CrossfireX ist da, aber nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Es fehlt an allen Ecken und Enden, macht aber dennoch Spaß.
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Der nostalgische Griff ins Klo - Spaß ohne Substanz
Der Ego-Shooter Crossfire ist immer noch einer der beliebtesten Shooter weltweit, nur medial spielt der Titel zumindest hierzulande kaum eine Rolle. Mit CrossfireX, das bislang nur für die Xbox One und Xbox Series X/S erschienen ist, sollte sich das ändern. Man hat zudem mit Remedy Entertainment einen Partner gefunden, der eine ansprechende Einzelspielerkampagne für das sonst auf Multiplayer ausgerichtete Spiel abgeliefert hat, um den Titel auch für Solisten attraktiver zu machen. Doch bislang hat sich das nicht ausgezahlt. Wer sich einmal die Durchschnittswertungen auf Metacritic und Co ansieht, dem schwant Übles. Was ist passiert?
Die Vorzeichen waren gut
Die Ankündigung des Spiels für Xbox-Konsolen, die Verpflichtung von Remedy Entertainment und auch die Tatsache, dass Smilegate mit Microsoft einen potenten Partner gefunden hat, sollten eigentlich positiv auf CrossfireX einstimmen. Doch irgendwann ist etwas gewaltig schief gelaufen. CrossfireX wirkt trotz einer Closed Beta Mitte 2020 immer noch nicht fertig. Wir konnten schon damals einen Blick auf das Gameplay werfen und waren von der Kombination aus klassischem Shooter-Gameplay und modernen Elementen sehr angetan. Wer wollte, konnte das Game wie anno 2000 spielen oder eben auf aktuelle Spielmechaniken setzen. Diese Mischung hat uns gefallen.
Feinschliff? Lieber Ecken und Kanten!
Mit dem finalen Release scheint sich aber kaum etwas geändert zu haben. Zumindest fühlt es sich so an. Was die Entwickler von Smilegate in den letzten Monaten gemacht haben, erschließt sich daher nicht ganz. Wäre das Spiel immer noch im Beta-Status, könnten wir uns damit abfinden, denn wirklich rund läuft es nicht. Nach jeder Partie landet man wieder im Menü. Gut, das ist bei vielen anderen Spielen auch so, aber in CrossfireX dauert es einige Zeit, bis wir wieder etwas anklicken und uns in die nächste Partie stürzen können. Zudem ist das Ganze mit unschönen Rucklern verbunden, so dass man nicht genau weiß, ob der Befehl, den man über den Controller erteilt hat, auch angenommen wurde.
Von den Problemen in den ersten Tagen, dass nicht einmal die Operation Catalyst, die für Game Pass Abonnenten inkludiert ist, spielbar war, möchten wir erst gar nicht sprechen. Obendrauf gibt es noch eine nicht ganz optimale „Quick Resume“-Funktion, mit der man eigentlich direkt wieder ins Spiel springen kann. Das mag bei Singleplayer Games funktionieren, aber nicht in CrossfireX. Sobald wir wieder zurückspringen, müssen wir uns erst wieder am Server anmelden, was natürlich dauert. Die Sahnekirsche des Gesamten ist die nicht auf Controller optimierte Menüführung. Zwar lässt sich mit dem Steuerkreuz jeder Punkt anwählen, aber sobald wir den Stick des Controllers nutzen, was eben auch vorkommt, erscheint ein Cursor wie ihr es von normalen Betriebssystemen auf dem PC kennt. Kurzum: mit dem Stick durchs Menü zu navigieren, ist eine einzige Fummelei und nicht überzeugend.
Darf's ein bisschen mehr sein?
Kommen wir zum Spiel selbst. Ja, der Umfang ist bescheiden. Pro Modus gibt es derzeit nur eine Karte und es fehlen grundlegende Einstellungsmöglichkeiten wie etwa private Lobbies. Man kann lediglich Personen von seiner Freundesliste einladen. Im Prinzip starten wir also jede Partie mit einem neuen, wild zusammengewürfelten Team. Erstaunlicherweise funktioniert das Match-Making dabei ziemlich gut. Aber mehrere Partien direkt hintereinander mit den gleichen Leuten zu spielen, ist nicht möglich und so fühlt sich das Ganze an, als würden wir in einer Spielhalle nach jedem Match den Automaten wechseln, um erneut unser Glück zu versuchen.
Dabei sind die Modi selbst sehr gelungen. Ob wir nun eine Bombe entschärfen, unsichtbar nur mit einem Messer unterwegs sind oder im Team-Deathmatch alles wegballern, was sich bewegt, die grundlegende Mechanik funktioniert und macht wirklich eine Menge Laune. Insbesondere die klassische Spielart ohne Sprinten und Zoomen ist wie eine Art Jungbrunnen für ältere Gamer. Kein neumodisches Gedöns, sondern gute alte puristische Ballerei in Reinkultur und genau das ist es, was bei uns die Motivation hochhält, mehr aber auch nicht.
Operation geglückt - Patient tot
Was bislang schon nicht gut klingt, setzt sich bei den Operationen weiter fort. Remedy ist eigentlich ein Studio, welches tolle Geschichten erzählt und diese auch meist großartig inszeniert. Bei Operation Catalyst ist das leider nicht der Fall. Die knapp zweistündige Einzelspielerkampagne könnte auch als Vorlage für einen stumpfen Actionfilm aus den 80er Jahren dienen. Irgendeine Elitetruppe von Global Risk muss sich der Söldnerorganisation Black List stellen. Klingt nicht nur belanglos, ist es auch.
Da bietet jedes Call of Duty eine vielschichtige Geschichte. Ganz davon abgesehen, ist das Gameplay ebenfalls nur solide und die Waffen klingen größtenteils kraftlos. Es wird geschossen, gelaufen und Deckung gesucht. Ab und an gibt es situationsabhängige Aktionen. Fertig, mehr gibt es nicht zu sehen. Lediglich die Inszenierung und Kamerafahrten zeugen von Remedys Talent. Bedingt durch die Tatsache, dass für die Operationen eine andere Engine genutzt wird, kommt es zu einem gewissen Bruch im optischen Stil. Das ist aber angesichts der anderen eklatanten Mängel kaum der Rede wert.
Und jetzt? Abwarten...
Was im Verlauf der Entwicklung passiert ist, dass Smilegate jegliche Art von Feinschliff hat vermissen lassen, lässt sich von außen nur schwer beurteilen. Zum Glück ist CrossfireX free-to-play und im Game Pass, denn für eine langweilig drangeklatschte Einzelspielerkampagne (die eigentlich etwas kostet) und einen Multiplayer mit gerade einmal einer Karte pro Modus, wäre jeder Preis zu hoch. Zum Glück funktioniert das Gameplay, so dass sich darauf in Zukunft aufbauen lässt. Im März soll schließlich das erste Update erscheinen. Ob es dann schon neue Inhalte, abgesehen von einer bereits angekündigten Map, gibt, bleibt aber abzuwarten. Vermutlich werden erstmal die wichtigsten Fehler beseitigt und erste Feedback-Wünsche erfüllt. Allzu lange sollten sich die Entwickler nicht Zeit lassen, denn auch die klassische Spielart motiviert uns nicht ewig.