Ender Lilies: Quietus of the Knights ist ein melancholisches Abenteuer mit spaßigen Kämpfen und guter Story.
Ender Lilies – Quietus of the Knights im Test: Ein Metroidvania-Geheimtipp
Metroidvanias gibt es nun wirklich zur Genüge und in der jüngeren Vergangenheit sind einige richtig gute Spiele dieser Art erschienen. Man denke nur an Hollow Knight, die beiden Ori-Teile sowie Bloodstained: Ritual of the Night. Aber ähnlich wie Rogue-likes sind auch die von Metroid und Castlevania inspirierten Spiele nicht totzukriegen – und das ist gut so. Immerhin funktioniert das Prinzip, eine zusammenhängende Spielwelt zu erkunden, die sich euch aber erst nach und nach öffnet, je mehr Fähigkeiten und Items ihr erhaltet, ausgezeichnet, wenn es denn gut umgesetzt ist. Ob Letzteres auf Ender Lilies: Quietus of the Knights zutrifft? Oh ja!
Schietwetter!
Ender Lilies: Quietus of the Knights ist kein großes Projekt, sondern stammt von einem kleinen japanischen Entwicklerstudio namens Live Wire, das zuvor noch nichts im Westen veröffentlicht hat. Knapp ein halbes Jahr war das Spiel im Early Access auf Steam und auch wenn es in dieser Phase vielleicht keine riesige Masse an Spielern gefunden hat, sind die Meinungen derjenigen, die ihm eine Chance gegeben haben, fast ausnahmslos positiv gewesen. Da dachten wir uns: "Ok, das Spiel müssen wir uns mal genauer anschauen."
Ender Lilies erzählt die Geschichte von Lily. Das junge Mädchen wacht eines Tages ohne Erinnerungen in einer heruntergekommenen Kirche auf. Ein geisterhafter dunkler Ritter begrüßt sie und schließt sich ihr direkt als Beschützer an. Lily ist nämlich eine Weißpriesterin und die einzige Hoffnung für das Endland, das Reich, in dem Ender Lilies spielt. Hier hat ein magischer Regen alle Lebewesen in gefährliche Bestien verwandelt. Lilie ist in der Lage, sie zu reinigen und von ihrem Leid zu erlösen. So zieht sie los, um dem Endland Frieden zu bescheren und ihre Erinnerungen wiederzuerlangen.
Die Geschichte des Spiels setzt sich nach und nach zusammen. Während ihr die Welt erkundet, findet ihr allerlei Notizen, die euch mehr über die Vergangenheit des Endlandes erzählen und Bossgegner sind auch stets mit Storytelling verbunden, denn sie waren ja einst normale Menschen, die teilweise sogar in Verbindung zu den Weißpriesterinnen standen. Im Laufe der Zeit immer mehr über die Welt zu erfahren, ist ein motivierender Faktor bei der Erkundung. Wir wollten eben immer tiefer in die Geschichte eintauchen und wissen, was in der Vergangenheit passiert ist. Glücklicherweise ist die deutsche Übersetzung der Texte bis auf einzelne kleine Fehler gut gelungen. Sprachausgabe gibt es allerdings nicht, Dialoge werden somit nur in Textform präsentiert, fallen aber auch nie sonderlich umfangreich aus.
Ein Land voller Bedrohungen
Spielerisch erwartet euch ein Metroidvania à la Castlevania: Symphony of the Night. Soll heißen: Ender Lilies rückt die Kämpfe gegen allerlei Kreaturen in den Mittelpunkt. Rätsel und richtiges Jump-and-Run-Gameplay sind eher Mangelware. Dafür bieten Kampf- und Progressionssystem ausreichend Tiefgang. Das Besondere an Ender Lilies ist, dass Lily selbst eigentlich gar nicht kämpft. Am Anfang schlägt der dunkle Ritter mit seinem Schwert zu, wenn ihr die Angriffstaste drückt. Er kommt dann sozusagen aus Lilys Körper herausgefahren und sobald ihr nicht mehr attackiert, ist er auch nicht mehr sichtbar.
Im Laufe des Spiels schließen sich euch noch eine ganze Menge anderer Geister an, jeder mit seiner eigenen Fähigkeit – aber natürlich erst, nachdem ihr sie in einem Bosskampf besiegt und danach gereinigt habt. Recht schnell kommt Sigrid hinzu, die im Kampf für ein paar Sekunden ihre Kettenkugel schwingt. Das ist jedoch kein normaler Angriff wie im Fall des Ritters, sondern eine Spezialfähigkeit mitsamt Abklingzeit.
Nach und nach erlangt ihr in Ender Lilies: Quietus of the Knights immer mehr Skills, sodass ihr später eine richtig große Auswahl habt. Der Haken: Ihr könnt nur sechs Fähigkeiten, aufgeteilt auf zwei Sets, zwischen denen ihr per Tastendruck wechselt, ausrüsten. Zudem lassen sie sich mit unterschiedlichen Ressourcen aufwerten, um etwa den Schaden zu erhöhen oder die Abklingzeit zu reduzieren. Das motiviert euch dazu, euch auf bestimmte Skills zu konzentrieren beziehungsweise Builds für unterschiedliche Situationen zu basteln. Klar, Ender Lilies wird dadurch nicht zu einem komplexen Rollenspiel. Aber so viele Möglichkeiten zu haben, mit welchen Fähigkeiten ihr die Kämpfe beschreitet, und zeitgleich eben limitiert zu sein, führt dazu, dass ihr immer wieder interessante Entscheidungen treffen müsst, zumal ihr eure Skills nur an Speicherpunkten (die übrigens auch als Schnellreisepunkte dienen) auswechseln dürft. Relikte, die euch passive Boni bescheren, ergänzen dieses System auf sinnvolle Art und Weise.
Kleiner Etikettenschwindel
Bei Steam wird Ender Lilies: Quietus of the Knights unter anderem als Souls-like gelistet. Wir verstehen auch, woher die Assoziation kommt. Zum einen ist die Welt des Spiels sehr düster und trostlos, wie wir es aus Dark Souls und Bloodborne kennen. Zum anderen sind die Kämpfe gegen die vielen verschiedenen Gegnertypen relativ knackig. In Ender Lilies ist es wie in den anderen genannten Spielen wichtig, euch einzuprägen, was für Attacken welche Feinde machen und entsprechend zu reagieren. Hinzu kommt, dass ihr nur eine limitierte Anzahl an Heilungen habt. Die lassen sich zwar einzeln aufladen, wenn ihr weiße Blumen findet und zerschlagt, aber ansonsten regenerieren sich sie nur an Speicherpunkten. Rastet ihr, respawnen alle besiegten Gegner und die Bossgegner mit ihren mehreren Phasen versprühen starke "Dark Souls"-Vibes.
Warum die Kategorisierung als Souls-like trotzdem nicht so ganz passt? Nun ja, weil die Seelen fehlen. Lily sammelt ganz normal Erfahrungspunkte und wenn der Fortschrittsbalken gefüllt ist, steigt sie sofort eine Stufe auf, wodurch sich ihre Attribute erhöhen. Wenn ihr das Zeitliche segnet, startet ihr wieder am zuletzt genutzten Speicherpunkt, aber ansonsten verliert ihr keinen Fortschritt. Ender Lilies: Quietus of the Knights ist also deutlich verzeihender als die üblichen Souls-likes. Und da wir das Seelensystem eines Dark Souls als elementaren Bestandteil dieses Spielkonzepts ansehen, würden wir das Indiegame nicht in dieses Untergenre einordnen. Es ist sicherlich davon inspiriert, aber im Kern ist es ein normales Metroidvania.
Technisch sauber und einfach schön
Wir haben Ender Lilies: Quietus of the Knights am PC gespielt und von Anfang an zum Gamepad gegriffen. Das war auch gut so, denn man merkt dem Titel einfach an, dass er auf die Steuerung per Controller ausgelegt ist. Damit spielt er sich wunderbar. Die Sprungsteuerung ist sehr präzise und die Kämpfe gehen flüssig von der Hand. Mit der Tastatur ist Ender Lilies zwar auch spielbar, allerdings solltet ihr dann unbedingt die Tastenbelegung ändern. Warum das Springen von Haus aus auf "Z" liegt, können wir nicht nachvollziehen.
Technisch macht der Titel dafür eine sehr saubere Figur. Uns sind keinerlei Bugs aufgefallen und Ender Lilies sieht auch noch richtig gut aus. Die 2D-Grafik bietet wunderschön gezeichnete Hintergründe und Charaktere. Letztere sind zudem sehr flüssig animiert. Das stimmige Gesamtbild wird von dem melancholischen Soundtrack perfekt untermalt. Hier gibt es wahnsinnig schöne Klavierklänge, an denen wir uns einfach nicht satthören können.
Fazit
Ender Lilies: Quietus of the Knights eignet sich wunderbar, um die Wartezeit auf das nächste Bloodstained zu überbrücken. Na gut, so lange fällt die Spielzeit nicht aus.Der Titel ist nicht so ein Brocken wie Hollow Knigt, sondern beschäftigt euch für rund 15 bis 20 Stunden, was für ein Metroidvania zum Preis von knapp 25 Euro vollkommen in Ordnung ist. Und es macht eben von vorne bis hinten Spaß. Die Story ist gut, die Grafik bezaubernd, die Kämpfe machen Spaß und das Sammeln der Fähigkeiten sowie Relikte und die Zusammenstellung von Builds motiviert über die gesamte Spielzeit hinweg, sodass man auch gerne jeden Winkel der Welt erkundet. Ender Lilies ist vielleicht nicht das abwechslungsreichste Spiel, aber wenn ihr eben auf genau so ein Spiel wie Castlevania: Symphony of the Knight steht, seid ihr mit dieser kleinen Perle sehr gut bedient.
- Gute Story
- Flüssiges Kampfsystem
- Motivierende Progression
- Erkundung macht Laune
- Schön gezeichnete 2D-Grafik
- Wundervolle Musik
- Ordentlicher Umfang
- Angenehm fordernd
- Gut designte Bosskämpfe
- Relativ wenig Abwechslung
- Keine Sprachausgabe