Mit Devil May Cry hat Capcom auf der PlayStation 2 vor 18 Jahren den Grundstein für ein stylishes Action-Epos geschaffen.
Devil May Cry 5 im Test: Die neue Genre-Referenz?
Schon damals überraschte die Marke mit übertriebener Action und einem außergewöhnlichen Kampfsystem, das mittlerweile als Inspiration für viele weitere Titel gilt. Doch Dämonenjäger Dante sitzt nicht mehr unangefochten auf dem Thron der Character-Action-Games. Eine mutige und kampferfahrene Hexe namens Bayonetta ist ihm dicht auf den Fersen. Jetzt schlägt der eiskalte und nie um einen Spruch verlegene Nephilim zurück – jedoch nicht allein. Ihm zur Seite stehen Nero, der Dämonenjäger, und der mysteriöse V.
Warum werden Dämonen gejagt?
Gut elf Jahre sind seit dem Erscheinen des vierten Teils der Reihe vergangen und genau dort setzt die Handlung von Devil May Cry 5 an. Nach so langer Zeit kann sich allerdings wohl kaum jemand an die Geschichte erinnern. Dessen ist sich Capcom natürlich bewusst und hat daher die gesamte Geschichte von Devil May Cry in ein kleines Videos verpackt, das man sich vor dem Spielstart unbedingt ansehen sollte, wenn man die gesamte Story inklusive der feinen Nuancen nachvollziehen will. Natürlich geht es auch ohne dieses Video, aber dann fragt man sich schon bei manchen Gesprächen der Charaktere: „Was geht hier eigentlich vor sich?“ Gut, das passiert auch so manchmal, aber meist ohne Bezug auf die Handlung.
Devil May Cry 5 Release-Trailer:
Urizen muss gestoppt werden!
Nach den Ereignissen von Devil May Cry 4 hat sich Dante wieder dem gewidmet, was er am besten kann: Dämonen zerfetzen! Gleiches gilt auch für Nero, der quasi den mobilen Ableger der Devil-May-Cry-Agentur leitet und dabei von der vorlauten Büchsenmacherin Nico unterstützt wird. Diese ist nämlich ein ausgesprochenes Genie, wenn es um den Bau von Waffen geht. In diesem Fall hat sie sich der Entwicklung der Devil Breaker verschrieben, einer Art prothetischer Armvarianten für Nero. Neros bekannter Devil Bringer Arm wurde nämlich brutal von seinem Körper abgerissen und nun fehlt dem Dämonenjäger ein durchschlagkräftiges Argument für die Konfrontationen mit den Dämonen. Außerdem steht ihm mit V ein weiterer geheimnisvoller Jäger zur Seite und Dante darf natürlich nicht fehlen. Gemeinsam gehen die drei auf die Jagd nach dem Dämonenfürsten Urizen. So viel zur Ausgangssituation. Viel mehr wollen wir auch nicht verraten, denn die Geschichte rund um die Ereignisse im Dämonenbaum Qliphoth wird mehrere Überraschungen bereithalten.
3 Charaktere, 3 Kampfstile
Die Kernmechanik des Spiels, die ungefähr 90 Prozent des Geschehens bestimmt, ist schnell erklärt. Dante, Nero und V müssen möglichst effektvoll und abwechslungsreich Dämonen zurück in die Hölle schicken. Hauptsache es geschieht mit Stil und Anmut. Ab und an gibt es noch ein paar rudimentäre Rätsel, um neue Wege zu öffnen, damit das Ganze nicht zu eintönig wird. Die Abwechslung des Gameplays hat Capcom durch drei unterschiedliche Kampfstile der Charaktere sichergestellt. Man kann so etwas natürlich als Marketing-Geblubber abtun, aber die Entwickler haben es in der Tat geschafft, dass sich die Spielweise jeder einzelnen Figur von den anderen abhebt.
Dante
Der Dämonenjäger setzt auf seine verschiedenen Schusswaffen und Schwerter, die sich jederzeit, also auch mitten im Kampf, wechseln lassen. Dazu kommen verschiedene auf die Waffentypen abgestimmte Stile. Natürlich wird jede Auswahl mit den entsprechenden Bewegungsabläufen unterfüttert, so das allein Dante über eine Vielzahl von unterschiedlichen Bewegungsmustern verfügt. Selbstverständlich darf seine bekannte Devil Trigger Fähigkeit nicht fehlen, mit der sich Dante in einem Dämonen verwandelt und richtig austeilt.
Nero
Der Sohn von Vergil verliert direkt zu Beginn seinen rechten Arm und damit seine Devil Bringer Eigenschaft. Dank der Waffenkünstlerin Nico kann er jedoch auf verschiedene mechanische Arme, genannt Devil Breaker, zurückgreifen. Diese sind zwar nicht sonderlich widerstandsfähig, verändern aber durch ihre Charakteristika das Gameplay. Nero kann damit Gegner umherschleudern, Schockwellen verteilen und noch mehr. Im späteren Spielverlauf lernt Dante zudem, dass er sich mittels der Devil Trigger Fähigkeit ebenfalls in einen Dämon verwandeln kann. Ab diesem Zeitpunkt kann er auch wieder auf seine Devil Bringer Eigenschaften zurückgreifen.
V
Die Mechaniken dieser Gestalt unterscheiden sich grundlegend von den beiden anderen. V greift die meiste Zeit nicht selbst ins Kampfgetümmel ein. Stattdessen lässt er die Dämonen Shadow, Griffon und Nightmare für sich kämpfen und setzt nur gegen Ende mit seiner Gehhilfe den Monstern den finalen Todesstoß. Außerdem verfügt V als einziger Charakter über eine waschechte Ausweichfunktion, während Dante und Nero hingegen stets nach vorn marschieren und eher selten ausweichen.
Es wird immer besser...
Darüber hinaus lassen sich mit Verspottungen und speziellen Nahkampfattacken zusätzlich Akzente im stilvollen Kampf setzen. Doch viele Gameplay-Mechaniken müssen erst nach und nach erlernt und für rote Kugeln, die man unter anderem für das Besiegen von Monstern bekommt, gekauft werden. Sind anfangs die Möglichkeiten noch stark eingeschränkt, entfaltet sich das Potenzial des Gameplays von Stunde zu Stunde mehr. Devil May Cry 5 ist ähnlich wie Bayonetta ein Titel, der mit zunehmender Spielzeit immer komplexer und abwechslungsreicher wird. Erst wenn man alle Fähigkeiten für die Charaktere freigeschaltet und alle Waffen im Repertoire hat, wird Devil May Cry 5 zu einem stilistischen Kunstwerk, das sich zwar hart an der Grenze zur Absurdität und Albernheit bewegt, aber nie vollends abdriftet.
Devil May Cry 5 Trailer:
Immer höher und immer weiter!
Um alles zu erleben, muss man das Spiel natürlich mehrfach durchspielen, idealerweise bei jedem Durchgang auf einem höheren (freischaltbarem) Schwierigkeitsgrad. Für diesen Fall hat Capcom auch dafür Sorge getragen, dass es nach dem ersten Durchmarsch weiterhin nicht an Motivation mangelt. Unter anderem kann man nämlich in einigen Levels zwischen Charakteren wechseln, es gilt ein Fotoalbum zu füllen, neue Kostüme auszuprobieren und natürlich in jedem Level einen S-Rang zu erhalten. Umfangreiches Bonusmaterial, Geheimmissionen und der für April angekündigte neue schnelle Spielmodus "Bloody Palace" runden das Paket nahezu perfekt ab. Und wer seine Angriffsfähigkeiten perfektionieren will, tobt sich im umfangreichen Trainingsmodus "Die Leere" aus.
Kritik auf höchstem Niveau
Wir haben lediglich ein paar kleine Dinge zu kritisieren. So viel Spaß es auch macht, mit Dante und Co stilbedacht durch Monsterhorden und anderes Getier zu schnetzeln, so sehr hätten wir es uns gewünscht, mal ein Level auf Dantes Motorrad zu erleben (und es nicht ausschließlich als Argumentationsverstärker im Kampf zu nutzen) oder zumindest etwas vollkommen anderes abseits der Kernmechaniken. Außerdem ist die Verfolgerkamera in seltenen Fällen nicht optimal positioniert, so dass wir ab und an von Hand nachjustieren mussten. Verwirrend ist zudem die Mehrspielerkomponente, denn je nach Level sieht man andere Spieler gegen Monster kämpfen und kann später diese Leistung bewerten. Nur manchmal fällt es einem gar nicht auf, dass irgendwo noch ein anderer Spieler im gleichen Abschnitt unterwegs ist. So ging es zumindest uns einige Male.
Jackpot Trailer:
Details, so weit das Auge reicht
Was sollen wir zur Technik sagen? Devil May Cry 5 ist ein Meisterwerk. Punkt! Die Gegner, die Charaktere, die Umgebung, alles wirkt wie aus einem Guss, ist sensationell animiert und detailliert. Dank der zahlreichen Zwischensequenzen, die durch die Bank weg umwerfend aussehen, gibt es sogar ausreichend Platz für Charakterentwicklungen, so dass man einem tiefergehenden Blick auf die jeweiligen Absichten der Figuren bekommt. Dementsprechend wirken selbst die nicht spielbaren Mitstreiter nicht nur wie schönes Beiwerk, sondern sie tragen durchaus etwas zur Geschichte bei. Für die richtige Atmosphäre sorgt zusätzlich die gelungene Soundkulisse. Egal, ob man Rock nun mag oder nicht, der Musikstil passt einfach perfekt.
Fazit:
Devil May Cry 5 ist eines der vollkommensten Produkte, das uns in den letzten Jahren untergekommen ist. Ein nahezu perfektes Gameplay gepaart mit einer großartigen Optik und einem Flair, das seinesgleichen sucht, wurde mit hohem Wiederspielwert sowie umfangreichem Bonusmaterial garniert. Diese Eigenschaften machen das Actiongame definitiv zu einem der besten Titel des Jahres 2019. Wer auch nur einen Funken für Character-Action-Games übrig hat, wird mit Devil May Cry 5 seine dämonische Freude haben. Was Capcom hier auf die Beine gestellt hat, gehört zum Besten, was diese Branche derzeit zu bieten hat.
- makelloses Gameplay
- technisch auf höchstem Niveau
- unvergleichliche Präsentation
- drei verschiedene Charaktere
- verwirrende Mehrspielerkomponente
- seltene Kameraprobleme