Selten hat uns ein Spiel wie The Plucky Squire schon im Vorfeld begeistert. Die erste Begegnung war nicht minder aufregend.
The Plucky Squire: Hands-on mit dem wilden Gameplay-Mix
Als The Plucky Squire letztes Jahr angekündigt wurde, war nicht nur unser Interesse geweckt. Der erste Trailer versprach einen interessanten Art Style und einige wilde Gameplay-Aspekte. Zudem ist es das erste Spiel aus der Feder von Pokémon Art Designer James Turner. Da erscheint es nur logisch, dass Devolver Digital als Publisher im Hintergrund fungiert. Die Firma hat einen Hang dazu, vielversprechende, kleinere Projekte im Vorfeld zu erkennen und entsprechend zu vermarkten. Wir durften uns nun The Plucky Squire im Rahmen der gamescom 2023 näher ansehen.
Die Geschichte ist schnell erklärt. Jot ist der tapfere Held in einem Märchenbuch für Kinder. Doch der finstere Humgrump hat das erkannt und schmeißt Jot einfach aus dem Buch heraus. So muss er nicht bis in alle Ewigkeit am Ende der Geschichte verlieren. Jot hingegen muss erst begreifen, dass er nur Teil eines Buches ist und sich nun in einer dreidimensionalen Welt befindet, die ganz anders aussieht als seine eigene. Doch er möchte wieder zurück, damit alles wieder so ist, wie es einmal war. Mehr braucht es aber auch nicht, denn die Stärken von The Plucky Squire liegen vor allem im Gameplay und auf welche kreative Weise die Designer es nutzen.
Die Sequenzen im Märchenbuch sind wohl am ehesten vergleichbar mit den Action-Adventures der 16-Bit-Zeit. Wir sehen das Geschehen aus der Top-Down-Perspektive und schlagen mit unserem Schwert auf etwaige Gegner ein. Nach ein paar Hieben ist ein solches Gefecht auch schon vorüber. Werden wir getroffen, verringert sich Lebensanzeige, die durch ein mehrfach unterteiltes Herz symbolisiert wird. Eine Möglichkeit zu blocken oder schnell auszuweichen, gibt es noch nicht. Derzeit überlegen die Entwickler, ob eine solche Mechanik überhaupt eingebaut werden soll. Der Märchenbuchcharakter wird zudem zusätzlich durch eine einfache wie genial Designentscheidung unterstützt. Jedes Mal, wenn Jot ein neues Gebiet erreicht, wird das durch ein Umblättern der Seiten dargestellt.
Da wir nur ausgewählte Abschnitte gesehen haben, können wir nicht erklären, wieso Jot im Buch und in der Welt versteckte Portale nutzen kann, aber es wird zwischen der zweidimensionalen Comic-Grafik und der dreidimensionalen realistischen Optik munter gewechselt und das funktioniert absolut reibungslos. In der 3D-Welt hingegen ist die Spielmechanik des Action Adventures natürlich etwas anders. Aber jetzt kommt der Kniff an der Sache. Man muss immer wieder zwischen beiden Welten wechseln, um voranzukommen. So müssen wir beispielsweise einen Schlüssel von einem Ort im Buch zum anderen Tragen. Aber im Buch selbst ist kein Weg vorhanden. Also geht es mit dem Schlüssel in der Hand durchs Portal, einmal ums Buch herumgelaufen und auf der anderen Seite durch ein weiteres Portal wieder ins Buch zurück. Schon können wir den Schlüssel ins Schloss stecken und weiter geht’s.
Doch nicht nur im Märchenbuch begegnen uns 2D-Welten. Genauso müssen wir an den Außenwänden von Tassen Jump’n’Run-Passagen absolvieren oder, ähnlich wie in den Silhouetten-Levels von Donkey Kong Country Returns, unser Sprungvermögen unter Beweis stellen. Das sind nur einige Beispiele. Aber auch im Buch selbst wollen verschiedene Rätsel gelöst werden. Dort gibt es natürlich auch Text und dieser kann verändert werden, indem Wörter aus verschiedenen Absätzen getauscht werden. Dann wird aus einem übergroßen schlafenden Käfer plötzlich ein winzig kleiner. Schon ist der Weg frei. Darüber hinaus haben die Macher zahlreiche weitere Gameplay-Mechaniken implementiert. Zum Beispiel mussten wir nach Fischen grabschen oder in Punch-Out-Manier einem Gegner die Kauleiste zertrümmern. Und dann gibt es noch rundenbasierte Auseinandersetzungen, die stark an die Kämpfe in Pokémon erinnern. Die Zusammenstellung der Mechaniken und auch der allgemeinen Perspektive des Hauptdarstellers weißt starke Ähnlichkeiten mit dem Koop-Hit It Takes Two auf. Bei The Plucky Squire handelt es sich aber ein um ein reines Singleplayer-Abenteuer. Allerdings werden wir stets von Begleitern unterstützt, die wir von Zeit zu Zeit auch steuern dürfen.
Als technisches Gründgerüst verwenden die Entwickler die Unreal Engine. Zwar darf man keine Optik im Stile von anderen Großproduktionen erwarten, aber sowohl die comicartige Grafik im 2D-Bereich als auch die realistische Darstellung im 3D-Bereich wissen zu gefallen. Es ist den Entwickler gelungen, ein in sich schlüssiges Erscheinungsbild mit einer putzigen Ästhetik zu erschaffen.
Einschätzung:
The Plucky Squire ist eines der Highlights der gamescom 2023. Endlich traut sich mal wieder ein Entwickler einen frischen Ansatz zu wagen, als bekannte und teils ausgelatschte Wege zu gehen. Die Gameplay-Mechaniken greifen in diesem wilden Genre-Mix hervorragend ineinander, die Geschichte ist putzig inszeniert und die Grafik gelungen. Leider wurde der Titel auf 2024 verschoben, aber das Spiel soll zumindest in der ersten Jahreshälfte erscheinen. Bis dahin ist allerdings noch eine Menge zu tun, so steht nämlich immer noch nicht der finale Umfang fest. Wenn die Entwickler aber dieses Niveau halten können, was sie bislang gezeigt haben, dann steht uns ein extrem gelungener Indie-Titel ins Haus.