Mit dem Remake von Resident Evil 2 hat Capcom im letzten Jahr ein echtes Highlight abgeliefert.
- home
- resident-evil-3
resident-evil-3-im-test-mehr-action-dafur-weniger-grusel
Resident Evil 3 im Test: Mehr Action, dafür weniger Grusel
Nur gut ein Jahr später gibt es jetzt das Remake des dritten Teils zusammen mit dem neuen Multiplayer-Game Resident Evil Resistance. Hat Capcom wieder ein glückliches Händchen bewiesen? Wir haben uns die Geschichte rund um Jill Valentine genauer angesehen und sind für ein paar Runden in die Haut eines Masterminds geschlüpft, um Überlebende an ihrer Flucht aus einer Testanlage zu hindern. Was wir dabei erlebt haben, erfahrt ihr jetzt.
T-Virus als Auslöser der Krise
In einer Anlage der Umbrella Corporation in den Arklay Mountains begann das große Unheil, das nur wenige Tage später über die Stadt Raccoon City hereinbrach. Seitdem grassiert der T-Virus in der Stadt und in einer rasanten Geschwindigkeit fallen der Epidemie immer mehr Menschen zum Opfer. Jill Valentine, Mitglied der Polizei-Elitetruppe S.T.A.R.S., will eigentlich nur noch die Stadt verlassen und ihr Leben retten. Doch die Umbrella Corporation hat andere Pläne. Das skrupellose Unternehmen will aus der Krise noch Profit schlagen und setzt auf Jill und die verbliebenen S.T.A.R.S.-Mitglieder eine neue BOW (Bio-Organische-Waffe) an, um Kampfdaten zu sammeln. Nemesis ist eine Weiterentwicklung des Tyrants, der allerdings in der Lage ist, rudimentäre Wörter von sich zu geben und Waffen einzusetzen. Zudem plant die US-Regierung die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...
Resident Evil 3 Trailer:
Eine Stadt im Ausnahmezustand
Wer das Original vor gut 20 Jahren gespielt hat, weiß was auf ihn zukommt. Mehr Action und weniger Grusel. Das mag man vielleicht in den ersten paar Minuten des Spiels nicht unbedingt glauben, denn insbesondere der Anfang besitzt eine komplett andere Atmosphäre als 80 Prozent des restlichen Spiels, zumal die Einleitung auch in der First-Person-Perspektive dargestellt wird. Erst danach wechselt das Geschehen zur üblichen Third-Person-Sicht. Schnell wird jedoch klar, dass auch das Remake des dritten Teils deutlich actionreicher ist als der Vorgänger. Direkt nach der Einleitung bekommen wir den anders ausgerichteten Fokus bretthart in die Fresse gedonnert. In Resident Evil 3 wird nicht vorsichtig durch dunkle Gänge geschlichen, hier bekommen die Zombies mit Ansage Blei in die hohle Birne gepumpt. Die erste Begegnung mit Nemesis findet ebenfalls innerhalb der ersten paar Minuten statt, so dass wir direkt zum Start wissen, was uns die nächsten Stunden blüht.
Nemesis gefährlich, aber stumpf
Nemesis taucht immer wieder mal auf und will uns das Licht ausknipsen, doch dabei geht er weit weniger subtil vor als Mister X im zweiten Teil. Statt uns klammheimlich zu verfolgen, kündigt sich der Berserker mit einem schmatzenden S.T.A.R.S.-Ruf an, um dann kurzerhand entweder Raketen abzufeuern, den Flammenwerfer zu nutzen oder mit einem gewaltigen Sprung uns den Weg zu versperren. Die darauffolgenden Attacken lassen sich aber geschickt mit dem neuen Ausweichmanöver kontern, das bei einer perfekten Ausführung uns sogar einen kleinen Geschwindigkeitsschub gibt. Allerdings ist Nemesis selten allein und so kann es schon mal vorkommen, dass wir direkt in die Arme eines normalen Zombies geflüchtet sind. Das ist jedoch nicht weiter tragisch. Ein beherzter Hieb und der Hirnfresser lässt uns ziehen.
Action statt Grusel
Allerdings sind nicht nur die Auseinandersetzungen mit Nemesis gespickt mit Action. Bis auf einige, kurze Abschnitte, beispielsweise wenn wir statt mit Jill mit Carlos Oliveira ein Krankenhaus durchsuchen, ist stets adrenalingetränkte Action angesagt. Dementsprechend ballern wir uns unseren Weg durch das zerstörte Raccoon City auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Situation. Die Munition in Resident Evil 3 liegt natürlich nicht massenweise in der Gegend, aber wir hatten im gesamten Spielverlauf nie das Problem, zu wenige Bleigeschosse dabei zu haben. Im Gegenteil, nach dem Ende der Geschichte, das wir nach knapp sieben Stunden gesehen haben, hatten wir noch 11 Granaten, 67 Schuss für die Pistole und 4 Patronen für die Flinte übrig. Lediglich die Magnum war bis auf den letzten Krümel leer.
Was ist neu und was bekannt?
Das Remake orientiert sich inhaltlich sehr stark am Original. Wirklich neue Abschnitte wie etwa das Waisenhaus im zweiten Teil sucht man vergebens. Die Neuerungen fallen eher beim Gameplay und dem Storytelling auf. So gibt es das bereits erwähnte neue Ausweichmanöver. Zudem wurden Elemente wie das Aufrüsten von Waffen aus anderen Teilen übernommen. Dafür allerdings sind die Live-Action-Sequenzen verschwunden, bei denen wir uns im Original unter Zeitdruck für eine Option entscheiden mussten. Rätsel gibt es im Übrigen ebenfalls fast keine (Ausnahmen das optionale Uhrendenkmalrätsel), so dass auch das bekannten Back-Tracking nahezu nicht existent ist. Dafür wurde einigen Charakteren mehr Raum zur Entfaltung gegeben, wovon besonders Carlos Oliveira profitiert.
Carlos, der kleine Stecher!
Der junge Söldner im Dienst der UBSC, Umbrellas Eingreiftruppe für Notfälle, wird als dezent chauvinistischer Draufgänger dargestellt. Allerdings beginnt er recht schnell seine Meinung über Jill zu ändern, nachdem er bemerkt wie mutig und stark diese unscheinbare Frau ist. Im Gegensatz zu Claire Redfield nimmt man ihr diese Rolle als knallharte Kämpferin auch ab. Zumal Jill sich wirklich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und verbal kontert und obwohl viele Dialoge klischeebehaftet sind, passen sie zum allgemeinen Tenor des Spiels. Gerade in diesem Zusammenhang ist es schade, dass Capcom nur eine Endsequenz für das Remake entworfen hat und nicht zwei wie im Original.
Jill Valentine Trailer:
Resident Evil Resistance
Dass Resident Evil 3 im Vergleich zum Vorgänger deutlich kürzer ist, weiß auch Capcom. Bis auf höhere Schwierigkeitsgrade und ein paar Waffen zum Freischalten existieren auch keine zusätzlichen Modi. Daher gibt es für alle Spieler mit Resident Evil Resistance einen Mehrspielermodus der etwas anderen Art. Ähnlich wie in Dead by Daylight oder Friday the 13th - The Game handelt es sich um einen asynchronen Mehrspielermodus. Fünf Personen treten hier mehr oder weniger miteinander an. Lediglich einer, nämlich der Mastermind, fällt etwas aus der Rolle. Dieser ist dafür verantwortlich, dass die vier anderen nicht überleben. Das Szenario passt wie die Faust aufs Auge. Als Mitarbeiter von Umbrella erschaffen wir verschiedene Situationen, um unsere BOWs an lebenden Versuchsobjekten zu testen.
Als Mastermind stehen uns momentan vier Charaktere zur Verfügung. Zu Beginn ist nur einer freigeschaltet, der Rest muss von uns erst noch erspielt werden. Im Gegensatz dazu sind alle sechs Überlebenden von Beginn an einsetzbar. Das Prinzip ist einfach. Innerhalb eines vorgegebenen Zeitlimits müssen wir entweder als Überlebender fliehen oder als Mastermind alle umbringen. Spielen wir als Überlebender gibt es für verschiedene Aktionen Bonuszeit. Allerdings werden Fehltritte wie das Sterben gnadenlos mit Zeitabzug bestraft. Ist die Zeit abgelaufen oder sind alle Überlebenden am Boden, gewinnt der Mastermind. Umgekehrt verliert dieser, wenn wir es schaffen, die vorgegebenen Hindernisse zu überwinden und zu fliehen.
Idee hui, Ausführung naja..
Was in der Theorie extrem verheißungsvoll klingt, entpuppt sich beim Spielen als etwas chaotisches Unterfangen. Während das Gameplay als Überlebender noch sehr dem des Hauptspiels ähnelt, ist die Handhabung als Mastermind eine vollkommen andere. Wir müssen Fallen platzieren, können mit Überwachungskameras das Geschehen beobachten oder sogar selbst in die Haut von ausgewählten Untoten schlüpfen, um noch mehr Unheil anzurichten. Leider ist die Steuerung als Mastermind nicht ganz eingängig und teilweise sehr verschachtelt aufgebaut, so dass wir selbst nach einiger Zeit immer noch falsche Eingaben gemacht haben.
Als Überlebender standen wir indes vor einem ganz anderen Problem. Die Möglichkeit, Pause zu machen und sich in Ruhe zu orientieren, ist nicht vorhanden. Geraden in engen Räumen oder Gängen steht man sich oft im Weg, besonders wenn Zombies, Hunde oder andere Gegner zusätzlich umherstreifen. Zudem ist Kommunikation enorm wichtig, wodurch es manchmal schwierig ist, mit Fremden zu einem positiven Ergebnis zu kommen. Mit Freunden hingegen klappt es deutlich besser. Eines müssen wir an dieser Stelle noch anmerken. Resident Evil: Resistance verfügt über eine Lootboxen-Mechanik und Microtransactions. Beides ist nicht spielentscheidend, da sich alle Dinge auch erspielen lassen. Mit dem Einsatz von echtem Geld lässt sich das jedoch beschleunigen.



Optisch und akustisch grandios
Technisch sind das Remake als auch Resistance eine wahre Augenweide. Capcom ist schlicht und ergreifend spitze, wenn es darum geht, Levels auszuleuchten, Figuren zu animieren und die Umgebung zu texturieren. Resident Evil 3 sieht einfach atemberaubend aus und wer über einen entsprechenden Bildschirm mit HDR-Funktion verfügt, profitiert sogar noch zusätzlich. In Verbindung mit der ebenfalls gelungenen Soundkulisse entführen uns die Entwickler in eine extrem dichte, wenn auch nicht besonders gruselige Atmosphäre. Auch die deutsche Sprachausgabe überzeugt und ist über weite Strecken ziemlich Lippensynchron. Wenn sich dann noch Nemesis mit seinem rudimentären Wortschatz einklickt, Zombies grunzen und die Magnum abgefeuert wird, wissen wir: So muss Resident Evil sein!
Fazit:
Resident Evil 3 ist erneut ein gelungenes Remake aus dem Hause Capcom. Dass die Ausrichtung des dritten Teils zu mehr Action nicht jedem unbedingt zusagt und auch die Spiellänge nicht überragend ist, liegt in diesem Fall am Ausgangsmaterial. Resident Evil 3 ist eine actionreiche Achterbahnfahrt, die leider etwas zu schnell endet. Nichtsdestotrotz wurden wir in den 7-9 Stunden, die die Geschichte dauert, sehr gut unterhalten. Resistance ist eine andere Nummer. Hier hat Capcom eine Menge Potenzial verschenkt und die Einstiegshürde durch die suboptimale Steuerung viel zu hoch gehangen. Wer aber ein paar Freunde zur Hand hat, kann durchaus lustige Abende damit verbringen. Betrachten wir alles als Gesamtpaket, hat Capcom wieder einmal abgeliefert. Dieses Mal allerdings nicht auf absolutem Spitzenniveau, aber immer noch sehr gut.
- gelungenes Remake
- starke Technik
- dichte Atmosphäre
- viel Action
- etwas kurze Geschichte
- kaum Rätsel
- zu wenig Gruselelemente
- Resident Evil Resistance nicht ausgereift