Hades ist einer der Überraschungshits des vergangenen Jahres, aber in der Welt von Nico spielte es bislang keine Rolle.
Hades oder wie ich lernte, Indie-Spiele doch zu mögen
Eines der besten Spiele des letzten Jahres, Hades, trudelte jüngst als Box-Version für die Nintendo Switch bei uns in der Redaktion ein. Die Entwickler von Supergiant Games, die in der Vergangenheit Hits wie Transistor oder Bastion auf den Markt gebracht haben, haben mit Hades ihr vorläufiges Meisterstück abgeliefert. Jetzt muss ich an dieser Stelle leider zugeben, dass ich mich privat kaum für Indiegames begeistern kann. Insbesondere mit Spielen, die im Pixel-Look gehalten sind, habe ich so meine Probleme. Sicher gibt es viele Titel darunter, die gelungen sind, aber wenn ich schon welche mit Retro-Optik zocke, dann bitte keine im 8-Bit-Style. All das trifft auf Hades nicht zu und dennoch ist das Spiel ziemlich unbeachtet an mir vorbeigegangen – bis zur letzten Woche …
Ich gebe zu, dass ich manchmal zu meinem Glück gezwungen werden muss. So war es beispielsweise bei der "Dead Rising"-Reihe von Capcom. Erst, als die Demo zum ersten, hierzulande indizierten Spiel erschienen ist, und ich aus purer Langeweile in das Zombie-Massaker geschaut habe, war mein Interesse geweckt. Ähnliches ist bei der Puzzlespielmarke Professor Layton passiert und dann habe ich alle Teile für den Nintendo DS und 3DS regelrecht verschlungen. Soweit ist es mit Hades noch nicht, aber nachdem ich jetzt selbst die Tore zur Hölle aufgestoßen habe, kann ich Lobeshymnen meiner Journalistenkollegen verstehen.
Hades Trailer:
Von der Präsentation können einige andere noch lernen
Die Optik von Hades erinnert mich an eine Mischung aus Diablo und The Wind Waker, die auf einem Neonbett ein Kind gezeugt haben müssen. Klar, stylish und trotz teils strahlender Farben überraschend düster. Ungewohnt, aber faszinierend. Sogar das Rogue-ike-Gameplay macht mir in diesem Fall Spaß, weil ich trotz der unzähligen Male, die ich bereits gestorben bin, eine gewisse Art von Fortschritt erkenne. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Ich bevorzuge es zwar weiterhin, meinen Fortschritt innerhalb eines Levels speichern zu können und bei späterer Gelegenheit dort wieder einzusteigen, aber die Faszination, bei jedem neuen Versuch ein Stückchen weiter zu kommen, beginnt in mir langsam aufzukeimen. Einen großen Anteil daran haben auch die Präsentation, die ich bei vielen anderen Genrevertretern in dieser Qualität vermisse, sowie die prozedural generierten Levels. Eigentlich favorisiere ich auch hier handgefertigte Umgebungen, aber bei Hades greift ein Rädchen so geschmeidig ins andere, dass ich nach kurzer Zeit nicht mehr wahrgenommen habe, dass es sich hierbei um einen Indie-Titel handelt. Und als Sahnehäubchen wird alles von einem mehr als gelungenen Soundtrack umhüllt.
Mit den Göttern auf Du und Du
Von der sehr guten Spielbarkeit einmal abgesehen, gibt es gar nicht so viele Spiele auf dem Markt, die sich mit diesem Teilaspekt der griechischen Mythologie beschäftigen. Sich als Zagreus, Sohn von Hades, durch die Unterwelt zu schnetzeln und dabei immer wieder auf verschiedene Götter des Olymps zu treffen, lässt sich vielleicht am ehesten noch mit God of War vergleichen, auch wenn beide Titel einen komplett unterschiedlichen Ansatz verfolgen. Daher erfreut es mich ungemein, in Hades auf das Who-is-Who der griechischen Götterkaste zu treffen. An dieser Stelle möchte ich auch ausdrücklich die deutsche Übersetzung der Texte loben, die mir des Öfteren ein Lächeln in Gesicht gezaubert hat. Zusammen mit der englischen Sprachausgabe wird jedem Charakter, der mir im Spiel begegnet, eine andere Persönlichkeit gegeben. Selten zuvor habe ich für einige Figuren eine solche Abneigung gespürt, während ich andere liebend gerne als spielbare Charaktere sehen würde.
Wie unschwer zu erkennen ist, bin ich von Hades begeistert, ohne mich vorher großartig mit dem Spiel beschäftigt zu haben. Aber das ist genau der Grund, warum ich diese Industrie so liebe. Es gibt immer Titel, die auf den ersten Blick nicht dem persönlichen Geschmack entsprechen, aber sobald man sie ausprobiert hat, eine ungeheure Sogwirkung entfalten. Ob ich Hades zehnfach durchspielen werde, um das wahre Ende zu sehen, weiß ich an dieser Stelle noch nicht, aber mehr als zweimal werde ich mit Sicherheit aus der Hölle fliehen.
Ein paar Worte möchte ich noch zur Box-Version verlieren. In Zeiten, in denen kaum ein Spiel mehr mit einer Anleitung oder irgendwelchem Begleitmaterial ausgeliefert wird (ja, Umweltschutz ist richtig und wichtig), stellt Hades für die Switch eine willkommene Ausnahme dar. Mit in der Box liegt nämlich ein kleines Büchlein mit Charakter-Artworks inklusive Danksagung sowie ein Code zum Herunterladen des Soundtracks. Es mag nicht nach viel klingen, aber es zeugt von einer gewissen Wertschätzung gegeben dem Spieler und das gefällt mir persönlich sehr gut.