Street Fighter 6 ist wieder zurück und beweist eindrucksvoll, wie ein Fighting Game auszusehen hat.
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Street Fighter 6 im Test: Prügel für alle auf höchstem Niveau
Nach dem halb-exklusiven Ausflug von Street Fighter V auf den PC und die PlayStation kehrt die Serie mit dem sechsten Teil nun auch wieder auf die Xbox zurück. Aber nicht nur das, Capcom will mit Street Fighter 6 das größte und beste Fighting Game bisher abliefern. Neue Spieler und alte Hasen sollen dabei gleichermaßen angesprochen werden und es gibt erstmals einen richtigen Story-Modus, in dem ihr selbst im Mittelpunkt steht. Dazu kommen diverse weitere Modi und Neuerungen, vor allem im Online-Bereich. Klingt nach einer mächtigen Herausforderung.
Die Dreifaltigkeit des Kämpfens
Street Fighter 6 gliedert sich in drei Hauptmodi: World Tour, Battle Hub und Fighting Ground. Doch bevor es richtig losgeht, müsst ihr euch erst einmal einen eigenen Charakter erstellen. Der dafür vorgesehene Editor ist überaus umfangreich. Ihr seid nicht nur in der Lage, das grobe Aussehen zu verändern. Wer ein bisschen oder auch viel Zeit investiert, kann einzelne Knochenpartien, Muskelaufbau und zig andere Kleinigkeiten verändern und den eigenen Wünschen anpassen. Vieles davon dient lediglich der optischen Gestaltung, aber einige Dinge wie zum Beispiel die Länge der Gliedmaßen und die Muskelmasse bestimmen hingegen euren Kampfstil. Die Erscheinung kann aber jederzeit verändert werden, falls ihr mit einigen eurer Entscheidungen nicht einverstanden seid.
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World Tour
Sobald das virtuelle Ebenbild erstellt wurde, geht es endlich in den Ring oder besser gesagt auf die Straße. Capcom forciert es, insbesondere wenn man mit der Reihe oder dem Genre noch nicht viele Berührungspunkte hatte, den "World Tour"-Modus zu spielen. Hier lassen sich in halbwegs entspannter Atmosphäre die Feinheiten von Street Fighter 6 lernen und Erfahrung mit den neuen Features sammeln, während ihr wie in einem Rollenspiel euren Charakter auflevelt. Passend dazu gibt es auch ein kleines Tutorial, welches ihr auf Wunsch überspringt.
Im "World Tour"-Modus werdet ihr selbst Teil der "Street Fighter"-Welt und erkundet die Stadt Metro City. Allerdings solltet ihr an dieser Stelle kein vollwertiges Action-Rollenspiel erwarten. Ihr bewegt euch frei durch mehr oder weniger große Gebiete, reist um die Welt und müsst dabei allerlei Konfrontationen überleben und kleinere Aufgaben erledigen. Dazu zählen das Kaufen neuer Nahrung und Kleidungsstücke, die teilweise die Werte des Charakters verändern, sowie auch einfache Quests oder auch nur Gespräche. Verpackt wurde das gesamte Erlebnis in eine Geschichte auf der Suche nach Stärke. Oder anders ausgedrückt: Ihr wollt der beste Kämpfer werden. Zudem wird die Handlung um die Organisation Shadaloo weitergetrieben, die vor allem für eingefleischte Fans interessant ist. Damit gewinnt man zwar keinen Innovationspreis, aber zumindest die Motivation für die ganzen Prügeleien ist klar. Über allem thronen aber natürlich die Kämpfe mit anderen Spielfiguren.
Auf eurer Reise um die ganze Welt trefft ihr natürlich auch die bekannten "Street Fighter"-Charaktere, die in diesem Spiel als Meister agieren. Von ihnen erlernt ihr nicht nur Attacken, ihr übernehmt auch ihren ganzen Stil. Das kann mitunter zu sehr kuriosen Szenen führen, wenn ihr beispielsweise einen 200 Kilogramm schweren Testosteronklumpen erstellt habt, der dann leichtfüßig wie Chun-Li durch die Arena tänzelt. So abgedreht das auch aussieht, auf diese Weise könnt ihr euren Charakter komplett euren Bedürfnissen nach anpassen. Leider hat der Modus mit einigen technischen Problemen wie Pop-ups zu kämpfen und die Welt selbst wirkt stellenweise etwas unbeholfen und hölzern. Autos fahren wie auf Schienen, NPCs sind zwar reichlich vorhanden, aber starr und meist teilnahmslos, gesprungen wird, wenn überhaupt, nur über Attacken. Trotzdem können auch wir uns einer gewissen Faszination nicht entziehen. Was lauert hinter der nächsten Ecke? Wie geht es weiter?
Fighting Ground
Sind die ersten Erfahrungen gesammelt, solltet ihr euch auch den anderen Modi wie etwa dem Fighting Ground widmen. Hier findet ihr alles, was das "Street Fighter"-Herz begehrt. Ihr sucht beispielsweise die klassische Herausforderung mit einem bekannten Charakter im Arcade-Modus, in dem jede Figur mit einer kleinen Geschichte aufwartet? Hier werdet ihr fündig, Bonus-Stages inklusive. Darüber hinaus könnt ihr in schnellen Partien online und offline die Fäuste fliegen lassen, wahlweise gewertet oder ungewertet. Mit dem Modus "Extremer Kampf" bekommen die Prügeleien sogar noch eine Art Partycharakter, denn hier können verschiedene Gemeinheiten eingestellt werden, um einem normalen Kampf zusätzliche Würze zu verleihen. Das reicht von abgeänderten Regeln bis hin zu einem wilden Stier, der durchs Bild rennt und alles umpflügt, was sich ihm in den Weg stellt. Außerdem gibt es noch diverse Trainingsmöglichkeiten und Herausforderungen. Allein mit den Modi im Fighting Ground wurden schon ganze Games gefüllt, bei Street Fighter 6 sind es einfach nur weitere Möglichkeiten, euch in den Kampf zu stürzen.
Battle Hub
Den dritten großen Bereich in Street Fighter 6 stellt der Battle Hub dar. Capcom verschmelzt hier die Atmosphäre von Online-Lobbies und traditionellen Arcade-Hallen. Mit eurem erstellten Charakter bewegt ihr euch durch eine riesige Halle, könnt an einem der "Street Fighter 6"-Automaten Platz nehmen und gegen die KI antreten. Gesellt sich ein weiterer Spieler hinzu, kommt es zum PvP-Duell. Oder ihr schaut anderen beim Kämpfen zu, eben ganz so wie in einer Spielhalle. Außerdem könnt ihr Klamotten kaufen, es gibt in regelmäßigen Abständen Turniere und wer will, kann mit seinem eigenen Avatar gegen andere Spieler antreten. Es ist sogar möglich, alte Capcom-Klassiker wie Final Fight, Street Fighter 2 und Co anzuspielen. Dafür müsst ihr euch nur in die Retro-Ecke des Battle Hubs begeben und euch an die entsprechende Spielstation setzen. Kleine Spielereien, wie etwa das Bedienen des DJ-Pults, runden dieses Erlebnis ab.
So wird gekämpft!
Jetzt haben wir ausführlich dargelegt, was Street Fighter 6 bietet und wie die einzelnen Elemente ineinander greifen. Aber wie spielt sich Street Fighter 6? Kurzum: Wer schon einmal einen "Street Fighter"-Titel gespielt hat, braucht keine Einführung. Vielleicht ist hier und da mal ein Blick in die Kombo-Übersicht notwendig, um sich die alten Tastenkombinationen wieder ins Gedächtnis zu rufen, aber das war es schon und das Game funktioniert tadellos und geschmeidig. Neu ist das Drive-System, mit dem ihr eure Gegner mit mächtigen Attacken vermöbeln könnt. Aber Vorsicht! Bei zu exzessivem Einsatz leert sich die entsprechende Anzeige und so wird aus einem Vorteil schnell ein nicht zu unterschätzender Nachteil im Getümmel.
Es gibt aber genügend Spieler, die nicht so vertraut mit dem Genre oder der Reihe sind. So gibt es neben der klassischen Steuerung auch eine moderne und eine dynamische Variante. Während die moderne für Anfänger geeignet ist, da komplexe Spezialattacken schon mit einem einfachen Tastendruck auszuführen sind, ist die dynamische Steuerung eine Mischung aus den beiden anderen Optionen. Gerade für Kenner, die erst wieder eine gewisse Vertrautheit aufbauen müssen, aber nicht gleich überfordert werden wollen, ist das eine hervorragende Steuerungsmöglichkeit. Alle Feinheiten und Finessen gibt es aber nur mit der klassischen Steuerung. Für den "World Tour"-Modus haben wir die moderne Variante vorgezogen, um ein Spielgefühl zu erhalten, das mehr einem klassischen 3D-Actionspiel entspricht.
Das hört sich alles schon sehr nach einem umfangreichen Spiel an, oder? Richtig, aber Capcom setzt beim Bonusmaterial dem Ganzen die Krone auf. Was ihr in diesem Spiel alles an Musik, Zeichnungen, Zwischensequenzen und mehr freispielen könnt, ist unglaublich. Zwar seht ihr relativ schnell die Credits, aber danach ist noch lange nicht Schluss. Wer alles freispielen will, muss mit jedem der 18 Charaktere lernen umzugehen und zu kämpfen. Aber selbst dann hat Capcom vorgesorgt. Street Fighter 6 wird immer wieder mit neuen Inhalten bestückt und in Zukunft wird es einen Battle Pass geben.
Technisch gibt es an Street Fighter 6 wenig auszusetzen. Die Charaktere sind herrlich animiert und strotzen vor Details. Gleiches gilt für die Stages. Es gibt immer wieder etwas zu entdecken, wenn man die Zeit im hektischen Getümmel dafür hätte. Leider fällt die Präsentation im "World Tour"-Modus dagegen etwas ab. Die Welt selbst sieht schick aus, aber es fehlt ihr etwas an Glaubwürdigkeit. Street Fighter ist generell etwas überzeichnet und abgedreht. Da wirken dann Dinge wie stumpf umherstehende Charaktere oder Autos auf "Schienen" doch etwas befremdlich.
Im Gegensatz dazu schöpft Capcom beim Sound richtig aus dem Vollen. Kraftvolle Effekte, ein zuschaltbarer, dynamischer Kommentar von verschiedenen englischen und japanischen Castern und eine japanische sowie englische Sprachausgabe lassen kaum Wünsche offen, so dass eine richtig krachende Soundkulisse entsteht. Lediglich bei den ikonischen Melodien hat sich der japanische Hersteller keinen Gefallen getan. Wurden im Vorgänger die bekannten Stücke zum Teil neu arrangiert, gibt es nun gänzlich neue Melodien. Zum Beispiel ist "Guile’s Theme" nicht mehr präsent und wurde ersetzt.
Fazit
Street Fighter 6 ist das umfangreichste Fighting Game der Reihe und spielerisch gibt es an der Gameplay-Formel sowieso kaum etwas auszusetzen. Bis man alles gesehen und erspielt hat, werden Wochen vergehen. Capcom gelingt dabei sogar der Spagat, neue Spieler ebenso abzuholen wie alte Hasen anzusprechen, die sich seit Jahrzehnten gegenseitig eins auf die Mütze geben. Ob sich Neulinge aber auch sofort im Online-Bereich wohlfühlen oder erst einmal, wie wir, ordentlich Lehrgeld zahlen müssen, steht auf einem anderen Blatt. Insbesondere die Verschmelzung zwischen Online-Lobby und Arcade inklusive der Möglichkeit, alte Games zu spielen, hat uns gut gefallen. Selbst der "World Tour"-Modus mit seinem seichten Rollenspieleinschlag kann trotz der Mankos motivieren. Street Fighter 6 ist ein rundum gelungenes Gesamtpaket mit einer schier endlosen Masse an Inhalten. Was will man mehr?
- Großer Umfang
- Tolle Soundkulisse
- Für Anfänger und Profis
- Richtiger Story-Modus, ...
- ... der technisch nicht ganz sauber ist
- Bekannte Lieder fehlen