Sich immer nur von einem Triple-A-Game ins nächste zu stürzen, wird irgendwann langeweilig. Zeit, mal einen Blick auf kleinere Titel wie Manic Mechanics zu werfen.
Manic Mechanics im Test: Putzige Mechaniker-Action für zwischendurch
Wuselige Spiele gibt es en masse. Da noch aus der sprichwörtlichen Masse herauszustechen, ist schon etwas Besonderes und wenn man es dann noch schafft, in einer Nintendo Direct erwähnt zu werden, müssen die Entwickler irgendetwas richtig gemacht haben. Genauso ist es mit Manic Mechanics passiert. Hinter dem Projekt steht das Team 4J Studios, das eigentlich fast bekannter durch Portierungen als durch Eigenentwicklungen ist. Manic Mechanics ist nun die erste Eigenentwicklung seit über 10 Jahren. Jetzt können die Verantwortlichen zeigen, was sie drauf haben und welche kreativen Ideen in ihren Köpfen entstehen können, wenn sie nicht gerade Auftragsarbeiten annehmen.
In Manic Mechanics schlüpft ihr in die Rolle eines aufstrebenden Mechanikers, dessen große Leidenschaft Autos in jedmöglicher Form sind. Ihr seid überzeugt, der Beste zu sein. Doch auf der Oktaninsel, auf der das Ganze spielt, seid ihr nicht allein. Die Insel ist in fünf Gebiete mit je fünf Levels eingeteilt, in denen jeweils ein anderer Mechaniker das Sagen hat. Doch genau das ist euer Ansporn zu zeigen, was in euch steckt. Mit eurem kleinen Gefährt rast ihr auf der Oktaninsel von Level zu Level und entdeckt dabei sogar kleine Geheimnisse. Versprecht euch davon aber nicht zu viele Freiheiten, die Levels innerhalb der verschiedenen Gebiete müssen nacheinander absolviert werden. Wenn ihr Spiele wie Overcooked, Good Job! oder Moving Out kennt, dann wird die Einstiegshürde für euch äußerst gering sein.
So, nachdem ihr jetzt wisst, worum es geht, kann es losgehen, oder? Direkt im ersten Level zeigt sich, dass ihr über ein gewisses Maß an Multitasking-Fähigkeiten verfügen solltet. Zu Beginn wird euch noch in relativ ruhigem Tempo erklärt, wie das Aufpumpen von Reifen, das Lackieren von Türen sowie das Reparieren von Motoren und mehr funktionieren. Aber dennoch läuft das Fließband, auf dem die geforderten Teile ankommen, unermüdlich weiter. Egal, ob ihr etwas tut oder nicht. Also müsst ihr euch die Teile schnappen, zur jeweiligen Werkbank bringen und ein kleines Minispiel durchlaufen. Diese unterscheiden sich in ihrer Ausführung teilweise deutlich. Mal muss der Stick in eine bestimmte Richtung bewegt werden. Mal müssen ein paar Knöpfe gedrückt werden oder es reicht aus, wenn man einfach kurz wartet. Im späteren Spielverlauf werden die Kommandos dann auch munter miteinander kombiniert.
Das ist aber nicht die einzige Schwierigkeit. Je weiter ihr im Spiel vorankommt, umso fieser werden auch die Levels an sich. Repariert ihr zunächst in einer handelsüblichen Werkstatt, die nur über ein normales Fließband verfügt, bekommt ihr es später mit einigen Hindernissen zu tun. Da könnt ihr in Lava plumpsen, fallt einen Abgrund hinunter oder müsst Umwege laufen, weil irgendetwas im Weg steht. Zudem wird es immer hektischer, so dass Reparaturen und andere Dinge vielleicht nicht immer gelingen. Arbeitet ihr unsauber, wird der Boden schmutzig und ihr könnt ausrutschen, was wertvolle Sekunden kostet und damit vielleicht entscheidende Punkte. Zur Not gibt es aber einen Wischmopp, mit dem ihr die Sauerei wieder bereinigen könnt. Und wer mit den Miniaufgaben gar nicht zurechtkommt, kann auf einen einfacheren Modus wechseln.
Wenn euch das Reparieren von Autos in Manic Mechanics so noch nicht stressig genug ist, kann das Spiel auch mit bis zu weiteren drei Freunden im Multiplayer gespielt werden. Dabei spielt ihr aber nicht gegeneinander, sondern stets im Koop (nur auf Ranglisten könnt ihr eure Einzelergebnisse vergleichen). Ob an der gleichen Konsole, im Drahtlos-Modus oder Online macht keinen Unterschied. Und das meinen wir ernst. Es ist auf den ersten Blick nicht auszumachen, in welchem Modus ihr euch befindet. Wenn ihr euch daran gewöhnt habt, ist es aber kein Problem mehr. Spätestens nach ein paar Sekunden Reparieren bricht eh eine ganz andere Art von Hektik aus. Wenn vier Leute, die eigentlich zusammenarbeiten sollten, sich gegenseitig die Teile „klauen“ und herumsauen, ist das Chaos perfekt. Wir hatten bei unseren Multiplayer-Partien eine Menge Spaß und kamen kaum aus dem Lachen heraus. Allerdings hätten wir uns ein paar Level mehr gewünscht.
Grafisch gefällt uns das Game gut. Es ist zwar keine technische Meisterleistung wie The Witcher 3 oder Tears of the Kingdom auf der Switch, aber es hat auch gar nicht den Anspruch. Manic Mechanics sieht einfach nur putzig aus, die Figuren sind süß animiert und auch die Welt sowie die Levels können mit vielen Details überzeugen. Allerdings sehen die Charaktere, wenn deren 2D-Avatare eingeblendet werden, teilweise etwas gruselig und emotionslos aus. Die Musik fällt dagegen etwas ab und besitzt kaum Wiedererkennungswert. Gleiches gilt für die restliche akustische Untermalung. Sie passt zum Geschehen, bleibt aber sonst unauffällig.
Fazit:
Manic Mechanics lässt sich als eine Mischung aus Overcooked und Die Ludolfs beschreiben. Hektisch, chaotisch, aber mit viel Herz. Lediglich das Charakterdesign hätte etwas liebevoller ausfallen dürfen. Das Spiel erfindet das Rad nicht neu, aber was es macht, verbreitet einfach nur Freude. Der Umfang ist mit 25 Levels und einigen kleineren Geheimnissen okay, aber das wahre Spaßfeuerwerk wird erst im Multiplayer so richtig abgefackelt. Wenn bis zu vier Spieler gleichzeitig umherwuseln, kann man zwar schon mal die Übersicht verlieren, aber es macht einfach einen Mordsspaß. Manic Mechanics ist ein gelungener Spaß für zwischendurch. Nicht mehr und nicht weniger.
- putzige Animationen
- herrlich chaotischer Multiplayer
- gelungene Minispiele
- perfekt für zwischendurch
- magerer Umfang
- Modi kaum zu unterscheiden
- fragwürdiges Charakterdesign