Das 70er-/80er-Las-Vegas-Setting, das sich manche Fans für Mafia 4 wünschen, wäre aber auch verdammt cool.
Mafia 4 mit Prohibitionsthematik? Ja, bitte!
Ich weiß nicht, ob ich das jemals in einem Artikel kundgetan habe, aber ich liebe Mafia – also das Spiel von 2K Czech (damals noch Illusion Softworks), nicht die echten kriminellen Organisationen. Die Geschichte des Taxifahrers Thomas Angelo, der in den 30ern in eher zufällig mit der Cosa Nostra in Kontakt gerät und sich entschließt, da einfach mal mitzumachen, hat mich durch meine gesamte Jugend begleitet. Es gibt kein Spiel, das ich so häufig durchgespielt habe wie Mafia, The Stanley Parable mal ausgenommen, aber da dauert ein Durchlauf nicht mal eine halbe Stunde. Das zählt daher nicht.
Das erste Mafia bleibt für mich ein unsterblicher Klassiker. Die beiden Nachfolger können da leider nicht mithalten. Teil 2 ist zwar im Laufe der Jahre in meiner Gunst gestiegen, kommt aber dennoch nicht an die Brillanz des Erstlings heran. Und Mafia 3? Nun, das würde ich gerne genauso vergessen wollen wie den vierten "Indiana Jones"-Film oder das Ende von "Game of Thrones". Aber der Entwickler Hangar 13 hat mit dem Remake von Mafia 1 bereits Wiedergutmachung geleistet. Seitdem warte ich auf die Ankündigung von Take-Two, dass das Team aus Kalifornien Mafia 4 entwickeln darf. Die steht zwar immer noch aus, aber den Kollegen von Kotaku soll ein Vögelchen gezwitschert haben, dass Hangar 13 an einem neuen Mafia mit dem Codenamen "Nero" arbeite. Man nutze die Unreal Engine 5 und es handele sich um ein Prequel zu den drei bisherigen Teilen.
Mafia 4 als letzte Chance?
Diese Infos hat Kotaku im Zuge der Bekanntgabe, dass Haden Blackman die Studioleitung abgibt und das Unternehmen nach sieben Jahren verlässt, veröffentlicht. Eine Bestätigung seitens Hangar 13 oder Take-Two gibt es – wenig überraschend – nicht. Wenn das stimmt, was die Kollegen schreiben, befindet sich Mafia 4 (oder wie auch immer es heißen würde) noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase. Das klingt auch logisch, habe das Studio doch in den vergangenen Jahren an gleich drei Projekten gearbeitet, die bereits eingestellt wurden, bevor sie offiziell hätten angekündigt werden können. Unter anderem sei ein klassenbasierter Koop-Shooter à la Destiny 2 mit dem Codenamen "Volt" in Produktion gewesen, in den satte 53 Millionen US-Dollar geflossen seien, bevor die Entwicklung abgebrochen wurde.
Wenn es stimmt, dass die Kalifornier gleich mehrere Projekte angefangen haben und nicht zu Ende bringen konnten, sie aber hohe Geldsummen verschlungen haben, ist es fast ein Wunder, dass Take-Two Hangar 13 nicht längst geschlossen hat. Und es wäre ebenfalls wunderlich, wenn man die Chance erhalten haben sollte, mit einem neuen Mafia das Ruder rumzureißen, statt bloß noch Zuarbeit für andere Teams der Take-Two-Familie zu leisten.
Zurück in die Vergangenheit
Der Bericht von Kotaku macht Mafia-Fans wie mir Hoffnung, dass die Marke noch nicht aufgegeben wurde. Und er sorgt logischerweise für Spekulationen. Auf Reddit ist das Setting eines potenziellen Mafia 4 eines der großen Gesprächsthemen. Wenn es sich, wie Kotaku schreibt, um ein Prequel handeln sollte, wäre es äußerst wahrscheinlich, dass die Geschichte in den 1920ern spielt. Zur Erinnerung: Mafia 1 deckt einen Großteil der 30er-Jahre ab. Das vorherige Jahrzehnt würde sich aufgrund der Prohibition wunderbar für einen neuen Teil eignen. Die galt von 1920 bis 1933 in den USA und war das landesweite Verbot von Alkohol. Sowohl die Produktion als auch der Transport und Verkauf waren strafbar. Selbstverständlich spielte das dem organisierten Verbrechen in die Karten, das im Geheimen Alkohol herstellen ließ und sich mit dessen Vertrieb ein goldenes Näschen verdiente. Und dabei sollte die Prohibition doch eigentlich dazu dienen, die Kriminalitätsrate zu senken.
Keine Frage: Die 20er als Zeitraum und die Prohibition als ein zentrales Thema in Mafia 4 wären sehr interessant. Was den möglichen Schauplatz des Spiels betrifft, könnte bereits die Mafia: Definitive Edition einen Hinweis gegeben haben. In dem Remake gibt es Karten aus Zigarettenschachteln als Sammelgegenstände. Eine davon hat einen Mobster namens Louie Romeo als Motiv, der in Los Ondas das Sagen hatte.
Mafia goes Hollywood?
Aha! Los Ondas! Eine Stadt, die wir bislang noch nicht in der Mafia-Reihe kennengelernt haben. In Mafia: Definitive Edition findet sie erstmals Erwähnung und es ist davon auszugehen, dass sie an Los Angeles angelehnt ist. Grund dafür ist die Beschreibung auf der Louie-Romeo-Karte, in der von Hollywood die Rede ist. Laut ihr brauchen die Familias der US-Ostküste jemanden, der im Westen alles überwacht. Bühne frei für Romeo, der die Gewerkschaften vor Ort kommandiert, das Geld gewaschen und die Studiobosse erpresst hat.
Ganz ehrlich: Mich würde es nicht verwundern, wenn Mafia 4 in Los Ondas spielt, die Stadt wirklich Los Angeles zum Vorbild hat, neben der Prohibition auch die Filmbranche eine Rolle spielt und Louie Romeo eine wichtige Figur ist. Er wäre sicherlich nicht der spielbare Protagonist. Das könnte wiederum, wie ein Reddit-Nutzer schreibt, jemand sein, der im Ersten Weltkrieg gekämpft hat und Anfang der 20er noch sehr damit beschäftigt ist, einerseits die Schrecken zu verarbeiten und andererseits wieder einen Platz in der normalen Gesellschaft zu finden. Dadurch bestünde zwar eine große Ähnlichkeit zu Vito Scaletta aus Mafia 2, aber es würde gut passen.
Ich muss gestehen: Auf diese Spur bin ich nicht selbst gestoßen, sondern wurde von einem Reddit-Kommentar darauf aufmerksam gemacht. Ich habe zwar Mafia: Definitive Edition gespielt, aber das ist mittlerweile anderthalb Jahre her. Als ob ich mich da noch an eine Sammelkarte aus dem Spiel erinnern könnte.
Die Prohibitionsthematik fänden diverse Fans interessant, wie sich den Kommentaren auf Reddit entnehmen lässt. Allerdings wird dort auch mehrfach der Wunsch nach einem anderen Szenario geäußert: einem Mafia 4, das im Las Vegas (beziehungsweise einer davon inspirierten fiktiven Stadt) der 70er oder 80er spielt und sich voll dem Casinothema widmet. Und ja, dem wäre ich auch alles andere als abgeneigt. Aber wenn das neue Spiel tatsächlich ein Prequel sein sollte, brauchen wir uns keine Hoffnungen machen, in ein paar Jahren das Flair von Martin Scorsceses "Casino" in einem interaktiven Gangster-Epos genießen zu können – zumindest nicht in Mafia 4.
Vertrauen in Hangar 13 ist vorhanden
Allgemein sind die Reaktionen auf Reddit sehr positiv, obwohl Mafia 3 viele Fans (wenn auch nicht jeden) schwer enttäuscht hat. Ein Nutzer etwa würde sich sehr darüber freuen, wieder ein Mafia-Spiel zu spielen, in dem es auch wirklich um die Mafia geht. Das lässt sich dem dritten Serienteil nur schwerlich nachsagen. Ein anderer hofft, dass Hangar 13 aus den Fehlern von Mafia 3 gelernt hat.
Für mich steht fest: Wenn das Entwicklerteam diesmal die nötige Zeit bekommt, die man für so ein großes Projekt nun mal braucht, dann bin ich optimistisch. Denn um mal das zu relativieren, was ich selbst eingangs über Mafia 3 geschrieben habe (aber eigentlich ziemlich ernst meine): Das Spiel hat seine guten Aspekte. Dass Hangar 13 etwas auf dem Kasten hat, ist immer wieder mal bei vereinzelten Missionen durchgeblitzt. Der Prolog ist sogar in seiner Gesamtheit großartig. Aber man hat dem Titel angemerkt, dass er nicht viel Zeit zum Reifen bekommen hat. Das Missionsdesign von Mafia 3 bietet ungefähr so viel Abwechslung wie ein Tag am Fließband. Das kann nicht von Anfang an so gewollt gewesen sein, wo das Spiel doch immer wieder zwischendurch zeigt, dass Hangar 13 gute Aufträge mit schick gestalteten Schauplätzen basteln kann. Jedes Mal, wenn es einem der Unterbosse von Sal Marcano an den Kragen gehen soll, mündet das in einer (innerhalb des Spiels) einzigartigen Mission ohne Copy-Paste-Versatzstücke.
Die Frage nach der Open World
Letztendlich hängt viel davon ab, ob Mafia 4 ein waschechtes Open-World-Spiel wie Teil 3 wäre oder doch wieder zur Formel der anderen Titel zurückkehren würde: mit einer frei befahrbaren Stadt, die nur als Kulisse für eine lineare, stringent erzählte Geschichte dient. Die Fangemeinde ist, was diese Frage betrifft, gespalten. Es gibt sowohl diejenigen, die der Meinung sind, ein Mafia-Spiel brauche keine Open-World-Mechaniken, als auch die Gegenseite, die sich gut gemachte Nebenmissionen und andere optionale Inhalte wünscht. Und irgendwie kämpfen in meinem Kopf beide Meinungen darum, welche von ihnen die Oberhand gewinnt.
Ich war damals sehr enttäuscht, als Mafia 2 erschien und plötzlich gar keine Nebenmissionen gehabt hat. Die waren eigentlich angekündigt gewesen und wurden offensichtlich kurz vor knapp rausgeschnitten. Schließlich hatte 2K Czech nicht mehr die Zeit, alle Spuren zu beseitigen. Zum Beispiel besteht die Option, in Vitos Wohnung respektive Haus das Telefon zu benutzen. Aber dann bekommt ihr nur den Hinweis, dass ihr derzeit niemanden anrufen könnt. Es geht aber noch deutlicher: Wenn ihr "Fat Derek" außerhalb der Missionen einen Besuch abstattet, sagt er euch jedes Mal, dass er gerade keinen Job für euch hat.
Die Enttäuschung über all die herausgeschnittenen Inhalte aus Mafia 2 ist nach zwölf Jahren längst verflogen und ich mag das Spiel heute so, wie es ist (bis auf das offene Ende). Wenn Mafia 4 also auch wieder ein lineares Spiel mit einer offenen, aber lediglich der Atmosphäre dienenden Stadt wäre, fände ich das vollkommen ok. Große Open-World-Brocken, die einen 50, 80 oder gar 100 Stunden beschäftigen wollen, gibt es zu Genüge. Allerdings: Wenn Mafia 4 genau so ein Umfangsmonster wäre, seine Inhalte aber wesentlich liebevoller umgesetzt und damit auch abwechslungsreicher wären als in Teil 3, würde ich die Sektkorken knallen lassen. Ich habe jedoch meine Zweifel daran, ob Hangar 13 nach den holprigen letzten Jahren das nötige Budget von Take-Two kriegen würde, um genau diese Vision umsetzen zu können.