Mit Star Wars: Squadrons geht es zurück in den Weltraum, wo der Konflikt zwischen Imperium und Neuer Republik tobt.
Star Wars – Squadrons im Test: So gehen Raumschiffschlachten!
Wenn man an actionreiche Schlachten im Weltraum im “Star Wars“-Universum denkt, wird vielen Spieler vermutlich der Klassiker X-Wing vs. TIE Fighter oder die “Rogue Squadron“-Reihe von Factor 5 einfallen. Doch das ist beides schon sehr lange her. Zwar lassen sich auch in Star Wars: Battlefront 1 und 2 Kämpfe im Weltraum erleben, aber ein reinrassiges Actionspiel, das sich nur auf dieses Kernelement konzentriert, gab es seit Jahren nicht. EAs Motive Studios will das nun mit Star Wars: Squadrons ändern. Doch hält der Titel, was er verspricht?
Heute muss alles größer, schöner und besser sein. Es gibt bis auf einige Ausnahmen nur noch Triple-A-Titel oder Indiegames. Die Entwickler von EA gehen mit Star Wars: Squadrons jedoch genau den entgegengesetzten Weg. Das Spiel bietet eine Kampagne, zwei Mehrspielermodi sowie verschiedene Möglichkeiten der kosmetischen Gestaltung. Das war's! Kein Schnörkel, kein Schnickschnack und vor allem: keine Mikrotransaktionen! Zudem ist der Preis mit knapp 40 Euro für das Spiel deutlich geringer als bei anderen Titeln.
Star Wars Squadrons Trailer:
Worum geht es überhaupt?
In Star Wars: Squadrons wird die Geschichte zweier Fliegerstaffeln erzählt, die, abgesehen vom Prolog, kurz nach der Zerstörung des zweiten Todessterns über Endor beginnt. Je nach Kapitel übernehmt ihr entweder die Rolle eines Piloten der Neuen Republik oder des Imperiums und erfahrt so die Absichten und Motive beider Seiten. Für ein bisschen Würze sorgt zudem die Tatsache, dass ein imperialer Pilot die Seiten gewechselt hat und die Neue Republik und damit euch mit seiner Expertise unterstützt. Von Zeit zu Zeit begegnet ihr auch bekannten Charakteren wie Wedge Antilles.
Die Präsentation der Geschichte lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen: Zum einen gibt es erstklassig inszenierte Sequenzen im Weltraum, die sofort das authentische "Star Wars"-Flair auf den Schirm zaubern, und die Szenen in den Basen der beiden Fraktionen, in denen ihr quasi nichts anderes macht, als von Raum zu Raum zu springen, euch Besprechungen anzuhören oder Veränderungen am Schiff vorzunehmen.
Ab ins Cockpit!
Bevor ihr euch in die Mehrspielergefechte stürzt, solltet ihr euch mit der grundlegenden Mechanik des Spiels vertraut machen und dafür eignet sich die Kampagne am besten. So lernt ihr, wie sich die acht verschiedenen Raumschiffe (jeweils vier für jede Seite) beim Fliegen anfühlen. Euch steht übrigens nur die Cockpit-Ansicht zur Verfugung, was für einige Spieler eine gewissen Umgewöhnungsphase bedeuten kann. So erging es zumindest mir. Gleichzeitig hat das aber auch den Vorteil, dass sämtliche Anzeigen im Cockpit untergebracht sind und nicht als klassisches HUD präsentiert werden.
Das Stichwort lautet Immersion. Dank des Cockpit-Zwangs fühlt man sich noch “näher“ am Geschehen. Die gelungen direkte Steuerung erledigt ihr Übriges, um dieses Gefühl noch zu verstärken. Mit den Sticks kontrolliert ihr den Beschleunigungshebel sowie Höhen- und Seitenruder. Bereits nach ein paar Momenten werdet ihr in der Lage sein, die waghalsigsten Manöver auszuführen oder Gegner zu täuschen. Dann wandelt ihr euch in wenigen Augenblicken vom Gejagten zum Jäger. Außerdem ist es einfach ein sehr erhabenes Gefühl, einen Gegner vom Himmel zu schießen und mit einer wuchtigen Explosion belohnt zu werden.
Schrauben am eigenen Raumschiff
Doch es kommt natürlich auch darauf an, das richtige Raumschiff auszuwählen, denn die vier Klassen unterscheiden sich ziemlich stark in ihren Flug- und Kampfeigenschaften. Während der X-Wing und TIE Fighter ausgewogene Angriffsflieger darstellen, sind der TIE Bomber beziehungsweise Y-Wing deutlich schwerfälliger, aber auch besser gepanzert. Zusätzlich gibt es noch Support- und Späherschiffe wie den A-Wing. Je nach Situation und Kampfgetümmel ist also mal das eine Schiff sinnvoller, mal das andere. Außerdem gibt es in jedem Level der Kampagne mehrere optionale Ziele, die mit bestimmten Schiffstypen einfacher zu erreichen sind. Zusätzlich dürft ihr bis zu einem gewissen Grad selbst Energie im Raumschiff umleiten, um so beispielsweise Schilde zu stärken, schneller zu fliegen oder mehr Feuerkraft zu haben.
Das geht natürlich auf Kosten der jeweils anderen Komponenten. Aber da hören die Modifikationsmöglichkeiten noch nicht auf. Im Laufe der Kampagne schaltet ihr nicht nur diverse kosmetische Dinge frei, ihr könnt euch auch neue Komponenten kaufen, um einige Teilaspekte der Raumschiffe zu verändern und den Kampfgegebenheiten anzupassen: andere Raketentypen, bessere Schilde oder neue Laservarianten. Allerdings wird jeder Vorteil stets durch einen Nachteil erkauft. Beispiel: Ist der Schild stärker, regeneriert er sich nicht so schnell. Die freigeschalteten Dinge sind dann auch im Mehrspielermodus verfügbar, was einer der Gründe ist, warum ihr die Kampagne zuerst spielen solltet. Ihr lernt nicht nur, wann welches Schiff mit welcher Ausstattung einzusetzen ist, sondern schaltet auch diverse Modifikationen frei.
Wozu kosmetische Items?
Apropos Freischalten: Neben Modifikationen könnt ihr unzählige kosmetische Veränderungen erspielen. Dazu zählen Lackierungen, Farbmuster, Helmdesigns, Anzüge oder Spielereien wie Anhänger und Hologramme fürs Cockpit. Das ist zwar alles schön und gut, aber hat im Spiel bei manchen Dingen nicht einmal kosmetischen Nutzen. Wer sich sein Cockpit mit Wackeldackel und Co zustopfen will wie ein Trucker, kann das gern tun.
Der Preis für die Individualisierung ist jedoch eine eingeschränkte Sicht. Etwas anders sieht es bei Schiffslackierungen und Helm- sowie Anzugdesigns aus. Lackierungen des eigenen Schiffes sieht man selbst nur im Hangar oder in einleitenden Videos. Im Kampfgetümmel hingegen kann man sie bei der ganzen Action gar nicht wahrnehmen. Würden die Entwickler eine Third-Person-Perspektive anbieten, hätte man zumindest selbst etwas davon. Und das Aussehen eines Charakters sieht man eigentlich nur, wenn eine Mehrspielerpartie beendet ist und man zum Siegerteam gehört.
Multiplayer-Action mit taktischem Einschlag
Ist das Schiff nach euren Wünschen ausgerüstet, könnt ihr euch in die Weltraumschlachten stürzen. Neben einem normalen "Team Deathmatch"-Modus mit je fünf Mitspielern, in dem es einfach nur darum geht, in 15 Minuten 30 gegnerische Schiffe abzuschießen, müsst ihr in Flottenkämpfen durchaus taktisches Geschick beweisen. Hier ist es euer Ziel, das Flaggschiff des gegnerischen Tams zu zerstören. Erschwerend kommt hinzu, dass es von zwei weiteren großen Kampfungetümen begleitet wird. Und auch die Frontlinie müsst ihr im Auge behalten, sonst zerfleddern euch diese Schiffe sofort.
Frontlinie? Richtig, das ist der Bereich, in dem ihr kämpfen solltet. Wagt ihr euch zu weit darüber hinaus, werdet ihr mit alleszerstörenden Lasersalven eingedeckt. Besagte Frontlinie könnt ihr aber nur verschieben, wenn ihr gegnerische Spieler abschießt. Das heißt, ihr solltet euch auf jeden Fall koordinieren, sonst überrollt euch das andere Team gnadenlos. Mit den richtigen Kollegen macht dieser Modus unglaublich viel Spaß und bietet sowohl taktischen Tiefgang als auch schnelle Action.
Star Wars Squadrons Ankündigungs-Trailer
Eine nahezu perfekte Präsentation
Technisch ist Star Wars: Squadrons ein audiovisueller Leckerbissen. Motive Studios transportiert die typische Atmosphäre nahezu perfekt auf den Bildschirm. Ob ihr nun in einem Trümmerfeld Gegnern hinterherjagt oder in der wolkenverhangenen Stratosphäre eine verstecke Basis zerstört, macht keinen Unterschied. Die Umgebungen sehen einfach fantastisch aus und sind für ein Weltraumspiel unglaublich detailliert. Schade nur, dass man von den Raumschiffen aufgrund der Ego-Perspektive vergleichsweise wenig sieht.
Die Zwischensequenzen im Weltall könnten auch direkt aus den Filmen stammen. Nur der eigene, stumme Charakter wirkt irgendwie unvollendet. Über den Sound müssen wir eigentlich kein Wort verlieren. In diesem Bereich waren die "Star Wars"-Spiele schon immer Spitzenklasse. Wenn die Laserstrahlen an eurem Cockpit vorbeipfeifen, die Musik ertönt und das alles mit krachenden Explosionen unterlegt ist, wisst ihr: So muss Star Wars sein! Sogar die deutschen Sprecher machen einen guten Job und tragen dazu bei, dass die Geschichte glaubwürdig wirkt - also innerhalb des "Krieg der Sterne"-Universums natürlich.
Fazit
Star Wars: Squadrons hält genau das, was es verspricht: kompromisslose Weltraumaction mit einer der bekanntesten Lizenzen weltweit, nicht mehr und nicht weniger. Eingebettet ist das gesamte Erlebnis in eine solide Geschichte und eine sehr gelungene audiovisuelle Präsentation. Lediglich Kleinigkeiten wie eine fehlende Außenansicht, der merkwürdig anmutende Avatar und teilweise unnütze Kosmetikmodifikationen stören das Gesamtbild ein wenig. Das sind aber keine spielentscheidenden Faktoren. Gemessen am Preis ist auch der Umfang vollkommen in Ordnung. Lediglich die Frage, wie lange der Multiplayer-Modus nach dem Beenden der Kampagne motiviert, muss jeder für sich selbst beantworten.
- Knackige Weltraum-Action
- Tolle Optik
- Krachende Sounds
- Direkte und eingängige Steuerung
- Abwechslungsreiche Umgebungen
- Nur in der Cockpit-Ansicht spielbar
- Kosmetische Dinge teilweise unnütz
- Spielfigur im Hangar nicht steuerbar