CD Projekt RED hat das lang erwartete Next-Gen-Update für The Witcher 3: Wild Hunt vorgestellt – und es sieht richtig gut aus.
The Witcher 3 – Wild Hunt: Das Next-Gen-Update weckt die Lust, es wieder zu spielen
Ich muss ein Geständnis ablegen: Ich habe The Witcher 3: Wild Hunt niemals durchgespielt. Ja, beschimpft mich, ich habe es nicht anders verdient. Wie kann ich ein so großartiges Rollenspiel, das gerade auch auf erzählerischer Ebene so viel Qualität zu bieten hat (was leider nicht der Standard im Open-World-Segment ist), einst zur Seite gelegt haben, ohne dass die Credits über den Bildschirm rollten? Und dementsprechend habe ich auch nie die beiden (wie ich mir habe sagen lassen) hervorragenden Add-ons Hearts of Stone und Blood and Wine gespielt. Was stimmt denn nicht mit mir?!
Nun ja, einerseits ist The Witcher 3: Wild Hunt nicht nur großartig, sondern auch einfach sehr groß. Und wenn man es sich zum Ziel setzt, jede Nebenquests abzuschließen und die Spielwelt bis in den hintersten Winkel zu erkunden, ist man verdammt lange als Geralt in Velen, Novigrad und Skellige unterwegs. Und je mehr Zeit ein Spiel in Anspruch nimmt, desto schwieriger ist es, es zu komplettieren, wenn man nebenbei noch andere Dinge machen möchte. Schlafen zum Beispiel.
Aber nun, zum Ende des Jahres, bietet sich mir die perfekte Gelegenheit, dieses große Versäumnis endlich nachzuholen. Am 14. Dezember veröffentlicht CD Projekt die Next-Gen-Version von The Witcher 3: Wild Hunt und parallel dazu gibt es auch ein umfangreiches Update für die PC-Version. Das Fantasy-Spiel erhält damit ein ordentliches grafisches Upgrade sowie zusätzliche Verbesserungen hinsichtlich der Spielbarkeit und sogar neue Inhalte – und das alles ist für diejenigen, die The Witcher 3 schon besitzen, kostenlos.
Ein immer noch hübsches Spiel wird noch hübscher
Die aufgebohrte Optik wirkt wie das größte Argument, in knapp drei Wochen erneut in die düstere, vom polnischen Autor Andrzej Sapkowski erdachte Welt einzutauchen. Raytracing, verbesserte Reflexionen, Texturen und Vegetationsdarstellung sowie die Unterstützung von DLSS 3 und FSR 2.1 liefert das Next-Gen-Update auf dem Papier. Aber da in so einem Fall Bilder immer mehr aussagen als tausend Worte, verweise ich einfach mal auf eine schöne Vergleichsgrafik, die ein Fan erstellt hat. Wenn ihr nach Betrachtung des Trailers gedacht habt: "Sieht ja alles schick aus, aber hat sich da wirklich sonderlich viel getan?", dann wird euch jenes Bild eines Besseren belehren. Die Beleuchtung, das Gras, die Weitsicht: Das Spiel macht schon einen deutlichen Schritt nach vorne mit dem Upgrade.
A few comparison shots between old-gen and current-gen.
— Kalenko (@K_a_l_e_n_k_o) November 23, 2022
The visual improvements are quite significant. It's gonna feel so good to replay #TheWitcher3! pic.twitter.com/NOshnt2UpN
Auf Tuchfühlung mit Geralt
Die Entwicklung der Versionen für PS5 und Xbox Series X/S hat CD Projekt RED jedoch eben nicht nur dazu veranlasst, an der Grafik zu schrauben. Das Entwicklerteam implementiert zum Beispiel auch gleich eine neue Kameraperspektive. Nein, ihr könnt The Witcher 3: Wild Hunt nicht auf einmal ohne entsprechende Mod in der Ego-Ansicht spielen, aber zumindest erlaubt es euch CD Projekt RED, die Kamera etwas näher an Geralt zu positionieren. Er ist dann auch nicht mehr in der Mitte des Bildes, sondern weiter am linken Rand, was an Spiele wie God of War oder (um im Bereich der Open-World-Titel mit Pferden zu bleiben) Red Dead Redemption 2.
Mir gefällt diese neue, alternative Ansicht sehr. Ich mag es, dass die Distanz zwischen Kamera und Protagonist geringer ist und in den Kämpfen nicht weiter herauszoomt, wie es sonst der Fall wäre. Für mich macht das die Erfahrung ein Stückchen immersiver, obwohl es sich nach wie vor um eine Third-Person-Perspektive handelt. Schön ist auch, dass die Entwickler euch die Kamera so einstellen lassen, wie ihr es bevorzugt. Ihr wollt, dass sie während des Erkundens ganz nah an Geralt klebt, aber während der Kämpfe zur Standardeinstellung wechselt? Kein Problem, das Optionsmenü lässt es zu. Und es ist immer gut, wenn die Macher den Spielern die Wahl lassen, wie sie ein Spiel erleben möchten.
Schnellzaubern leichtgemacht
Mein persönliches Highlight des Next-Gen-Updates für The Witcher 3: Wild Hunt ist der neue Modus zum schnellen Wirken von Zeichen. Wir erinnern uns: Bislang müsst ihr, um mit Geralt Igni, Axii, Quen und Co einzusetzen, ein Radialmenü aufrufen, in dem ihr einen der Zauber auswählt (während die Zeit verlangsamt wird), um ihn dann per Tastendruck zu verwenden. Das gilt sowohl für die Steuerung mit dem Gamepad als auch mit Maus und Tastatur. Es funktioniert und man gewöhnt sich schnell daran, aber ideal ist es nicht, weil es den Kämpfen eben einiges an Tempo raubt.
Künftig könnt ihr einen alternativen Modus aktivieren. In dem haltet ihr (im Fall des Spielens mit Controller) standardmäßig den rechten Trigger gedrückt, damit die Face Buttons und der linke Trigger zu Zeichentasten werden. Das ist eine grandiose Neuerung, die dem Spielfluss in den Kämpfen enorm zugutekommen wird. Falls ihr doch die Variante mit dem Auswahlmenü bevorzugt: Keine Bange, die bleibt weiterhin im Spiel. Auch hier kann ich nicht anders, als CD Projekt RED dafür zu loben, wie viel Wahlfreiheit man dem Spieler gibt.
Eine Neuerung, die gar keine wirkliche Neuerung ist?
Etwas verwirrt bin ich ob der neuen Kartenfilter. CD Projekt RED möchte den Spielern, die die Spielwelt gerne auf eigene Faust erkunden möchten, das Erlebnis spannender gestalten. Also baut man neue Filteroptionen für die Weltkarte ein, dank denen sich all die Fragezeichen und andere Symbole ausblenden lassen. Grundsätzlich ein Schritt, den ich sehr befürworte. Ich habe es schon immer doof gefunden, wenn die Maps in Open-World-Spielen mit Icons zugekleistert sind und somit gar nichts mehr auf natürliche Weise entdecke, sondern lediglich Markierungen abarbeite. Die Sache ist nur die: Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Filteroptionen gar keine wirkliche Neuerung sind.
Es ist einige Zeit her, dass ich The Witcher 3: Wild Hunt zuletzt gespielt habe. Vielleicht trügt mich also auch meine Erinnerung. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man die Fragezeichen schon immer hat ausblenden können. Daher verstehe ich nicht so ganz, was sich diesbezüglich mit dem kommenden Update ändern soll. Aber hey, das soll keine Kritik sein. So oder so wird die Option ab dem 14. Dezember im Spiel sein und das ist eine gute Sache. In dem Zusammenhang (und das ist wirklich neu): Man wird einstellen können, dass die Minimap während dem reinen Erkunden nicht zu sehen ist.
Die Sache hat für mich jedoch einen entscheidenden Haken: Es gibt in The Witcher 3 keine Navigationsanzeige in der Welt. Wenn ihr nicht wisst, wo ihr langreiten müsst, um zu eurem Ziel zu gelangen, dient euch die Minimap als Navigationssystem, indem die Route dort mit einer weißen, gepunkteten Linie eingezeichnet wird. Ohne diese Hilfe werde ich mir vermutlich in der riesigen Spielwelt verloren vorkommen, wenn ich doch gerade einfach nur schnellstmöglich zum nächsten Handlungsort meiner aktuellen Quest kommen möchte.
Ach ja, 'nen Fotomodus gibt's auch noch
Es gibt auch Neuerungen, die mir persönlich vollkommen egal sind. Dass The Witcher 3: Wild Hunt bald Cross-Progression bietet und ihr somit auf PC sowie Konsole denselben Spielstand nutzen könnt, ist nett, aber ich besitze eh nur die PC-Fassung. Der Fotomodus ist sicherlich ein Feature, worüber sich sehr viele Leute freuen, ich jedoch mache (abseits von Screenshots für die Arbeit) nie Schnappschüsse auf meinen virtuellen Abenteuern. Dass CD Projekt RED einige beliebte Mods ins Hauptspiel integriert, ist eine tolle Sache, aber noch ist völlig unklar, um welche Kreationen es sich dabei handelt.
Bleibt zu guter Letzt noch der Netflix-DLC. Dazu gehören alternative Aussehen für Rittersporn und die Soldaten Nilfgaards sowie Diagramme für neue Ausrüstungsteile, die von der "The Witcher"-Serie inspiriert sind. Letztere findet ihr aber nicht einfach so in der Welt, sondern erlangt sie über eine neue Quest. Wie umfangreich dieser Auftrag ausfällt, sei aber mal dahingestellt. Ich erwarte hier kein großes Abenteuer, sondern eine relativ kurze Geschichte. Insofern ist auch das zumindest nichts, was meine Vorfreude nochmal deutlich verstärkt.
Alles in allem hat es CD Projekt RED aber geschafft, in mir das Bedürfnis aufkeimen zu lassen, es nochmal in Angriff zu nehmen, dieses Mammutrollenspiel zu zocken und das endlich mal in Gänze. Mit dem 14. Dezember haben sich die Polen auch einen guten Release-Termin ausgesucht. Immerhin ist anderthalb Wochen später Weihnachten und damit Urlaubszeit. Und wenn ich schon kein Hogwarts Legacy, kein Starfield oder The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom zwischen den Jahren spielen kann, weil all diese Titel ja auf 2023 verschoben sind, kann ich ja wenigstens die Gelegenheit nutzen, das Open-World-Highlight von 2015 von A bis Z zu erleben. Wird ja auch langsam mal Zeit.