Rockstar Games hat mal wieder ein Remaster von GTA 5 veröffentlicht. Das ist zwar gut gelungen, doch wir erwarten mehr.
GTA 5: Die Next-Gen-Version im Test – Alle Jahre wieder …
GTA 5 und besonders der dazugehörige Online-Modus GTA Online scheinen sich in eine Art neues FIFA zu entwickeln. Allerdings bringt Rockstar Games im Gegensatz zu EA tatsächlich seit neun Jahren immer wieder das gleiche Spiel auf den Markt – stets mit minimalen Verbesserungen und auf die jeweils aktuelle Konsolengeneration angepasst.
Im Vorfeld gab es durchaus berechtigte Zweifel, ob Rockstar Games überhaupt in der Lage ist, ein Remaster für die PlayStation 5 sowie Xbox Series X/S im fehlerfreien Zustand zu veröffentlichen. Das Trauma des völlig verkorksten GTA: The Trilogy – The Definitive Edition steckt vielen Fans vermutlich noch in den Knochen. Die gute Nachricht vorweg: Eine technische Vollkatastrophe ist die Next-Gen-Version von GTA 5 nicht geworden. Das inzwischen zweite Remaster des Open-World-Spiels ist durchaus solide und kompetent umgesetzt. Allerdings ist das auch schon fast alles, was diese Version zu bieten hat.
Noch eine Kleinigkeit vorweg: Wie schon beim Wechsel von PS3/Xbox 360 zu PS4/Xbox One könnt ihr über den Rockstar Games Social Club euren Fortschritt auf die aktuelle Konsolengeneration mitnehmen. Das geht allerdings nur einmal und auch nur von der PS4 zur PS5 beziehungsweise Xbox One zur Xbox Series X/S. Ihr könnt also beispielsweise auch nicht euren PC-Spielstand auf einer der aktuellen Konsolen fortsetzen.
Herausragender Singleplayer-Modus
Der Singleplayer-Teil von GTA 5 war zum Release enorm beeindruckend. So lebendig und vielfältig sahen Open Worlds zu dieser Zeit, damals vor gefühlten Äonen im Jahr 2013, eher nicht aus. Ein kleiner Abriss für den enorm unwahrscheinlichen Fall, dass hier jemand keine Ahnung hat, worum es geht: In Grand Theft Auto 5 verschlägt es euch in den fiktiven US-Bundesstaat San Andreas. Der umfasst die Großstadt Los Santos (die GTA-Version von Los Angeles) deren Umland samt kleiner Dörfer. Das ist eine große Fläche und auf der gibt es auch enorm viel zu tun.
Die Haupthandlung, die ihr abwechselnd durch die Augen der drei Protagonisten Michael, Franklin und Trevor erlebt, führt euch einmal quer durch San Andreas. Abseits der Hauptgeschichte warten jede Menge spaßige Nebenaktivitäten auf euch. In Los Santos und Umgebung trefft ihr unter anderem immer wieder auf die sogenannten "Fremden und Freaks", die besonders krude Nebenmissionen für euch parat haben.
Neun Jahre nach Release macht der Singleplayer-Part von Grand Theft Auto 5 immer noch eine sehr gute Figur. Zwar ist den Charaktermodellen und manchen Animationen durchaus anzumerken, dass der Titel schon ein paar Jährchen alt ist, die Open World und ihre Geschichten funktionieren aber auch heute noch. Besonders die spektakulär inszenierten Heists sind nach wie vor einen Blick wert. Schade nur, dass der Singleplayer inzwischen eher ein Nischendasein als nettes Beiwerk fristet. Der Fokus liegt eindeutig auf dem enorm profitablen Online-Modus.
GTA Online ist inzwischen ein völlig eigenständiges Spiel
GTA Online hat sich über die Jahre zu einem erstaunlichen Phänomen entwickelt – und einem der besten Online Games aller Zeiten. Der Launch circa zwei Wochen nach Release des Singleplayer-Teils verlief noch sehr rumpelig. Häufige Verbindungsabbrüche und Ladezeiten direkt aus der Hölle überschatteten den Startschuss. Jetzt, neun Jahre später, erwartet euch einer der größten Online-Open-World-Spielplätze überhaupt, vollgestopft mit fast schon lächerlich vielen Inhalten und erstaunlich wenig nervigem Füllmaterial.
Nach einer Charaktererstellung geht es dann auch direkt los. Zunächst wählt ihr eure Karriere, mit der ihr in GTA Online starten möchtet. Das ist neu in der Next-Gen-Version, in der nicht mehr relativ mittel- und planlos in Los Santos ankommt, sondern direkt mit einem eigenen Unternehmen beginnt. Zur Auswahl stehen die Karrieren als Nachtclubbesitzer (wenig überraschend kümmert ihr euch hier um euren eigenen Nachtclub mit Unterstützung von Gay Tony, bekannt aus der "GTA 4"-Erweiterung The Ballad of Gay Tony), "Gunrunner" (hier betreibt ihr einen Bunker mit allerlei illegalen Waffen und anderem schweren Gerät), Executive (hier leitet ihr euer eigenes Büro mit allerlei vielfältigen Aufträgen und habt auch ein eigenes Lagerhaus) und Biker (ihr gründet euren eigenen Motorradclub).
Das nötige Kleingeld für den Kauf eines Motorradclubhauses oder eines Hangars für eure fragwürdigen Importgeschäfte dann selbst auftreiben. Das sind Teils mehrere Millionen GTA-Dollar und kann durchaus etwas Zeit in Anspruch nehmen. Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, an die Kohle zu kommen. Neben den Karrieren könnt ihr einen der vielen Heists inklusive Vorbereitungsmissionen absolvieren, Rennen fahren oder euch in den vielen PvP-Modi inklusive einer Battle-Royale-Variante behaupten.
Über die neun Jahre hinweg hat Rockstar Games GTA Online stetig weiterentwickelt und erfolgreich am Leben gehalten. Mittlerweile ist der Multiplayer-Modus sogar als eigenständiger Titel erhältlich. Durchaus zu Recht, der Umfang ist enorm. Am technischen Zustand hat sich ebenfalls einiges getan. Lange Ladezeiten beispielsweise gehören der Vergangenheit an. Allerdings sind das keine Verdienste der Next-Gen-Version und auch das Lobbysystem ist immer noch ziemlich unflexibel. Befindet ihr euch beispielsweise mitten in einem der Online-Heists und einer eurer Mitspieler verliert die Verbindung, wird die Mission sofort für alle Beteiligten abgebrochen und ihr werdet in den "Freien Modus" zurückgeworfen. Erst dort könnt ihr nach einem neuen Mitspieler suchen – immer noch extrem nervig und zeitaufwändig.
Trotz der Pflege und den vielen Updates merkt man GTA Online an den gleichen Stellen wie dem Singleplayer-Modus von GTA 5 an, dass wir hier ein neun Jahre altes Spiel vor uns haben. Zwar spendiert Rockstar Games dem Multiplayer deutlich mehr Aufmerksamkeit, aber auch hier wirken die Charaktermodelle und deren Animationen etwas aus der Zeit gefallen. Das Lobbysystem und die Mitspielersuche dürfte außerdem grundsätzlich überarbeitet werden.
Minimale technische Anpassungen
Im Gegensatz zu den Vorgängerversionen hat Rockstar Games das Next-Gen-Remaster von GTA 5 um eine native 4K-Auflösung, Raytracing-Unterstützung und die drei Performance-Modi "Wiedergabetreue", "Leistung" und "Leistung plus Raytracing" erweitert.
Die drei Modi und ihre Bedeutungen
Wiedergabetreue: native 4K-Auflösung mit Raytracing und 30 FPS
Leistung: reduzierte Details, hochskalierte 4K-Auflösung, kein Raytracing, dafür 60 FPS
Leistung plus Raytracing: reduzierte Details, hochskalierte 4K-Auflösung, Raytracing und bis zu 60 FPS
Besonders bei aktiviertem Wiedergabetreue-Modus fallen die 30 Bilder pro Sekunde in hitzigen oder schnellen Szenen spürbar auf. Wenn viel auf dem Bildschirm los ist, sinken die FPS vereinzelt sogar unter den 30er-Wert. Das ist vor allem in kompetitiven Modi ärgerlich, da euch so durchaus Nachteile entstehen. Das Beste aus zwei Welten vereint der "Leistung plus Raytracing"-Modus. Hier steht euch zwar kein natives 4K zur Verfügung, dafür gibt es schöne Raytracing-Schatten und eine flüssige Bildwiederholrate, die auch hitzigen Gefechten standhält. Sollte euer Bildschirm oder Fernseher ohnehin kein 4K darstellen können, raten wir euch allemal zu diesem Performance-Modus.
Exklusive PS5-Features
Die PS5-Version von GTA 5 unterstützt die DualSense-Controller-Features. Die adaptiven Trigger werden je nach Schusswaffe und Automodell entsprechend angepasst. Außerdem empfangt ihr Funksprüche und Telefonate über die im Controller verbauten Lautsprecher. Auch das Mikrofon kann behelfsmäßig während einer Sitzung mit anderen Spielern zur Kommunikation eingesetzt werden. Aber Vorsicht! Es ist standardmäßig eingeschaltet, sobald ihr eine "GTA Online"-Lobby beitretet. Und wo wir schon beim Thema Sound sind: 3D-Audio wird ebenfalls unterstützt.
Fazit
Rockstar Games ist das erneute Remaster von GTA 5 durchaus gelungen, allerdings merkt man dem Spiel inzwischen deutlich an, dass es in seiner ursprünglichen Version bereits 2013 erschienen ist. Die Animationen und besonders die Charaktermodelle wirken nicht mehr zeitgemäß. Diejenigen unter euch, die die Story bereits gespielt haben und keinen Wert auf den Online-Modus legen, können sich den Kauf der Next-Gen-Versionen sparen und vermutlich ist das Update auch für die meisten "GTA Online"-Spieler solange uninteressant, wie die PS4- und Xbox-One-Versionen noch unterstützt werden.
Allerdings ist die Next-Gen-Fassung bis zum 14. Juli 2022 zu günstigen Preisen zu haben. Auf der PS5 werden gerade mal 9,99 Euro fällig (GTA Online gibt es für drei Monate sogar kostenlose), auf den Xbox-Series-Konsolen sind es circa 20 Euro. Zudem bleibt festzuhalten, dass sich GTA 5 nie in einem technisch besserem Zustand befand, zumindest nicht auf den Konsolen. So langsam wird es aber doch mal Zeit für Grand Theft Auto 6.
- Riesige Open World
- Vollgestopft mit spaßigen Aktivitäten
- Abwechslungsreiche Missionen
- Umfangreiche Heists inklusive Vorbereitungen
- Deutlich besserer Einstieg in GTA Online
- Unmengen an Möglichkeiten im Online-Modus
- Immer noch hervorragend spielbar
- Starker "Leistung plus Raytracing"-Modus
- DualSense-Features werden gut genutzt (PS5)
- Charaktermodelle in die Jahre gekommen
- Generell technisch nicht mehr ganz taufrisch