Wir blicken zurück auf die Spiele der vergangenen zehn Jahre. Los geht es in Teil 1 mit den Jahren 2010 bis 2014.
Die Spiele des Jahrzehnts: 2010 bis 2014
Das Jahr 2019 endet und nicht nur das: Damit ist auch eine ganze Dekade vorbei – ein Jahrzehnt voller großartiger Spiele. Manch einer macht sich am Ende eines jeden Jahres Gedanken darüber, wie gut die vergangenen zwölf Monate aus Sicht eines Gaming-Fans im Vergleich zu anderen Jahrgängen waren. Aber habt ihr euch schon mal überlegt, welches Spielejahrzehnt das bislang beste gewesen ist? Die 2010er sind auf jeden Fall ein heißer Anwärter auf den Titel, vermutlich nehmen sich aber alle bisherigen Dekaden seit der Erfindung der Videospiele nicht so viel. Denn in zehn Jahren erscheinen immer richtig gute Titel.
Wir werfen einen Blick zurück auf die Jahre 2010 bis 2019 und lassen deren beste Spiele Revue passieren, werden aber auch die schlechten Werke nicht außenvorlassen. Los geht es in diesem ersten Teil mit der ersten Hälfte des Jahrzehnts. Also los! Setzt euch mit uns in den DeLorean, vergesst das Anschnallen nicht und reist mit uns einmal fix durch zehn Jahre Videospielhistorie!
2010: Rockstar haucht dem Western neues Leben ein
Wow, es fühlt sich wirklich so an, als wäre 2010 ganz schön lange her – so ungefähr zehn Jahre? Hey, das stimmt sogar! Auf der anderen Seite: Wenn wir an die Spiele denken, die wir damals gespielt haben, kommt es uns doch wieder so vor, als wäre es erst gestern gewesen. Und dann sehen wir uns Bilder von jenen Titeln an und merken: "Ne, das liegt doch schon sehr weit in der Vergangenheit." Tja, damals haben wir eben noch auf PlayStation 3 und Xbox 360 gespielt, von der Wii und deren Grafik auf PS2-Niveau wollen wir gar nicht erst anfangen.
Wobei: Es gab auf der Nintendo-Konsole, die so sehr auf Bewegungssteuerung gesetzt hat, schon ein paar hübsche Spiele wie zum Beispiel Super Mario Galaxy 2 (und natürlich dessen Vorgänger). Der zweite Teil ist sicherlich das beste Jump and Run, das 2010 erschienen ist: clever designt, ungeheuer charmant, und umfangreich. Aber für den Titel "Spiel des Jahres" reicht es nicht ganz, denn dafür ist Super Mario Galaxy 2 dem ersten Teil einfach zu ähnlich. Außerdem hat Rockstar Games im selben Jahr ein Spiel auf den Markt gebracht, das zwar genau genommen auch eine Fortsetzung ist, der man das aber gar nicht anmerkt und wovon die meisten Leute auch schlicht nichts wissen.
Red Dead Redemption (Nachfolger von Red Dead Revolver aus dem Jahr 2004) ist das Spiel des Jahres 2010. Das Open-World-Abenteuer im Wilden Westen, der im Jahr 1911 aber eigentlich gar nicht mehr so wild ist (zu der Zeit spielt die Geschichte), war damals eine Wucht in Sachen Story, Charaktere und Atmosphäre. Nie zuvor hat es so eine immersive, beeindruckende Westernwelt in einem Videospiel gegeben, die so viele Möglichkeiten geboten hat: Geschäfte ausrauben, Tiere jagen, Kopfgeldaufträge erfüllen, pokern, Pferde zureiten, ins Kino gehen … oder auch mal eine Frau gefesselt auf die Zuggleise legen und warten, bis die Bahn kommt. Na gut, Letzteres hätte sich Rockstar ruhig sparen können, zumindest das Achievement, das es dafür gibt.
Aber auch sonst war 2010 ein richtig gutes Jahr für Spielefans: Mass Effect 2, Fallout: New Vegas, Alan Wake, Heavy Rain, StarCraft 2, God of War 3, Limbo, Halo: Reach – die Liste guter Spiele ist lang. Eine richtige Graupe war hingegen der Reboot von Medal of Honor. Das Spiel hat wirklich niemand gebraucht: im Singleplayer ein müder "Call of Duty"-Abklatsch und im Multiplayer war es auch nicht besser, obwohl die Battlefield-Experten von DICE ihn entwickelt haben.
2011: Das Jahr der faszinierenden Fantasy-Welten
Wenn wir an das Jahr 2011 zurückdenken, liegt uns sofort ein Männerchor mit tiefen Stimmen im Ohr, der "Dovahkiin, Dovahkiin, naal ok zin los vahriin" singt. Am 11.11.2011 erschien eben The Elder Scrolls 5: Skyrim und wir haben bei jedem Spielstart Minuten im Hauptmenü verbracht, weil wir einmal den Titelsong des gigantisch großen Rollenspiels von Bethesda am Stück hören wollten. Noch viel mehr Zeit haben wir natürlich im eigentlichen Spiel zugebracht. Himmelsrand ist ein weitläufiges Land, in dem es jede Menge zu entdecken gibt. Vom Pfad abzukommen, weil irgendwas in der Ferne interessant aussieht, war zuvor selten so leicht wie in Skyrim. Ja, die Hauptstory ist lahm (aber immer noch besser als der Schund im Vorgänger Oblivion), dafür bietet das Spiel so viele fantastische Nebenquests – seien es die Aufträge der unterschiedlichen Gilden oder die abgefahrenen Daedra-Missionen.
Aber so viel wir auch von Skyrim schwärmen können, das Spiel des Jahres 2011 ist dann doch ein anderes. Nein, nicht das hervorragende Batman: Arkham City, das die Formel von Arkham Asylum wunderbar auf eine Open World übertragen hat. Nein, auch nicht Portal 2 mit seinem genialen Koop-Modus, nicht Uncharted 3, nicht The Witcher 2 und nicht The Legend of Zelda: Skyward Sword. Das Spiel des Jahres 2011 ist Dark Souls.
Der geistige Vorgänger Demon Souls galt noch als Geheimtipp, der beinahe gar nicht in der westlichen Welt erschienen wäre. Dark Souls hingegen erreichte ein breiteres Publikum, weil es nicht bloß für die PS3, sondern auch die Xbox 360 erschienen ist und das Spielprinzip perfektioniert hat. Es ist fordernd, aber niemals unfair. Es hat eine zusammenhängende Spielwelt, die genial designt ist und viele Geheimnisse bietet. Dazu kommt das großartige Kampfsystem, die motivierende Progression und die einnehmende Atmosphäre der von Untoten bevölkerten Welt. Nur die Grafik, die war schon damals nicht mehr ganz zeitgemäß.
Weniger begeistert waren wir 2011 von Dragon Age 2, das viele Tugenden seines exzellenten Vorgängers über Bord geschmissen hat, um massenmarkttauglicher zu werden. Auch Crysis 2 war eher eine Enttäuschung als ein Hit, sah es doch auf dem PC zu Beginn schlechter aus als Teil 1 und servierte uns deutlich linearere Levels. Der größte Flop des Jahres war aber sicherlich Homefront. THQ hat damals sehr viel Geld in den Ego-Shooter investiert, der am Ende längst nicht mit der Konkurrenz mithalten konnte – weder qualitativ noch verkaufstechnisch.
2012: Ein Indie-Spiel übertrifft alles
Nach zwei richtig starken Jahren war 2012 eher ernüchternd. Da ist es irgendwie nicht verwunderlich, dass das Spiel des Jahres ein Indie-Titel ist oder zumindest ein Indie-esques Spiel. Die Rede ist von Journey, einem in Sachen Umfang eher kleinen, aber hinsichtlich seiner Wirkung und des künstlerischen Anspruchs ziemlich großen Meisterwerk. Was Entwickler thatgamecompany da geschaffen hat, ist einmalig. Ihr lauft durch eine Wüstenlandschaft und seid anfangs ganz allein, bis ihr auf eine Figur trefft, die genauso aussieht, wie eure.
Der Clou: Die wird von einem anderen Spieler gesteuert, aber ihr wisst nicht, von wem, und ihr könnt miteinander nur über die Laute kommunizieren, die eure Charaktere auf Tastendruck von sich geben. Kleiner Hinweis am Rande: Journey gibt es mittlerweile nicht nur für PS3 und PS4, sondern auch iOS und im Epic Games Store. Nur reine Switch- beziehungsweise Xbox-Spieler mit Android-Smartphone haben also noch eine Ausrede, dieses Juwel der Videospielhistorie nicht zu spielen.
Ja, und was gab es 2012 sonst so? Nun ja, viele gute, aber eben keine herausragenden Spiele. Borderlands 2, The Walking Dead und XCOM: Enemy Unknown waren damals richtig gut, Max Payne 3, Far Cry 3 und das erste Dishnored haben auch viel Spaß gemacht. Ansonsten mussten wir halt so manche Enttäuschung ertragen, allen voran Diablo 3, das in der Urfassung nicht nur für sein Echtgeldauktionshaus reichlich Kritik einstecken musste. Auch Mass Effect 3 kam bei vielen nicht so gut an wie die Vorgänger. Schuld daran war das verkorkste Ende, das BioWare per Patch verbessern musste, um die Fans zu besänftigen. Mit Spec Ops: The Line, Sleeping Dogs und Kingdoms of Amalur: Reckoning sind schöne Geheimtipps erschienen, die aber aufgrund schwacher Verkaufszahlen leider niemals über diesen Status hinausgekommen sind.
Der Reinfall des Jahres war Resident Evil 6. Statt den Survival-Horror zurückzubringen, den die Fans schon in Teil 5 vermisst haben, wurde es noch actionreicher – und quatschiger. Tja, und wenn ihr halt damals einen Third-Person-Shooter spielen wolltet, hattet ihr mit Gears of War 3 oder Uncharted 3 deutlich bessere Alternativen.
2013: Die alte Generation verabschiedet sich mit vielen Knallen
2013 sind PlayStation 4 und Xbox One erschienen – allerdings erst kurz vor Schluss, weshalb die großen Highlights des Jahres eher noch auf den älteren Konsolen zu finden sind. Und wir sind ganz ehrlich: Wir können uns nur schwer festlegen, welcher Titel denn nun das Spiel des Jahres 2013 ist: GTA 5 oder The Last of Us? Beide sind moderne Klassiker, beide haben große Erfolge gefeiert. Gerade Rockstars Open-World-Spiel hat sich überragend verkauft und das über Jahre hinweg. Es ist aber auch ein geniales Meisterwerk mit tollen Charakteren, einer fantastischen Spielwelt, vielen erinnerungswürdigen Momenten und obendrauf einem der beliebtesten Online-Modi überhaupt.
Auf der anderen Seite erzählt The Last of Us eine der besten Videospiel-Storys überhaupt, hat ein packendes Gameplay, viel spielerische Abwechslung, ebenfalls fantastische Figuren und einen sensationellen Soundtrack. Ok, wenn es um die Bedeutung für die Branche geht, um das Standing von Videospielen in der Gesellschaft, dann ist GTA 5 das Spiel des Jahres 2013. Aber wir legen uns nur schweren Herzens darauf fest.
Generell ist 2013 ein starkes Videospieljahr gewesen. BioShock Infinite begeisterte mit seiner abgefahrenen Geschichte, die das eher mittelprächtige Shooter-Gameplay schnell vergessen gemacht hat. Assassin's Creed 4: Black Flag hat der erfolgreichsten Reihe von Ubisoft frischen Wind eingehaucht. 3DS-Besitzer frohlockten über The Legend of Zelda: A Link Between Worlds. Metro: Last Light offenbarte sich als grafisch herausragender, atmosphärisch dichter Endzeit-Shooter und Crystal Dynamics rebootete erfolgreich die "Tomb Raider"-Reihe. Zudem erschien mit Rayman Legends ein fantastisches 2D-Jump-and-Run, The Stanley Parable brachte uns mehrfach zum Lachen und Dota 2 sagte League of Legends den Kampf an. Nebenbei brach noch der Hype um Survival-Spiele aus, dem Erfolg der "ArmA 2"-Mod DayZ sei Dank.
2013 hatte aber auch seine Schattenseiten. Da gab es auf der einen Seite vielversprechende Spiele mit großen technischen Problem, namentlich Battlefield 4 und Total War: Rome 2, auf der anderen massive Enttäuschungen wie Beyond: Two Souls und Dead Space 3. Und für PS4 und Xbox One? Nun ja, die hatten beide keine sonderlich guten Start-Line-ups. Die Highlights waren da noch Forza Motorsport 5, das aber unter einer mageren Streckenauswahl und langweiligen Karriere litt, und Killzone: Shadow Fall. Letzteres ist ein solider Shooter, den man aber schnell wieder vergessen hat. Nur gab es für die PS4 tatsächlich nichts Besseres.
2014: Ein schwacher Jahrgang
Haben wir geschrieben, dass 2012 ein ernüchterndes Jahr gewesen ist? Pardon, im Vergleich zu 2014 war es wirklich toll. Mal ehrlich: Ein Jahr, an dessen Ende viele Leute doch tatsächlich Mittelerde: Mordors Schatten als ihr "Game of the Year" bezeichnet haben, kann nicht gut gewesen sein. Das Open-World-Spiel im "Herr der Ringe"-Universum ist mittelmäßig, vielleicht "ganz nett", aber mehr auch nicht. Das ach so hochgejubelte Nemesis-System? Das ist in Teil 1 der Reihe nicht mehr als ein Gimmick und hat seine Karten erst im Nachfolger so richtig ausgespielt. Davon abgesehen bietet Mordors Schatten eigentlich nur ein gutes Kampfsystem, das nahezu eins zu eins von den "Batman: Arkham"-Titeln abgekupfert ist. Story, Spielwelt, Missionsdesign, in all diesen Aspekten ist der erste Ausflug von Entwickler Monolith Productions in die Welt der Tolkien'schen Fantasy absolut durchschnittlich.
Durchschnittlich sind auch viele andere Spiele des Jahres 2014. Watch Dogs zum Beispiel, das seinem Hype überhaupt nicht gerecht wurde. Der starke Grafik-Downgrade im Vergleich zur allerersten E3-Demo von 2012 ist da das geringste Problem gewesen. Viel schlimmer sind doch der furchtbare Hauptcharakter Aiden Pearce und die Copy-&-Paste-Nebenmissionen. Wo wir gerade bei Ubisoft sind: Assassin's Creed Unity gilt nun auch nicht gerade als Lieblingsteil der meisten "Assassin's Creed"-Fans. Zugegeben, spielerisch war es ein Schritt in die richtige Richtung und der Nachbau des Paris zur Zeit der Französischen Revolution war damals beeindruckend, aber eben auch gefüllt mit allerlei Bugs und sonstigen technischen Problemen.
Es gab noch mehr Enttäuschungen: Dragon Age: Inquisition, Die Sims 4, den Thief-Reboot, Destiny. Aber war 2014 alles schlecht? Nein. Wir erinnern uns gerne an Alien: Isolation, South Park: Der Stab der Wahrheit, Titanfall, This War of Mine, Tales from the Borderlands und Plants vs. Zombies: Garden Warfare. Das Spiel des Jahres 2014 ist aber Mario Kart 8. Dessen Battle-Modus hat zwar enttäuscht, weil Nintendo keine Arenen dafür gebaut hat (die sind erst in der Deluxe-Variante für die Switch hinzugekommen), der Rest des Spiels ist aber grandios.