Resident Evil 4 gilt als eines der besten Spiele aller Zeiten. Was wird Capcom alles ändern, um das Spiel einer neuen Generation zu präsentieren?
Bitte nicht zu viel beim Remake von Resident Evil 4 ändern
Resident Evil 4 war 2005 der erste richtig große Blockbuster, den ich nach zahlreichen A- und AA-Titeln (Ja, sowas gab es damals noch) testen durfte. Mein Gott, was habe ich dieses Spiel damals geliebt. Ach, was heißt damals?! Das Feuer der Leidenschaft ist eigentlich nie erloschen. Egal ob auf dem GameCube, der Wii, der Xbox oder Switch: Jedes Mal, wenn das Spiel für ein weiteres System umgesetzt wurde, konnte ich nicht umhin und musste es haben. Lediglich die für Oculus verhunzte Zensur-Version werde ich nie anfassen.
Doch mit der Zeit merkte man dem Spiel sein Erscheinungsdatum doch stark an. Die mittlerweile viel geschasste Panzer-Steuerung von Leon stört mich dabei gar nicht mehr so sehr wie andere. Es ist viel mehr die Tatsache, dass die Grafik, auch trotz höherer Auflösung auf modernen Systemen, nicht mehr ganz taufrisch wirkt und es stellenweise etwas an Details mangelt. Das knabbert etwas an der sonst so dichten Atmosphäre. Dennoch ist das Spiel im Vergleich zu manch anderen Titeln dieser Zeit besser gealtert als gedacht.
Ein Remake eines der besten Games
Als vor einigen Monaten die ersten Gerüchte zu einem Remake des Klassikers auftauchten, kribbelte es wieder in den Fingern. Sollte es wirklich wahr sein, dass Capcom an einer Neuauflage arbeitet? Es folgten Wochen des Bangens und Hoffens und es sickerten immer wieder ein paar neue Details durch, bis der japanische Hersteller vor einigen Tagen während des PlayStation Showcase die Entwicklung endlich bestätigte. Obwohl bislang nur wenig zum Spiel bekannt ist, hat der erste Trailer ähnlich viele Endorphindepots bei mir geöffnet wie damals die Enthüllung des Originals auf der E3 2004 - It's game time! Dabei konnte ich viele Szenen zunächst gar nicht zuordnen, was dementsprechend zu dem Gefühl führte, ein komplett anderes und frisches Spiel zu sehen. Insbesondere die veränderte Tageszeit, zu der Leon das Dorf besucht, und der pervers hohe Detailgrad hatten ihren Anteil daran. Wenn es ein Spiel gibt, das exemplarisch für den technischen Fortschritt einer Branche steht, dann Resident Evil 4. Vor 18 Jahren sah das Original fantastisch aus, jetzt kann es aber kaum mehr jemanden hinter dem Ofen hervorlocken.
Das Remake, so ist zumindest der erste Eindruck, wird kaum einen virtuellen Stein auf dem anderen lassen. Die Dorfbewohner, die Umgebungen und besonders die Ausleuchtung der Umgebung befinden sich auf einem ganz anderen Level. Zum Beispiel die Szene, in der Leon zum ersten Mal auf einen Dorfbewohner trifft und nach dem Verbleib von Ashley Graham fragt, wirkt im Remake, zumindest das was man sehen konnte, wie von einem anderen Stern. Standen im Original nur ein Stuhl inklusive Tisch, ein paar Schränke und eben besagter Dorfbewohner vor dem Kamin im sonst kargen Raum, sieht die gleiche Szene im Remake viel detailreicher aus.
Bitte nicht zu viel verändern...
Doch so sehr ich dem Remake von Resident Evil 4 entgegenfiebere, umso mehr Bedenken habe ich, dass Capcom zu viel an der grundsätzlichen Struktur des Spiels ändern wird. Es wurde schon angekündigt, dass die Geschichte hier und dort erweitert wird und ganze Abschnitte überarbeitet werden sollen. Hoffentlich bleibt Capcom den drei Phasen des Spiels dennoch treu, denn diese machen für mich einen Großteil des Reizes von Resident Evil 4 aus. Während im Dorf das Gameplay noch von einer allumfassenden Paranoia bestimmt wird, ändert sich das im Schloss von Salazar zu deutlich mehr Grusel und Rätseln, bis das Spiel im letzten Abschnitt auf der Insel in einem furiosen Actionfeuerwerk endet. An diesem Konzept sollten die Entwickler nicht rütteln, denn welche Spiele bieten heute überhaupt noch einen solchen Ansatz? Außerdem präsentiert jeder Abschnitt ein komplett anderes Setting, fühlt sich dadurch frisch und unverbraucht an und dennoch bleibt stets die dichte Atmosphäre bestehen.
Noch fehlen einige Details
Dazu stellt sich noch die Frage, in wie weit Capcom die Charaktere ausarbeiten oder ändern wird. Ein Puzzleteil zur großen Beliebtheit des Spiels war neben Gameplay und Grafik nämlich auch die leicht kitschige Präsentation des Plots. Besser kann auch Hollywood kaum einen B-Actionfilm inszenieren. Bleibt Luis Sera der leicht sexistische und desillusionierte Ex-Polizist? Ist Ingrid Hunnigan erneut Leons Kontakt zum US-Präsidenten? Und flirten die beiden im Remake noch miteinander? Oder gehört das vielleicht zu Capcoms Plänen, die Geschichte zu erweitern und uns erwartet etwas ganz anderes? Ich bin durchaus offen für Veränderungen, aber sie müssen zur Geschichte passen. Immerhin spielt Resident Evil 4 weiterhin im Jahr 2004 und jegliche Änderungen sollten dem damaligen Zeitgeist entsprechen. Unter Umständen könnte es auch möglich sein, dass Ashley spielbar ist. Das würde ebenfalls neue Möglichkeiten eröffnen und da kommt mir sofort das Remake von Resident Evil 3 in den Sinn.
Aber bevor sich meine Gedanken vollends in den Wirren von Leon, Sattler und Co verlieren, was dieses und jenes sein könnte, warte ich lieber noch etwas ab. Details zu Inhalten wie Assignment Ada, Separate Ways und The Mercenaries gibt es nämlich noch gar nicht. Aber Capcom wird Resident Evil 4 in wenigen Tagen auf dem Capcom Showcase 2022 ausführlicher zeigen und außerdem sind bis zum Release am 24.3.2023 noch gut neun Monate Zeit, so dass es durchaus noch die eine oder andere Gelegenheit gibt, neue Details zu enthüllen.