Square Enix bringt das ungewöhnliche Rollenspiel Live A Live erstmals im Westen heraus, als überarbeitete HD-Variante.
Wenn Live A Live kommt, dann bitte auch Mother 3!
Am 22. Juli erscheint Live A Live für die Nintendo Switch. Man könnte sagen, dass es sich einfach um ein weiteres Rollenspiel aus dem Fundus von Square Enix handelt, das jetzt mit HD-Grafik neu aufgelegt wird. Aber das wird dem Spiel und auch dem Publisher bei Weiten nicht gerecht. Live A Live sorgte 1994 auf dem Super Famicom mit seinen ungewöhnlichen Gameplay-Mechaniken für Furore, auch wenn es kommerziell alles andere als ein Überflieger war. Bis heute wurden gerade einmal gut 270.000 Exemplare abgesetzt, was wohl auch einer der Gründe sein dürfte, warum der Titel nie im Westen veröffentlicht wurde. (Die Zahlen lassen sich leider nicht überprüfen.) Zudem hat Live A Live vermutlich auch nur eingefleischten Rollenspielfans etwas gesagt, bis Nintendo und Square Enix die Neuauflage für die Nintendo Switch angekündigt haben. So erging es auch mir, und dass obwohl ich mir anmaße, nach 20 Jahren in dieser Branche und mehr als 30 Jahren Gaming-Erfahrung durchaus einiges an Wissen angesammelt zu haben.
Was ist so besonders an dem Spiel?
Die Veröffentlichung der Neuauflage von Live A Live ist für Square Enix durchaus ein mutiger Schritt. Im Gegensatz zu anderen Japan-exklusiven Spielen hat Live A Live zwar eine Fanbase, aber die ist bei Weitem nicht so groß wie bei anderen Games. Da haben der Erfolg von Octopath Traveler und Triangle Strategy sowie die HD-2D-Remakes anscheinend zum Umdenken geführt, wohl auch weil sich Takashi Tokita persönlich dafür eingesetzt hat. Rollenspielfans in Japan ist der Name auf jeden Fall ein Begriff. Live A Live war die erste Arbeit von Tokita als Director für ein großes Rollenspiel. Später hat er uns Perlen wie Chrono Trigger, Parasite Eve oder Oninaki beschert, die teilweise immer noch Einflüsse von Live A Live vorweisen können. Darüber hinaus ist er an zahlreichen Final-Fantasy-Spielen beteiligt. Das sind aber nicht die einzigen bekannten Namen. Yoko Shimomura war für die Musik verantwortlich. Zu ihren Werken zählen auch Street Fighter II, Kingdom Hearts oder Super Mario RPG. Für den optischen Stil wiederum hat man mit dem Zeichner von Detective Conan, Gosho Aoyama, zusammengearbeitet.
Gab es da noch ein Spiel?
Warum erzähle ich das nun alles, fragt ihr euch? Wenn mir das Spiel gefällt, kann ich mir es doch einfach kaufen… Ja, das ist richtig und das werde ich auch tun. Aber dieses Wagnis - und das ist die Neuauflage des Spiels ohne Frage - lässt mich mit einem Auge vorwurfsvoll zu Nintendo schielen. Seit 2006 wünschen sich Fans, dass doch endlich das GBA-Spiel Mother 3 lokalisiert und im Westen veröffentlicht wird. Eigentlich sollte das Spiel sogar noch für das Nintendo 64 erscheinen, aber nach einer wahren Entwicklungs-Odyssee wurde das Rollenspiel schließlich für den Game Boy Advance veröffentlicht. Nintendo hat sich bislang nicht dazu entschieden, Mother 3 auch außerhalb Japans zu veröffentlichen. Dabei weiß das Unternehmen um diesen Fanwunsch, wie der Auftritt von Nintendos ehemaligem Amerika-Chef auf der E3 2014 beweist.
Es braucht ein bisschen Mut
Aber warum veröffentlicht man das Spiel nicht endlich auch hier? Die Erfolge von Earthbound (Mother 2) und Earthbound Beginning (Mother) zeigen doch, dass die Nachfrage vorhanden ist, ganz abgesehen von einer enthusiastischen Fanbase, die eine der besten Fan-Übersetzungen aller Zeiten hervorgebracht hat. Beide Spiele gibt es auch für die Switch. Darunter mischen sich auch prominente Stimmen: So hat unter anderem der Produzent von Teil 3, Shinichi Kameoka, sein Bedauern ausgedrückt, dass der Titel noch nicht in den USA und Europa erschienen ist. Es wird gemunkelt, dass gewisse Themen im Spiel zu einer Kontroverse geführt hätten. Ob das der Wahrheit entspricht oder andere Gründe verantwortlich sind, lassen wir mal dahingestellt. Nintendo ist auf jeden Fall dafür bekannt, solchen Konfrontationen konsequent aus dem Weg zu gehen. Davon einmal abgesehen, sollte sich der Switch-Hersteller in diesem Fall aber eine Scheibe bei Square Enix abschneiden. Live A Live hat offensichtlich eine ähnliche Reputation wie Mother 3, wenngleich es nicht so bekannt ist. Und dennoch poliert Square Enix das Spiel für einen Release im Westen gehörig auf. Das brauche ich nicht einmal für Mother 3. Klatscht lediglich eine Übersetzung drauf und lasst es als Emulation auf der Switch laufen!
Vielleicht, aber das ist vermutlich nur Wunschdenken, ist es für Nintendo auch eine Art Testballon. Immerhin tritt die Firma, abgesehen von Japan, als weltweiter Publisher für das Spiel auf. Ob bei einem Erfolg die Chancen auf ein Release von Mother 3 steigen, vermag ich nicht vorherzusehen, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.