Autor: Mia Uebach
Risk of Rain 2 war einige Zeit im Early Access erhältlich, diesen Monat wurde nun die Vollversion veröffentlicht. Bei Steam steht das actionreiche Spiel aktuell bei 96 Prozent positiver Bewertungen, doch sind die gerechtfertigt?
Autor: Mia Uebach
Risk of Rain 2 war einige Zeit im Early Access erhältlich, diesen Monat wurde nun die Vollversion veröffentlicht. Bei Steam steht das actionreiche Spiel aktuell bei 96 Prozent positiver Bewertungen, doch sind die gerechtfertigt?
Auf meiner Wunschliste bei Steam war lange Zeit ein Spiel, das ich mal irgendwo gesehen hatte, ganz cool fand, mir dann aber doch nicht kaufte: Risk of Rain 2. Als es am 11. August als Vollversion erschienen ist und dazu noch einen kleinen Rabatt erhielt, landete es letztlich doch erst in meinem Warenkorb und dann in der virtuellen Bibliothek.
Und nun bereue ich es so sehr, das ganze nicht schon früher gemacht zu haben. Allerdings hat vermutlich nicht jeder so viel Freude an dem Spiel wie ich.
Das Prinzip von Risk of Rain 2 ist relativ leicht erklärt: Charakter wählen, Monster umhauen oder -schießen, Items sammeln und überleben. Das klingt erst einmal recht leicht, ist es aber bei Weitem nicht. Denn Risk of Rain 2 wird immer schwerer, je länger ihr in den Levels unterwegs seid. Nicht nur, dass mehr Monster erscheinen, sie kriegen auch immer mehr Leben und verursachen mehr Schaden. Braucht ihr zu lange, werdet ihr irgendwann überrannt. Selbst wenn ihr eigentlich noch stark genug seid, kann es passieren, dass irgendwann so viele Feinde da sind, dass ihr dem Spielgeschehen nur noch schwer folgen könnt. Zwischen all den ganzen Gegnern ist es leicht, den Angriff zu übersehen, der euch letztendlich in den Game-Over-Bildschirm schickt.
Könnt ihr mit derart hektischem Gameplay wenig anfangen, werdet ihr euch schwer mit Risk of Rain 2 tun.
Um in den verschiedenen Levels voranzukommen, müsst ihr erst den Teleporter finden, ihn aktivieren und dann einen Boss (später sind es auch gerne mal mehrere) besiegen. Das stellt sich in der Praxis manchmal als gar nicht so leicht heraus, denn der Teleporter ist irgendwo zufällig auf der Karte platziert. Wenn ihr Pech habt, steht er hinter einem Felsen und kann nur ganz schwer gesehen werden.
Eine Karte gibt es nämlich nicht, ihr müsst euch alles Interessante, das ihr findet, merken. Zwar gibt es auch die Möglichkeit, Dinge wie einen Gegenstand oder eine Kiste zu pingen, jedoch hält diese Markierung nicht lange an. Es kann also durchaus schon einmal vorkommen, dass ihr eine gefühlte Ewigkeit nach dem Teleporter sucht, währenddessen das Spiel immer und immer schwieriger wird.
Um stärker zu werden, müsst ihr im Level aufsteigen oder Items sammeln. Euer Level erhöht ihr, wie sollte es auch anders sein, durch das Besiegen von Monstern. Zusätzlich gibt es noch Erfahrung für das Geld, was ihr besitzt, wenn ihr mit dem Teleporter zum nächsten Level wollt. Ihr nehmt euer Erspartes nämlich nicht mit ins nächste Gebiet, sondern müsst eure Geldbörse jedes Mal wieder auffüllen.
Mit dem gesammelten Geld lassen sich Kisten öffnen, Items an Verkaufsstationen kaufen oder Drohnen reparieren. Ab und an stoßt ihr auch auf Drohnen, die sich mit Ausrüstung wiederherstellen lassen und dann den Effekt automatisch auslösen, sollte er wieder verfügbar sein.
Items zu kaufen, ist der primäre Weg, wenn ihr stärker werden wollt. Was die Sache allerdings kniffliger macht: Welche Items auftauchen, ist komplett zufällig. Kennt ihr dann auch nicht die Effekte von allen, ist es teilweise schwer zu erkennen, ob ein Gegenstand nutzbringend oder Geldverschwendung ist. Manchmal habt ihr Pech und bekommt keine guten, manchmal wisst ihr schon nach dem ersten Boss, dass ihr alles und jeden aus dem Weg räumen könnt.
Nach Hunderten von Stunden in anderen Rogue-like-Spielen wie The Binding of Isaac ist das für mich auch kein Problem. Was allerdings den Spielspaß häufig trüben kann, ist die Suche nach neuen Gegnern. Ist das Spiel (gerade bei den Bosskämpfen) an einigen Stellen unübersichtlich, so kann es vor allem am Anfang eines Levels vorkommen, dass ihr erst einmal nach Gegnern suchen müsst, bis ihr genügend Geld habt, um überhaupt eine Kiste zu öffnen. Dadurch, dass das Spiel kontinuierlich schwerer wird, sind solche Momente immer sehr unpraktisch. Auch wenn das Actionspiel an sich schwer sein soll, wäre es hilfreich, wenn die Entwickler das Auftauchen der Gegner anpassen würden, um die Durststrecken kürzer zu halten.
Zu Beginn des Spiels habt ihr lediglich Zugriff auf einen einzigen Charakter und längst nicht alle Items. Darüber hinaus besitzt jede Spielfigur noch alternative Fähigkeiten, für die ihr aber auch erst Missionen abschließen müsst. Von denen sind einige recht simpel, andere wiederum erfordern schon einiges an Können und sind nicht so einfach zu absolvieren. Und dann gibt es da noch die Herausforderungen, deren Beschreibungstexte teilweise sehr kryptisch sind, sodass ihr entweder durch Zufall herausfindet, was ihr tun sollt, oder euch anderweitig Informationen dazu einholen müsst. Denn Risk of Rain 2 bietet mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat...
Risk of Rain 2 ist – anders als noch der Vorgänger – in 3D, sodass ihr stets darauf achten müsst, dass ja kein fieses Monster hinter eurem Rücken lauert. Die Grafik ist simpel gehalten, aber nicht schlecht. Ihr könnt die einzelnen Gegner gut unterscheiden, nur kann es, wie weiter oben erwähnt, schnell mal etwas unübersichtlich werden, wenn euch viele Gegner auf einmal an die virtuelle Haut wollen.
Der Soundtrack des Spiels ist einer der größten Pluspunkte. Das mag jetzt so klingen, als ob der Rest des Spiels eher okay wäre, aber das soll nicht die Aussage sein, denn der Soundtrack ist einfach so gut, das man ihn extra hervorheben muss. Egal in welcher Situation ihr euch befindet, ob ihr nun nach Kisten sucht, im Bosskampf steckt oder gerade den Löffel abgegeben habt, die Musik stimmt.
Ihr könnt euer Abenteuer sowohl solo als auch im Mehrspieler bestreiten, je nachdem, was euch mehr liegt. Ihr werdet es auch allein schaffen, alles freizuschalten, jedoch sei an dieser Stelle der Mehrspielermodus empfohlen – wenn ihr das Risiko eingehen wollt, mit euch unbekannten Spielern loszulegen.
Einer der wenigen Kritikpunkte seitens der Community ist etwas, wo das Spiel selbst wenig für kann: Trolle. Jeder kann nämlich jedes Item aufsammeln. Ihr teilt euch zwar das von Monstern erbeutete Geld, wenn ihr jedoch an Schreinen Moneten verdient, so wandern sie nur in eure Geldbörse. Daher kann es vorkommen, dass ihr noch Geld vor Antritt des nächsten Levels übrig habt, einer eurer Mitstreiter aber nicht mehr. Wenn ihr euch dann entschließt, ihm unter die Arme zu greifen und ihm ein Item zu kaufen, dann kann jeder der bis zu vier Mitspieler dieses Item aufsammeln.
Habt ihr also Pech, dann befindet sich in eurer Gruppe jemand, der oder die einfach jedes Item aufsaugt, das zu finden ist, ungeachtet davon, für wen es eigentlich bestimmt ist.
Entweder habt ihr also ein paar Freunde, mit denen ihr Risk of Rain 2 im Mehrspieler genießt (und dann definitiv mehr Spaß habt) oder aber ihr riskiert es, mit Fremden zu spielen und auf Trolle zu stoßen.
Wer Rogue-likes mag, der wird um Risk of Rain 2 wohl schwerlich drumherum kommen. Das Update auf die Vollversion hat dem ohnehin schon beliebten Titel noch einiges mehr hinzugefügt und ist seitdem zurecht beliebter als je zuvor.
Seht ihr über kleinere Probleme hinweg, wie zum Beispiel der langatmigen Suche von Monstern an einigen Stellen, bekommt ihr hier ein erstklassiges Actionspiel geliefert. In meinen bisher angesammelten Stunden habe ich keinen einzigen Bug entdeckt. Das Spiel läuft flüssig, macht Laune, fordert euch, hasst euch, ist aber nie unfair. Eine Warnung sollte aber noch ausgesprochen werden: Risk of Rain 2 speichert nicht während eines Durchganges. Beendet ihr also das Spiel, während ihr noch in einer Runde seid, so könnt ihr beim nächsten Mal nicht einfach dort weiterspielen. Nehmt euch also Zeit, wenn ihr einen Durchgang anfangen wollt, wobei es vermutlich eh nicht bei der einen Runde bleiben wird.