Disney Dreamlight Valley könnte eine der spaßigsten Lebenssimulationen der letzten Jahre werden. Alles steht und fällt mit der Langzeitmonetarisierung.
Disney Dreamlight Valley: Ein Leben im eigenen Disneyland
Disney und die vielen Tochtergesellschaften des Medienimperiums dominieren heute große Teile der Unterhaltungsindustrie. Das Feld der Video- und Computerspiele konnte Disney aber nie so richtig durchdringen. Zwar existierte unter der Abteilung Disney Interactive mal ein Games-Publisher, der mit Disney Infinity eine Zeit lang eine erfolgreiche Toys-to-Life-Serie produziert hat. Mit der Schließung des Publishing-Arms war es aber erstmal vorbei mit Disneys Ambitionen auf dem Games-Markt. Bis jetzt. Mit Gameloft, einem Entwickler, der in der Mobile-Sparte sehr erfolgreich unterwegs ist, hat der Riesenkonzern einen Partner gefunden, der mit Disney Dreamlight Valley einen potenziell gewaltigen Kassenschlager entwickelt.
Das Spiel schlägt in eine ähnliche Kerbe wie beispielsweise Animal Crossing: New Horizons. Der Titel ähnelt einer Lebenssimulation. Das große Alleinstellungsmerkmal ist natürlich, dass das namensgebende Dreamlight Valley nicht von niedlichen tierähnlichen Wesen, sondern bekannten und kultigen Disney-Figuren bevölkert wird. Die erfüllen allerdings ähnliche Funktionen wie die Charaktere aus dem Inspirationsmaterial. So viel sei schon einmal vorweg gesagt: Bisher kann Disney Dreamlight Valley nicht mit der Tiefe eines Animal Crossing: New Horizons oder Stardew Valley mithalten. Die Frage ist natürlich, ob es das überhaupt muss. Mit seiner Optik und den Spielmechaniken spricht es allerdings ganz klar eine ähnliche Zielgruppe an.
Bevor es losgeht: Wir haben die Early-Access-Version von Disney Dreamlight Valley gespielt, die ihr für mindestens 29,99 Euro kaufen oder über den Game Pass spielen könnt. Das fertige Spiel soll irgendwann 2023 erscheinen und wird kostenlos spielbar sein.
Gegen die Kraft des Vergessens
Gleich zu Beginn verschlägt es euch in das Dreamlight Valley. Einst ein schöner bunter Ort voller Freundschaft, heute allerdings von der bösartigen Macht des Vergessens korrumpiert und zerstört. Der berühmte Zauberer Merlin führt euch Stück für Stück in die Spielwelt ein und macht euch in kleinen und kurzen Tutorials mit der Spielwelt vertraut. Im Grunde besteht das ganze Set an Mechaniken aus vertrauten Versatzverstücken eines Stardew Valley. Ihr müsst korrumpierte Dornen entfernen, könnt Samen einpflanzen und bewässern, angeln oder mit einer Spitzhacke Steine zerhacken. Relativ zügig kommt ihr zu einem verlassenen Haus im Dorf, das Merlin euch schließlich überlässt. Das könnt ihr natürlich selbst einrichten. Außerdem könnt ihr eure Spielfigur, wahlweise männlich oder weiblich, bis ins kleinste Detail individualisieren. Neue Kleidungsstücke oder auch Einrichtungsgegenstände schaltet ihr im Verlauf der Story frei.
Einmal mit den Grundmechaniken vertraut, geht es von nun an darum, die Herrscherin von Dreamlight Valley wiederzufinden, die unter mysteriösen Umständen verschwunden ist, um die Bewohner des Tals vom "Vergessen" zu heilen. So richtig interessant ist die Ausgangslage nicht. Bisher handelt die Erzählung lediglich davon, dass jeder alles vergessen hat. Allerdings könnt ihr mit jedem Charakter, den ihr davon geheilt habt, eine freundschaftliche Beziehung aufbauen. Es macht deutlich mehr Spaß, eine gute Geschäftsbeziehung zu Dagobert aufzubauen, als endlos viele Charaktere zu heilen. Das liegt aber mehr an Dagobert als an den tatsächlichen Gameplay-Systemen, die dahinter stecken. Die bleiben bisher sehr oberflächlich.
Mit der Zeit und den entsprechenden Werkzeugen öffnet sich die Insel immer weiter. Was wir schon bei unserer Ankunft vermutet haben, stellt sich spätestens dann als Wahrheit heraus: Das gesamte Dreamlight Valley ist von den Folgen des Vergessens gezeichnet und in seinem derzeitigen Zustand nicht bewohnbar. Also ran an die Arbeit und alles wieder aufbauen! Hier entfaltet Disney Dreamlight Valley eine gut funktionierende Motivationsspirale. Euer Fortschritt wird sofort sichtbar, sobald ihr Teile von Dreamlight Valley wieder auf Vordermann bringt. Außerdem kehrt immer mehr Leben zurück und verleiht dem Ort eine deutlich angenehmere Atmosphäre. Mit der Zeit kommt unweigerlich das Gefühl von Disney-Magie auf. Wir helfen bekannten Figuren wie Goofy mit seinem Saatgutstand, machen mit Dagobert Geschäfte und verwandeln das Dreamlight Valley immer mehr zurück zu dem, was es einmal war: eine kunterbunte Disney-Welt.
Jede Menge zu tun
Solltet ihr einmal keine Idee haben, was ihr als nächstes machen könnt, genügt ein Blick in euer Questlog. Es gibt immer etwas zu tun. Die Gefahr, dass ihr auf längere Perioden mit Leerlauf stoßen könntet, wie das vielleicht bei Stardew Valley oder Animal Crossing passiert, besteht hier nicht. Selbst wenn ihr keine Lust auf die nicht wirklich spannende Geschichte haben solltet, gibt es mindestens noch die täglichen Aufgaben. Die fallen zwar nicht sonderlich anspruchsvoll aus, beschäftigen euch aber gut.
Jede Figur, der ihr in Disney Dreamlight Valley über den Weg lauft, hat eine Freundschaftsstufe mit einer eigenen Reihe von Belohnungen. Wenn ihr Dreamlight Valley das erste Mal betretet, warten hier nur eine Handvoll Bewohner auf euch, für die ihr Missionen erfüllen und so euren Freundschaftslevel steigern könnt. Gefühlt hat allerdings schon am Anfang jede Figur einen scheinbar endlosen Vorrat an Aufträgen für euch parat. Bis ihr tatsächlich alle absolviert habt, braucht ihr vermutlich viele Stunden, wenn nicht gar Wochen. Wir sind uns des Weiteren sehr sicher, dass Gameloft die Welt von Dreamlight Valley in Zukunft mit noch vielen weiteren Missionen und Inhalten anreichern wird. Immerhin handelt es sich hier um ein Service-Spiel. Die Frage ist, ob die neuen Aufgaben das Qualitätsniveau halten können. Denn das ist bisher zwar nicht überragend, aber gut genug, um mehrere Stunden im Dreamlight Valley verbringen zu wollen.
Einschätzung
Die Ankündigung von Disney Dreamlight Valley warf seinerzeit mehr Fragen als Antworten auf. Wir waren uns bis zu unserer eigenen ersten Session nicht sicher, was wir in diesem Spiel konkret die ganze Zeit tun würden. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass Dreamlight Valley das Beste aus Animal Crossing: New Horizons und Stardew Valley in sich vereint. Ihr räumt das Chaos auf, baut das Dorf aus, freundet euch mit bekannten Disney-Figuren an und deckt immer weitere Teile der Welt auf.
Im Prinzip baut ihr euch in Disney Dreamlight Valley euer eigenes Disneyland mit der Unterstützung altbekannter und neuer Disney-Figuren auf. Das allein dürfte für Spieler schon ein mächtiges Alleinstellungsmerkmal sein. Uns hat es sehr viel Freude bereitet, zusammen mit den bekannten Charakteren das bunte und magische Paradies wieder aufzubauen und zu bewirtschaften.
Disney Dreamlight Valley könnte allerdings an der Langzeitmotivation scheitern. Schon jetzt ist deutlich zu erkennen, dass viele Mechaniken und Gamplay-Loops aus anderen Titeln kopiert wurden. Außerdem deutet sich an, an welchen Stellen Gameloft das Spiel monetarisieren könnte. Beispielsweise müsst ihr den Energiebalken eures Charakters im Auge behalten. Habt ihr den aufgebraucht, müsst ihr euch ausruhen, also warten, oder etwas essen. In Mobile-Spielen ähnlicher Bauart, beispielsweise Klondike, könnt ihr euren Energiebalken mit Echtgeld auffüllen. Die Gefahr ist da, dass Gameloft das noch übernimmt. Darüber hinaus ließen sich zig kosmetische Items wie Outfits und Einrichtungsgegenstände verkaufen. Letzten Endes muss der Langzeitservice zeigen, in welche Richtung sich Disney Dreamlight Valley entwickeln wird. Die Grundsteine für eine positive sowie aber auch eine negative Entwicklung sind jedenfalls gelegt.