Nach 16 Jahren zieht Mario für Mario Strikers: Battle League Football wieder die Fußballschuhe an. Lohnt sich die Rückkehr?
Mario Strikers – Battle League Football im Test: Viel Spaß, noch wenig Inhalte
Mario ist ein echtes Multitalent. Der italienische Handwerker treibt diverse Sportarten, rettet regelmäßig Prinzessinnen und hat nun sogar einen eigenen Vergnügungspark. Aber seit 16 Jahren hat der fidele Held nicht mehr wirklich gegen einen Ball getreten, abgesehen einmal von Mario Sports Superstars für den 3DS. Auf der Switch geht es nun endlich wieder auf den Bolzplatz. Mit Mario Strikers: Battle League Football ist der Nachfolger zum beliebten Mario Strikers Charged Football für die Wii erschienen. Endlich!
Mario in Sportspielen – immer anders
Wer schon einmal ein Sportspiel mit Super Mario gespielt hat, der weiß, dass Realismus nur eine untergeordnete Rolle einnimmt. Stattdessen werden reale Sportdisziplinen mit den typischen Mario-Elementen gemischt. Heraus kommt meist eine witzige Alternative, die besonders mit Freunden viel Spaß bereiten kann. Da bildet Mario Strikers: Battle League Football keine Ausnahme. Fußball ist hier nur der Aufhänger für eine wilde Balgerei auf dem meist grünen Rasen. Die ist nach dezenter Orientierungslosigkeit zu Beginn aber ein echt kurzweiliger Spaß.
Ist das Fußball oder was?
Mario Strikers: Battle League Football trägt zwar Football im Namen, aber wie bereits erwähnt als wirkliches Fußballspiel kann man es nicht bezeichnen. Das geht schon mit den Rahmenbedingungen los: Um das Spielfeld herum befindet sich ein Elektrozaun, damit auch ja keiner abhauen kann. Dementsprechend gibt es auch kein Aus, keine Einwürfe, Ecken oder ähnliches in der Art. Und Elfmeter gibt es schon mal gar nicht. Trotzdem geht es ums Toreschießen, aber auf die eher brachiale Art. Dazu später mehr.
Zwei Teams stehen sich mit jeweils vier Feldspielern und einem Torwart gegenüber. Passen, Schießen, Sprinten, alles was man sonst aus Fußballspielen kennt, ist natürlich auch hier möglich. Dazu kommen Finten, aufgeladene Schüsse, Steilpässe und Team-Tacklings. Richtig zur Sache geht es, wenn ihr euch in der Verteidigung befindet. Regeln? Braucht doch kein Mensch! Es wird gerempelt, geschubst und gegrätscht, was das Zeug hält. Da wird man schon mal in den Elektrozaun gedrückt oder man macht Bekanntschaft mit der Grasnarbe. Schwer verletzen kann man sich nicht. Nach ein paar Sekunden geht es weiter, aber die Zeit, in der ein Team einen Mitspieler weniger hat, kann genutzt werden, um selbst Tore zu erzielen. Aber was ist, wenn ein Gegenspieler einen immer und immer wieder genüsslich in den Zaun donnert oder anderweitig alle paar Meter umnietet? Dann gibt es für den gefoulten Spieler einen Stern, der für kurze Zeit Unbesiegbarkeit verspricht.
Chaos, Hektik und Spaß
Eigentlich ist die Steuerung äußerst simpel, aber selbst Veteranen werden sich nach 16 Jahren Spielpause über das Tutorial freuen, um sich die grundlegenden Befehle wieder ins Gedächtnis zu rufen. Es dauert ein paar Partien, bevor man sich zurechtfindet, denn es geht echt eine Menge ab auf dem Bildschirm. Neben den "normalen" Fußballelementen spielen die typischen Mario-Items eine wichtige Rolle. Ähnlich wie in Mario Kart könnt ihr Panzer werfen, Bob-Ombs aufs Spielfeld schicken oder Bananenschalen auslegen. Je mehr Items, desto mehr Chaos und Spaß. Das ist Programm, aber darunter leidet die Übersicht etwas. Es gibt zwar eine optische Hilfe und die wird ihrem Namen auch gerecht, aber wir hätten uns noch ein, zwei Optionen mehr gewünscht. Selbst mit aktivierter Hilfe kann man im Getümmel schon mal übersehen, wer jetzt eigentlich den Ball hat oder welche Figur man steuert.
Die Hyperschüsse sind ein Highlight
Ein besonderes Element in Mario Strikers: Battle League Football sind die sogenannten Hyperschüsse, die artistisch sensationell gut in Szene gesetzt sind. Hat man auf dem Spielfeld das entsprechende Item eingesammelt, kann man mit einem aufgeladenen Schuss ein Hyperschuss tätigen. Hierbei ist ein bisschen Timing gefragt und nicht jeder Versuch wird perfekt sein. Aber sobald ihr es geschafft habt und dabei nicht umgerannt wurdet, schaltet das Spiel in bester Anime-Tradition in eine Zwischensequenz, aus der ein unfassbar gefährlicher Torschuss resultiert. Gut gezielt und anständig ausgeführt, kommt meist ein Tor dabei heraus, das doppelt zählt. So könnt ihr auch in letzter Sekunde ein Spiel drehen. Selbst wenn der Schuss direkt auf den Torwart geht, ist ein Treffer möglich. Je nachdem, wie viel Technik und Kraft ein Charakter besitzt, wird der Torwart direkt mit in den Kasten gefeuert. Apropos, Torwart: Den könnt ihr nicht selbst steuern und wer sich ihm zu sehr nähert, wird gnadenlos weggehauen.
Komplett neu ist, dass ihr mit verschiedenen Ausrüstungsgegenständen die Werte eurer Teammitglieder ändern könnt. Mario hat zu wenig Passqualität? Dann verpasst ihm ein paar schicke Klamotten mit entsprechenden Boni. Die gibt es gegen erspielte Münzen und je mehr Cups ihr gewinnt, umso mehr Ausrüstung könnt ihr euch kaufen. Außerdem verleiht ihr eurem Team so ein bisschen optische Individualität.
Öhm? Das ist alles?
Das alles verspricht soweit eine Menge Spaß und lässt sich auch tadellos spielen. Doch wie sieht es mit dem Umfang aus? Hier haben die Entwickler etwas auf Sparflamme gekocht. Es gibt Einzelspiele, sechs verschiedene Pokale sowie den Strikers Club. Ersteres könnt mit bis zu acht Spielern an einer Konsole erleben. Online können maximal vier Personen antreten, mit bis zu zwei Leuten pro Konsole. Eine Möglichkeit, eigene Turniere für einen launigen Partyabend zu erstellen, oder irgendwelche anderen Modi gibt es nicht. Dafür aber einen neuen Schwierigkeitsgrad, sobald ihr alle Cups einmal gewonnen habt. Das macht die Wettbewerbe um einiges anspruchsvoller.
Der Strikers Club ist so etwas wie der Kern des Online-Spiels. Ihr erstellt euch einen Online-Verein, dürft einen Teamnamen bestimmten, euer eigenes Stadion anpassen und dann allein oder mit Teammitgliedern in einer weltweiten Rangliste aufsteigen. Dafür gibt es Münzen für Ausrüstung und den Stadionausbau. Das war es schon. Irgendwie wirkt das Ganze etwas unfertig. Zwar hat Nintendo angekündigt, weitere Inhalte per kostenlosen Updates nachzuliefern, aber das nützt im Moment relativ wenig.
Es wirkt auf uns so, als würde Nintendo, bedingt durch die Pandemie, eine etwas andere Strategie verfolgen als die Konkurrenz. Statt Produkte zu verschieben, werden Inhalte lieber später nachgeliefert. Auf der einen Seite ist das natürlich schön, wenn man sofort spielen will, auf der anderen Seite wirken die Spiele dadurch etwas leer und ohne viel Substanz.
Optisch ein Leckerbissen für Mario-Fans
Technisch geben sich die Entwickler von Next Level Games keine Blöße. Das Spiel ist zwar kein optisches Wunderwerk, aber es flutscht alles einwandfrei und geschmeidig bei fast konstanten 60 Bildern in der Sekunde. Die Charaktere sind flüssig animiert, mit vielen Details versehen und sehen schlichtweg gut aus. Kurzum: Das typische Mario-Flair ist an allen Ecken und Enden zu spüren. Das Highlight sind auf jeden Fall die Hyperschüsse, die Anime-artig präsentiert werden und einfach nur eine Augenweide sein. Da sie nicht permanent auftreten, wird man damit auch nicht überladen. Die Musik ist im typischen Mario-Stil gehalten und passt dementsprechend gut zum Geschehen auf dem Bildschirm. Trotz einiger interessanter Musikstücke mit Gitarrenklängen ist uns aber kein Titel nachhaltig im Gedächtnis geblieben.
Fazit
Mario Strikers: Battle League Football hat mit Fußball in etwa so viel zu tun wie Raufasertapete mit Blindenschrift. Es ist aber ein Mordsspaß, über das Spielfeld zu rüpeln, ein paar Tore zu schießen und das Ganze mit Hyperschüssen zu garnieren. Das Spielprinzip ist extrem kurzweilig und insbesondere mit Freunden ein großes Vergnügen. Schade nur, dass es an substanziellen Inhalten mangelt. Das Phänomen kennen wir bereits aus Mario Golf Super Rush und Nintendo Switch Sports. Außerdem fehlen zusätzlich optische Hilfen und grundlegende Einstellungsmöglichkeiten, wie etwa das Speichern von Loadouts für Teams.
- Kurzweiliges Spielprinzip
- Brachialie Action ohne Regeln
- Tolle Hyperschüsse
- Individualisierungmöglichkeiten
- Noch wenig Inhalte
- Zu wenig optische Hilfen
- Teilweise sehr hektisch