Die Pikmin wuseln wieder umher. Allerdings nicht in einem neuen Spiel, sondern in Pikmin 3 Deluxe für die Switch.
Pikmin 3 Deluxe im Test: Immer noch großartig und jetzt mit Koop!
Vor sieben Jahren erschien der letzte Hauptteil der Pikmin-Reihe für die Wii U. Seitdem liegt die Serie, abgesehen vom 2017 erschienenen Spin-off Hey! Pikmin für den Nintendo 3DS, quasi brach. Statt eines neuen Teils gibt es nun Pikmin 3 in der Deluxe-Ausführung für die Nintendo Switch. Schon im Original überzeugte das Spiel, aber durch die mangelnde Verbreitung der Wii U blieb der Titel einer größeren Zielgruppe verwehrt. Nun hat er eine zweite Chance und wir verraten euch, ob sich Pikmin 3 Deluxe für die Switch lohnt und welche Unterschiede es zur Urfassung gibt.
Was ist passiert?
Anders als in den beiden vorangegangenen Spielen und dem Spin-off spielt nicht Captain Olimar die Hauptrolle in diesem Abenteuer, sondern es geht um die drei Piloten Alph, Brittany und Charlie. Die tapferen Raumfahrer wurden von der Regierung ihres Planeten auf eine Forschungsmission geschickt, um nach neuen Nahrungsquellen zu suchen. Durch eine ausbeuterische Gesellschaft und den Egoismus vieler haben sie es geschafft, fast alle Ressourcen zu verbrauchen und nun droht der Kollaps des Planeten. Doch schon beim Landeanflug auf PNF-404 kommt es zu einer Verkettung unglücklicher Umstände. Alle drei Piloten werden in der Welt verstreut und müssen sich erst einmal wiederfinden. Dann kann die Suche nach Nahrung beginnen. Aber so ganz ohne Captain Olimar geht es dann doch nicht und an einigen Stellen des Abenteuers treffen wir sowohl auf ihn als auch auf seinen etwas trotteligen Kumpanen Louie.
Mit einer Armee aus Blumenkindern
Das Prinzip von Pikmin 3 Deluxe ist schnell erklärt. In einer Mischung aus Echtzeitstrategie und Puzzle-Elementen, die Multitasking-Fähigkeiten voraussetzt, müssen wir Früchte einsammeln, Gegner besiegen und einen Weg finden, wieder zurück zu unserem Heimatplaneten zu gelangen. Dabei werden wir tatkräftig von kleinen Blumenwesen unterstützt, die unterschiedliche Eigenschaften besitzen. Die erste Aufgabe in Pikmin 3 Deluxe besteht für uns darin, Pikmin zu finden, die für uns in den Kampf ziehen. Glücklicherweise sind direkt rote Exemplare in der Nähe unseres Raumschiffs, die wir umgehend mit unserer Pfeife rekrutieren und losschicken, ein paar Erdbeeren und Kirschen einzusammeln. Zudem werfen wir sie auf Knopfdruck auf die ersten Gegner und sammeln die Kadaver ebenfalls ein. Im Gegensatz zu den köstlichen Früchten dienen Feinde dazu, die Population der Pikmin zu erhöhen. Gleiches gilt für die Blumen, die statt einer Blüte eine Tablette mit einer Zahl darauf haben.
Stück für Stück immer komplexer
Nach und nach entdecken wir nicht nur unsere Co-Piloten, sondern auch weitere Pikmin in verschiedenen Farben. Neben den roten, die sich bestens als Kämpfer eigenen und feuerresistent sind, gibt es noch gelbe Blumenkrieger. Denen macht Elektrizität nichts aus und sie lassen sich weiter werfen, um zum Beispiel an höher gelegene Ort zu gelangen. Blauen Pikmin hingegen macht Wasser nichts aus und die Steinvariante zertrümmert auch härteste Materialien. Zum Schluss dürfen wir noch fliegende, rosafarbene Pikmin nutzen, um Dinge anzuheben oder per Luftfracht zu transportieren. Die großen lila Exemplare und die kleinen weißen und giftigen aus dem zweiten Spiel sind hingegen nicht während der Kampagne zu finden. Sie tauchen nur in den Extra-Missionen auf.
Mehrere Aufgaben gleichzeitig
Wie bereits erwähnt, stoßen wir nach und nach auf die verschiedenen Pikmin-Arten und restlichen Co-Piloten. Dementsprechend wird auch mit fortlaufender Spielzeit die Aufgabenstellung immer komplexer. Müssen wir anfangs nur herumliegende Früchte einsammeln und Gegner plätten, bauen wir später Brücken, treten gegen Bossgegner an und lösen verschiedene Probleme. Spätestens jetzt zeigt sich: Wer mehrere Aufgaben zur gleichen Zeit bewältigen kann, ist klar im Vorteil. Wir können nämlich alle drei Charaktere mit ein paar Pikmin auf unterschiedliche Missionen schicken. Ein Trupp kümmert sich etwa um einen hartnäckigen Gegner, während eine zweite Gruppe eine Brücke baut und die dritte für Licht in einer Höhle sorgt. Zwar gibt es keinen Zeitdruck wie beispielsweise im ersten Titel, aber wir müssen zu Beginn des Spiels stets ein Auge auf unsere Fruchtvorräte haben, denn wenn die aufgebraucht sind, ist das Spiel vorbei. Ein bisschen Nahrung müssen Alph, Brittany und Charlie schon zu sich nehmen, um das Abenteuer zu überstehen.
Und was gibt es sonst noch?
Neben dem Einzelspielermodus gibt es in der Switch-Version noch zwei kleine Geschichten rund um Captain Olimar. Zum einen erfahren wir, wieso sich der Kerl ebenfalls auf dem Planeten aufhält, und zum anderen gibt es einen kleine Episode, die direkt an das Ende des Hauptspiels anschließt. Beide Missionen erfinden zwar das Rad nicht neu, aber insbesondere der Epilog nutzt die bestehenden Gegebenheiten des Spiels und würfelt sie munter durcheinander, so dass wir unsere Vorgehensweise dezent anpassen mussten. Abseits davon gibt es noch verschiedene weitere Missionen zu absolvieren, bei denen es darum geht, entweder Schätze zu finden oder Bossgegner zu eliminieren. Hier finden sich auch alle DLCs der Wii-U-Fassung. Wie im Original gibt es zudem mit dem "Bingo Battle" einen kleinen Mehrspielermodus, in dem es darum geht, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit einzusammeln, um „Bingo“ rufen zu dürfen.
Diese Veränderungen gibt es
Und was ist jetzt neu? Pikmin 3 Deluxe ist mehr eine Portierung mit einigen neuen Inhalten, das Grundspiel und vor allem die Optik sind weitgehend gleich geblieben. Die Veränderungen, die Nintendos EPD Team und Entwickler Eighting vorgenommen haben, sind eher subtiler Natur und ohne direkten Vergleich kaum auszumachen. So ist der Rufradius der Pfeife, mit der wir die Pikmin antanzen lassen, deutlich größer und auch die Lock-on-Funktion verhält sich nun deutlich geschmeidiger. Ein Hilfe-System, mehr und vor allem härtere Schwierigkeitsgrade sowie Achievements (genannt Medaillen) und die Piklopedia-Datenbank sind ebenfalls neu. Darüber hinaus lässt sich nun die gesamte Einzelspielerkampagne mit einem Freund lokal durchzocken. Die Funktion, über die wir uns am meisten gefreut haben, ist jedoch die Möglichkeit, faulenzende und irgendwo in der Gegend verlorene Pikmin mittels des Raumschiffs rufen zu lassen, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Es sind genau diese kleinen Anpassungen, die Pikmin 3 Deluxe, welches eigentlich nur ein Port ist, immer noch zeitgemäß erscheinen lassen. Schade ist eigentlich nur, dass Nintendo die Touch-Funktionalität der Switch nicht eingebaut hat.
Trotz 7 Jahren immer noch hübsch
Optisch und akustisch muss man schon mit der Lupe suchen, um Veränderungen zu sehen oder zu hören. Damals war Pikmin 3 eines der ersten Spiele, das Nintendo in hochauflösender Optik auf den Markt gebracht hat, aber das sieht man dem Spiel kaum an. Sowohl die mittlerweile geringe Auflösung als auch die Bildwiederholungsrate mit 30fps tun der Gesamtqualität kaum einen Abbruch. Die Grafik ist immer noch sehr gelungen. Bis zu 100 Pikmin wuseln gleichzeitig auf dem Bildschirm umher, während im Hintergrund eine durchaus realistische Naturumgebung dargestellt wird. Dazu spielen die Entwickler geschickt mit dem Bokeh-Effekt, um eine Illusion zu erzeugen, die uns zum Beobachter einer ganzen Gartenanlage macht. Neben dem teilweise absurden Gegnerdesign und den niedlichen Animationen der Pikmin sind die Früchte das wahre Highlight des Spiels. Kiwi, Erdbeere oder Wassermelone sind nahezu fotorealistisch und sehen wirklich zum Anbeißen aus. Lediglich die Texturen einiger Böden sind damals wie heute unscharfer Pixelmatsch. Abgesehen von einzelnen Objekten oder dezent angepasster Levelgeometrie sind uns aber keine Unterschiede aufgefallen.
Fazit
Pikmin 3 Deluxe ist im Kern das gelungene Originalspiel von 2013. Nintendo und Entwickler Eighting haben hier und dort einige Änderungen vorgenommen, aber diese fallen nur Personen auf, die auch das Original wie ihre Westentasche kennen. Wirklich neu sind eigentlich nur die beiden Missionen mit Olimar und Louie sowie die Piklopedia. Nichtsdestotrotz ist Pikmin 3 Deluxe der beste Teil der Reihe. Länge, Abwechslung, Gameplay und die Technik stimmen einfach. Selten zuvor wurde das Echtzeitstrategiegenre so liebevoll und putzig umgesetzt. Man sollte sich aber nicht von der Verpackung täuschen lassen. Gerade auf höheren Schwierigkeitsstufen und in den Missionen geht es knallhart zur Sache. Wer da nicht aufpasst, wird zum Pikmin-Massenmörder, ohne es zu wollen. Schade ist eigentlich nur, dass es abgesehen von Ranglisten keine Online-Funktionen gibt und die lila und weißen Pikmin nicht in die Handlung integriert wurden. Aber vielleicht sind sieben Pikmin-Arten auf einmal auch zu viel des Guten.
- putzige Echtzeitstrategie
- Im Koop spielbar
- kleine, aber sinnvolle Neuerungen
- Alle DLCs enthalten
- Bodentexturen manchmal unscharf
- kaum Online-Funktionen
- weiße und lila Pikmin nur in Missionen verfügbar