Nach zwei Jahren bietet Fall Guys viel mehr Inhalt und ist kostenlos spielbar. Nun sollte wirklich jeder dem Ding eine Chance geben.
Umfang gestiegen, Preis eliminiert: Ein guter Deal
Ich war 2020 von Fall Guys schon ein wenig enttäuscht. Ja, die Grundidee einer virtuellen Gameshow à la "Takeshis Castle" ist schon damals super gewesen und das Spiel hat auch Spaß gemacht. Aber aufgrund des geringen Umfangs hat sich dieser Spaß nicht allzu lange gehalten. Für PS-Plus-Nutzer mag das nicht allzu dramatisch gewesen sein, denn für die war der Titel im Abonnement inklusive, alle anderen mussten 20 Euro bezahlen. Das war angesichts des gebotenen Umfangs zu viel, zumal nicht jedes der damals 25 Minispiele ein Knaller gewesen ist (ich sage nur "Abschweifen").
Zwei Jahre später sieht die "Fall Guys"-Welt viel besser aus. Entwickler Mediatonic hat das Spiel kräftig ausgebaut. Mit jeder Saison sind neue Spielrunden und auch Optionen hinzugekommen. Heute umfasst Fall Guys fast 70 Minispiele. Dadurch bietet es viel mehr Abwechslung, was rasche Ermüdungserscheinungen verhindert. Und es sind in den vergangenen 23 Monaten einige wirklich coole Runden hinzugekommen. Zum Beispiel gibt es nun Rennen auf Kursen, auf denen sich lauter Beschleunigungstore finden. Die sorgen für ein deutlich höheres Spieltempo, als ich es bislang (ich habe seit Release nicht mehr in Fall Guys reingeschaut) gewohnt war. Auch cool: "Short Circuit", wo ihr zwei Runden absolvieren müsst und auf einem Teil der Strecke sehr geringe Schwerkraft herrscht.
"Was spielen wir denn heute?"
Die Auswahl aus verschiedenen Shows (Spielmodi) gab es zum Release 2020 noch nicht in Fall Guys. Heute habt ihr die Wahl, ob ihr das normale "Jeder gegen jeden" oder doch lieber im Trupp aus maximal vier Bohnen spielen wollt. Eine Duo-Variante gibt es ebenfalls und hinzu kommen noch zeitlich begrenzt verfügbare Event-Shows. Allein das sorgt schon für viel mehr Abwechslung, als das Spiel zum Start geboten hat. Obendrein könnt ihr mittlerweile benutzerdefinierte Partien eröffnen. Hier fehlt mir allerdings die Option, meine ganz eigenen Shows zu kreieren, in denen ich die einzelnen Runden festlege. Mediatonic, warum gibt es die Option noch nicht?
Der Eintritt ist nun kostenlos
Nun ist Fall Guys aber nicht nur größer und vielfältiger geworden, sondern hat mittlerweile auch ein neues Geschäftsmodell. Nachdem Mediatonic vergangenes Jahr samt seiner Mutterfirma, der Tonic Games Group, von Epic Games aufgekauft wurde, hat man Fall Guys im Juni auf ein Free-to-Play-Modell umgestellt. Das hat ja schon bei Rocket League wunderbar funktioniert, warum also auch nicht in diesem Fall?
Tatsächlich ist Fall Guys wie gemacht dafür, ein Free-to-Play-Spiel zu sein. Die Progression dreht sich schließlich einzig und allein um kosmetische Items. Daran hat sich mit der Umstellung nichts gerändert. Es gibt nun eben einen Season Pass (der übrigens für alle, die das Spiel vor dem 21. Juni gekauft haben, gratis ist) wie in allen anderen modernen Online Games, der ein paar kostenlose und viele kostenpflichtige Belohnungen umfasst. Dazu kommt aber auch noch, dass ihr nach wie vor durch das Sammeln von Kronen oder Kronenscherben Preise gewinnen könnt, indem euer Kronenrang steigt. Weitere Gratis-Goodies erspielt ihr euch bei Events. Wer also kein Geld ausgeben möchte, dem stehen trotzdem noch genug Optionen zur Verfügung, um Individualisierungsmöglichkeiten für seine Bohne freizuschalten. Und wenn euch sowieso egal ist, wie eure Figur aussieht, dann kann euch die ganze Monetarisierung erst recht egal sein, während ihr einfach die kurzweiligen Spiel-Sessions genießt.
Alle Spieler vereint
Fall Guys hat im Juni aber nicht nur die Umstellung auf das neue Geschäftsmodell durchgemacht, sondern ist auch für alle aktuellen Konsolen erschienen, auf denen es bislang noch mit Abwesenheit geglänzt hat: der PS5, Xbox Series X/S, Xbox One und Switch – und es unterstützt nun voll und ganz Cross-Play, genau wie Fortnite und Rocket League. Mitspieler im Freundeskreis zu finden, war noch nie so einfach wie derzeit. Mir fehlten sie damals beim Release, weil ich als einziger die PC-Version gespielt habe, während sich alle anderen auf der PS4 dem Wettlauf um die Krone gestellt haben. Nun gibt es keine Grenzen mehr zwischen den Plattformen – sehr schön! Gut, Steam-Nutzer werden nun zu einem Epic-Games-Konto gezwungen (wer Fall Guys einst bei Valve gekauft hat, kann es aber per Steam runterladen und spielen), aber ich versteh eh nicht die Leute, die Epic und seinen Store heute noch boykottieren.
Kollege Nico hat übrigens mal einen Blick in die Switch-Version von Fall Guys geworfen und ist an sich ganz zufrieden mit der Performance. Die 30 FPS hält das Spiel recht konstant, die wenigen Ruckler sind verschmerzbar. Allerdings laufen die Animationen der Charaktere der anderen Spieler nicht flüssig und teilweise schweben sie sogar einfach nur durch die Gegend, weil die Modelle in der Bewegung eingefroren sind. Dadurch verliert das Spiel viel von seiner Situationskomik. Hier sollte Mediatonic besser nochmal nachpatchen.
Fazit
Fall Guys bietet heute mehr Inhalt als je zuvor und ist kostenlos spielbar. Besser könnte es doch eigentlich nicht sein, oder? Na gut, noch mehr Runden wären begrüßenswert, aber die wird es ja geben. Wäre das Spiel in diesem Zustand vor zwei Jahren erschienen, hätte es im Test sicherlich deutlich besser abgeschnitten. Eine Sache hat sich aber nicht geändert: Fall Guys bleibt für mich ein Spiel für zwischendurch. Es ist kein Titel, den ich einen ganzen Abend lang spielen wollen würde. Dafür ist das Kern-Gameplay einfach viel zu simpel. Aber nun, wo der Zugang zum Spiel eh nichts mehr kostet, ist das ja eigentlich überhaupt kein Problem mehr. Daher kann ich nur jedem empfehlen, der dem Konzept nicht abgeneigt ist, mit dem Kauf aber stets gezögert hat, jetzt reinzuschauen.