Manchmal bringen uns Videospiele zum Weinen, manchmal zum Lachen. Diesmal geht es um die lustigsten Titel.
Die lustigsten Videospiele: Arbeit für die Lachmuskeln
Das mit dem Humor ist so eine Sache. Während die einen schon darüber lachen, wenn ein gewisser Berliner Comedian in seinem Dialekt „Kennst du das?“ sagt, entlockt das den anderen nicht mal ein müdes Lächeln. Guter Humor ist eine Kunst. Das gilt für Filme beziehungsweise Serien genauso wie für Bücher, Stand-up-Comedy oder eben Videospiele. Glücklicherweise gibt es eine ordentliche Anzahl an Titeln, die wirklich lustig sind. Im Folgenden stellen wir euch unsere Lieblinge vor, nachdem wir uns vor einiger Zeit den traurigsten Spielen gewidmet hatten. Und vielleicht seid ihr ja auf der Suche nach einem Spiel, das eure Lachmuskeln richtig stark beansprucht? Dann werdet ihr hier fündig.
Conker’s Bad Fur Day
Wir beginnen diese Liste mit einem Klassiker und reisen zurück ins Jahr 2001. Das Nintendo 64 steht am Ende seiner Ära, der GameCube ist nur noch ein halbes Jahr von seiner Veröffentlichung entfernt. Der britische Entwickler Rare will aus dem in die Jahre gekommenen N64 nochmal alles rausholen und beschert uns mit Conker’s Bad Fur Day ein Jump and Run, das einen kompletten Gegenentwurf zu den kinderfreundlichen Titeln von Nintendo darstellt.
Hauptfigur des Spiels ist das Eichhörnchen Conker - klingt total niedlich, ist es aber ganz und gar nicht. Der Nager ist ein Säufer, der sich jeden Abend in der Kneipe betrinkt und andere Leute anpöbelt. Seiner Freundin Berri ist er auch alles andere als ein guter Partner. Die Geschichte von Conker’s Bad Fur Day ist so abgedreht und vollgepackt mit skurrilen Charakteren, die absolut nichts in einem Spiel für Kinder verloren haben. Da wären zum Beispiel die Tediz, Nazi-artige Teddybären, oder der „Great Mighty Poo“, der für einen der lustigsten Bosskämpfe sorgt, den es jemals in einem Videospiel gegeben hat. Dazu gesellen sich noch diverse Anspielungen auf die Filme der damaligen Zeit, etwa „Matrix“ oder „Der Soldat James Ryan“.
Conker’s Bad Fur Day wurde in Deutschland zurecht erst ab 16 Jahren freigegeben. Doch der Erwachsenenhumor macht das Geschicklichkeitsspiel erst zu diesem besonderen Spielerlebnis. Wer den Titel heutzutage nachholen möchte, kann sich entweder die Neuauflage Conker: Live and Reloaded, die 2005 für die Xbox erschienen ist, für die Xbox One kaufen (die digitale Version ist kompatibel zur aktuellen Microsoft-Konsole) oder zur „Rare Replay“-Sammlung greifen (ebenfalls nur Xbox One), die die Originalversion enthält.
Worms
Worms ist sogar nochmal etwas älter als Conker’s Bad Fur Day, zumindest die ersten Teile dieser seit 1995 existierenden Reihe des englischen Entwicklers Team17. Das Spielprinzip ist so zeitlos, dass es sich bis heute ohne große Veränderungen trägt. Das könnte auch der Grund sein, warum Worms selbst nach 30(!) Spielen immer noch so beliebt ist. Es lebt aber nicht nur von dem rundenbasierten Gameplay, sondern auch seinem Humor – sonst wäre es wohl kaum in dieser Liste.
Wenn sich kleine Würmer mit abgedrehten Waffen wie „Heiligen Handgranaten“ und explodierenden Omas oder Schafen bekriegen, fällt es schwer, sich ein Lachen zu verkneifen. Außerdem kommt es gerade in den Multiplayer-Gefechten mit Freunden immer wieder zu lustigen Szenen, wenn jemand eine ziemlich dumme Aktion ausführt und dabei seinen eigenen Wurm unter die Erde schickt. Und dank der zeitlosen Comicgrafik und den liebevollen Animationen wirkt all das gleich nochmal ein ganzes Stück lustiger, als es sonst schon der Fall wäre.
South Park: Der Stab der Wahrheit
„South Park“ spaltet sicherlich die Gemüter. Die einen können über dessen Fäkalhumor ganz und gar nicht lachen, die anderen akzeptieren ihn, weil sie die satirischen, gesellschaftskritischen Töne der absichtlich billig animierten Serie zu schätzen wissen, oder finden ihn sogar witzig. Wir haben auf jeden Fall was für das Werk von Trey Parker und Matt Stone übrig. Dementsprechend mögen wir auch das dazugehörige Rollenspiel South Park: Der Stab der Wahrheit. Das funktioniert vor allem deshalb so gut, weil dessen Geschichte von den beiden „South Park“-Schöpfern höchstpersönlich geschrieben wurde.
South Park: Der Stab der Wahrheit zieht „Game of Thrones“ und LARP (Live Action Role Playing) durch den Kakao, außerdem gibt es viel absurden Kram wie Nazi-Zombies (verfassungsfeindliche Symbole sind in der deutschen Version zensiert) und einiges an Fäkalhumor, wie man ihn von der Vorlage kennt. Dem gegenüber stehen richtig kreative Ideen, etwa dass Kanada stilistisch an die Rollenspiele der 16-Bit-Ära angelehnt ist. Jeder „South Park“-Fan sollte Der Stab der Wahrheit unbedingt gespielt haben. Das Gameplay mag vielleicht nur mittelmäßig sein, aber die Geschichte, der Humor und die Präsentation sind großartig gelungen. Das Spiel sieht halt exakt so aus wie die Serie. Der Nachfolger South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe ist spielerisch besser, kommt dafür aber in Sachen Writing nicht an den ersten Teil heran.
Borderlands 2
Ego-Shooter können witzig sein – und das nicht nur, indem sie übertrieben brutal sind und wir jedes Mal kichern, wenn einem Gegner der Kopf wegfliegt. Borderlands 2 ist ein Paradebeispiel dafür, wie man den Spieler zwischen viel Geballer immer wieder mit Dialogen (oder Monologen, der Hauptcharakter ist ja stumm) zum Lachen bringt. Allein der Roboter Claptrap, der euch zu Spielbeginn das Leben rettet und deshalb meint, euch zu seinem Untertan ernennen zu können (was ihr natürlich nicht seid), ist brüllend komisch. Noch dazu verfügt Borderlands 2 über einen sehr charismatisch geschriebenen Bösewicht namens Handsome Jack, der sich immer wieder per Funk an euch wendet. Das Schöne daran: Der Humor funktioniert auch in der deutschen Version.
Borderlands 2 ist schwarzhumorig und lebt das vollkommen aus. Selbst die simpelsten Fetch-Quests absolviert man in dem Actionspiel gerne und das nicht nur aufgrund des Loots und der Erfahrungspunkte, die man bekommt, sondern auch der hohen Gag-Dichte, die mit den zahlreichen Nebenmissionen verbunden ist. Warum wir an dieser Stelle explizit Borderlands 2 erwähnen und nicht den Vorgänger oder The Pre-Sequel? Ganz einfach: Der zweite Teil ist der mit Abstand beste der Reihe und das in jeder Hinsicht. Selbst wenn ihr keine Freunde habt, mit denen ihr kooperativ auf Itemjagd gehen könnt, habt ihr mit Borderlands 2 eine Menge Spaß, weil die Geschichte, die Quests und die Charaktere allesamt so herrlich skurril und schlichtweg gut geschrieben sind.
The Stanley Parable
The Stanley Parable lässt sich innerhalb weniger Minuten durchspielen. Das ist kein Witz, sondern die Wahrheit. Und wir meinen damit auch nicht, dass das Spiel dank irgendwelcher Glitches so schnell durchgezockt werden kann. Jeder Durchlauf des Adventures kostet euch weniger Zeit als das Lesen dieses Artikels. Der Clou an The Stanley Parable: Habt ihr ein Ende erreicht, habt ihr noch längst nicht alles gesehen. Für die Handlung gibt es 18 unterschiedliche Ausgänge und jeder davon ist es wert, dass ihr das Spiel dafür nochmal von vorne anfangt. Denn egal, was ihr in The Stanley Parable macht, es wird garantiert lustig.
Wir wollen gar nicht zu viel verraten, daher nur so viel: Ihr schlüpft in die Haut von Stanley, der in einem Büro arbeitet. Normalerweise bekommt er auf seinem Computermonitor angezeigt, dass er bestimmte Tasten drücken soll. Doch eines Tages bleibt der Bildschirm leer. Stanley steht auf, geht durchs Büro und stellt fest, dass all seine Kollegen nicht da sind.
Von da an entscheidet ihr, wie die Geschichte weitergeht. Dabei begleitet euch ein vortrefflicher Erzähler, der euch im Grunde sagt, was ihr tun sollt. Aber ihr könnt euch ihm auch einfach widersetzen und zum Beispiel statt durch die linke Tür zu gehen, wie die Stimme aus dem Off es sagt, die rechte nehmen. Was dann passiert, solltet ihr selbst herausfinden. The Stanley Parable ist ein tolles Indie-Spiel, das wenig Geld kostet, aber viel Humor enthält und zu den besten Spielerfahrungen gehört, die wir jemals gemacht haben.
Saint’s Row: The Third
Wir hätten in dieser Liste sicherlich die GTA-Reihe erwähnen können, die immer wieder mal für Lacher sorgt. Doch wir haben uns dazu entschieden, den noch viel lustigeren Konkurrenten aufzulisten: Die „Saints Row“-Reihe mag nicht gerade ein Beispiel für tiefsinnigen Humor sein, sondern setzt eher auf Fäkalwitze und schlicht abgedrehtes Zeug. Dem dritten Teil namens Saints Row: The Third ist das aber so gut gelungen, dass er uns köstlich unterhalten hat. Dieses Open-World-Spiel war der Zenit der Serie. Es übertraf die beiden Vorgänger in vielerlei Hinsicht um Welten und an seine Qualität konnte Saints Row 4 nicht mehr heranreichen.
Allein die Grundidee, dass die 3rd Street Saints, die zentrale Gangsterbande, zu Popkulturikonen geworden sind, ist so weit entfernt von der Realität, dass es uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Vor allem aber sind es die teils absurden Missionsziele, Waffen wie der Penetrator (ein mit einem Dildo überzogener Baseballschläger), verrückte Nebenaktivitäten und die Inszenierung, die für viele Lacher sorgen. Auch Gastauftritte von Prominenten wie Burt Reynolds tragen dazu bei, dass Saints Row: The Third schlicht eines der humorvollsten Open-World-Spiele überhaupt ist. Hier ist nichts wirklich ernst gemeint, alles ist überzeichnet und einfach nur großer Quatsch – aber eben glorreicher Quatsch.
Portal 2
Valve hatte so einige clevere Ideen gehabt. Steam war so eine. Dota 2 auch. Besonders clever war die Orange Box. Sie kam 2007 auf den Markt und war wohl eine der besten Spielesammlungen aller Zeiten. Für circa 50 Euro bekam man neben den bereits zuvor erschienen Titeln Half-Life 2 und Half-Life 2: Episode One die neuen Spiele Half-Life 2: Episode Two, Team Fortress 2 (das war anfangs gar kein Free-to-Play-Titel) und Portal. Warum kaufte sich alle Welt die Orange Box? Weil sie wissen wollte, wie es mit Gordon Freeman weitergeht und noch dazu Bock auf die Multiplayer-Ballereien in der bunten Comicgrafik hatte. Welches Spiel wurde zum heimlichen Star der Sammlung und bekam als einziges einen Nachfolger? Genau, Portal! Wenn es aber rein um den Humor geht, stellen wir Portal 2 über seinen Vorgänger.
Teil 1 ist dank der KI GLaDOS sehr lustig, aber die Fortsetzung setzt mit dem Roboter Wheatley noch einen obendrauf. Im englischen Original wird der vom britischen Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler Stephen Merchant („Logan – The Wolverine“) gesprochen – mit einem britischen Akzent wohlgemerkt. Der Charakter ist großartig geschrieben und hat uns oft genug zum Lachen gebracht. Darüber hinaus bietet Portal 2 noch den Koop-Modus, in dem zwei Spieler mit der Portalkanone Rätsel lösen müssen – oder mit der Möglichkeit, bis zu vier Portale erschaffen zu können, einfach Schabernack anstellen. Auch das ist verdammt witzig.
Die LucasArts-Adventures
Wenn wir schon über die lustigsten Spiele schreiben, dann darf die Ludografie eines Entwicklerstudios auf gar keinen Fall fehlen: LucasArts hat in den späten Achtzigern und Neunzigern so viele humorvolle Titel auf den Markt gebracht, dass wir allein mit ihnen diese Liste füllen könnten. Am meisten stechen die ersten beiden „Monkey Island“-Teile und „Day of the Tentacle“ heraus. Das sind wahre Klassiker ihres Genres, die viele Leute, die zu der damaligen Zeit großgeworden sind, geprägt haben. Zitate wie „Hey! Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!“ oder die Szene, in der das das Purpur-Tentakel beschließt, die Welt zu erobern, sind in die Videospielgeschichtsbücher eingegangen.
LucasArts hatte es einfach drauf. Nicht nur Monkey Island und Day of the Tentacle strotzen nur so vor sympathischen Charakteren und witzigen Dialogen. Maniac Mansion, Zak McKracken and the Alien Mindbenders, die „Indiana Jones“-Spiele, Sam & Max Hit the Road oder Grim Fandango, das letzte wirklich gute Adventure des Studios (über Flucht von Monkey Island lässt sich das nun wirklich nicht sagen) sind nicht weniger großartig und humorig. Das Werk von LucasArts hat in dieser Liste einen Ehrenplatz verdient. Falls ihr die genannten Titel verpasst habt, weil ihr vielleicht zu jung dafür gewesen seid: Zumindest die ersten beiden Monkey Islands, Grim Fandango und Day of the Tentacle gibt es mittlerweile als Remastered-Fassungen für die aktuellen Konsolen, den PC und teilweise sogar die Mobilgeräte. Und Maniac Mansion ist in voller Gänze als Easter Egg in letzterem Spiel enthalten.