Apple darf Epic nicht den Zugriff auf die Tools zur Weiterentwicklung der Unreal Engine sperren, Fortnite aber schon.
UPDATE: Sperrung der Unreal-Engine-Entwicklertools unrechtens
Update vom 25.08.2020: Ein Gericht in den USA hat entschieden, dass Apple nicht einfach Epic Games verwehren darf, die Entwicklertools zu benutzen, die für die Weiterentwicklung der Unreal Engine für iOS nötig sind. Die zuständige Richterin Yvonne Gonzalez Rogers begründet dieses Urteil in dem offiziellen Rechtsdokument damit, dass die Unreal Engine nichts mit dem Fall Fortnite zu tun habe. Zwischen Apple und Epic gebe es einen separaten Vertrag für die Entwicklung der iOS-Variante der Engine und den habe der Software-Hersteller nicht gebrochen. Zudem erkennt das Gericht an, dass die Folgeschäden enorm wären, wenn Epic die Unreal Engine nicht mehr weiterentwickeln könnte, und das nicht nur für jenen Konzern, sondern eben auch die vielen Entwickler, die damit arbeiten. Deshalb muss Apple die Sperrung der Entwicklertools rückgängig machen.
Fortnite hingegen bleibt weiterhin aus dem App Store verbannt. Mit der Einführung des Direktzahlungssystems im Spiel habe Epic Vertragsbruch begangen. Zudem sagt Rogers, dass die Firma bislang nicht demonstriert habe, dass sie irreparable Schäden erleiden würde, sollte Fortnite nicht wieder in den App Store zurückkehren. Des Weiteren könne Epic das Problem ja ganz leicht selbst lösen, indem man einfach die Direktzahlungsmethoden wieder aus dem Spiel nimmt. Zwar sei das Interesse der Spieler groß, Fortnite auf iOS spielen zu können, gerade in Zeiten der Pandemie, aber das sei nicht genug, um den Vertragsbruch zu rechtfertigen und Apple dazu aufzufordern, Fortnite wieder in den Store aufzunehmen.
Update vom 18.08.2020: Der Streit zwischen Epic Games und Apple geht in die nächste Runde. Nachdem der Fortnite-Entwickler eine Klage eingereicht hat, habe der Hersteller von iPhone, iPad und Co ihm mitgeteilt, dass er am 28. August sämtliche Entwickler-Accounts von Epic löschen und dem Unternehmen im gleichen Zuge den Zugang zu allen Entwickler-Tools für iOS und Mac entziehen werde. Auch dagegen will das Studio rechtlich vorgehen. Gegenüber Kotaku habe ein Sprecher von Epic Apples Vorgehen als einen "unerhörten Gegenschlag" bezeichnet.
Aus dem Rechtsdokument geht hervor, dass die oben beschriebenen Schritte seitens Apple auch dazu führen würden, dass Epic die Unreal Engine nicht mehr für iOS weiterentwickeln könnte, was herbe Auswirkungen auf das Unternehmen hätte. Schließlich ist der Vertrieb der Engine, die von vielen Entwicklern genutzt wird, eines der Hauptstandbeine der Firma. Laut Epic reiche es Apple wohl nicht, nur Fortnite aus dem App Store zu entfernen. Stattdessen wolle der Konzern Epics komplettes Geschäft in vom eigentlichen Streitthema unabhängigen Bereichen attackieren.
Mittlerweile hat sich Apple zu dem Thema geäußert. Bloomberg-Reporter Mark Gurman hat jenes Statement auf Twitter veröffentlicht. Darin heißt es, dass man Epic sehr gerne als Teil des hauseigenen Entwicklerprogramms behalten wolle. Die Probleme, vor denen das Unternehmen nun steht, habe es sich selbst zuzuschreiben, könnte es aber auch ganz einfach lösen. Epic müsse nur ein Update für Fortnite veröffentlichen, dass dafür sorgt, dass die App wieder den Richtlinien entspricht, denen der Entwickler zugestimmt hat und die für alle Hersteller gelten. Kurz gesagt: Wenn Epic die Option der Direktzahlung in Fortnite wieder entfernt, würde Apple das Spiel auch wieder im App Store freigeben und es würde nichts weiter passieren. "Wir werden keine Ausnahme für Epic machen, weil wir nicht der Meinung sind, dass es richtig ist, seine Geschäftsinteressen über die Richtlinien zu stellen, die unsere Kunden schützen", so Apple.
Originalmeldung vom 14.08.2020: In der vergangenen Nacht ist in den USA ein Krieg ausgebrochen – also glücklicherweise nicht im wortwörtlichen Sinne. Es geht um Fortnite. Dass Epic Games damit unzufrieden ist, dass es beim Verkauf von V-Bucks auf den Mobilgeräten nicht wenig Geld an Apple beziehungsweise Google abtreten muss, ist kein Geheimnis. Jüngst hat der Spielehersteller einen Schritt unternommen, um mehr Gewinn zu machen: Er hat die Option eingebaut, direkt in der App V-Bucks zu erwerben. Somit müssen die Spieler das nicht mehr über den Store der jeweiligen Plattform machen und Epic gibt etwa im Fall der iOS-Version nicht 30 Prozent des Umsatzes an Apple ab.
Der Konzern mit der angebissenen Frucht als Logo hat sich davon wenig begeistert gezeigt, zumal Epic die Direktzahlungsmethode in Fortnite auch noch mit einem "Mega Drop"-Event bewirbt, bei dem ihr 20 Prozent Rabatt auf V-Bucks erhaltet (das gilt übrigens nicht nur für die Mobile-Version, sondern auch auf allen anderen Plattformen). Also hat Apple kurzerhand die Reißleine gezogen und Fortnite gesperrt. Soll heißen: Ihr könnt das Spiel nicht mehr aus dem App Store herunterladen. Wer es längst auf seinem iPhone oder iPad installiert hat, kann weiterhin zocken, allerdings sind auch keine Updates mehr möglich, was auf Dauer zum Problem werden wird.
Google hat die Fortnite-App mittlerweile ebenfalls gesperrt. Und so geht Epic Games nun gegen beide Mobilgeräthersteller gerichtlich vor. Die entsprechenden Papiere für die Klage gegen Apple hat das Unternehmen sogar auf der eigenen Webseite für jeden einsehbar gemacht. Dass Epic auch Google ins Visier genommen hat, darüber berichtet wiederum TheVerge.
Es wird spannend zu sehen sein, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und ob es zu Einigungen kommen wird. Allerdings sieht es nicht danach aus, als würde Epic jemals wieder akzeptieren, V-Bucks über den App Store oder Play Store zu verkaufen und dabei einen großen Teil der Einnahmen Apple beziehungsweise Google überlassen zu müssen. es gibt ja schließlich laut dem Fortnite-Entwickler andere große Konzerne, für die diese Regelungen auch nicht gelten, etwa Amazon, McDonalds oder Nike.
Quelle: Epic Games / TheVerge / Kotaku / Mark Gurman / Apple / United States District Court, Northern District of California