Fans sind sich einig: Der erste Trailer zu F1 22 ist ein schlechter Witz. Die Pointe: das "Jetzt vorbestellen" am Ende.
F1 22: Wenn ein Trailer nur Zeitverschwendung ist
Dass Electronic Arts im vergangenen Jahr Codemasters aufgekauft hat, ergibt total Sinn. Immerhin machen beide Unternehmen einen Großteil ihres Umsatzes mit jährlich erscheinenden Sportspielreihen. Nun wohnt die F1-Reihe im selben Haus wie FIFA, Madden NFL sowie NHL und gehört zur EA-Sports-Familie. Für die ist sie das perfekte Adoptivkind. Der Release eines neuen Fußballspiels des Konzerns im Herbst ist so sicher wie das Amen in der Kirche oder der jährliche Meisterschaftssieg des FC Bayern München (Glückwunsch, ... mal wieder). Gleiches lässt sich auch über die offizielle Formel-1-Simulation sagen, nur dass der Startschuss hier stets etwas früher im Jahr fällt. Diesmal ist es am 1. Juli soweit, wie wir seit wenigen Tagen wissen. Mir würde wohl niemand widersprechen, wenn ich sage, dass mich die Ankündigung von F1 22 alles andere als überrascht hat. Ich wiederum kann nur dem zustimmen, was Fans auf Reddit zum ersten Trailer schreiben. Der ist Realsatire vom Feinsten.
29 Sekunden pures Nichts
Stellt euch Folgendes vor: Ein aktueller Formel-1-Bolide steht in einem Tunnel und wird dank Lauflichtern an den Wänden und der Decke besonders stylisch in Szene gesetzt. Schwarze Bildschirme mit generischen Marketing-Phrasen wie "Rennsport neu definiert" unterbrechen die Szene immer und immer wieder. Habt ihr das jetzt vor eurem inneren Auge? Gut, dann könnt ihr es euch sparen, euch die folgenden 29 Sekunden Videomaterial anzuschauen, denn viel mehr haben EA und Codemasters bislang nicht zu F1 22 zu zeigen. Wie ein Reddit-Nutzer es klar formuliert: Sich den Trailer anzuschauen, ist reine Zeitverschwendung.
Ich will gar nicht erst so tun, als wäre das hier irgendwas Besonderes, ein Einzelfall. Oh nein, nichtssagende Werbevideos sind kein junges Phänomen. Seitdem es Videospiel-Trailer gibt, gibt es auch diese Art von gehaltlosen Bewegtbildern, die eigentlich nur darauf aufmerksam machen sollen, dass das jeweilige Spiel irgendwann auf den Markt kommt und man sich doch bitte darauf freuen soll. Im Fall von F1 22 hat das Ganze aber ein spezielles ... Geschmäckle. Immerhin geht es hier um einen Titel, der schon in zwei Monaten erscheinen soll. Folglich muss er fast fertig sein und das wiederum bedeutet, Codemasters und EA könnten jede Menge zeigen. Sie machen aber das genaue Gegenteil – und am Schluss kommt trotzdem die Aufforderung zum Vorbestellen, weil Spieler ja gerne die Katze im Sack kaufen. Ja ne, is' klar.
Das Lustigste an der ganzen Geschichte: EA hat die Premierenfunktion von YouTube benutzt, um auf den Release des Trailers aufmerksam zu machen. Das wäre mir nun im Nachhinein gar nicht aufgefallen, wenn ich nicht diesen Reddit-Kommentar gelesen hätte. Dessen Verfasser schreibt, dass er lauthals gelacht habe, weil das Video quasi nichts zeigt. „Sie hätten stattdessen einfach ein Bild mit dem Release-Termin und einem neuen Wagenmodell tweeten sollen.“ Dem kann ich nur beipflichten. Wenn man eine YouTube-Premiere einrichtet, weckt das gewisse Erwartungen. Fällt dann der Countdown länger aus als das nachfolgende Video und bietet das zudem noch so wenig Informationen wie möglich, ist es kein Wunder, wenn höhnische Kommentare folgen.
Bloß nicht das ganze Pulver direkt verschießen!
Es ist nicht so, als ob die Macher noch keinerlei Infos zu F1 22 preisgegeben hätten. Der offiziellen Webseite sind einige Angaben zu neuen Features zu entnehmen und natürlich hat EA auch eine Pressemitteilung herausgegeben, die alle Magazine schön „abschreiben“ sollen. In beiden Fällen geht man zwar nicht so richtig ins Detail, verspricht aber immerhin ein "brandneues Handling-Modell", neue Rennoptionen, eine adaptive KI, VR-Unterstützung auf dem PC (Oculus Rift und HTC Vive) sowie "F1 Life" als neuen Bereich im Spiel. In dem könnt ihr Kleidung, Accessoires und Supercars freischalten und "der ganzen Welt präsentieren". Und mit "freischalten" ist gemeint, dass ihr sie auch über den kostenpflichtigen Podium Pass sowie den In-Game-Shop erhalten könnt. Ja, ihr sollt euch (zumindest manches davon) erspielen können, aber Butter bei die Fische: Das mieft ganz stark nach einem Feature, das rein aus Monetarisierungsgründen im Spiel steckt. Man muss kein Sherlock Holmes sein, um auf diesen Gedanken zu kommen.
Doch selbst von diesem "F1 Life" wollen die Verantwortlichen noch nichts zeigen. Wer hofft, nach einem Klick auf die Steam-Shopseite von F1 22 wenigstens ein paar passende Screenshots zu sehen, den müssen wir enttäuschen. Erstaunlicherweise finden sich dort lediglich Bilder, die aus dem Trailer stammen – obwohl EA bereits richtige Screenshots herausgegeben hat, die zumindest das Renngeschehen zeigen. Die sind auch nicht gerade aussagekräftig, aber wenigstens stammen sie direkt aus dem Spiel. Also, … wahrscheinlich tun sie das …
Ich bin mir sicher, dass F1 22 ein gutes Rennspiel wird. Bei der Reihe macht Codemasters seit Jahren fast alles richtig. Sie wird mit jeder Iteration besser, auch wenn sich die Fortschritte manchmal in Grenzen halten (ja, die Serie passt wirklich gut ins EA-Sports-Portfolio). Zumindest der VR-Support ist auch ein Feature, dessen Ankündigung für positive Kommentare sorgt. Insgesamt kann hier jedoch nicht von einem guten Marketingkampagnenstart die Rede sein. Hätten EA und Codemasters direkt Gameplay gezeigt, gäbe es auf Reddit mehr Vorfreude statt Sarkasmus (oder gleich harscher Kritik). Aber nein, wir dürfen ja im Verlauf der kommenden fünf Wochen nicht vergessen, dass F1 22 am 1. Juli erscheint, und der Hype muss etappenweise aufgebaut werden. Also werden die Macher bis zum Release häppchenweise Infos und Bildmaterial veröffentlichen. Hach, ich liebe diese Marketingpläne. Und nein, das ist ganz sicher kein Sarkasmus. Wie kommt ihr denn darauf?