Horizon Zero Dawn ist als erster Sony-Titel überhaupt für PC erschienen, nur leider läuft er nicht bei jedem so gut wie bei uns.
Horizon Zero Dawn: PC-Version im Test – Premiere mit Problemen
Wer hätte noch bis vor ein paar Monaten gedacht, dass Sony jemals eines seiner Spiele für den PC veröffentlichen würde? Und nun sitzen wir da und können doch tatsächlich Horizon Zero Dawn auf Steam und im Epic Games Store kaufen – und sogar mit einem Xbox-One-Controller spielen! Das allein ist schon so eine Art Sensation. Aber ist es die PC-Portierung des bejubelten Open-World-Spiels von Guerilla Games auch? Nun, auf unserem Rechner schon, auf anderen Systemen scheinbar nicht.
Werbung für die PS5?
Dass Sony ausgerechnet Horizon Zero Dawn als erstes PS4-First-Party-Spiel, das seinen Weg auf den PC findet, ausgewählt hat, kommt sicherlich nicht von ungefähr. Wohl kaum haben die Verantwortlichen eine Dartscheibe in ihrem Büro aufgehangen, auf der jedes Segment mit dem Aufkleber eines Spiels versehen gewesen ist, und dann einen Pfeil blind geworfen, um per Zufall zu bestimmen, welcher Titel eine Zweitverwertung erhalten wird. Die Gründe sind andere: Zum einen ist Horizon Zero Dawn schon über drei Jahre alt. Wer sich heute immer noch keine PlayStation 4 gekauft hat, um in die postapokalyptische Welt mit Robo-Dinos einzutauchen, wird das jetzt wohl auch nicht mehr nachholen. Zum anderen hat Sony die Fortsetzung Horizon Forbidden West bereits für die PS5 angekündigt. Und was wäre wohl eine bessere Art und Weise, PC-Spieler vom Kauf der PS5 zu überzeugen, als sie mit dem Vorgänger für einen der vermeintlichen System Seller der neuen Konsole schon mal anzuheizen?
So oder so ist es eine gute Entscheidung gewesen, Horizon Zero Dawn für den PC zu veröffentlichen, denn so könnt ihr das wirklich gute Spiel in noch besserer Optik, je nach Leistung eures Rechners und Bildschirm sogar in nativem 4K, und mit 60 oder mehr FPS erleben. Ob die PC-Fassung diese technischen Vorteilskarten wirklich ausspielt, dazu weiter unten mehr.
Erzählerisch immer noch top
Zunächst wollen wir nochmal zusammenfassen, worum es in Horizon Zero Dawn geht und warum man es trotz einiger Macken doch mal gespielt haben sollte. Es handelt sich um ein Action-Adventure in einer offenen Spielwelt, die in einer fernen Zukunft angesiedelt ist. Irgendwann gab es eine Apokalypse und nun leben die Menschen wieder in Steinzeit-ähnlichen Verhältnissen, während mal mehr, mal weniger gigantische Maschinenwesen durch die Lande streifen.
Ihr spielt Aloy, die in ihrem Stamm eigentlich nicht gerade beliebt ist, aufgrund gewisser Umstände aber dann doch zu dessen großer Heldin wird. Genaueres wollen wir hier gar nicht sagen, denn die Geschichte ist eine der größten Stärken von Horizon Zero Dawn. Hier bekommt ihr über einen Zeitraum von rund 30 Stunden eine richtig gute Story präsentiert, die mit einigen Überraschungen und einer sehr greifbaren, sympathischen Hauptfigur aufwartet.
Nicht jeder Kampf ein Highlight
Noch dazu bietet der Titel eine wunderschöne, liebevoll gestaltete Spielwelt und weitestgehend spaßiges Gameplay. Die Kämpfe gegen die Roboterdinos sind ein absolutes Highlight. Mit Pfeil und Bogen sowie diversen anderen Waffen macht ihr Jagd auf Maschinen, die unter anderem Krokodilen, Säbelzahntigern, T-Rex oder auch Straußen nachempfunden sind. Jeder Gegnertyp verhält sich im Kampf individuell und ihr müsst ihre Schwachstellen gezielt ausnutzen, wollt ihr die Oberhand gewinnen und nicht zertrampelt oder zwischen Metallzähnen zerfetzt werden.
Weniger spannend hingegen sind die Auseinandersetzungen mit menschlichen Gegnern. Entweder greift ihr dabei auf das übermächtige Schleichsystem zurück, das zugleich sehr trivial ist, oder ihr werdet öfters in Nahkämpfe verwickelt, die nicht sonderlich viel Spaß machen, weil dieser Teil des Gameplays gegenüber dem Fernkampf höchst unterentwickelt ist. Ihr habt einen Speer, mit dem ihr leichte und schwere Angriffe ausführen könnt und das war's.
Guerilla schaut bei Ubisoft ab ... leider
Die größte Schwäche von Horizon Zero Dawn ist seine Formelhaftigkeit. So interessant die Welt eigentlich ist (deren Hintergrundgeschichte nach und nach zu entdecken, ist großartig), so sehr ist sie aus systemischer Sicht denen der Ubisoft-Spiele nachempfunden. Es gibt Quasitürme, auf die ihr klettert, um die Karte aufzudecken, ein paar generische Nebenaktivitäten wie das Aufräumen in Banditencamps und sehr viele Icons auf der Map. Horizon Zero Dawn ist leider kein Spiel für Entdecker, in dessen Welt hinter jeder Ecke wie in Fallout eine interessante Ruine steht, die anhand ihrer Gestaltung eine Geschichte erzählt. Also ja, es gibt viele Ruinen, aber die sind allesamt recht langweilig.
Horizon Zero Dawn macht aber auch vieles besser als die meisten Ubisoft-Open-Worlds. So sind die Türme keine Türme, sondern riesige Robotergiraffen mit einer Antenne als Kopf, die auf festen Bahnen durch die Welt streifen. Um auf sie hinaufzuklettern, müsst ihr erst eine Position in der Welt finden, die hoch genug ist, sodass ihr von dort aus den Hals der gigantischen Wesen erreicht. Das ist sehr viel cooler und anspruchsvoller, als in Assassin's Creed an hohen Gebäuden einfach eine Taste gedrückt zu halten, um nach oben zu kraxeln.
Des Weiteren bietet Horizon Zero Dawn gut geschriebene Nebenquests, die vielleicht spielerisch nichts Besonderes sind, aber zumeist sehr nette Geschichten erzählen. Und selbst das Säubern der langweiligen Banditenlager wird in eine kleine Handlung verpackt, weil ihr dabei einen zwielichtigen Charakter kennen lernt, bei dem ihr unbedingt wissen wollt, was es wirklich mit ihm auf sich hat. Die PC-Version enthält übrigens von all dem noch etwas mehr als die ursprüngliche PS4-Fassung, denn der DLC "The Frozen Wilds" ist direkt mit dabei und liefert Inhalte für weitere gut zehn Stunden Spielspaß.
Bei uns läuft's gut
Kommen wir nun aber zur entscheidenden Frage, ob die PC-Umsetzung gelungen ist oder nicht. Tatsächlich fällt es uns nicht leicht, sie zu beantworten, sofern wir nicht all das ausklammern, was wir so im Netz dazu lesen können. Unsere eigene Erfahrung mit dem Spiel ist fast durchweg positiv. Wir haben es auf einem Rechner mit einem nicht mehr ganz taufrischen Intel Core i7 7700K (es ist halt nur ein Vierkernprozessor), 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und einer GeForce RTX 2070 SUPER gespielt und sind mit der Performance vollends zufrieden.
Dabei bereitete uns der Spielstart noch Sorgen. Nachdem das Spiel erst mal fast eine Viertelstunde lang die Shader kompiliert hat (muss danach nicht bei jedem weiteren Start, aber nach dem Austausch von Hardware oder der Installation eines neuen Grafikkartentreibers gemacht werden), fing die Introsequenz an und ruckelte, was das Zeug hielt. "Oh Oh", dachten wir uns, aber dann fing die Bildrate sich recht schnell wieder.
Von da an lief Horizon Zero Dawn butterweich. Wir haben alle Grafikeinstellungen auf "Ultra" gestellt (und ja, in diesem Spiel ist das tatsächlich mal wieder das Höchste, was es gibt) und in 1080p gezockt – ein 4K-Monitor stand eh nicht zur Verfügung. Bei dieser Konfiguration sieht Horizon Zero Dawn auf dem PC absolut fantastisch aus und lässt sich kaum anmerken, dass es eigentlich schon drei Jahre alt ist und für die mittlerweile ja doch recht betagte normale PS4 entwickelt wurde.
Wunderschöne Endzeit
Wo wir hinblicken, sehen wir knackscharfe Texturen. Die Charaktermodelle sind äußerst detailliert (auch wenn die Gesichtsanimationen weit unter dem Niveau eines The Last of Us: Part 2 sind), die Beleuchtung der Umgebung sieht fantastisch aus, die Weitsicht ist sehr ordentlich und auch die Animationen können sich sehen lassen. Gerade die großen Roboterdinos sind eben nicht nur spielerisch, sondern auch optisch ein Höhepunkt.
Nur das Wasser ist nicht sonderlich schick, das hat aber auch nichts mit dem Alter zu tun. Schon 2017 gab es Spiele, die das besser umgesetzt haben. Zugegeben, Sea of Thieves ist ein unpassender Vergleich, weil es einen Comic-Look hat, aber Assassin's Creed Origins zeigt deutlich, dass es schon damals möglich gewesen wäre, dass die virtuelle Flüssigkeit auch tatsächlich wie Wasser aussieht.
Haben wir nur Glück gehabt?
Die Bildrate bewegt sich auf unserem Testsystem fast durchgehend über der magischen 60-FPS-Grenze, was ein viel flüssigeres und besseres Spielerlebnis ermöglicht als aus der PS4 Pro. Auch auf der stärkeren Schwester der normalen PlayStation 4 läuft Horizon Zero Dawn nicht mehr als 30 Bildern pro Sekunde. Also ist die PC-Version eine einwandfreie Portierung? Vermutlich nicht, denn im Netz finden sich zahlreiche Beschwerden über instabile Performance auf High-End- oder zumindest Oberklasserechnern und sogar Abstürze. Den Geist aufgegeben hat das Spiel in unserem Fall nie, aber scheinbar haben wir einfach nur Glück gehabt. Schließlich können wir nicht verifizieren, wie schlimm die Probleme auf anderen Computern sind.
Wenn ihr euch also Horizon Zero Dawn auf Steam kaufen wollt, solltet ihr vorher nochmal genau recherchieren und euch darauf einstellen, dass es ein Glücksspiel sein kann, ob der Titel bei euch anständig läuft oder nicht. Mit kommenden Updates wird sich das hoffentlich noch bessern.
Auch mit Maus und Tastatur gut spielbar
In Sachen Steuerung sieht dafür alles ganz gut aus. Wer Horizon Zero Dawn mit Maus und Tastatur zocken möchte, dem werden keine Steine in den Weg gelegt. Die voreingestellte Tastenbelegung ist sinnvoll gewählt, ihr könnt sie aber auch komplett an eure Bedürfnisse anpassen. Mit der Maus ist es logischerweise einfacher, im Fernkampf auf die Gegner zu zielen. Allerdings merkt man dem Spiel an, dass es eben doch auf eine Gamepad-Steuerung ausgelegt ist. Wir selbst haben es nur mal kurz mit Maus und Tastatur ausprobiert und dann wieder den Controller in die Hand genommen, mit dem etwa das Waffenrad einfach komfortabler zu bedienen ist.
Allerdings sei an dieser Stelle eine Warnung ausgesprochen: Ja, ihr könnt, wie eingangs erwähnt, Horizon Zero Dawn mit dem Controller der Xbox One spielen. Allerdings fehlt dem Spiel eine Einstellung für die Deadzones der Analog-Sticks. Das führt dazu, dass das Zielen mit dem rechten Stick des Eingabegeräts von Microsoft weniger präzise ist, als wir das von der PS4 gewohnt sind. Auf leichte Eingaben reagiert das Spiel nicht, weil die Deadzone zu groß ist. Mit einem PS4-Controller hingegen ist das kein Problem. Hoffentlich patchen die Entwickler hier noch nach, denn wir mögen den Xbox-One-Controller ja doch ein wenig lieber, sehen uns jetzt aber dazu "gezwungen", auch am PC die Sony-Alternative zu nutzen.
Fazit
Dass Horizon Zero Dawn ein sehr gutes Action-Adventure ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Es ist eines der meistverkauften PS4-Spiele und hat zurecht Preise abgeräumt. Auch wenn die Open World voll und ganz der Ubisoft-Formel folgt, haben wir uns gerne in ihr aufgehalten, weil sie wunderschön aussieht und die Geschichten, die sich in ihr abspielen (allen voran die Haupthandlung) mitreißen. Und hey, wer hat nicht Lust, gegen Roboterdinos zu kämpfen?
Die technische Seite der PC-Version zu bewerten, ist aber nicht leicht. Wir haben keine der Probleme gehabt, die im Netz so oft erwähnt werden, wollen aber den Aufschrei der Spielergemeinschaft und auch die teils kritischen Berichte anderer Magazine wie Digital Foundry nicht einfach ignorieren. Unser Fazit daher: Horizon Zero Dawn ist inhaltlich wie grafisch auch drei Jahre nach der Erstveröffentlichung ein tolles Spiel, doch wir empfehlen euch, mit dem Kauf noch zu warten. Es kann bei euch genauso gut laufen wie bei uns, aber die Chance, dass dem nicht so ist, scheint groß zu sein. Betrachtet die Wertung also wirklich als das, was sie ist: als Ausdruck dessen, wie gut unsere persönliche Spielerfahrung gewesen ist. Das gilt generell für alle Wertungen, die wir vergeben, in diesem Fall aber eben umso mehr.
- Spannende Geschichte
- Reichlich Umfang ("The Frozen Wilds" inklusive)
- Spannende Kämpfe gegen Roboterdinos
- Wunderschöne Grafik
- Deadzone-Einstellung für Controller fehlt
- Performance-Probleme bei vielen Spielern
- Open World sehr formelhaft
- Kämpfe gegen Menschen nicht so toll