EA hätte mit der Ankündigung von Star Wars Jedi: Fallen Order richtig punkten können, hätte man denn was davon gezeigt.
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Star Wars Jedi – Fallen Order: EA, so kündigt man kein Spiel an!
Im Mai 2013 gab Electronic Arts bekannt, zehn Jahre lang die Exklusivrechte für „Star Wars“-Spiele zu haben und mehrere Titel zu produzieren, die im von George Lucas erdachten Universum spielen. Seitdem haben wir auf den Konsolen und dem PC lediglich zwei Spiele serviert bekommen: Star Wars: Battlefront und dessen Nachfolger. Und sonst so? Über das „Star Wars“-Projekt von Motive Studios wissen wir immer noch nichts. Das Spiel von Visceral Games wurde gecancelt, jenes Studio geschlossen. Doch es gibt ja noch Respawn Entertainment, die Macher von Titanfall. Deren Spiel wurde jüngst auf der Pressekonferenz von Electronic Arts im Zuge des „EA Play“-Events angekündigt. Der Name: Star Wars Jedi: Fallen Order. Tja, und viel mehr wissen wir noch nicht. Wir haben auch noch nichts von dem Spiel gesehen, denn EA schien es nicht für nötig zu halten, einen Trailer zu zeigen. Das Spiel wurde auf die denkbar schlechteste Art und Weise angekündigt. Und das wirft erneut ein schlechtes Licht auf den sowieso schon wenig beliebten Publisher.
Jedi Knight 4 im Geiste?
Es wäre doch so „einfach“ gewesen: Das Wenige, was wir über Star Wars Jedi: Fallen Order wissen, klingt wie der wahrgewordene Traum vieler „Krieg der Sterne“-Fans. In dem Actionspiel schlüpft ihr in die Haut eines Jedi-Ritters. Die Handlung spielt zwischen „Die Rache der Sith“ und „Eine neue Hoffnung“, also in dem dunklen Zeitalter, in dem das Imperium seinen Aufschwung erlebt. Düster soll Star Wars Jedi: Fallen Order werden. Die letzten noch lebenden Jedi werden von den Agenten des Imperiums gejagt. Für den Hauptcharakter dürfte es also ziemlich brenzlig werden. Doch der kann sich selbst ja gut verteidigen, immerhin verfügt er über Machtfähigkeiten und schwingt im Kampf ein Lichtschwert.
Diese grobe Beschreibung von Star Wars Jedi: Fallen Order erzeugt in unseren Köpfen ein Bild, von dem wir schon lange träumen. Denn das Spiel könnte nicht nur endlich das düstere Abenteuer in der „weit, weit entfernten Galaxis“ sein, das wir uns von dem eingestellten Star Wars 1313 erhofft hatten, es könnte auch zum geistigen Nachfolger der „Jedi Knight“-Teile werden. Jene Reihe gehörte in den späten Neunzigern und zu Beginn des neuen Jahrtausends zu den Videospiel-Highlights für „Star Wars“-Fans. Schließlich erlebten wir darin zum ersten Mal richtig spannende, für damalige Verhältnisse gutaussehende Lichtschwertduelle in 3D. Nach Jedi Knight: Jedi Academy aus dem Jahr 2003 war aber Schluss mit der Serie. Danach gab es nur noch die beiden „The Force Unleashed“-Titel, die ansatzweise eine ähnliche Spielerfahrung lieferten. Doch gerade der zweite Teil war alles andere als ein Hit.
Entwickler mit großer Expertise
Star Wars Jedi: Fallen Order hat das Zeug, das „Jedi Knight 4“ zu werden, das die Fans so ersehnen. Und das liegt nicht nur an der Beschreibung, sondern auch am Entwickler: Respawn Entertainment besteht aus Veteranen des Actionspielgenres. Die Gründer Jason West und Vince Zampella sind quasi die Väter von Medal of Honor und Call of Duty. Ja, sie haben eher Erfahrung im Bereich der Ego-Shooter als der Third-Person-Action-Adventures und manch einer stellt sich unter Star Wars Jedi: Fallen Order vermutlich etwas vor, das Letzterem zuzuordnen ist. Allerdings waren die „Jedi Knight“-Spiele ebenfalls First-Person-Shooter. Nur dann, wenn ihr mit dem Lichtschwert gekämpft habt, ist die Kamera hinter den Rücken des Protagonisten gewandert.
Mit Titanfall 2 hat Respawn zudem bewiesen, dass es Ahnung davon hat, wie man eine gute Einzelspielerkampagne entwickelt. Zwar ist der Titel auf Story-Ebene gescheitert, doch das Leveldesign, die tollen Gameplay-Ideen und die hohe Abwechslung sorgten dafür, dass Titanfall 2 einer der besten Singleplayer-Shooter der vergangenen Jahre geworden ist. Das Vertrauen in Respawn, ein gutes „Star Wars“-Spiel für Fans von Einzelspielerabenteuern auf die Beine zu stellen, ist also aus gutem Grund groß.
Ankündigung auf Klappstühlen
Umso ärgerlicher ist es dann eben, wenn EA das Ganze auf seiner Pressekonferenz auf solch lieblose Art und Weise ankündigt, wie es nun mal geschehen ist. Anstatt auf der großen Leinwand einen Trailer zu zeigen, begab sich Moderatorin Andrea Rene ins Publikum, setzte sich neben Vince Zampella und fragte ihn über das aktuelle Projekt seines Teams aus. Die Ankündigung von Star Wars Jedi: Fallen Order erfolgte also nicht mal auf der Bühne, sondern davor.
Nun könnte man meinen: „Hey, vielleicht haben die halt noch nichts, was sie zeigen können.“ Doch da haben wir unsere Zweifel, denn Star Wars Jedi: Fallen Order soll Ende 2019 erscheinen und nicht in zwei, drei oder gar erst vier Jahren. Ja, mehr als zwölf Monate sind eine lange Wartezeit für Fans. Für die Entwicklung des Spiels bedeutet das aber, dass sie schon recht weit fortgeschritten sein muss. Denn vermutlich arbeitet Respawn schon seit mindestens 2016, eher sogar 2015 an dem Titel. Es wäre vielleicht zu früh gewesen, Gameplay zu zeigen. Aber einen Trailer, und wenn er nur kurz und rein aus vorgerendertem Material bestünde, hätte es gerne geben dürfen. Nicht etwa, weil wir auf wenig aussagende Teaser-Videos stehen, sondern weil so etwas immer ein Signal ist, dass Publisher und Entwickler mit viel Herz an dem Projekt arbeiten und es ihnen wichtig ist.
Wir möchten damit nicht sagen, dass Respawn nicht mit viel Elan und Liebe an Star Wars Jedi: Fallen Order werkelt. Und sicherlich spielt der Titel auch in den Plänen von Electronic Arts eine wichtige Rolle für das Herbstgeschäft 2019. Aber ihn auf die Weise anzukündigen, für die sich der Publisher nun entschieden hat, wirkt so, als hätte man sich bei EA gedacht: „Ach, dieses Jedi-Spiel von Respawn haben wir ja auch noch. Verdammt, aber Command & Conquer: Rivals spielt schon eine so große Rolle auf unserer Pressekonferenz. Na, dann lasst uns Vince Zampella einfach ins Publikum setzen und ein wenig erzählen, das reicht dann schon.“
Nein, das reicht nicht, EA!
Als der Publisher stolz verkündete, mehrere „Star Wars“-Spiele auf hohem Produktionsniveau veröffentlichen zu wollen, malten wir uns schon die tollsten Titel in unseren Köpfen aus: ein neues Knights of the Old Republic von BioWare, ein cooles Action-Adventure rund um einen Jedi, ein Open-World-Spiel, in dem wir mehrere Planeten besuchen und erkunden dürfen. Was bekamen wir in den vier Jahren, die seitdem vergangen sind? Nur zwei Battlefront-Teile, die beide aus unterschiedlichen Gründen eher halbgar geworden sind. Das einzige andere „Star Wars“-Spiel, von dem es zumindest ein paar Sekunden zu sehen gab, war der Titel von Visceral Games, der so niemals erscheinen wird. Und dann erfreut uns EA einerseits mit der Ankündigung eines neuen Spiels, in dem wir einen Jedi spielen dürfen, und enttäuscht uns andererseits damit, dass wir nicht mal einen Teaser-Trailer zu Gesicht bekommen.
Klar, EA ist nicht der erste Publisher, der so verfährt. Erinnern wir uns nur an das Nintendo Direct zur E3 2017: Metroid Prime 4 wurde angekündigt, ohne jegliche Infos zu nennen, stattdessen gab es nicht mehr als das Logo. Und Game Freak gab bloß in einem Nebensatz bekannt, dass man an einem Pokémon-Rollenspiel für die Switch arbeitet. In beiden Fällen hätte man aber zumindest denken können, dass diese Titel noch sehr weit von einem Release entfernt sind und es schlicht nichts gibt, was hätte gezeigt werden können. Klar, auch da haben wir uns darüber geärgert, dass es nicht wenigstens Render-Trailer zu sehen gab. Im Fall von Star Wars Jedi: Fallen Order wurde uns nun aber in Aussicht gestellt, es bereits nächstes Jahr spielen zu können. Dass es dann nicht mal ein Teaser-Video gibt, ist kaum nachvollziehbar. Hype schürt man auf diesem Weg sicherlich nicht. Und eigentlich hätte EA den doch in Bezug auf Star Wars dringend nötig. Denn was das Unternehmen in den vergangenen Jahren mit der Marke gemacht hat, ist aufgrund von Lootboxen und der Studioschließung von Visceral eher mit negativen Emotionen verbunden. Die „Star Wars“-Fans stehen Electronic Arts sehr negativ gegenüber (was ja eigentlich für viele Videospiel-Begeisterte gilt). Der lieblose Umgang mit Respawns neuem Projekt wird an diesem Zustand wohl kaum etwas verändern.