Stück Land, auf dem sich bereits die sogenannte Dorfhalle befindet. Drumherum sind Wiesen, Steinbrüche und Wald. Leider hat uns der Recke mit seinen vielen Worten nicht nur verwirrt, sondern uns auch noch im Unklaren darüber gelassen, was genau eigentlich unser Ziel ist und so erkunden wir die Welt von Stronghold Kingdoms auf eigene Faust. Das stellt sich jedoch als schwieriges Unterfangen heraus, denn innerhalb des Spiels finden wir keine oder nur sehr kurz gehaltene Erklärungen der einzelnen Funktionen. Unser Glück: Die ersten vier Tage stehen wir unter einem Anfänger-Schutz, können also nicht direkt angegriffen werden. Außerdem gibt es, wie wir bald rausfinden, ein sehr umfangreiches Wiki zum Spiel, in dem wir auf fast alle unsere Fragen eine Antwort finden. Schön und gut, aber mal ehrlich: Wer hat denn, gerade am Anfang, Lust darauf, beim jedem Schritt ein Lexikon zu Rate zu ziehen? Ein paar mehr Erklärungen direkt im Spiel hätten es gerne sein dürfen. So jedenfalls bleibt der Spielspaß auf der Strecke, bevor er überhaupt angefangen hat. Es sei denn natürlich, wir sind Genre-Profis, die intuitiv wissen, was zu tun ist, oder sich zumindest nicht daran stören, Details nachzuschlagen. Schnell wird klar: Die Zielgruppe von Stronghold Kingdoms sind Core-Strategen, keine Genre-Neulinge.
Große Beliebtheit sorgt für fleißige Arbeiter
In unserem Dorf gibt es eine Menge zu tun. Je mehr Gebäude wir in Stronghold Kingdoms bauen, desto mehr Bauern und Arbeitern können wir beim Malochen zusehen. Auch Hühner huschen über die Wiese und die Kühe kauen genüsslich ihr Gras. Die animierten Grafiken sind hübsch anzusehen und bieten eine willkommene Abwechslung zu den schlichten Tabellen, die wir nach Gefechten als Kampfbericht zu sehen bekommen. Ebenso fällt uns positiv auf, dass Gebäude, Menschen und Tiere mit viel Liebe zum Detail gestaltet sind. Die Arbeiter, die den ganzen Tag für uns schuften, wohnen nicht automatisch in unserem Dorf, wenn wir ein neues Gebäude in die Landschaft setzen, vielmehr müssen wir uns darum bemühen, alle Einwohner mit Freizeitaktivitäten und Unterhaltungsmöglichkeiten bei Laune zu halten, damit unsere Beliebtheit wächst und immer mehr Bauern ihren Weg zu uns finden. Das ist äußerst wichtig, denn ohne die Arbeiter haben wir weder die Möglichkeit an Rohstoffe zu gelangen noch finden wir Soldaten, die für uns in den Krieg ziehen. Solange die Beliebtheit also ausreichend ist, fühlen sich die Dorfbewohner wohl und verrichten ihre Arbeit. Sobald jedoch schlimme Dinge wie Krieg, Angriffe wilder Tiere oder ähnliches über unseren Ort hereinbrechen, verspüren die Bauern Angst und die Beliebtheit sinkt rapide. Und das wirkt sich wiederum negativ auf unsere Bevölkerungszahl aus.
Immer auf die Kleinen
Das wäre kein Problem, wenn Anfänger-Dörfer nicht sofort gefarmt würden, sobald sie den viertägigen Schutz verlassen haben. In dieser kurzen Zeit ist es nicht möglich, eine Armee aufzubauen, die stark genug ist, um größeren Feinden zu trotzen. Das ist schon ein wenig frustrierend, denn wenn ein feindlicher Spieler unser Dorf dem Erdboden gleichmacht, sorgt er damit gleichzeitig dafür, dass alle Bauern und Arbeiter verschwinden und wir fast zwei Tage lang damit beschäftigt sind, uns neue Leute zu suchen, die für uns Brot backen oder Holz hacken. Die Bauern rennen uns leider nicht gruppenweise die Bude ein, sondern kommen alleine an, was, je nach Beliebtheitsstufe, bis zu 24 Stunden dauern kann. Wir haben also gerade angefangen Häuser zu bauen und unsere Stadtmauer zu vergrößern und plötzlich kommt ein Angriff nach dem anderen und wir fangen mit dem Spiel wieder von vorne an.
Mit Kronen kaufen wir uns Erfolg – Oder wir warten einfach
Stronghold Kingdoms ist free-to-play, trotzdem gibt es innerhalb des Spiels natürlich verschiedene Features, die wir mit echtem Geld dazu kaufen können. Dazu gehören unter anderem die sogenannten Premium-Tokens, mit denen sich folgendes anstellen lässt:
Bau-Warteschlange
Damit lassen sich bis zu fünf Gebäude platzieren, die nacheinander abgearbeitet werden, auch wenn wir offline sind.
Gebäude versetzen
Dorfgebäude können beliebig verschoben werden.
Forschungs-Warteschlange
Bis zu fünf Forschungen können hintereinander erledigt werden, auch offline.
Automatischer Handel
Waren werden automatisch in einem Abstand von zwei bis vier Stunden gehandelt.
Automatisches Erkunden
Kundschafter sammeln automatisch in einem Abstand von zwei bis vier Stunden Vorräte innerhalb der Gemeinde ein.
Automatischer Angriff
Alle zwei bis vier Stunden werden automatische Angriffe innerhalb der Gemeinde ausgeführt.
Automatisches Rekrutieren
Alle zwei bis vier Stunden wird eine bestimmte Truppenart automatisch rekrutiert, sofern Bauern und Waffen dafür zur Verfügung stehen.
Tokens müssen wir mit der kostenpflichtigen Premiumwährung Kronen bezahlen, mit denen wir uns außerdem Sammelkarten anschaffen können, die uns kurzzeitige Verbesserungen wie eine erhöhte Produktion von Rohstoffen oder verkürzte Bauzeiten bescheren.
Es gibt keine Möglichkeit, kostenlos an Premium-Items heran zu kommen. Lediglich Sammelkarten stehen uns gratis zur Verfügung, allerdings nur eine bestimmte Anzahl pro Woche. Dieses Kontingent richtet sich danach, wie viele Aufgaben wir erledigen. Je mehr Aufträge wir erfüllen, desto mehr Karten gibt's als Belohnung. Das klingt vielversprechender als es ist. Denn bereits die vierte Aufgabe, für die uns vier Karten pro Woche versprochen werden, lautet "Erster Kauf von Kronen". Mit anderen Worten: Wir sind gezwungen, echtes Geld zu investieren, sofern wir über drei Sammelkarten pro Woche hinaus kommen wollen. Es spielt auch keine Rolle, ob die Aufgaben, die danach kommen, bereits erledigt sind oder nicht, denn wir erhalten nur die Karten des Auftrags, an dem wir hier festhängen. Wir wollen aber festhalten: Trotz der vielen Vorteile, die wir uns mit Kronen kaufen können, ist Stronghold Kingdoms auch kostenlos spielbar - solange wir gewillt sind, sehr viel mehr Zeit und Geduld zu investieren.
Stronghold Kingdoms ist nichts für Gelegenheitsspieler
Die Community von Stronghold Kingdoms ist sehr hilfsbereit und erklärt gerne, wie die Dinge im Strategiespiel laufen, wenn wir nicht weiter kommen, was aber gar nicht gern gesehen ist, sind Spieler, die sich nicht möglichst 24 Stunden am Tag in der Stronghold-Kingdoms-Welt aufhalten. Wir wurden, ohne uns zu bemühen, in eine Fraktion eingeladen, aber nach kurzer Zeit gleich wieder rausgeschmissen, weil wir uns nicht oft genug an gemeinsamen Aktionen beteiligt haben. Gelegenheitsspieler, wir haben es bereits angedeutet, werden hier keine Freude haben, denn auf sie warten nach dem Login immer wieder böse Überraschungen wie leere Dorfplätze, tote Bauern oder eine Fraktion, die zwischenzeitlich längst das Weite gesucht hat. Dafür finden Hardcore-Strategen und sehr aktive Spieler mit Stronghold Kingdoms eine Möglichkeit, sich so richtig auszutoben - ohne halbherzige Mitspieler, die sich gar nicht richtig für ihre Verantwortung als Herrscher interessieren. Wie immer gilt: Was zählt, ist die Perspektive.
Stronghold Kingdoms Bewertung
Grafik
Die Grafik von Stronghold Kingdoms ist ansprechend und detailliert gestaltet. Animierte Hühner, Kühe und Menschen laufen umher und beleben das Dorf.
Sound
Mittelalterliche Klänge begleiten das Spielgeschehen. Die Musik wirkt auf Dauer etwas eintönig, verstärkt jedoch die Atmosphäre und gibt uns somit das Gefühl, hautnah dabei zu sein.
Umfang
Das Spiel ist sehr komplex und beinhaltet viele Funktionen, die wir erst nach und nach entdecken beziehungsweise freischalten. Zu tun gibt es genug, wobei die Abläufe letztlich immer sehr ähnlich sind.
Free-to-play-Balance
Wer bereit ist zu zahlen, profitiert sehr und zwar nicht nur in Sachen Zeitersparnis. Um als Gratis-Spieler mitzuhalten, braucht es viel Engagement.
Spielspaß
Strategie-Fans kommen auf ihre Kosten und treffen auf eine Community, die viel fordert, aber auch viel gibt. Genre-Neulinge könnten schnell von der schieren Komplexität des Spiels überfordert sein. Spaß macht Stronghold Kingdoms vor allem im Zusammenspiel mit anderen und das erfordert viel Zeit. Wer die bereit ist aufzubringen, kann voll in die Spielwelt abtauchen.
- Schöne Grafik, stimmungsvoller Sound
- Komplexes Spiel für Strategie-Fans
- Nicht für Genre-Neulinge oder Gelegenheitsspieler geeignet
- Sehr viele Vorteile für zahlende Spieler
Fazit
Stronghold Kingdoms bietet soliden Echtzeitstrategie-Spaß für Spieler, die sich in diesem Genre heimisch fühlen und Lust auf etwas mehr Herausforderung haben. Die Bereitschaft, sich regelmäßig einzuloggen und aktiv die eigene Fraktion zu unterstützen, sind Voraussetzung, um wirklich in die Spielwelt eintauchen zu können. Wer auf der Suche nach einem Zeitvertreib für zwischendurch ist, sollte sich lieber ein anderes Spiel suchen - und da ist die Auswahl groß. Es gibt zahlreiche eher im Casual-Bereich angesiedelte Strategiespiele, die gezielt Gelegenheitsspieler ansprechen. Stronghold Kingdoms gehört nicht dazu.