Neues Kampfsystem, mehr Story, eine dynamischere Welt – in der Theorie klingt ARK 2 wie ein Traum, aber wie es in der Praxis aussieht, mag Studio Wildcard nicht zeigen.
Ark 2 wird ganz anders als der Vorgänger, aber nichts davon ist zu sehen
Ich hab echt die Nase voll! Ich weiß, ich wiederhole mich mittlerweile jedes Jahr, aber ich kann diese nichtssagenden Trailer, die keinerlei Gameplay zeigen, nicht mehr sehen. Ark 2, von dem wir gestern beim Xbox & Bethesda Games Showcase mal wieder ein Lebenszeichen erhalten haben, ist das beste Beispiel dafür. Zugegeben, der Trailer zeigt keine vorgerenderten Bilder, alles ist in der Unreal Engine 5 in Echtzeit berechnet. Aber es handelt sich eben nicht um Spielszenen. Ob das Ark 2 also wirklich so gut aussieht, wie es hier dargestellt wird, wage ich mal zu bezweifeln. Mir geht es an dieser Stelle aber nicht um die Grafik, sondern um all die tollen Features, die Entwickler Studio Wildcard auf der offiziellen Xbox-Webseite verspricht, aber von denen bislang nichts zu sehen ist.
Als ich mir die Show gestern live angesehen habe, hatte ich bei dem Trailer zu Ark 2 dieses typische "Hier rein, da raus"-Gefühl. Klar, angesichts dessen, dass es die Fortsetzung eines immens erfolgreichen Spiels ist, werde ich den Titel selbst nicht so schnell vergessen (zumal er ja schon 2020 angekündigt wurde). Aber das Video selbst ist mir ziemlich egal, hat einfach keinerlei Eindruck hinterlassen. Damit war Ark 2 für mich erst mal kein Thema mehr – bis ich nach dem Showcase die Xbox-Seite besuchte. Eigentlich hatte ich die Hoffnung, ein paar mehr Details zu Starfield und Forza Motorsport zu finden (die nicht erfüllt wurde), doch dann klicke ich auf den Artikel zu Ark 2. Und was ich dann las, schockierte mich. Sorry, der musste sein.
Eine lange Liste von Versprechungen
Studio Wildcard hat sich echt was vorgenommen. Wo ARK: Survival Evolved ein Spiel mit wirklich schlechtem Gameplay ist, das in Teilen sogar richtig billig wirkt, soll der Nachfolger ein deutlich hochwertigeres Erlebnis werden. Nicht nur, dass der Auftritt von Hollywood-Star Vin Diesel als Held Santiago verspricht, dass Ark 2 mehr Futter für Story-Fans bietet, das Gameplay soll auch ganz anders und deutlich besser werden. Um es kurz zusammenfassen:
Ark 2 wird von Haus aus nur noch in der Third-Person-Perspektive spielbar sein
Es wird ein Kletter- und Parcours-System geben, das von Assassin's Creed sowie The Legend of Zelda: Breath of the Wild inspiriert ist
Studio Wildcard verspricht ein Souls-like-artiges Kampfsystem mit Block- und Ausweichmechanik sowie leichten und schweren Angriffen
Der Fokus liegt auf Waffen und Rüstungen aus der Frühzeit der menschlichen Zivilisation (Schusswaffen ade)
Es wird eine neue Physik geben, die dafür sorgt, dass Attacken eurer Saurier auf Feinde sichtbare Auswirkungen haben, sie also auch visuell treffen und zum Beispiel umstoßen, anstatt einfach „durch sie hindurchzugehen“
Es ist ein Welt-Event-System angekündigt, das für reichlich Dynamik in der Spielwelt sorgen soll. Als Beispiele nennt Studio Wildcard Ansammlungen von Tieren rund um Wasserlöcher, verwundete Kreaturen, wandernde Herden und sogar Stampeden. Auch sollen die Tiere Unterschlüpfe haben, wo ihr ausgewachsene Exemplare und Jungtiere findet.
Es wird eine feindliche NPC-Fraktion namens Aratai geben, die selbst Kreaturen zähmt.
Es ist von einem neuen Kreaturenmanagement sowie Weltkartensystem die Rede.
Das Crafting-System wird stark erweitert und soll euch die Möglichkeit geben, aus Millionen von Kombinationen eure eigene Ausrüstung und einen Look zu wählen.
Das Bausystem wird überarbeitet, soll mehr Optionen bieten und ihr werdet Blaupausen abspeichern sowie mit anderen teilen können.
Von all dem zeigt der Trailer … absolut nichts. Ja, das erste Gameplay wird es irgendwann demnächst geben, aber wann genau, das verrät Studio Wildcard nicht. Warum hat man das nicht schon gestern präsentiert? Das Xbox & Bethesda Games Showcase wäre doch die perfekte Bühne dafür gesehen. Ein riesiges Publikum hätte es gesehen, wäre mitunter begeistert gewesen und hätte darüber auf Twitter, YouTube und Co diskutiert. Aber nein, stattdessen begnügt man sich damit, die neuen Features in Textform anzupreisen. Wenn solche vollmundigen Versprechungen aber nur wörtlich gemacht werden und es kein Beweismaterial in Form von Bewegtbildern gibt: Wieso sollte man dann den ganzen Kram glauben? Insbesondere die Sache mit dem ach so tollen Kampfsystem nehme ich erst dann ernst, wenn Studio Wildcard es mir gezeigt hat. Der Vorgänger deutet schließlich nicht unbedingt an, dass das Studio in der Lage ist, etwas auf dem Niveau eines guten Souls-likes abzuliefern.
Die Suche nach dem Grund
Nun gibt es zwei mögliche Erklärungen dafür, warum die Entwickler so handeln, wie sie handeln. Nummer 1: Sie haben schlicht noch nichts Vorzeigbares. In dem Fall wäre ich jedoch äußerst skeptisch, ob Ark 2 tatsächlich wie angekündigt nächstes Jahr erscheint – und das bis spätestens Juni 2023, denn laut Microsoft sollen alle gezeigten Titeln innerhalb von zwölf Monaten auf den Markt kommen. Nummer 2: Der Marketing- und PR-Plan von Studio Wildcard sieht vor, Gameplay erst zu einem späteren Zeitpunkt zu enthüllen, selbst wenn man das gestern schon hätte machen können. In dem Fall kann ich einfach nur mit dem Kopf schütteln. Jeder Gameplay-Trailer, und sei er noch so kurz, löst doch mehr Begeisterung aus als das obere Video.
Vielleicht hat Studio Wildcard Angst gehabt, dass Ark 2 in der Masse an Trailern untergeht – gerade auch deswegen, weil ja nun mal Starfield groß präsentiert wurde und es neues Gameplay zu Diablo 4 gegeben hat. Aber ist die Zielgruppe von Ark 2 nicht eine völlig andere? Ich verstehe dieses Handeln nicht. Vielleicht mögen bei anderen der wenig aussagekräftige Trailer und die Versprechungen Vorfreude auslösen. Mir reicht das nicht. Aber gut, solange Studio Wildcard noch nicht um Vorbestellungen bettelt (was wirklich noch nicht der Fall ist), soll es mir recht sein. Ich bin trotzdem der Meinung, dass das Team hier eine große Chance verpasst hat.