Endlich gibt es richtiges Gameplay aus der Neuauflage von Resident Evil 4 und halleluja, das macht Lust auf mehr.
Resident Evil 4: Das Remake sieht fantastisch aus
Ich würde mich mittlerweile durchaus als "Resident Evil"-Fan bezeichnen. Dabei habe ich die Liebe für die Reihe allgemein erst recht spät entdeckt – und längst nicht alle Teile gespielt. Im Prinzip ging das mit Resident Evil 7: Biohazard los und mit der Neuauflage von Resident Evil 2 hat es seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Der könnte aber im nächsten Jahr getoppt werden, wenn das nächste Resi-Remake erscheint. Resident Evil 4 kehrt zurück. Gut, nicht zum ersten Mal, denn Capcom hat seit dem Debüt auf dem GameCube im Jahr 2005 zig Versionen veröffentlicht, zuletzt 2021 eine VR-Variante. Im März 2023 erwartet uns aber eine von Grund auf neu entwickelte Iteration, ganz wie die Neuauflagen von Teil 2 und 3. Und das erste richtige Gameplay-Material lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Auch wenn meine Liebe für das Franchise erst mit dem offiziellen siebten Serieneintrag ihren Anfang nahm: Mein erster Teil ist Resident Evil 4 gewesen. 2007 ist dessen Wii-Portierung erschienen. Ich war damals auf der Suche nach coolen Spielen für die Nintendo-Konsole, die Bewegungssteuerung als Kernkonzept gehabt hat, und das Abenteuer rund um Leon S. Kennedy, der in einem Dorf irgendwo im spanischen Hinterland die Tochter des US-Präsidenten retten soll, kam mir gerade recht. Die Wii-Version ist auch richtig klasse gewesen, weil das Zielen mit der Wiimote sehr gut funktioniert hat.
Im neuen Resident Evil 4 für PC, PS5, PS4 und Xbox Series X/S gibt es keine Bewegungssteuerung, aber das ist mir aus heutiger Sicht auch ganz recht. Wichtiger ist, dass Leon gelernt hat, sich beim Zielen und Schießen auch zeitgleich zu bewegen. Gut, nach dem "Resident Evil 2"-Remake wäre es auch seltsam, wenn der Ex-Cop und Regierungsagent auf einmal verlernt hätte, dass man auch während des Fernkampfs physisch in der Lage ist zu laufen.
Viel Action, ja, aber kein stumpfer Shooter
Nun ist das Original vor 17 Jahren ein Wendepunkt für Resident Evil gewesen – nicht nur aufgrund der Schulterperspektive, nachdem alle Vorgänger noch auf feste Kamerapositionen gesetzt haben, sondern auch wegen des erhöhten Actionlevels. Capcom hat sich zwar nicht komplett vom Survival-Horror-Genre verabschiedet, da zum Beispiel Ressourcenmanagement immer noch eine wichtige Rolle gespielt hat, aber in großen Teilen hat sich Resident Evil 4 wie ein Third-Person-Shooter gespielt. Da stellt sich die Frage: Wie actionreich wird das Remake? Das gezeigte Videomaterial, das den Anfang des Spiels zeigt, macht deutlich: Ja, auch diesmal wird wieder viel geballert, aber das Spieltempo bleibt verhältnismäßig gemächlich und die mit dem Las-Plagas-Parasiten infizierten Dorfbewohner können einiges an Treffern einstecken.
Zwar hat Leon gelernt, Nahkampfangriffe der Gegner zu parieren, indem er im richtigen Moment mit seinem Messer zusticht, dafür ist die Klinge nicht mehr unzerstörbar, sondern nutzt sich ab. Es besteht jedoch die Möglichkeit, sie beim Händler (der darf in Resident Evil 4 nicht fehlen!) nicht nur zu reparieren, sondern auch ihre Haltbarkeit zu erhöhen. Diese und weitere Upgrade-Optionen sowie die diversen Waffen und anderen Hilfsmittel, die der Mann im langen Mantel verkauft, dürften wieder enorm dazu motivieren, die Spielwelt bis in die hintersten Winkel nach Schätzen und Münzen zu durchforsten. Und die Erkundung ist für mich in Resident Evil ein enorm wichtiger Spielspaßfaktor.
Resident Evil 4 bietet hier aufgrund seiner Größe sowieso viel Potenzial – und erfreulicherweise soll das Remake auch ungefähr den Umfang des Originals bieten, wie Producer Yoshiaki Hirabayashi den Kollegen von PC Gamer verraten hat. Bei dem 2020er-"Resident Evil 3" ist das ja nicht der Fall gewesen, das fällt deutlich kürzer aus als die Urversion. Dafür hat Capcom einiges an Kritik einstecken müssen, die man sich zu Herzen genommen hat, wenn wir den Worten von Hirabayashi Glauben schenken.
Der Geist des Originals bleibt wohl erhalten
In dem gestrigen "Resident Evil Showcase"-Stream hat Hirabayashi außerdem gesagt, dass man zwar "neue Ideen" in das Remake von Resident Evil 4 implementiert, aber das Original respektiere. Lange vor der offiziellen Ankündigung des Spiels, als bereits die Gerüchteküche brodelte, hieß es, die Neuauflage solle düsterer ausfallen – unter anderem deshalb, weil die Geschichte in der Nacht beginne. Nun ja, letzteres hat sich nun als wahr herausgestellt, das erste große Gefecht im Dorf findet dann aber doch am Tag statt. Das Gameplay-Material erweckt den Anschein, dass das Remake wie schon das Original weniger auf klassischen Gruselhorror inklusive Jumpscares, sondern mehr auf Momente der puren Panik setzt, wenn euch große Gegnermengen ans Leder wollen und ihr verzweifelt versucht, euch dagegen zu wehren.
Kollege Nico hat schon im Sommer die Bitte geäußert, dass Capcom nicht zu viel beim Remake von Resident Evil 4 ändern soll. Die Gameplay-Demo erweckt den Anschein, dass die Entwickler dem nachkommen. Die Stimmung des Originals wird echt gut eingefangen. Noch dazu bleibt das Inventarmanagement ein wichtiger Faktor. Es kommen aber auch sinnvolle Gameplay-Neuerungen hinzu. Die Parier-Funktion habe ich schon erwähnt, eine noch größere Ergänzung ist das Schleichsystem. Leon kann diesmal in die Hocke gehen und sich vor Feinden verstecken. Fragt sich bloß, ob das nur in bestimmten Situationen möglich sein wird oder das Spiel einem die Freiheit gibt, diverse offene Kämpfe zu vermeiden.
Einschätzung
Die Wartezeit bis zum 24. März wird hart. Na gut, zum Glück erscheinen bis dahin ja noch viele andere hochkarätige Spiele (wenn nicht wieder die Verschieberitis zuschlägt), aber ich kann es nach dem gestrigen Resident Evil Showcase kaum erwarten, wieder virtuell ins spanische Hinterland zu reisen. Das neue Resident Evil 4 macht sowohl spielerisch als auch grafisch einen tollen Eindruck. Fragt sich nur, wie nervig es diesmal sein wird, Präsidententochter Ashley zu beschützen. Im neuen Trailer ist die Dame zwar schon zu sehen, aber wie sie ins Gameplay eingebaut ist, noch nicht. Trotzdem habe ich wenig Zweifel daran, dass Resident Evil 4 auch im Jahr 2023 ein echtes Horror-Highlight sein wird.