Ist Battlefield 5 wirklich so gut, wie es viele behaupten? Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen.
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Battlefield 5: Ist es wirklich der beste Teil?
Battlefield 5 erhält gerade sehr viel Lob – erstaunlich viel. Nun sind wir uns im Klaren, dass die Reihe zahlreiche Fans hat und DICE nicht erst seit gestern gute Multiplayer-Shooter entwickelt. Mit Battlefield 1942 lieferten die Schweden 2002 eine Art Revolution ab: Riesige Schlachtfelder, bis zu 64 Spieler und steuerbare Fahr- sowie Flugzeuge, das kannte man zuvor in der Qualität nicht. Battlefield 2 setzte drei Jahre später nochmal einen drauf und auch die späteren Teile wurden von vielen hochgefeiert.
Weniger Erfolg hatte DICE mit den „Star Wars: Battlefront“-Teilen. Aus jeweils anderen Gründen fielen sowohl der erste als auch zweite Ableger bei Shooter-Fans durch. Aber mit Battlefield 5 schafft das Studio aus Stockholm es, wieder mehr oder weniger alle glücklich zu machen – scheinbar glücklicher als mit dem unserer Meinung nach sehr guten Battlefield 1 vor zwei Jahren. Manch einer spricht sogar davon, dass es der bislang beste Teil der Reihe sei. Tatsächlich würden wir dem sogar fast zustimmen – aber eben nur fast.
Grafik kann DICE halt
Zunächst einmal das Offensichtliche: Grafisch und akustisch ist Battlefield 5 wieder einmal ein neuer Höhepunkt im Genre der Multiplayer-Shooter. Die Levels sind ungemein detailreich gestaltet, die Animationen sehr flüssig und realistisch, die Texturen knackscharf und sämtliche Nachbearbeitungseffekte machen eine herausragende Figur. Gerade dann, wenn es ordentlich zur Sache geht, sieht Battlefield 5 dank vieler umherfliegender Partikel und gelungenen Raucheffekten phänomenal gut aus. Selten waren Explosionen oder die Zerstörung von Gebäuden so hübsch.
In Sachen Sounddesign steht DICE sowieso an der Spitze der Branche (gemeinsam mit Rockstar Games, der Ton in Red Dead Redemption 2 ist schon ziemlich brillant). Egal ob nun die Waffen, Panzer, Flugzeuge, Explosionen oder auch einfach nur das Geschrei der Soldaten: Battlefield 5 erzeugt allein durch seine Klangkulisse eine sehr dichte Atmosphäre, so dass wir fast das Gefühl haben, als wären wir gerade wirklich Teil einer gewaltigen Schlacht im Zweiten Weltkrieg.
Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg – Spielt sich doch alles gleich, oder?
Nun enttäuschen die Spiele von DICE aber nie auf grafischer oder akustischer Ebene. Selbst den viel gescholtenen Battlefronts können wir diesbezüglich nichts ankreiden. Aber wie sieht es spielerisch bei Battlefield 5 aus? Der Vorgänger, der uns im Szenario des Ersten Weltkriegs kämpfen ließ, hat uns ausgezeichnet gefallen. Zwar spielten sich dessen Online-Gefechte eher wie in einem Zweiter-Weltkriegs-Shooter, weil DICE es mit der historischen Authentizität nicht so ganz ernst gemeint und beispielsweise mehr Automatikwaffen eingebaut hat, als im Ersten Weltkrieg wirklich zum Einsatz kamen. Jedoch fanden wir das ganz und gar nicht schlimm. Stellungskrieg wäre nun nicht gerade das gewesen, was gut in ein Battlefield hineingepasst hätte.
Battlefield 5 versetzt euch nun wirklich in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und spielt sich im Grunde genauso wie sein Vorgänger. Das Gunplay, die Geschwindigkeit – auf den ersten Blick sind keine Unterschiede auszumachen. Aber wenn man sich dann mal genauer mit dem Actionspiel befasst, fallen einem doch recht viele kleine Neuerungen auf, die in einem Multiplayer-Titel jedoch viel ausmachen können.
Ein Beispiel hierfür ist die überarbeitete Spotting-Mechanik: In Battlefield 5 könnt ihr im Normalfall nicht mehr bloß grob in Richtung eines Gegners schauen, dann eine Taste drücken (auf dem PC „Q“) und schon wird der Widersacher für alle Mitglieder eures Teams markiert. Stattdessen erscheint an der Stelle, auf die ihr mit dem Fadenkreuz gezielt habt, ein orangefarbener Marker, der aber nicht mit dem Feind mitwandert. Ihr teilt euren Kameraden also lediglich mit: „Hey, irgendwo da drüben habe ich einen Gegner gesehen.“
Drückt ihr die Taste zum Markieren, wenn ihr genau auf einen feindlichen Spieler zielt, ist das daraufhin erscheinende Icon zwar rot und zeigt an, mit welcher Klasse ihr es hier zu tun habt, aber selbst dann bleibt die Markierung da, wo sie ist. Nur der Aufklärer kann Gegner direkt spotten, allerdings nicht durch das Zielfernrohr seines Gewehrs. Dafür muss er schon sein Fernglas auspacken. Durch die Überarbeitung dieser Mechanik ist Battlefield 5 anspruchsvoller als seine Vorgänger, da es nun schwieriger ist, Feinde zu orten.
„Lassen Sie mich durch, ich bin kein Arzt!“
Andere Kleinigkeiten sorgen dafür, dass Teamplay wichtiger denn je ist. Am offensichtlichsten macht sich das darin bemerkbar, dass innerhalb eines Squads jeder jeden wiederbeleben kann. Bis Battlefield 1 war stets nur der Sanitäter dazu in der Lage. Im jüngsten Teil könnt ihr auch als Sturmsoldat, Versorger und Aufklärer euren am Boden liegenden Truppmitgliedern wieder aufhelfen. Es dauert bloß länger, als wenn ein Sanitäter den Job übernehmen würde.
Das ist nicht der einzige Grund, warum Spieler eines Squads in Battlefield 5 noch besser damit beraten sind, beieinander zu bleiben und im Team zu agieren. Ein anderer ist die Tatsache, dass die automatische Heilfunktion stark geschwächt wurde. Es dauert viel länger als in den Vorgängern, bis sich eure Lebenspunkte von allein wiederherstellen. Und selbst wenn das mal passiert, erhaltet ihr nur eine begrenzte Menge eurer Energie zurück. Ohne einen Sanitäter beziehungsweise ein Medi-Pack werdet ihr also nicht wieder vollständig gesund. Daher sollte idealerweise in jedem Squad ein Medic vorhanden sein. Zwar stehen an den Flaggenpunkten oftmals Versorgungsstationen, aus denen ihr euch stets ein Medi-Kit nehmen dürft, aber in der Schlacht habt ihr ja nicht immer Zeit, zu so einer Station zu laufen.
An den Flaggenpunkten gibt es nicht nur Medizin-, sondern auch Munitionsvorräte. Das hat was damit zu tun, dass jeder Soldat in Battlefield 5 von Haus aus weniger Patronen hat als in den Vorgängern. Spawnt ihr in einer Basis, solltet ihr unbedingt Kugeln mitnehmen. Aber noch wichtiger ist es, dass ihr in einem Squad mit einem Versorger seid, der euch regelmäßig mit frischer Munition eindeckt.
Jeder ist wichtig
All diese Dinge bewirken, dass Teamplay ein noch wichtigerer Schlüssel zum Sieg ist als in den Vorgängern. Darüber hinaus führen sie dazu, dass jede Klasse genauso wichtig ist wie die anderen. Ohne Sanitäter gibt es so gut wie keine Heilung an der vordersten Front, ohne Versorger werdet ihr schnell keine Schüsse mehr abgeben können. Aufklärer sind nicht mehr nur tödliche Scharfschützen, sondern dazu angehalten, das zu tun, was ihnen ihren Namen verleiht: Sie sollen aufklären, also Gegner orten und markieren.
Beim Sturmsoldaten mag sich an seiner Hauptaufgabe nicht sonderlich viel verändert haben: Er ist immer noch derjenige, der feindliche Fahrzeuge am effektivsten ausschalten kann – Panzerfaust, Dynamit, Minen und Panzerabwehrgranate sei Dank. Allerdings stehen ihm andere Waffen zur Verfügung als in Battlefield 1. Statt Maschinenpistolen hat er nun Schnellfeuersturmgewehre für den Nahkampf. Die Alternative dazu sind in Battlefield 5 nicht mehr Schrotflinten, sondern halbautomatische Gewehre für Kämpfe auf mittlere Distanz. Das erlaubt dem Sturmsoldaten, frei zu entscheiden, ob er sich mitten in die Action stürzen oder eher aus „sicherer“ Entfernung Feinde unter Beschuss nehmen möchte.
In Battlefield 1 wiederum waren die halbautomatischen Gewehre dem Sanitäter vorbehalten. Das hat dazu geführt, dass viele Spieler sich dachten: „Schau mal, als Sanitäter bin ich ein Semi-Scharfschütze, der sich selbst heilen kann.“ Dass das nicht der Sinn und Zweck des Medics ist, dürfte jedem klar sein. Also laufen die Sanitäter in Battlefield 5 mit Maschinenpistolen herum und sind somit dazu gezwungen, an vorderster Front zu kämpfen, wo sie am meisten gebraucht werden. Mit dem Waffenaustausch hat DICE folglich alles richtig gemacht.
Schauplätze, an denen man gerne kämpft
Alles richtig gemacht haben die Entwickler ebenso bei den Karten. Battlefield 5 bietet Maps, die wohl zu den besten in der gesamten Serie gehören. Sie sind allesamt liebevoll gestaltet und bieten sowohl optisch als auch spielerisch viel Abwechslung. Auf „Rotterdam“ beispielsweise steht klassischer Häuserkampf inmitten der namensgebenden Hafenstadt auf dem Plan.
„Hamada“ wiederum ist einer der größten, weitläufigsten Schauplätze der Battlefield-Historie und erinnert an das gute alte „El Alamein“ aus Battlefield 1942. Hier spielen Panzer ihre Stärken voll und ganz aus, Infanteristen kommen dank Burgruinen mit engen Gängen aber auch nicht zu kurz. Unser Favorit ist jedoch „Arras“, die mit ihren offenen Feldern und den Dorfstraßen die perfekte Mischung aus Nah- und Fernkampf bietet und noch dazu wunderschön aussieht. Aber Letzteres gilt eigentlich für alle Maps von Battlefield 5.
Das einzige Manko an den Karten: Es hätten gerne ein paar mehr sein dürfen. Klar, Qualität statt Quantität ist eine gute Sache. Doch acht Maps sind dann doch etwas zu wenig. Immerhin: Der Premium Pass ist Geschichte, alle zukünftigen Erweiterungen werden kostenlos sein. Und mit „Panzersturm“ ist bereits die erste neue Karte für Anfang Dezember angekündigt, 2019 kommt Griechenland als Schauplatz hinzu.
Wenn da doch nur nicht die Bugs wären…
Bis hierhin klingt alles super, oder? Und wir haben nicht mal alles erwähnt, was sonst noch toll an Battlefield 5 ist. Da wäre etwa die Möglichkeit, Befestigungen zu errichten, was gerade im „Große Operationen“-Modus noch mehr taktische Tiefe mit sich bringt. Oder das System, dass Squad-Anführer Versorgungskisten, spezielle Fahrzeuge und sogar einen spektakulären V1-Luftschlag anfordern können, wenn der Trupp genügend Punkte gesammelt hat. Wir können nicht von der Hand weisen, sehr viel Spaß mit Battlefield 5 zu haben. Aber ist es der beste Serienteil, wie mancherorts behauptet wird? Nun ja, sagen wir es so: Es könnte genau das werden. Zum jetzigen Zeitpunkt würden wir aber noch nicht soweit gehen. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe.
Zum einen wären da die zahlreichen Bugs. Das Thema haben wir bereits in einem eigenen Artikel besprochen und seit dessen Veröffentlichung haben sich uns leider noch weitere Probleme offenbart. Wir hatten sogar schon einen ersten Absturz, bislang blieb es aber zum Glück bei dem einen. Die Bordgeschütze von Fahrzeugen sind leider immer noch oftmals nicht effektiv nutzbar, weil die Kamera dabei falsch positioniert ist. Ja, es ist fast schon Tradition, dass ein Battlefield zu Beginn seine technischen Schwierigkeiten hat. Aber Battlefield 5 scheint mal wieder ein deutlich härterer Fall zu sein.
Der andere Grund, der Battlefield 5 derzeit noch den Thron innerhalb der Reihe verwehrt, sind die Dinge, die uns in dem Spiel fehlen. Wieso bringt man heutzutage noch einen Multiplayer-Shooter ohne Map-Voting-Funktion auf den Markt? Auf den offiziellen Servern (private gibt es noch nicht) wurde bislang immer die gleiche Kartenrotation abgespielt. Das bedeutet, dass wir die Schauplätze stets in derselben Reihenfolge besuchten. Da sie alle toll sind, ist das weit weniger schlimm als in Spielen, deren Kartenqualität stärker schwankt. Aber dennoch würden wir uns wünschen, wenn durch eine Voting-Mechanik etwas mehr Dynamik möglich wäre.
Da fehlt doch was
Das ist natürlich nur eine Kleinigkeit. Viel gewichtiger: das Fehlen der Ostfront, des Pazifikkonflikts und damit verbunden der russischen, japanischen und US-Armee. Battlefield 5 konzentriert sich zum Start auf Schlachten zwischen den Deutschen und Briten. Generell haben wir das Gefühl, DICE hat sich extra viel aufgespart, um es später als DLCs zu veröffentlichen, bei denen man dann groß anpreisen kann, dass sie ja kostenlos sind.
Es wirkt so, als sei Battlefield 5 noch nicht zu 100 Prozent fertig (nicht nur auf die Qualität der Software bezogen). Es gibt weniger Maps, weniger Fraktionen und Co zum Start als bei den Vorgängern. Der Koop-Modus „Combined Arms“? Auf Anfang 2019 verschoben. Die „Battle Royale“-Variante „Firestorm“? Kommt erst im März. Und was ist eigentlich mit „Rush“? Der beliebte Modus, der seit Battlefield: Bad Company fester Bestandteil der Serie ist, ist in Battlefield 5 auch nicht von Anfang an dabei. Gut, dafür gibt es mit den „Großen Operationen“, „Frontlinien“, „Durchbruch“, „Team Deathmatch“ und natürlich dem Klassiker „Eroberung“ genug andere Spielvarianten. Aber das ändert nichts daran, dass wir unser geliebtes „Rush“ vermissen.
Vielleicht haben sich EA und DICE ja gedacht: „Mensch, wenn wir doch mit den DLCs kein Geld mehr verdienen, dann lasst uns wenigstens beim Hauptspiel ein wenig an Inhalten sparen. Die Leute werden schon nicht meckern, weil sie ja alles Weitere gratis bekommen.“ Das heißt nicht, dass wir uns den Premium Pass zurückwünschen. Wir finden es super, dass Electronic Arts aus dem Debakel namens Star Wars: Battlefront 2 gelernt hat und mit Battlefield 5 eher das Modell verfolgt, dass auch ein Overwatch oder Rainbow Six: Siege so erfolgreich gemacht hat. Aber natürlich hätten wir es klasse gefunden, wenn Battlefield 5 trotz der kommenden Gratisinhalte wenigstens mit genauso viel Content erschienen wäre wie Battlefield 1 oder Battlefield 4. Ersteres hatte immerhin eine Karte mehr und sechs statt nur zwei Fraktionen.
Das Endergebnis
All die Plus- und Minuspunkte, die Battlefield 5 sammelt, zusammengerechnet, kommen wir zu folgendem Ergebnis: Ja, es ist ein sehr guter Multiplayer-Shooter und grafisch wie akustisch ein Meisterwerk. Es hat einige der besten Karten in der Geschichte der Reihe, ein großartiges Gameplay, unterstützt Teamplay besser denn je und jede Klasse ist wichtig für den Erfolg. Um als bester Teil der Serie gekürt zu werden, fehlt dem Titel aber noch der technische Feinschliff sowie einiges an Inhalt. Aber wer weiß, wie die Situation in einem Jahr aussieht? Battlefield 5 ist noch nicht der Heiland für Fans, aber wie ein kleines Kind, dem Großes vorherbestimmt ist und das seine Chance nur ergreifen muss, um sich selbst unsterblich zu machen – zumindest bis dann das nächste Kind, Pardon, Battlefield erscheint, um es abzulösen.