Mit Need for Speed Unbound lässt die Serie ihre Krisenzeiten hinter sich, die Konkurrenz fährt ihr aber trotzdem noch meilenweit davon.
Need for Speed Unbound im Test: Geglücktes Comeback
Wer von euch ist alt genug, um die glorreiche Zeit der „Need for Speed“-Marke miterlebt zu haben? Dafür muss man immerhin vor 2000 geboren sein. Nun kann man sich darüber streiten, ob die Serie Ende der 90er mit Need for Speed 3: Hot Pursuit oder doch erst in den 2000ern mit den beiden Undergrounds und Most Wanted seine Hochphase erreicht hat. Ich persönlich habe mit allen drei Spielen sehr viel Spaß als Kind/Jugendlicher gehabt. Bis vor 17 Jahren war Need for Speed für mich eine der wichtigsten Spielereihen überhaupt. Danach ging es leider bergab. 2010 erschien nochmal ein Lichtblick in Form des „Hot Pursuit“-Reboots, doch davon abgesehen rutschte das Franchise in die Bedeutungslosigkeit ab und erreichte mit den Spielen von Ghost Games (zum Beispiel Need for Speed Payback ein ganz niedriges Niveau. Nun jedoch erleben wir ein ungeahntes Comeback: Criterion Games meldet sich als Entwickler zurück und liefert mit Need for Speed Unbound ein wirklich ordentliches Arcade-Rennspiel ab: kein Überhit und auch keine Konkurrenz für Forza Horizon 5, aber das mit Abstand beste Need for Speed seit mehr als zehn Jahren.
Lasst das doch einfach mit den Geschichten sein!
Noch nie hat ein Need for Speed eine gute Geschichte erzählt – auch nicht die Underground-Teile und das erste Most Wanted! Need for Speed Heat von 2019 war besonders dämlich mit seinen Cops, die nicht einfach nur was gegen Raser haben, sondern, Achtung, böse Cops sind. Ganz so schlimm ist die Handlung in Need for Speed Unbound nicht, aber sie hat auch weiß Gott keinen Pulitzerpreis verdient. Am Anfang wollt ihr euch gemeinsam mit eurer (scheinbar) besten Freundin einen Namen in der Straßenrennszene der fiktiven, an Chicago angelehnten Stadt Lakeshore machen. Am Ende des überraschend langen Prologs (60 bis 90 Minuten circa) werdet ihr von der Dame jedoch aufs Kreuz gelegt. Sie klaut euch euren flotten Flitzer, den ihr zu Spielbeginn ausgewählt habt, und ihr müsst wieder ganz von vorne anfangen. Als ihr dann herausfindet, dass die Verräterin plötzlich ne große Nummer in der Szene ist und das große „The Grand“-Rennen mitorganisiert, habt ihr eine Extramotivation, euch dafür zu qualifizieren.
Ja, das ist auch schon der ganze Plot von Need for Speed Unbound. Bietet er irgendeine Form von Spannung? Nein1 Interessante Charaktere? Fehlanzeige! Mies geschriebene, zum Fremdschämen anregende Dialoge, die so wirken, als versuchten 50-jährige den Slang der Jugend zu imitieren? Oh ja, davon gibt es jede Menge. Ich frage mich wirklich, warum die „Need for Speed“-Entwickler immer noch so sehr darauf getrimmt sind, Geschichten erzählen zu müssen. Die braucht doch wirklich niemand in so einem Arcade Racer. Sagt mir einfach: „Hier haste 'ne lahme Karre, kämpf dich 'ne Rangliste hoch und werde der König der Straßen!“ Das reicht mir doch vollkommen. Zugeben, ich werde ein Rennspiel auch nicht wegen einer miesen Story beiseite legen. Allerdings wäre es schon schön, wenn man sich während der Fahrten durch die offene Spielwelt nicht ständig irgendwelche Gespräche anhören müsste, die als Beispiele zur näheren Definition des Wortes Cringe im Duden stehen könnten.
Strikter Zeitplan, ...
Need for Speed Unbound lässt euch zwar durch eine Open World rasen, das Freiheitsgefühl ist aber nicht mal im Ansatz so groß wie in Forza Horizon 5 und auch der Vorgänger Heat ist weniger linear gewesen. Wie oben bereits erwähnt, ist es euer Ziel, am „The Grand“ teilzunehmen. Die entsprechenden Qualifikationsrennen finden an drei vorherigen Wochenenden statt. Um bei denen antreten zu dürfen, benötigt ihr wiederum a) ein Auto der passenden Leistungsklasse und b) jede Menge Moneten. In Need for Speed Unbound müsst ihr für viele Rennen ein Startgeld zahlen – und lauft dabei ständig Gefahr, mit einem Minus aus dem jeweiligen Event herauszugehen, wenn ihr auf den hinteren Plätzen gelandet seid. Und Geld ist eine sehr wichtige Ressource. Womit wollt ihr euch sonst bessere Tuning-Teile oder gar Autos kaufen? Und beides wird früher oder später immer nötig sein, um mit den anderen Fahrern mithalten zu können.
In Need for Speed Unbound folgt ihr dabei einem Wochenplan. Von Sonntag bis Montag habt ihr Zeit, genügend Kohle aufzutreiben, um am Samstag beim Qualifikationsrennen mitmachen zu dürfen. Jeder Wochentag unterteilt sich in Tag und Nacht und je nach Tageszeit sind andere Renn-Events spielbar. Es gibt jedoch keinen fließenden Wechsel. Stattdessen schreitet die Zeit immer dann voran, wenn ihr eine Garage aufsucht. Nur dort könnt ihr dann eure Karre aufwerten, optisch tunen oder euch gleich einen Neuwagen leisten.
Dieser Wochenplan bestimmt die komplette Spielstruktur und ihr habt keine Möglichkeit, davon abzuweichen. Wenn ihr alle Rennen gefahren seid, die an einem Tag verfügbar sind, gibt es abseits von typischen Open-World-Aktivitäten (etwa Radarfallen und Driftzonen) sowie der Jagd nach Sammelobjekten nichts mehr zu tun. Need for Speed Unbound bietet zwar auch noch Nebenmissionen, in denen ihr beispielsweise unter Zeitdruck ein Auto oder einen Charakter (mit einem Auto) von A nach B bringen müsst, aber die könnt ihr wie die Rennen nicht immer absolvieren. Bekommt ihr einen entsprechenden Anruf, reagiert nicht und kehrt dann in ein Versteck zurück, ist der Auftrag am nächsten Tag (zumindest fürs Erste) nicht mehr ausführbar. Need for Speed Unbound ist in seiner Struktur wahrlich rigide und wenn man das nicht mag, ist es kein Spiel für einen.
… der für Spannung sorgt
So negativ das bis hierhin klingen mag, sehe ich dieses Konzept aber gar nicht. Criterion hat sich hierbei schon was gedacht. An dieser Stelle wird es Zeit, die Polizei zu erwähnen. Die spielt vielleicht anders als in Heat in der Story keine Rolle, aber sehr wohl im Gameplay: Die Teilnahme an jedem Rennen erhöht eure Heat-Stufe. Das Maximum sind fünf Sterne. Manche Events lassen sie nur um einen halben Stern ansteigen, andere um anderthalb oder gar zwei. Je höher euer Heat-Level ist, desto stärker nehmen euch die Cops ins Visier. Sie mischen sich gerne in Rennen ein, fahren aber auch durch die Open World.
Mit einer niedrigen Heat-Stufe könnt ihr noch recht bedenkenlos an ihnen vorbeirasen. Bevor sie ihr Blaulicht anschmeißen und die Verfolgung aufnehmen, seid ihr schon wieder aus ihrem Sichtfeld verschwunden und dann heißt es: Aus dem Auge, aus dem Sinn. Spätestens ab Heat-Level 3 funktioniert das aber nicht mehr so gut. Dann kommt es schnell zur Verfolgungsjagd, bei der ihr die Polizisten entweder abschütteln oder ausschalten müsst. Letzteres klappt am besten, wenn ihr sie so austrickst, dass sie in den Gegenverkehr oder unzerstörbare Levelarchitektur knallen.
Anders als in Need for Speed Heat ist es ein Leichtes, die Ordnungshüter loszuwerden, wenn die Heat-Stufe gering ist. Hier reicht es oftmals, auf einer langen Geraden den Nitro zu zünden, um ihnen davonzufahren. Auf den höheren Levels sieht das ganz anders aus. Dann bekommt ihr es nicht nur mit normalen Streifenwagen, sondern auch dicken Geländefahrzeugen und sogar Helikoptern mit großem Rundum-Sichtbereich zu tun. Einer Nacht hinter Gintern dann noch zu entgehen, ist knifflig, aber umso befriedigender, wenn es euch gelingt – vor allem deshalb, weil ihr all eure Kohle in der Brieftasche verliert, werdet ihr verhaftet.
Nur das Geld, das ihr zu einer Garage bringt, ist euch sicher. Wenn ihr nun also mehrere Rennen gefahren seid, dabei ordentlich abkassiert, aber auch eine hohe Heat-Stufe erreicht habt, wird die Fahrt zum nächstgelegenen Versteck zu einem spannenden Katz-und-Maus-Spiel, weil ihr tunlichst darauf achtet, nicht den Weg von Cops zu kreuzen. Zugleich punktet das System damit, dass ihr ständig das Gewinn-/Verlust-Verhältnis abwägt: „Soll ich jetzt noch ein Rennen fahren, wo ich gutes Geld kassieren kann, obwohl mein Heat-Level schon auf Stufe 3 ist und durch das Event noch weiter ansteigt? Was, wenn ich es danach nicht zu einer Garage schaffe und die ganzen Mäuse verliere?“ In solchen Momenten danke ich Criterion für dieses spannende Konzept, auch wenn es eben zulasten der spielerischen Freiheit geht.
Hochspannende Rennen gegen richtige Rennfahrer
Das Konzept der Kampagne kann noch so clever sein, es bringt nichts, wenn die Rennen keinen Spaß machen. Erfreulicherweise überzeugt Need for Speed Unbound auch in Sachen Kern-Gameplay – wenn man denn zuvor die richtigen Handling-Einstellungen ausgewählt hat. Von Haus aus ist das Ganze sehr Drift-lastig, weil ihr sowohl mit der Gas- als auch Bremstaste einen Drift einleiten könnt. Ganz normal um Kurven zu fahren, ist damit kaum möglich. Wenn euch das genauso stört wie mich, hier mein Tipp: Geht in die Handling-Optionen (jederzeit im Pause-Menü möglich) und wählt bei „Drift-Beginn“ die Einstellung „Aus“. Dann kommt es zu Drifts eigentlich fast nur noch nach Betätigung der Handbremse, wie sich das gehört, und ihr könnt wie in jedem anderen Rennspiel Kurven nehmen, ohne dabei viel Grip zu verlieren.
Wenn ihr das beherzigt, macht die Fahrphysik von Need for Speed Unbound eine Menge Spaß. Die Autos steuern sich sehr direkt, das Geschwindigkeitsgefühl ist fantastisch. Forza Horizon 5 ist in dieser Hinsicht (wie in einigen anderen) drastisch besser, aber nichtsdestotrotz ist es ein großes Vergnügen, in Unbound über die Pisten zu brettern – gerade auch deswegen, weil die KI eine überraschend gute Figur macht. Schon auf dem mittleren von drei Schwierigkeitsgraden liefern sie euch packende Wettkämpfe – was aber auch daran liegt, dass euer Wagen anfänglich den ihren nicht gewachsen ist. Außerdem gibt es weder einen Gummiband- noch einen Perlenketteneffekt. Ihr könnt der Konkurrenz genauso davonfahren wie sie euch und die Gegner rammen sich auch mal gegenseitig. Sie machen sogar immer wieder Fehler, kommen von der Strecke ab oder knallen in unbeteiligte Verkehrsteilnehmer. Manchmal sind diese Fauxpas schon sehr dumm, aber ich nehme lieber eine KI mit vereinzelten Aussetzern, die ansonsten aber wirklich kompetitiv fährt, als die von Forza Horizon 5, Forza Motorsport 7 oder Gran Turismo 7, die so undynamisch sind wie die CDU.
Gute Strecken, wenig Vielfalt
Auch das Streckendesign ist Criterion gut gelungen. Ihr fahrt nicht nur auf normalen Straßen, sondern teilweise auch mal querfeldein, über Sprungschanzen, auf Hochbahngleisen oder durch ein langes, großes Kanalrohr. Auch bieten die Kurse immer wieder mal Abkürzungen beziehungsweise alternative Routen. Schade ist nur, dass sich die Strecken trotz großer Open World sehr schnell sehr häufig wiederholen. Das geschieht tatsächlich schon innerhalb der ersten In-Game-Woche.
Hinzu kommt, dass es wenig Abwechslung bei den Renntypen gibt. Die meisten Events sind Rennen von A nach B oder Rundkurswettbewerbe, mal mehr, mal weniger kurvenlastig. Davon abgesehen gibt es nur noch Drift-Rennen und die sogenannten „Takeover“-Events, bei denen Driften aber ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Nur sammelt ihr hier auch Punkte, indem ihr Holzabsperrungen und Fässer zerstört sowie Sprünge vollführt. Was leider völlig fehlt, sind die guten alten Drag-Rennen und es gibt auch nicht so was wie Eliminator-Wettbewerbe (wo nach jeder Runde der Letzte ausscheidet).
Ganz schön mühsam
Ich habe es schon erwähnt: Geld ist in Need for Speed Unbound ungemein wichtig. Ihr braucht eine Menge davon und euch die zu erspielen, ist echt mühsam. Selbst wenn ihr es schaffen solltet, ständig Rennen zu gewinnen (was ab dem mittleren Schwierigkeitsgrad ganz am Anfang kaum möglich sein dürfte), fallen eure Einnahmen recht bescheiden aus. Dadurch zieht sich das Spiel in die Länge, weil ihr euch dazu gezwungen fühlt, an möglichst vielen Events innerhalb der Woche teilzunehmen, damit ihr euer Auto aufrüsten oder ein schnelleres kaufen könnt. Und dann möchtet ihr ja eigentlich auch noch an der Optik eurer Wagen schrauben, gibt es doch hier allerlei Optionen. Anbauteile für die Karosserie kosten aber genauso Geld wie Upgrades für Motor und Co. Und wenn man eben nicht so viel Kohle hat, überlegt man es sich zweimal, sie für solchen Schnickschnack auszugeben, der cool aussieht, aber euch spielerisch nichts bringt (gilt auch für die riesige Auswahl an Klamotten für euren Avatar).
Ich mag es, mal wieder ein Rennspiel zu haben, in dem ich mir Dinge wirklich erarbeiten muss und nicht ständig schnelle Wagen geschenkt bekomme wie in Forza Horizon 5. Aber Criterion hat es hier ein bisschen übertrieben. Mir ist der Grind-Faktor in Need for Speed Unbound zu hoch – und das will schon was heißen, weil meiner Ansicht nach ein wenig Grind bei so einem Rennspiel dazugehört. Das gilt vor allem dann, wenn es eben nicht nur eine breite Auswahl an Tuning-Teilen, sondern auch viele coole Fahrzeuge gibt. Mit seinen über 140 Autos ist Need for Speed Unbound nicht so reichhaltig bestückt wie die Konkurrenz, die Auswahl kann sich aber sehen lassen. Es gibt diverse Klassiker aus den 50ern und 60ern wie den guten alten VW Käfer (mein Startauto), Geländewagen, Muscle Cars und natürlich jede Menge Sportflitzer, darunter auch richtige Luxusschlitten von Ferrari, Lamborghini und Bugatti. Sich letztere zu erspielen, gleicht einer Lebensaufgabe, denn die über 3,6 Millionen Dollar für einen Bugatti Chiron Sport verdient ihr euch in Need for Speed Unbound nicht mal eben so.
Solider Multiplayer mit viel ungenutztem Potenzial
Nun habe ich sehr viele Worte zum Singleplayer verloren, doch selbstverständlich hat Need for Speed Unbound auch einen Multiplayer. Der ist komplett getrennt von der Solokampagne und bietet sein eigenes Progressionssystem. Auch hier fangt ihr klein an und erspielt euch Geld, um Upgrades beziehungsweise bessere Autos kaufen zu können. Genauso steht euch die gesamte Spielwelt mit all ihren Aktivitäten und Collectibles offen. Statt Einzelrennen wählt ihr hier jedoch Playlists aus, die aus jeweils drei Events bestehen. Abhängig von eurer Platzierung gibt es Punkte und wer am Ende die meisten verdient hat, gewinnt.
Ich finde es cool, dass der Multiplayer sein eigenes Metaspiel hat, allerdings verschenkt Criterion hier einiges an Potenzial. Warum gibt es keinen Streckeneditor, mit dem man seine eigene Kurse erstellen könnte, um sie dann mit der Welt zu teilen? Warum gibt es keine Events in der offenen Welt wie in Forza Horizon 5? Warum keine Minigames, die Abwechslung vom Rennalltag bieten? Man merkt, dass der Online-Modus nur eine Dreingabe ist und der Fokus der Entwickler auf dem Singleplayer lag. Dafür ist er zwar recht gehaltvoll, aber er hätte eben noch so viel besser sein können.
Realismus trifft Comicstil
Der wohl größte Streitpunkt bei Need for Speed Unbound ist die Optik. Nicht, weil das Spiel hässlich aussieht, ganz im Gegenteil: Es bietet nicht die technische Brillanz eines Forza Horizon 5, aber gerade bei Nacht und Regen macht die Spielwelt mit ihren vielen Reflexionen (leider kein Raytracing) einen hervorragenden Eindruck. Die Autos sehen ebenfalls sehr schick aus und glänzen mit vielen Details. Das, was die Gemüter spaltet, ist der Stilmix. Während Fahrzeuge und Umgebung realistisch aussehen, sind Charaktere im Comicstil gehalten. Dazu kommen die bunten Effekte beim Fahren, etwa wenn ihr euch per Nitro einen Geschwindigkeitsschub verpasst, springt oder driftet. Dann sind bunte Rauchwolken, Flügel oder Blitze zu sehen. Welche Effekte euer Auto haben soll, bestimmt ihr selbst, die meisten müsst ihr aber freischalten, indem ihr Herausforderungen meistert.
Technisch sieht das alles dank flüssiger Animationen gut aus. Ich kann es aber verstehen, dass sich manche Leute an diesen Effekten und den Comiccharakteren stören, weil sie sich von ersteren genervt fühlen und beides für sie nicht zur restlichen Optik passt. Das ist eben Geschmackssache. Ich habe mich nicht nur schnell mit dieser Mischung angefreundet, ich finde sie sogar gelungen. Need for Speed Unbound hat dadurch einen eigenen Charakter, was man vorherigen Serienteilen nicht nachsagen kann. Mir stechen die Effekte auch gar nicht so sehr ins Auge, sondern ich nehme sie einfach als Teil der Spielwelt war, so wie auch die Spiegelungen in Pfützen. Allerdings muss ich kritisieren, dass man sie nicht komplett abschalten kann, wie es die Macher nach der ersten Präsentation des Spiels angekündigt hatten. Wenn ihr also gar kein Fan von ihnen seid, werdet ihr eine schwierige Zeit mit Need for Speed Unbound haben.
Gleiches lässt sich aber auch sagen, wenn ihr kein Fan von Hip-Hop seid. Der Soundtrack besteht zum Großteil aus genau dieser Musik. Früher, also zu Underground-Zeiten, schallten auch mal rockigere Songs während der Rennen aus den Lautsprechern. Das gibt es in Unbound gar nicht. Wer auf Rap und Co steht, kommt jedoch voll auf seine Kosten. Es sind sogar nicht nur US-Stars wie A$AP Rocky mit von der Partie, sondern auch deutsche Genrevertreter in Form von Shirin David und Bonez MC. Keine Frage des Geschmacks sind indes die Auto-Sounds. Die Fahrzeuge klingen richtig gut und ihr dürft sogar wie in Need for Speed Heat wieder den Klang eures Auspuffs modifizieren.
Fazit
Ich hatte mich schon darauf eingestellt, erneut ein bestenfalls mittelprächtiges Spiel zu spielen, aber Need for Speed Unbound hat micht echt überrascht. Die Rennen machen viel Spaß, das Ding ist technisch sauber und auch wenn ich ein wenig die spielerische Freiheit vermisse, die mir andere Open-World-Rennspiele bieten, gefällt mir das Konzept mit dem Wochenplan und den Heat-Stufen. Allerdings ist das Spiel etwas zu Grind-lastig geraten, es hätte mehr Strecken geben müssen und die Geschichte... Nun ja, reden wir einfach nicht weiter darüber.
Unbound ist trotz seiner Macken ein wahrlich gutes Rennspiel, für eine Wertung mit mindestens vier Sternen reicht es aber nicht ganz. Doch das allein ist schon ein riesiger Erfolg für die „Need for Speed“-Marke und vielleicht haut Criterion ja beim nächsten Mal einen richtigen Kracher raus. Empfehlen kann ich das Spiel dennoch jedem, der sich an Forza Horizon 5 satt gespielt hat und Lust auf einen noch unkomplizierteren Arcade Racer verspürt, in dem ein teurer Sportwagen wirklich noch einen Wert hat.
- Spaßíges Arcade-Fahrverhalten (wenn richtig eingestellt)
- Fordernde, kompetitive KI ohne Gummibandeffekt
- Gutes Fahrzeugangebot
- Durchdachtes Kampagnenkonzept
- Schicke Grafik
- Viele Tuning-Optionen
- Hoher Grind-Faktor
- Wenige Strecken
- Kampagne lässt wenig Freiheit
- Multiplayer mangelt es an Optionen
- Dünne Handlung, peinliche Dialoge