In der Videospielbranche gibt es viele Klischees. Manche treffen zu, andere eher nicht. Aber eines können wir definitiv festhalten: Deutschland ist das Land, in dem Gamer besonders gerne Simulationen und Simulatoren spielen, also streckenweise genau das, was sie auch abseits des Zockens im echten Leben tun!
Truck & Logistics Simulator im Test: Für Simulationsfans geeignet
Und die Auswahl ist riesig. Von der Leitung eines Vergnügungsparks, über die Wartung von Ski-Liftanlagen bis hin zu diversen Landwirtschaftssimulatoren ist für jeden Geschmack etwas dabei. Seit 2014 könnt ihr auch unter die Transportlogistiker gehen und Waren von A nach B liefern und genau das haben wir jetzt in dem Spiel Truck & Logistics Simulator für die Nintendo Switch gemacht.
Wer bin ich und was mache ich?
Wie bereits erwähnt, geht es in Truck & Logistics Simulator im Kern darum, verschiedene Waren von A nach B zu transportieren und das möglichst unbeschadet. Je besser man dabei abschneidet, desto Geld gibt es für den Auftrag. Zusätzlich wird noch eine Bewertung in Form von Sternen vergeben. Eine alles überspannende Geschichte existiert hingegen nicht. Als grobes Ziel könnte man angeben, dass alle Fahrzeuge freigeschaltet werden müssen, um mit diesen folglich die verschiedenen Aufträge anzunehmen.
Womit wir auch schon mitten im Geschehen wären. Einleitung? Tutorial? Pah, Fehlanzeige! Nach dem Start geht es direkt mit der Wahl eines passenden Gefährts los. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man in einen neuen Job starten, aber es ist niemand da, der einen anlernt. Es wird zwar regelmäßig die Steuerung eingeblendet, aber das war es auch schon.
Jeder fängt mal klein an!
In Ermangelung eines großen Startkapitals können wir uns zunächst nur einen kleinen Van leisten. Aber kein Problem, auch in das Fahrzeug passt eine Menge hinein und zudem dürfen wir noch einen Anhänger ankoppeln, wenn der Auftrag mal größer ist. Dafür können wir ohne Zusatzkosten Lackfarbe, Scheinwerfer, Fahrer und mehr nach unseren Wünschen anpassen. Ist dieses kleine Vorgeplänkel erledigt, geht es direkt an das Verladen der Waren. Das geschieht je nach Auftrag mit einem Gabelstapler, einem Teleskoplader oder einem Radlader.
Jedes dieser Vehikel in Truck & Logistics Simulator fährt sich realitätsgemäß anders und ist je nachdem mehr oder weniger schwierig in den Steuerung. Es erfordert gerade am Anfang ein wenig Fingerspitzengefühl, die einzelnen Beladungsmaschinen zu beherrschen. Die Ladung darf schließlich nicht schon vor dem Transport zu Bruch gehen.
Wirklich nicht zu beneiden...
Nun müssen die Waren an den Zielort gebracht werden. Das passiert in einer 24 km² großen Welt, die verschiedene Bereiche wie Häfen, Autobahnen und Stadtgebiete sowie einige Offroad-Strecken umfasst. Ein dynamischer Tag- und Nacht-Wechsel inklusive sich ändernder Wetterbedingungen mit Schnee, Nebel, Regen oder Sonnenschein, sorgt dabei für unterschiedliche Straßen- und Sichtbedingungen. Dementsprechend müssen wir unsere Fahrweise anpassen, damit beispielsweise die teuren Champagnergläser nicht in Form eines Scherbenhaufens beim Kunden ankommen.
Obwohl die Spielwelt nicht gerade von vielen anderen Verkehrsteilnehmern bevölkert ist und eigentlich nur andere Autos unterwegs sind, bekommen wir schnell ein Gefühl dafür, wie anstrengend dieser Job in der Realität sein muss. Baustellen, andere Verkehrsteilnehmer, ständiger Zeitdruck, eine fragile Ware und im schlimmsten Fall noch Schnee oder Nebel machen das Ganze wahrlich nicht zu einem einfachen Beruf!
Ich kann mit anderen spielen? Ja, irgendwie...
Mit zunehmender Spielzeit wird das gesamte Unterfangen nicht einfacher. Je größer nämlich die Zugmaschinen werden, umso komplizierter gestaltet sich das Manövrieren durch den Straßenverkehr. Irgendwann haben wir aufgehört, auf rote Ampeln zu achten oder den Blinker zu setzen und Baustellen haben wir direkt umfahren. Mit einem LKW inklusive Anhänger ist das nämlich alles andere als ein Spaß. Auf der anderen Seite haben genau diese Situationen ein wenig unser Bewusstsein dafür geschärft, welchem Stress diese Berufsgruppe tagtäglich ausgesetzt ist.
Schade ist nur, dass der Mehrspielermodus von Truck & Logistics Simulator etwas sehr nackig daherkommt. Man befindet sich zwar in der gleichen Spielwelt und kann gemeinsam ähnliche Aufträge ausführen, aber wenn es zur Endabrechnung kommt, arbeitet jeder doch nur allein. Selbstverständlich können Hardcore-Fans sich währenddessen über Discord und Co austauschen und ihre eigenen Regeln festlegen, aber ein paar mehr Einstellungs- und Kooperationsmöglichkeiten fehlen einfach.
Interieur hui! Spielwelt eher nicht!
Grafisch präsentiert sich das Spiel auf der Nintendo Switch sehr durchwachsen. Zu den großen Highlights gehören ohne Frage die Autos und Fahrzeuge. Diese wurden mit extrem viel Liebe zum Detail gestaltet. Wer schon einmal in so einem Vehikel gesessen hat, wird sofort einen Großteil der Armaturen wiedererkennen. Sogar das Schadensmodell der Fahrzeuge mutet authentisch an und wirkt sich auf das Fahrverhalten aus. Und auch die Wettereffekte können sich streckenweise sehen lassen.
In krassem Kontrast dazu befindet sich die Spielwelt. Sie wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen und kann kaum mit Details glänzen. So sahen Spielwelten Anfang der 2000er Jahre aus. Zudem wird die Grafik auf der Switch mit unschönen Pop-ups überschwemmt. Weiter entfernte Bauwerke und Bäume tauchen einfach aus dem Nichts auf. Akustisch verhält sich das Spiel unauffällig. Fahrzeuggeräusche sind ebenso vorhanden wie einige Musikstücke, aber weder das eine noch das andere bleibt im Gedächtnis hängen.
Fazit:
Truck & Logistics Simulator ist genau für eine Zielgruppe entwickelt worden und diese wird mit vielen kleinen Details, einer hohen Authentizität und realistischen Gegebenheiten bedient. Technisch mag der Titel nicht viel hermachen, aber spielerisch hat er durchaus seinen Reiz. Es ist nämlich erstaunlich, wie unterschiedlich sich die Fahrzeuge anfühlen, wie filigran streckenweise beim Beladen gearbeitet werden muss und wie schwierig eine einfache Lieferfahrt sein kann. Abseits davon bietet das Spiel leider nicht viel. Es ist für Transport- und Simulatoren-Fans gedacht. Wer hier eine Spielwelt wie in einem Open-World-Game erwartet, ist definitiv falsch. Anfänger des Genres dürften aber zufrieden sein.
- detailreich gestaltete Autos
- gelungenes Fahrverhalten
- realistische Aufgabenstellung
- technisch auf der Switch durchwachsen
- schwacher Mehrspielermodus
- sehr begrenzte Zielgruppe