Origin-Access-Premier-Nutzer dürfen Battlefield 5 schon zocken, doch ärgerliche Bugs trüben den Luxus des Vorabzugriffs.
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Battlefield 5: Betafield für treue Abonnenten
Als Electronic Arts im Sommer ankündigte, mit Origin Access Premier sein bestehendes Abonnement-Angebot um eine Premiumvariante zu erweitern, die euch für 15 Euro im Monat (oder 100 Euro im Jahr) Zugriff auf jeden neuen hauseigenen Titel des Publishers sichert, waren wir ganz begeistert. FIFA, Battlefield und Co nicht mehr jedes Mal für 50 oder gar 60 Euro kaufen zu müssen, sondern alle Spiele ohne Aufpreis zu erhalten, das klang nach einem verlockenden Angebot. Und dann kommt ja auch noch hinzu, dass Premier-Kunden früher Zugriff auf die Titel haben als diejenigen, die sie normal im Laden oder digital kaufen. Ist doch toll, oder? Nun ja, im Normalfall schon. Ärgerlich wird es aber dann, wenn man wie bei Battlefield 5 das Gefühl bekommt, nicht das fertige Spiel zu zocken.
Vorabzugang für treue Kundschaft
Wir haben uns richtig auf Battlefield 5 gefreut. Das erste gezeigte Material bei der Ankündigung im Frühjahr hatte uns schon von den Socken gehauen. Wir gehörten nicht zu denjenigen, die sich wegen der vielen weiblichen Charaktere aufregten, weil das ja vollkommen unrealistisch sei. Und selbst die berechtigte Kritik an der Progression – insbesondere den Waffen-Upgrades – nach der Beta konnte uns nicht die Vorfreude auf den 9. November nehmen. Von jenem Tag an sollten Kunden von Origin Access Premier die Vollversion des Ego-Shooters zocken dürfen. Letztendlich ging es sogar schon einen Tag vorher los. EA hatte den Release überraschenderweise vorgezogen, während Nichtabonnenten noch einige Zeit lang warten müssen. Käufer der Deluxe Edition dürfen ab dem 15. November an den Online-Schlachten teilnehmen, alle anderen erst ab dem 20. November.
Nun haben wir in den vergangenen Tagen bereits einige Stunden damit verbracht, im Zweiten Weltkrieg Flaggenpunkte zu erobern, Panzer zu zerstören oder mit Panzern andere Panzer schrottreif zu schießen. Und ja, Battlefield 5 macht richtig viel Spaß. Unser Ersteindruck vom Gameplay ist sehr positiv: Das Gunplay ist Battlefield-typisch hervorragend, die Karten sind fantastisch designt, bieten viel optische sowie spielerische Abwechslung und technisch ist der Titel serientypisch ein Glanzstück – zumindest in Sachen Grafik und Sound. Man mag es vielleicht schon erahnen: Battlefield 5 ist nicht ganz fehlerfrei. In unseren ersten Spielstunden sind wir gleich mehreren Bugs begegnet und zwei davon sind alles andere als harmlos.
Schneller Respawn mit Kinderkrankheit
Um das gleich vorweg zu sagen: Battlefield 5 ist sicherlich keine technische Katastrophe wie Teil 4. Die Server liefen am ersten Wochenende absolut stabil, Performance-Einbrüche gab es keine und wir hatten auch null Abstürze zu verzeichnen. Dennoch haben wir uns mächtig geärgert. Die ab und zu fehlerhafte Spawn-Mechanik ist da noch vergleichsweise undramatisch: In Battlefield 5 springt das Spiel nach eurem Ableben nicht direkt in den Kartenbildschirm, sofern ihr in einem Squad mit mehreren Mitspielern seid. Stattdessen schaut ihr euren Teamkameraden über die Schulter. Mit den Buttons am unteren Bildschirmrand (oder durch Drücken von „A“ oder „D“) schaltet ihr zwischen ihnen hin und her und per Leertaste könnt ihr dann bei dem Spieler spawnen, der gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist. Das an sich ist eine sehr nützliche Neuerung, doch leider verweigert uns das Spiel hin und wieder den Respawn auf diesem Weg.
Klar: Wie in den Vorgängern ist es nicht möglich, bei einem Squad-Mitglied einzusteigen, wenn es sich gerade im Kampf befindet. Aber auch abseits solcher Situationen ließ uns Battlefield 5 manchmal nicht direkt mit einem Tastendruck spawnen. Stattdessen mussten wir in den Kartenbildschirm gehen und dort den Mitspieler unserer Wahl anklicken, um bei ihm wieder aufs Schlachtfeld zurückzukehren. Das ist nervig, aber längst kein Weltuntergang.
Sanitäter, die auf Sterbende starren
Leider haben wir es aber auch mit zwei wirklich kritischen Bugs zu tun bekommen. Der fatalste davon war, dass wir fast eine gesamte Partie lang keinen Teamkollegen wiederbeleben konnten. Anfangs war es noch möglich, als Sanitäter niedergeschossenen Spielern aufzuhelfen (Mitglieder eines Squads können sich übrigens auch dann gegenseitig wiederbeleben, wenn sie eine der anderen drei Klassen spielen). Doch nach wenigen Minuten war die Funktion deaktiviert. Jedes Mal, wenn wir über einem sterbenden Mitspieler standen und per „E“-Taste die Wiederbelebung einleiten wollten, reagierte Battlefield 5 schlicht nicht auf unsere Eingaben. Im Chat sprach sich dann schnell rum, dass niemand irgendwem wieder auf die Beine helfen konnte, auch nicht im gegnerischen Team. Zum Glück, denn so herrschten wenigstens weiterhin gleiche Voraussetzungen. Doch das machte den Fehler nicht weniger problematisch.
Wenn der Sanitäter niemanden reanimieren kann, dann ist er nur noch halb so nützlich. Schließlich gehört das zu seinen zwei zentralen Aufgaben (die andere wäre die Verteilung von Medi-Kits). Das Gleiche würde für den Sturmsoldaten gelten, könnte er seine Panzerfaust nicht mehr verwenden, oder den Versorger, wenn er keine Munition mehr verteilen dürfte. „Wie kann so was nicht in der Qualitätssicherung bemerkt werden?“, haben wir uns gefragt.
Nun könnte man als Außenstehender meinen, dass der Bug vielleicht sehr selten auftritt und deshalb niemandem bei EA beziehungsweise dem Entwickler DICE vor Release aufgefallen ist. Doch es ist eben nicht so, als hätten wir ihn nur ein einziges Mal erlebt. An dem Tag, als er uns zum ersten Mal auffiel, trat er in zwei aufeinanderfolgenden Partien auf. Da half nur ein Serverwechsel. Zwei Tage später verhinderte Battlefield 5 erneut die Reanimation von gefallenen Kameraden. Vielleicht hatten wir extremes Pech. Doch irgendwie ist es für uns schwer vorstellbar, dass so ein gravierender Fehler während einer ausführlichen QA-Phase nicht ein einziges Mal aufgetreten ist.
Beifahrer sind arme Säue
Ähnliches gilt für einen anderen Bug, der die an Fahrzeugen montierten Maschinengewehre für uns nahezu nutzlos machte. Sehr häufig, wenn auch nicht immer, kam es zu Darstellungsfehlern. Je nach Art des Geschützes sahen die stets etwas anders aus, doch im Grunde war der Bug immer der gleiche: Die First-Person-Kamera war etwas zu hoch platziert, die Hände unseres Charakters nicht am MG und die Waffe drehte sich auch nicht mit unseren Bewegungen mit.
Wir konnten zwar trotzdem in alle Richtungen schießen, doch wirklich nutzbar war die Waffe nicht. Denn in Battlefield 5 ist es genau wie in den Vorgängern: Wenn ihr über Kimme und Korn zielt, wird das Fadenkreuz ausgeblendet. Das gilt auch für die Maschinengewehre auf Vehikeln. Wenn die aber vollkommen starr bleiben und sich nicht zusammen mit der Kamera drehen, dann könnt ihr im Zoom-Modus auch nicht deren Visier als Zielhilfe nutzen. Und da das Fadenkreuz in dieser Situation fehlt, ist es unheimlich schwer, irgendwas beziehungsweise irgendwen zu treffen.
Ein Moment ist uns in Erinnerung geblieben: Unser Squad-Kollege fuhr einen Panzer, wir spawnten in dem Fahrzeug und standen am Geschütz. Als wir einen Flaggenpunkt erobern wollten, sahen wir diverse feindliche Infanterie in der näheren Umgebung. Wir versuchten mit dem MG auf die Gegenspieler zu feuern, trafen aufgrund des oben beschriebenen Bugs aber nichts. Die Kontrahenten wiederum konnten uns ganz leicht erschießen, weil unser Oberkörper aus dem Panzer herausragte und vollkommen ungedeckt war. Nachdem sich dieser Vorgang viermal wiederholt hatte, weil wir es nicht hinbekamen, ohne Fadenkreuz oder Visier die Gegner auszuschalten, entschieden wir uns dazu, unseren Kameraden und seinen Panzer allein zu lassen und woanders weiterzukämpfen.
Geld zahlen für eine Beta?
Wenn es ein Spiel mit einem Bug schafft, solche frustrierenden Situationen zu kreieren, dann ist das ein gewaltiges Problem. Deswegen sprechen wir hier von „kritischen Bugs“. Das sind keine kleinen Fehler, die ärgerlich sind, aber nicht allzu sehr am Spielspaß kratzen. Es sind Probleme, die bei uns beinahe dazu geführt hätten, „Alt“ und „F4“ zu drücken und auf ein erstes Update zu warten. So etwas sollte in einem fertigen Spiel nicht mehr vorhanden sein.
Da liegt der Hase im Pfeffer: Diese Bugs geben uns das Gefühl, Betatester zu sein, die Battlefield 5 vor dem offiziellen Retail-Release am 20. November nochmal auf letzte Fehler hin abtasten sollen. Das, was wir da die vergangenen Tage gespielt haben, wird aber nicht als Beta beworben. Es ist das angeblich fertige Spiel, dass wir als Kunde von Origin Access Premier zwei Wochen früher zocken dürfen. Dafür zahlen wir pro Monat Geld, um diesen Luxus zu haben.
Keine gute Werbung für Premier
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Wir beschuldigen EA nicht, die Premier-Nutzer allgemein und absichtlich als Betatester wider Willen auszunutzen. Bei den bisherigen Spielen des Publishers, die direkt zum Release für Abonnenten verfügbar waren, beispielsweise FIFA 19 oder Unravel 2, gab es nicht solch gravierende Bugs. Uns ist auch klar, dass bei jedem Spiel die Möglichkeit besteht, dass kritische Fehler in der Verkaufsfassung immer noch vorhanden sind. Das an sich ist nicht zu entschuldigen, denn idealerweise kommt jeder Titel fehlerfrei auf den Markt. Aber es ist zumindest ein Grund für uns, EA in Bezug auf Battlefield 5 nicht als die „böse Firma“ an den Pranger zu stellen, als die es gerne mal bezeichnet wird.
Jedoch ist es für uns durchaus vorstellbar, dass EA und DICE etwas nachlässig damit waren, das Actionspiel bereits zum Release für Premier-Kunden auf Hochglanz zu polieren. Noch spielen vergleichsweise wenig Leute den Titel, für dessen Erfolg und Beliebtheit ist es sicherlich viel wichtiger, dass ab dem 20. November alles stabil läuft und keine schwerwiegenden Fehler mehr auftreten. Aber jetzt, wo eben nur ein kleiner Teil der Fangemeinde auf den virtuellen Schlachtfeldern unterwegs ist, sind solche Bugs noch nicht (Achtung, Wortwitz) kriegsentscheidend. Das hinterlässt bei uns einen faden Beigeschmack.
Games-on-Demand-Angebote wie Origin Access Premier werden in den kommenden Jahren voraussichtlich immer wichtiger werden, wie es im Film- und Serienbereich geschehen ist. Da sollten Hersteller wie EA alles daran setzen, dass die Abonnenten schon heute rundum zufrieden sind, ihre Zufriedenheit anderen Leuten mitteilen und somit zum Wachstum dieses Geschäftsmodells beitragen. Der Bonus, als monatlich oder jährlich zahlender Kunde jedes Spiel früher als alle anderen zocken zu können, würde im Normalfall dazu verhelfen, diese Zufriedenheit noch mehr zu steigern. Doch der bringt eben nichts, wenn wir als die Minderheit, die aufgrund von großem Vertrauen in die Produkte von EA ein Abo abgeschlossen hat, das Gefühl haben, unfertige Versionen serviert zu bekommen.