Autorin: Mia Uebach
2022 verschwinden wieder Inhalte aus Destiny 2 und machen Platz für neue. Das mag nötig sein, wirft aber Probleme auf.
Autorin: Mia Uebach
2022 verschwinden wieder Inhalte aus Destiny 2 und machen Platz für neue. Das mag nötig sein, wirft aber Probleme auf.
Destiny 2 ist ein großes Spiel, keine Frage. Nicht nur, dass es viel zu tun gibt, mit über 70 Gigabyte nimmt es auch einiges an Platz auf eurer Festplatte ein. Unter anderem deshalb hat Bungie zum Launch von “Jenseits des Lichts” den “Destiny Content Vault” (DCV) eingeführt. Zu jedem Release einer großen Erweiterung wandert ein Teil von des Spiels dort hinein. Wenn “Die Hexenkönigin” im Frühjahr 2022 erscheint, verschwindet ein Großteil von “Forsaken” und fast alle saisonalen Aktivitäten aus Jahr 4. Muss das sein?
Viele aus der Community sind angefressen: Schon zum zweiten Mal werden ihnen Inhalte weggenommen, für die sie bezahlt haben. Beim ersten Mal waren es die Kampagne des Hauptspiels sowie die der DLCs “Fluch des Osiris” und “Kriegsgeist” samt den dazugehörigen Planeten, nun ist es ein Großteil von “Forsaken”. Viele fühlen sich einfach um ihr Geld betrogen.
Nun kann man argumentieren, dass “Forsaken” auch schon fast drei Jahre alt ist und die meisten Veteranen nicht nur die Kampagne beendet haben, sondern auch (fast) alle exotischen Waffen und Rüstungen ihr Eigen nennen dürften. Dennoch hinterlässt es einen sehr faden Beigeschmack, vor allem, da Destiny 2 das einzige Spiel mit solch einem Inhaltstresor ist.
Besonders frech: Man kann “Forsaken” momentan immer noch für knapp 25 Euro kaufen (macht das nicht!), obwohl es ab dem 7. Dezember kostenlos für alle wird. Bungie sollte wenigstens so ehrlich sein und darauf hinweisen, dass man es nicht mehr kaufen soll, oder das Add-on schlicht nicht mehr zum Kauf anbieten.
Kurzer Hinweis: Nachfolgend gibt es einige Spoiler zur Story von “Forsaken” und der jüngsten Inhaltserweiterungen. Lesen auf eigene Gefahr!
Mit dem Release von “Die Hexenkönigin” verschwindet zwar nicht so viel im DCV wie zum Start von “Jenseits des Lichts”, das bedeutet aber nicht, dass die Inhalte nicht weniger wichtig sind. Im Gegenteil, “Forsaken” gilt als die beste Erweiterung für Destiny 2 und sie verschwindet fast komplett. Das heißt, die letzte Mission von Cayde-6 und die anschließende Jagd auf Uldren Sov sind dann (vielleicht für immer) verschwunden. Bungie hat zwar gesagt, dass Inhalte, die im Tresor liegen, irgendwann wieder zurückkommen können (siehe Kosmodrom oder die “Gläserne Kammer”), aber ob darunter auch ganze Kampagnen fallen, ist fraglich.
Wer jetzt erst mit Destiny 2 anfängt (oder die Kampagne von “Forsaken” das erste Mal spielt), wird verwirrt sein: Wieso ist da jemand, der Crow heißt, den viele mögen, aber in Forsaken gibt es einen Uldren Sov, der genauso aussieht, aber Cayde-6 getötet hat? Wer ist überhaupt Cayde-6? Das ist ein riesiges Problem, auf das Neulinge aufgrund des Tresors stoßen. Dadurch, dass einfach so viel Story fehlt, kennen neue Hüterinnen und Hüter Charaktere wie Cayde-6 nicht mehr aus erster Hand. Sie hören dann in ein, zwei Strikes einen Cayde-6 ein wenig rumblödeln, haben aber keine Ahnung, wieso er das macht und wer er war.
Gleiches Spiel bei Crow/Uldren Sov. Nachdem er Cayde-6 getötet hat, ist er quasi zum Staatsfeind Nr. 1 geworden, wir (oder Petra Venj) haben den Abzug betätigt und Jahre später finden wir heraus, dass Uldren als Hüter wiederbelebt wurde, jetzt Crow heißt und unter Spider’s Fuchtel steht. Mittlerweile ist Crow sogar im Turm angekommen und hat Commander Zavalas Leben gerettet.
Die Story von Destiny 2 (oder der Reihe allgemein) ist so gut wie noch nie, aber durch das Wegfallen der saisonalen Inhalte aus Jahr 4 und der “Forsaken”-Kampagne werden viele Neulinge gar nicht wissen, was vor sich geht. Wer neu mit Destiny 2 anfangen möchte, hat es sowieso schon schwer genug. Die Hauptkampagne fehlt, die neue Einführung ist lediglich mäßig, immer und immer mehr Story geht verloren. Ohne, dass ihr euch eine der Erweiterungen kauft, habt ihr sogar gar keine Kampagne mehr. Ein angenehmer Einstieg sieht anders aus.
Aus technischer Sicht sei es laut Bungie notwendig, Inhalte aus Destiny 2 zu entfernen. Denn dadurch, dass das Spiel auf diese Weise nicht immer größer wird, ist es einerseits einfacher, kleinere Patches zu veröffentlichen, die Fehler beheben, andererseits läuft es auch flüssiger. Wenn man sich anschaut, dass Destiny 2 vor der Einführung des DCV bei einer Größe von 115 Gigabyte war und mit “Jenseits des Lichts” weitere Dinge dem Spiel hinzugefügt worden sind, ist dieses Argument verständlich. Laut Bungie gab es jedes Jahr ungefähr 25 Gigabyte an neuem Content. Wer neu mit Destiny 2 anfangen wollte, musste also erstmal an einem massiven Download vorbeikommen. Auch die Ladezeiten sind nicht mehr so lang und das Bungie schneller Fehlerbehebungen bereitstellen kann, hat man schon mehr als einmal gezeigt. Das ist etwas, was allen Spielerinnen und Spielern am Herzen liegen sollte.
Der Hauptgrund, weshalb es den DCV gibt, ist allerdings weniger die Größe von Destiny 2, sondern dass sich das Spiel einfach technisch weiterentwickelt. Neue Inhalte haben eine bessere Qualität als ältere und letztere zu aktualisieren, frisst viel Zeit. Wenn Bungie Inhalte aus dem Tresor herausholt, muss das Team sie von Grund auf neubauen. So stellen selbst einzelne PvP-Karten oder Strikes einen großen Zeitaufwand für die Entwickler dar.
Wir können nichts daran ändern: In Zukunft wird es noch mehr Inhalte aus Destiny 2 geben, die in den Tresor wandern. Dennoch ist es vollkommen in Ordnung, sich darüber (zivilisiert) zu beschweren. Ja, wir bekommen dafür einige alte Inhalte wieder zurück, aber das sind Dinge, von denen nicht alle etwas haben. Nicht alle spielen PvP oder bekommen ein Raid-Team zusammen, sodass ihnen Inhalte verloren gehen, sie aber im Prinzip nichts zurückbekommen, von dem sie profitieren. Der Tresor mag notwendig sein, aber genauso notwendig ist es, dass man im Ausgleich für Erweiterungen, die man gekauft habt und aus dem Spiel verschwinden, mehr als nur ein paar PvP-Karten und Raids zurückbekommt.
Das Gute ist: Immer, wenn Bungie etwas aus Destiny 2 in den Tresor verschiebt, erscheint eine neue Erweiterung. Einerseits geht uns dann Bekanntes verloren, wir bekommen aber auch komplett neue Inhalte. Wenn die dann auch noch gut und umfangreich sind, kann man den Verlust der alten Inhalte wesentlich besser verkraften.