Deathloop ist ein wahres Action-Highlight, lässt aber ein wenig die Originalität vermissen, die wir erwartet haben.
Deathloop im Test: Stirb am immer selben Tag
Seit dem 6. März 2021 findet sich der Song „Déjà Vu“ in unserer Favoritenliste auf Spotify. Und ja, wir wissen, dass dieser Titel allein euch wenig bringt, denn es gibt vermutlich Hunderte Lieder, die so heißen. Wir meinen natürlich den Titelsong von Deathloop. Der würde sich auch im Intro eines neuen James-Bond-Abenteuers sehr gut machen und hat uns die Wartezeit auf das neue Werk von Arkane, den Machern der Dishonored-Spiele, versüßt. Und dieses Warten fiel gar nicht mal kurz aus, sollte der Titel doch eigentlich schon vor einem Jahr erscheinen. Doch nun ist er endlich da und wir können nicht nur mehr einem tollen Lied lauschen, sondern haben uns schon durch mehrere Loops geschlichen, gemeuchelt, geballert … und gestorben. Deathloop ist genauso ein Hochgenuss wie sein Titelsong – mit ein, zwei kleinen Abstrichen.
Rogue-like oder Rogue-lite? Keins von beidem
Im Vorfeld war schwer greifbar, was Deathloop nun eigentlich ist beziehungsweise wie es funktioniert. Wir wussten, es ist ein Actionspiel und dass Hauptcharakter Colt in einer Zeitschleife gefangen ist. Auf einer Insel namens Blackreef wacht er immer wieder am selben Morgen am Strand auf. Sein einziger Ausweg, diesem Loop zu entkommen: Er muss acht Zielpersonen, die sogenannten Visionäre, innerhalb des einen Tages, der ihm zur Verfügung steht, umbringen. Sterben nicht all diese Charaktere, bevor die Uhr nachts 12 schlägt, oder beißt Colt zuvor selbst ins Gras, fängt alles wieder von vorne an.
Ist Deathloop also ein Rogue-like? Die Entwickler haben im Vorfeld immer wieder betont, dass dem nicht so sei. Aber in der Tat verliert ihr eure Ausrüstung, wenn ihr sterbt oder den Loop nicht beendet. Hat Arkane also gelogen, um Leute, die mit Spielen wie Hades, The Binding of Isaac oder Returnal (um ein weiteres Spiel mit Zeitschleifenthematik zu nennen) nichts anfangen können, nicht abzuschrecken? Ganz und gar nicht. Deathloop ist in der Tat kein Rogue-like oder -lite, auch wenn es sich ein kleines Element dieses Genres ausborgt. Zum einen ist es relativ einfach, Ausrüstung zu sichern, sodass sie euch für den Rest des Spiels zur Verfügung steht. Zum anderen macht ihr mit jedem Durchlauf der Zeitschleife Fortschritt und es gibt (so gut wie keine) Zufallsfaktoren. Darüber hinaus müsst ihr nicht mehrfach die gleichen Bosse besiegen, weil sonst das Spiel nicht weitergeht.
Deathloop ist nicht Outer Wilds mit Gewalt
Nachdem wir die Genrefrage geklärt hätten, widmen wir uns dem anderen großen Fragezeichen, dass die ganze Zeit im Raum stand: Wie funktioniert Deathloop? Uns war, bevor wir es selbst gespielt haben, nicht ganz klar, wie der Titel strukturiert ist. Wir wussten, dass es vier einzelne, nicht zusammenhängende Gebiete gibt, in denen sich die acht Visionäre aufhalten, und dass sie alle innerhalb eines Loops sterben müssen, um die Zeitschleife und damit das Spiel zu beenden. Aber würde Arkane uns einfach in dieses Setting hineinschmeißen und sagen: „Ja, dann schaut mal selbst, wie ihr die Situation löst“, wie es Outer Wilds handhabt? Und stünden wir dabei unter Zeitdruck?
Tatsächlich lassen sich beide Fragen nur verneinen. Weder setzt euch Deathloop großem Stress aus, noch nimmt es euch überhaupt nicht an die Leine. In den ersten Stunden ist es sogar sehr linear. Im Laufe eines längeren Tutorials (das sich aber nur bedingt wie ein solches anfühlt) schickt es euch in fester Reihenfolge in drei der vier Gebiete und nennt euch konkrete Ziele, die ihr erfüllen müsst, damit es weitergeht. Sobald Colt klar ist, dass er die acht Visionäre umbringen muss, öffnet sich das Spiel und ihr dürft frei entscheiden, wann ihr wo hingeht.
Mehr Händchenhalten als gedacht
Dabei könnt ihr auf zweierlei Arten vorgehen. Möglichkeit Nummer 1: Ihr folgt den Hinweisen, die das Spiel für euch in einem übersichtlichen Menü sammelt. „Hinweise“ ist hierbei nicht nur wörtlich zu verstehen, sondern auch als Synonym für „Missionen“. Deathloop ist keine komplette Sandbox, in der ihr euch alles selbst erschließen müsst. Klar, viele Informationen erhaltet ihr nur, wenn ihr aus eigenem Antrieb heraus die Spielwelt erkundet und Briefe, Computereinträge sowie andere Dokumente lest oder euch Audiologs anhört. Aber das Spiel weist euch stets mehrere Richtungen, in die ihr gehen könnt. Wer möchte, folgt also ganz klassisch den Missionsmarkierungen. Das hat den Vorteil, dass es für eine breite Masse an Spielern zugänglich ist. Das Spiel lässt euch niemals hängen und ihr wisst immer, was ihr als nächstes zu tun habt. Der Nachteil: Deathloop fühlt sich dadurch etwas weniger besonders an. Es wird so zu einem recht gewöhnlichen, missionsbasierten Spiel, in dem ihr viele Dinge nicht selbst herausfindet, sondern vom Spiel zu diesen Erkenntnissen geführt werdet.
Ihr könnt all die Hilfestellungen aber auch ignorieren und versuchen, auf komplett eigene Faust herauszufinden, wie es euch gelingt, alle Visionäre an einem Tag zu eliminieren. Dafür gibt es jedoch nur eine einzige Lösung. Um den Loop zu brechen, müsst ihr die Leute in einer bestimmten Reihenfolge ausschalten. Es bieten sich euch also nicht mehrere Alternativlösungen an, was den Wiederspielwert etwas mindert. Hier schöpft Deathloop sein Potenzial nicht ganz aus.
Ok, das Spiel ist also nicht sooo besonders, wie es das hätte sein können. Das heißt aber nicht, dass es nicht doch ein originelles und vor allem sehr gut designtes Erlebnis ist.
Das beste Backtracking der Welt
Zu Beginn eines Loops befindet ihr euch im Missionsauswahlbildschirm. Hier verschafft ihr euch einen Überblick über all die Informationen, die ihr bereits gesammelt habt, wählt euer nächstes Ziel und das Gebiet aus, in das ihr aufbrechen wollt. Und ihr entscheidet, zu welcher Tageszeit ihr einen Ort besuchen möchtet: morgens, mittags, abends oder nachts. Wichtig dabei: Ihr könnt jeden der vier Bereiche nur einmal pro Tag und nur ein Gebiet pro Tageszeit betreten. Und dass ihr nach einer Erkundungstour am Abend nicht zum Morgen zurückspringen könnt, ohne den Loop komplett neuzustarten, erklärt sich von selbst.
Seid ihr einmal in einem Level unterwegs, hält die Zeit an. Es gibt keinen dynamischen Tag-/Nachtwechsel. Betrachtet es eher so: Deathloop bietet vier Maps, von denen ihr dank der Tageszeiten mehrere Versionen erforschen könnt. Dabei gibt es durchaus größere Unterschiede und die sind das Salz in der Suppe, wenn es darum geht, warum das Konzept von Deathloop so toll ist. Am Tag zum Beispiel liegt kein bisschen Schnee, in der Nacht jedoch ist alles weiß. Das mag nur was Optisches sein, aber es gibt auch starke Unterschiede im Leveldesign. Manche Gebäude sind zu einer Tageszeit nicht betretbar, zu einer anderen schon. Am Abend stehen euch teilweise andere Wege offen als am Morgen. In Updaam zum Beispiel ist nachts das Wasser (das so kalt ist, dass ihr sofort sterbt, wenn ihr hineinplumpst) zu Eis gefroren, sodass ihr darauf laufen könnt.
Generell habt ihr in Deathloop jede Menge Freiheiten dank der offenen Struktur der Areale. Die Gebiete sind alles andere als groß, aber dafür vollgestopft mit geheimen Pfaden. Dadurch wird es nicht langweilig, sie immer wieder zu besuchen und auch mehrfach dieselben Visionäre über den Jordan zu schicken, zumal ihr Letzteres auf enorm viele verschiedene Arten erledigen könnt (erschießen, aufschlitzen oder einen auf Hitman machen und die Morde wie Unfälle aussehen lassen). Obendrein gibt es auch einige optionale Dinge, über die ihr zum Beispiel an besondere Waffen gelangt. Das Erkunden lohnt sich enorm, zumal es euch nicht nur im Spielverlauf voranbringt, sondern ihr so auch viel über die Charaktere und die ganze Situation auf Blackreef erfahrt.
Wissen ist Fortschritt
Arkane erzählt in Deathloop sehr viel über die Dinge, die ihr in den Levels entdecken könnt, seien es nun Schriftstücke und Sprachaufnahmen oder Story-Events. Immer wieder mal unterhalten sich NPCs miteinander und wenn ihr ihnen lauscht, erfahrt ihr mehr über die Charaktere und darüber, was sie so während des Loops auf der Insel machen – und ihr erhaltet so eben auch neue Infos, die euch bei eurer Aufgabe helfen. Dadurch, dass in Deathloop Wissen über Figuren und Ereignisse ein wichtiger Teil der Progression ist, verbinden sich Story und spielerischer Fortschritt zu einer starken Einheit, wie wir es selten in Spielen abseits des Adventure-Genres erlebt haben.
Noch dazu ist die Welt, die Arkane kreiert hat, ungemein interessant. Wir waren stets daran interessiert, mehr über die Visionäre zu erfahren, aber auch über Colt selbst. Warum will er eigentlich den Loop brechen? Warum ist er auf Blackreef? Deathloop wirft einige spannende Fragen auf und zumindest dann, wenn ihr die Welt aufmerksam erkundet, bekommt ihr sie auch allesamt beantwortet – was im Umkehrschluss bedeutet, dass das Erlebnis für diejenigen, die lieber schnell das Ende sehen und nicht weit vom Hauptpfad abkommen wollen, etwas unbefriedigend sein wird. Allerdings sollten die sich auch die Frage stellen, ob ein so erkundungslastiges Spiel wie Deathloop überhaupt etwas für sie ist.
Ein guter Shooter ...
In all den vor Release gezeigten Gameplay-Szenen wirkte es so, als sei Deathloop weniger ein Schleichspiel wie die Dishonored-Teile und mehr ein stylischer Ego-Shooter, in dem ihr endlich alles und jeden niedermetzeln dürft, ohne dafür bestraft zu werden (Dishonored-Spieler wissen Bescheid). Und ja, ihr könnt in Deathloop in Rambo-Manier durchspielen. Der Titel stellt euch ein breites Arsenal an Schusswaffen und Fähigkeiten zur Verfügung, dank dem ihr so richtig schön schnetzeln könnt. Und das macht jede Menge Laune.
Egal ob Pistole, Schrotflinte oder Karabiner, das Ballern fühlt sich richtig gut an. Es erreicht vielleicht nicht ganz das Niveau eines Call of Duty oder Doom, aber die Waffen sind wuchtig und das Trefferfeedback ist dank gelungener Animationen und Blutspritzern, die etwa an Wänden hinter Gegnern kleben bleiben, sehr befriedigend. Allerdings mangelt es den Schießereien an Anspruch. Ja, Colt hält gar nicht mal so viele Treffer aus, aber zum einen sind Heil-Items recht großzügig in den Levels verteilt und zum anderen stellen sich die KI-Kontrahenten nicht sonderlich klug an. So etwas wie Deckung kennen sie scheinbar gar nicht und schon gar nicht versuchen sie, euch durch Flankenmanöver in die Mangel zu nehmen. Daher sind sie nur in großer Anzahl eine Gefahr für euch.
… und ein exzellentes Schleichspiel
Umso schöner ist es jedoch, dass Deathloop wunderbar als Machtfantasie funktioniert – und das erst recht dann, wenn ihr wirklich alle Werkzeuge benutzt und auch mal schleicht. Wer will, spielt den Titel durch, ohne auch nur einmal eine Schusswaffe abzufeuern. Mit der Machete lassen sich die Feinde genauso gut ausradieren. Dank des offenen und auch sehr vertikalen Leveldesigns gibt es viele Schleichpfade und Optionen, eure Widersacher aus dem Hinterhalt zu überraschen. Hinzu kommen die übernatürlichen Fähigkeiten, die ihr nach und nach freischaltet. Einige der Visionäre sind im Besitz sogenannter Tafeln, die ihr ausrüsten könnt, um euch etwa wie in Dishonored durch die Gegend zu teleportieren, unsichtbar zu machen oder Feinde per Telekinese durch die Gegend zu schleudern. Besonders cool ist die Nexus-Fähigkeit, mit der ihr mehrere Gegner miteinander verbindet. Erledigt ihr dann einen von ihnen, beispielsweise mit eurer Klinge, erleiden alle anderen zeitgleich das gleiche Schicksal.
Ein anderes wichtiges Tool ist euer Hackamajig, mit dem ihr nicht nur Sensoren manipuliert, damit sie euch nicht erkennen, sondern auch automatische Geschütze umprogrammiert, damit sie nicht auf euch, sondern auf eure Feinde feuern. Und das Beste ist: Ihr könnt die Dinger auch noch sich zusammenklappen lassen, in die Hand nehmen und an einer Stelle eures Wunsches reaktivieren. Obendrauf kommt noch der Strelak-Sprengwandler, eine Multifunktionsgranate. Ihr könnt sie sowohl als normale Handgranate als auch Annäherungssprengsatz und Stolperdrahtfalle verwenden. Es macht einfach immer Spaß, nichtsahnende Feinde mit einem Flaschenwurf in den Tod durch eine Explosion zu locken.
Jede Menge Karotten
Deathloop bietet einiges an Freischaltoptionen. Da wären zum einen die diversen Waffen, von denen es zwar nur recht wenige Basistypen gibt, aber dafür liegen sie in mehreren Qualitätsstufen vor. Höherwertige Exemplare bieten mehr Slots für Waffensiegel. Das sind Verbesserungen, die etwa den Schaden erhöhen oder den Rückstoß verringern. Lila Knarren verfügen zudem über besondere Eigenschaften. Zum Beispiel haben wir eine automatische Schrotflinte gefunden, die Gegner verlangsamt. Eine Pistole wiederum hat bei jedem Treffer Giftwolken erzeugt. Dadurch bietet Deathloop dann doch etwas mehr Varianz in seinem Waffenarsenal, als man auf den ersten Blick denken würde. Trotzdem wären ein paar weitere Grundmodelle wünschenswert gewesen.
Nicht nur die Schießprügel lassen sich verbessern, sondern auch die Tafeln. Tötet ihr ein und denselben Visonär mehrfach, schaltet ihr Upgrades für dessen Fähigkeit frei. Obendrein gibt es Siegel für Colt selbst, die zum Beispiel dafür sorgen, dass er schneller schleicht oder hackt. Auch hier finden sich besondere Exemplare. Zum Beispiel ermöglicht ein Siegel euch das Überladen von Eletronik mit dem Hackamajig, sodass ihr Sensoren, Geschütze und Co in die Luft jagen könnt. Da ihr nur maximal vier Stück ausrüsten könnt, müsst ihr häufig harte Entscheidungen treffen, weil es nicht wenige coole Siegel gibt.
„Sie wollen der Zeit widerstehen? Greifen sie zu Residuum!“
Nun ist Deathloop, wie eingangs erwähnt, kein Rogue-like. Jedoch gilt: Wenn ihr das Zeitliche segnet und die Zeitschleife von Neuem beginnt, verliert ihr eure gesamte Ausrüstung inklusive eurer Tafeln und Siegel. Doch keine Panik! Erstens habt ihr dank der Reprise-Fähigkeit, die ihr während des Tutorials freischaltet, stets drei Leben. Beim ersten und zweiten Tod wird Colts Leben quasi um ein paar Sekunden zurückgespult und ihr erscheint an anderer Stelle erneut. Und wenn ihr das Gebiet und wechselt und somit zur nächsten Tageszeit voranschreitet, wird das Ganze wieder zurückgesetzt.
Zum anderen habt ihr Residuum als Absicherung. Das ist ein Material, das ihr aus toten Visionären als auch einigen, zufällig ausgewählten Objekten in der Spielwelt extrahieren könnt. Ihr könnt damit sämtliche Waffen, Tafeln und Siegel „anreichern“, sodass ihr sie für den Rest des Spiels immer zur Verfügung habt. Je hochwertiger ein Item ist, desto mehr Residuum kostet dieser Vorgang natürlich. Ihr werdet vermutlich niemals in den Genuss kommen, all eure Lieblingsgegenstände aus einem Loop in die weiteren mitzunehmen, auch weil ihr in der Regel Objekte opfern müsst, um genug Residuum zum Anreichern zu haben. Übrigens: Wenn ihr einen Loop überlebt, habt ihr danach die Möglichkeit, in Ruhe zu entscheiden, was ihr behalten wollt und was geopfert werden kann. Selbst dann, wenn ihr also nicht sterbt, sondern freiwillig den Tag neustartet, verliert ihr alles, was ihr nicht mit Residuum absichert.
Durch dieses System seid ihr stets dazu motiviert, mit Bedacht vorzugehen, gerade wenn ihr mal eine richtig coole Waffe erbeutet habt, die ihr nicht verlieren wollt. Das sorgt für zusätzliche Spannung, ohne dass Deathloop dabei so schwierig und frustrierend wird wie ein Rogue-like.
Cooler Multiplayer mit schlechten Aussichten
Nun haben wir schon so viel geschrieben und noch kein Wort über Julianna verloren. Dabei ist sie eigentlich die große Hauptantagonistin in Deathloop und der Charakter, mit dem Colt die meisten Worte wechselt. Sie ist einer der acht Visionäre, aber anstatt immer an einem bestimmten Ort darauf zu warten, dass ihr kommt und sie umlegen wollt, macht sie einmal pro Loop Jagd auf euch. In dem Fall werden die Levelausgänge blockiert und ihr müsst eine bestimmte Antenne hacken, um das rückgängig zu machen. Julianna wiederum kann überall im Level auftauchen und euch attackieren, was sie zu einem unberechenbaren Faktor macht, der für noch mehr Spannung sorgt.
Noch interessanter wird das Feature dadurch, dass ein anderer Spieler in die Haut von Julianna schlüpfen kann, der euch dann, um es mit Dark Souls zu sagen, „invaded“. Umgekehrt könnt ihr natürlich auch als Julianna spielen und anderen Colts den Tag vermiesen. Das ist an sich sogar nicht bloß ein kleines Gimmick, denn es gibt ein eigenes Progressionssystem hierfür. Durch verschiedene Aktionen sammelt ihr Punkte, steigt so im Jägerrang auf und schaltet nach und nach bessere Ausrüstung frei. Der Multiplayer bietet also einiges an Langzeitmotivation. Die Sache hat nur einen Haken: Beide Spieler müssen erst mal ein paar Stunden spielen, bis sie das Feature freischalten, und ihr könnt nur dann in die Welt des anderen eindringen, wenn er sich gerade auf einer Karte befindet, auf der mindestens ein Visionär zugegen ist. Und dann kommt eben hinzu, dass der Multiplayer von Deathloop nur so lange am Leben bleibt, wie Leute den Singleplayer spielen. Die Gefahr, dass ihr schon in wenigen Wochen ewig lang in der Spielersuche hängt, ist also sehr groß. Das wollen wir dem Spiel nicht ankreiden, denn grundsätzlich das alles ja eine coole Idee, die auch ordentlich umgesetzt wurde. Aber auf Dauer wird es voraussichtlich keinen Mehrwert darstellen.
Next-Gen sieht anders aus, aber hübsch ist es trotzdem
Deathloop erscheint (vorerst) nur für die PS5 und den PC. Eine Variante für die Xbox Series X/S dürfte frühestens in einem Jahr folgen, für die vorherige Konsolenversion gibt es das Spiel jedoch gar nicht. Nun haben wir den Titel auf einem High-End-Rechner mit RTX 3080 Ti gespielt, konnten also ohne Probleme alle Regler aufs Maximum stellen, und mussten feststellen: Wie ein reines Next-Gen-Spiel sieht Deathloop nun wirklich nicht aus. Es ist seltsam, dass ausgerechnet dieser Titel nicht mehr für die PS4 erscheint, ein Gran Turismo 7 oder God of War Ragnarök hingegen schon.
Das soll aber nicht heißen, dass Deathloop ein hässliches Entlein sei, ganz im Gegenteil. Die Grafik erzeugt ein sehr stimmiges Gesamtbild. Die detaillierten Levels und die schönen Lichtstimmungen plus Raytracing-Schatten machen einiges her, zudem ist das Art Design Arkane-typisch mal wieder große Klasse. Aber es gibt eben auch diverse Texturen, die keinen Preis für hohe Schärfe erhalten, und wir sind auch längst detailliertere Charaktermodelle gewohnt. Auf akustischer Ebene ist Deathloop wiederum ein wahrer Volltreffer.
Die Musik, seien es nun die Tracks, die im Hintergrund laufen, oder die Stücke mit Gesang, die hier und da aus Lautsprechern in der Spielwelt schallen, und allesamt so einen gewisses 60er-Jahre-Flair haben, das uns sehr gut gefällt. Zudem können sich die Sprecher hören lassen, gerade in der Originalfassung. Die englische Stimme von Colt ist ein Hochgenuss und kommt in den gutgeschriebenen und oft sehr witzigen Dialogen zwischen ihm und Julianna sehr gut zur Geltung. Aber auch die deutsche Sprachausgabe ist nicht schlecht. Hier hat der Protagonist dieselbe Stimme wie Idris Elba in „The Suicide Squad“.
Achtung, PC-Spieler!
Eine kleine Anmerkung noch zum technischen Zustand der PC-Version: Die lief bei uns im Test stets flüssig, ist uns jedoch mehrfach abgestürzt, meistens aber immer im Menü – Gott sei Dank, denn während einer Mission ist Speichern nicht möglich. Wer das Spiel einfach so beendet, muss den jeweiligen Abschnitt beim nächsten Mal komplett von vorne beginnen. Die Hoffnung ist also einerseits, dass Arkane die Absturzproblematik mit Patches angeht, und andererseits, dass die Entwickler zumindest noch das Feature einbauen, dass das Spiel automatisch gespeichert wird, sobald man es beendet – natürlich mit automatischer Löschung des Spielstands, sobald ihr Deathloop erneut startet, damit das Ganze nicht ausgenutzt werden kann. Richtig schlimm ist die fehlende Speicherfunktion aber nicht, da die Missionen in der Regel immer recht kurz sind.
Fazit
Deathloop ist nicht so mutig, wie wir das im Vorfeld gedacht hatten. Dadurch, dass es euch konkrete Missionen erteilt und so gut zur Lösung führt, spielt es sich trotz Zeitschleife konventioneller als erwartet. Aber das ist gar nicht schlimm, denn ein cooles Erlebnis ist es dennoch. Dass es dem Spiel etwa gelingt, uns immer wieder in dieselben Gebiete zu führen, ohne dass es uns langweilt, ist eine Kunst für sich. Das ist dem fantastischen Leveldesign zu verdanken. Selbst beim fünften Besuch eines Areals haben wir noch neue Wege und Geheimnisse entdeckt. Dazu kommen eine wirklich gute Geschichte in einem originellen Setting und ein spaßiger Gameplay-Kern. Egal ob schleichend oder ballernd, Deathloop macht dank der großen Freiheit einfach immer Spaß und regt zum Experimentieren an. Für die Höchstwertung reicht es aufgrund der schwachen KI und dem fehlenden Mut nicht ganz, aber es ist dennoch eines der besten Spiele dieses Jahres.
- Großartiges Leveldesign
- Gute Story
- Enorm motivierende Erkundung
- Wuchtiges Gunplay
- Sehr gutes Steahl-Gameplay
- Stimmiger Look
- Starke Vertonung
- Netter Mehrspieler-Modus
- Nur ein Lösungsweg
- Primitive KI
- Etwas wenige Grundwaffentypen
- Einige Abstürze auf dem PC