Autor: Christopher Blair
Mit dem dritten Teil der Xenoblade-Chronicles-Saga wird noch einmal alles geboten, was die Reihe groß gemacht hat.
Autor: Christopher Blair
Mit dem dritten Teil der Xenoblade-Chronicles-Saga wird noch einmal alles geboten, was die Reihe groß gemacht hat.
Darauf haben Fans der Reihe gewartet. Nach nunmehr zwölf bzw. elf Jahren in Europa kommt die Xenoblade-Chronicles-Trilogie zu einem bombastischen Abschluss. Dafür hat der Entwickler nicht nur die Welten aller Rollenspiele endlich vereint, sondern auch an vielen Stellen am Gameplay gewerkelt.
Man könnte ja fast meinen, dass Monolith ein geradezu gutes Timing gefunden hat, um die erste wirklich düstere Xenoblade-Story zu erzählen. Teil 3 spielt auf der Welt Alonios, auf der ein ewiger Krieg zwischen den beiden Mächten der Keves und der Agnus tobt. Das Volk wird nur zu einem Zweck geboren: um zu kämpfen! Denn die Mächte brauchen Lebensenergie, das alles antreibt. Diese erhalten sie, wenn Lebewesen sterben. Wer es schafft, zehn Jahre zu überleben, wird jedoch auch den Tod als Ehre zuteil. Eine sehr düstere Anti-Kriegs-Story, die sehr in diese Zeit passt.
Auch Noah und seine Freunde sind Soldaten in den Reihen der Keves. Ihr Traum ist es, zehn Jahre im Dienste der Königin zu kämpfen und in ihren Armen wieder als Energie freigesetzt zu werden. Doch das ändert sich nach und nach, als die jungen Krieger auf den Schlachtfeldern mehr über die Hintergründe erfahren und das schreckliche Gesicht des Kriegs sie zeichnet. Dazu verbünden sie sich mit einigen Soldaten auf der anderen Seite, die ebenfalls das infrage stellen, was sie ihr Leben lang glaubten.
Wie man es schon von Monolith gewohnt ist, ist die Inszenierung von Xenoblade Chronicles 3 wieder gespickt mit langen und actionreichen Sequenzen, um die Story voranzutreiben. Das ist man ja ohnehin als JRPG-Fan gewöhnt, auch wenn es hier und da den Spielfluss etwas unterbricht. Um die Hintergründe der Welt und die Charaktere besser zu beleuchten, ist es dennoch unabdingbar. Und genau deswegen schafft es Xenoblade Chronicles 3 auch so schnell, dass man eine Beziehung zu den Figuren aufbaut.
Apropos Beziehungen - Die Charaktere sind trotz einiger Tropes erfrischend anders. Man hat natürlich einige dieser klischeebehafteten Eigenschaften, die man aus JRPGs kennt, doch die Gruppe ist sehr unterschiedlich charakterisiert und offenbart verschiedene Ansichten über Krieg und der Welt. Dadurch geraten die Figuren desöfteren auch aneinander. Trotz des düsteren Tons bleibt sich auch dieser Titel treu und bietet viele dieser Momente voller Witz und Charme, wie man es von der Reihe kennt.. Das ist auch wichtig, wenn über allen Helden ein Damoklesschwert des vorbestimmten Tods schwingt. Ein so nihilistisches Spiel würden wir ja auch nicht spielen wollen.
Bereits in den ersten Minuten werden Fans erkennen, dass sie ein Xenoblade Chronicles spielen. Vieles ist auch nach all den Jahren geblieben. Never change a running System eben. Monolith hat aber dann doch an vielen Stellen an den Schrauben gedreht und einiges verbessert. Nicht alles ist sofort ersichtlich. Das Erkunden der Areale wird nun viel besser belohnt, da sie nicht nur weitaus größer sind. Es gibt einfach so viel mehr zu entdecken. Und das Beste daran ist, dass man dabei nicht mit Informationen auf der Karte zugemüllt wird. Orte und Objekte werden automatisch als Checkpoints vermerkt und sind nicht mehr so ganz “in Your Face”, hallo Ubisoft? Wegweiser können im Menü zudem für bessere Immersion deaktiviert werden.
Entdecker werden trotzdem für ihre Neugier belohnt. Wer so zum Beispiel das erste Mal mit NPCs redet, erhält neben interessanten Informationen auch Bonuspunkte für die Reputation. Ebenfalls eröffnen sich dabei einem neue Nebenmissionen, die nun auch besser in das Geschehen eingebettet sind und nicht mehr so ganz aufgesetzt wirken.. Auch wenn man hier natürlich nicht von der einen oder anderen Fetch-Quest verschont bleibt. Belohnt wird man auch mit Boni, die unter anderem die Fortbewegung wie unter anderem das Schwimmen verbessern. Für ganz Faule gibt es auch immer die Möglichkeit, via Fast-Travel von A nach B zu springen. Vorausgesetzt, man hat die Karte zu Genüge erkundet.
Gemäß dem Prinzip “schnell erlernt, schwer gemeistert” geht es in den Kämpfen zu. Dabei führt einen Xenoblade Chronicles 3 mittels gelegentlicher Tutorials gemächlich in das Gameplay ein. Erst nach 5 - 8 Stunden entfaltet sich das ganze Potenzial des Ganzen.
Gekämpft wird in einer Art Mischung aus Echtzeit und Taktik. Die Charaktere greifen mit Standard-Attacken automatisch an und richten eher mäßigen Schaden an. Für simple Kämpfe noch völlig unerheblich, aber bei größeren Gegnern und Gruppen ist das Spiel zwischen Hauptcharakter und den Unterstützern wichtig. Spezialangriffe können den Gegner ins Schwanken bringen und seinen nächsten Zug unterbrechen. Angriffe, die besonders vom Timing abhängig sind. RPG-Experten kennen das aber schon.
Später schaltet sich das Klassensystem frei, was dem Kampfgeschehen mehr Tiefgang verpasst. Jeder der sechs Hauptcharaktere kann somit eine Klasse wählen (diese kann man später auch ändern) und schaltet dabei neue Spezialfähigkeiten und Waffen frei. Sobald man im späteren Spielverlauf die Möglichkeit freischaltet, in Kämpfen zwischen den Charakteren wechseln zu können, sollte man damit herumexperimentieren. Hardcore-Spieler werden sowieso jede der Klassen bis ans Maximum leveln.
Die eigentliche Story von Xenoblade Chronicles 3 wird den gemeinen Spieler rund 50 Stunden bei Laune halten. Wer wie ich, alles und jeden in der Welt entdecken möchte, wird für ein Vielfaches davon auf Alonios verbringen wollen und die letzten Ecken der Welt erkunden.
Für knapp 30 Euro können diejenigen, die auch nicht genug vom Spiel bekommen, einen Erweiterungspass erwerben. Bis Ende 2023 möchte Monolith in mehreren Wellen neuen Content für das Spiel liefern. Als Abschluss winkt nach offizieller Stelle sogar ein neues Story-Kapitel.
Präsentiert wird die Story entweder auf Japanisch oder Englisch. Wie bereits bei den vorherigen Teilen, zeigte sich bei Teil 3 auch wieder Nintendo of Europe für die Lokalisierung verantwortlich. Das bedeutet, dass man britische Sprecher für die Synchronisation engagiert hat. Wer schon Probleme hat, Amerikanern zu folgen, wird hier besonders viel Spaß haben. Ob schottischer oder irischer Akzent, manche Charaktere könnten glatt aus einem Pub gestolpert sein. Die deutschen Texte sind wie gewohnt gelungen und überzeugen mit Charme und gelegentlichem Retro-Feeling.
Technisch hat sich auch seit dem zweiten Teil einiges getan. Die Image-Quality ist immens verbessert worden und flimmert bei weitem nicht mehr so an den Rändern, wie es noch bei Teil 2 der Fall war. Damit sehen auch auf weiter Sicht die großen Areale beeindruckend aus. Etwas leidet die Grafik wie erwartet an der mittlerweile schon ziemlich veralteten Technik der Switch, was sich insbesondere in gelegentlichen Einbrüchen in der Framerate bemerkbar macht. Doch Monolith beweist hier wieder seine Kompetent und zeigt, was man aus dem kleinen Gerät herausholen kann. Wem schon immer wie mir die Laufanimationen der Vorgänger gestört hat, wird jetzt aufatmen können. Nun wirken die Schritte authentischer und nicht mehr so holprig. Ja, es sind die kleinen Dinge, die glücklich machen können. Animationen und Design sind einfach wieder auf einem hohen Level.
Xenoblade Chronicles 3 ist die Essenz von all dem, was die Vorgänger großartig gemacht hat. Da passt es auch, dass es zum Ende hin auch der krönende Abschluss der Trilogie wird. Zudem beweist der Titel wieder einmal, was man alles aus der Switch herauskitzeln kann.