Neue Marken wie Immortals of Aveum haben es immer schwer, besonders wenn andere große Marken in den Startlöchern stehen.
Immortals of Aveum im Test: Schnelle Magie-Shooter-Action sorgt für Spaß
Immortals of Aveum ist das erste Spiel des Studios Ascendant Games. Das Team hat sich erst vor fünf Jahren zusammengefunden und setzt sich aus ehemaligen Entwicklern von Call of Duty und Dead Space sowie zahlreichen Telltale-Mitarbeitern zusammen. Personen, die ihr Handwerk verstehen. Publisher Electronic Arts vertreibt den Titel unter dem Label EA Originals, bei dem vor allem kleinere Indie Entwickler unterstützt werden sollen. Allerdings kann bei Ascendant Games kaum die Rede von einem kleinen Studio sein. Über 100 Menschen arbeiten dort und dementsprechend opulent ist Immortals of Aveum auch ausgefallen.
Ein nicht enden wollender Krieg…
Seit Jahrhunderten tobt der Ewige Krieg in Aveum um Macht der Magie. Zunächst waren fünf Reiche involviert, doch eines nach dem anderen fiel Rasharn und seinem brutalen Anführer Sandrakk zum Opfer. Nur noch das Königreich Lucium mit seiner Armee des Lichts steht dem endgültigen Sieg von Sandrakk im Weg. Aber der Krieg ist nicht die einzige Bedrohung. In die Welt wurde eine Wunde gerissen, die sich in den letzten Jahren immer weiter geöffnet hat und alles zu verschlingen droht. In genau dieser Zeit lebt Jak, ein Straßenräuber mit gutem Herzen. Von Krieg und Zerstörung will er nichts wissen, aber durch eine Verkettung tragischer Umstände wird die in ihm schlummernde Macht erweckt, Magie zu beherrschen. Dabei stellt sich heraus, dass er einer der Beschenkten ist, bei denen sich diese Macht er später manifestiert. Zudem beherrscht er als einer der Wenigen alle drei Magieformen von Aveum und so kommt es, wie es kommen muss. Jak schließt sich der Magni, der zaubernden Elite-Einheit der Armee des Lichts an, um den Krieg zu beenden und womöglich sogar die Wunde zu verschließen.
Die Geschichte bekommt definitiv keinen Innovationspreis, aber sie ist ausreichend spannend erzählt, um über die gesamte Spieldauer zu unterhalten. Das liegt vor allem an der kinoreifen Präsentation der Zwischensequenzen, die uns wirklich glauben lassen, Teil eines epischen Konflikts zu sein. Insbesondere der Held Jak macht dabei eine gute und vor allem glaubwürdige Figur. Trotz seiner Macht bleibt er auf dem Boden der Tatsachen und wünscht sich nichts sehnlicher als Frieden. Dass er dabei kein Blatt vor den Mund nimmt, sich in einigen Situationen sichtlich fehl am Platz fühlt und auch nicht mit Humor geizt, trägt ungemein dazu bei. Aber er ist nicht der einzige Charakter, der uns im Gedächtnis geblieben sind. Die Figuren sind fast durch die Bank weg gelungen. Sogar Sandrakk gegenüber konnten wir gewisse Sympathien entwickeln.
Action, Shooter, RPG – Alles ist dabei!
Das Gameplay steht der Geschichte in Nichts nach und ist ähnlich spaßig. Allerdings ist die Frequenz, mit der wir neue Fähigkeiten erlernen, gerade am Anfang etwas hoch. Im Prinzip fühlten wir uns wie Jak. Innerhalb kürzester Zeit prasseln unglaublich viele Informationen auf einen ein und damit muss man erst einmal zurechtkommen. Doch mit fortlaufender Spielzeit ist das kein Problem mehr, zumal, wenn das System verstanden wurde, gar nicht so kompliziert ist. Da wir uns in einer Fantasy-Welt befinden, gibt es keine klassischen Schusswaffen. Stattdessen setzen wir Magie ein, die dem aber sehr ähnlich ist. Mit roter, blauer oder grüner Magie greifen wir an wie ein einem traditionellen Shooter. Die rote Magie ist für kurze Distanzen und viel Schaden geeignet (ähnlich einer Schrotflinte), die grüne Magie kann als Maschinengewehr interpretiert werden und die blaue Magie stellt eine Art Jagd- oder Scharfschützengewehr dar. Mittels sogenannter Sigillen, die an den Arm geschnallt werden, lassen sich diese Grundfunktionen der Magie noch erweitern.
Doch Magie lässt sich nicht nur offensiv einsetzen. Wir können selbst Schilde erzeugen, Gegner und Objekte verlangsamen oder manipulieren, der Schwerkraft ein bisschen trotzen, indem wir schweben oder Gegner mit einer Peitsche an uns heranziehen. Zusätzlich gibt es noch einige Spezialfähigkeiten für mehr Durchschlagskraft. Als Beschenkter und Triarch (so werden Magni genannt, die alle drei Magiefarben beherrschen) besitzen wir als Jak sogar die Fähigkeit alle drei Magieformen gleichzeitig zu nutzen und eine Schneise Verwüstung zu hinterlassen.
Weitere Rollenspielelemente finden sich bei der Verbesserung der eigenen Charakterwerte und der Aufwertung von Ausrüstungsgegenständen. Für erlegte Gegner, einsammelte Gegenstände oder das allgemeine Vorankommen erhalten wir Erfahrungspunkte, die wir in einem Skilltree einsetzen können, um unsere Fähigkeiten zu verbessern. Dieser ist genau wie die Magie in drei Farben unterteilt. Daneben gibt es noch die Möglichkeit, verschiedene Ausrüstungsgegenstände anzulegen, diese zu verbessern oder zu zerlegen. Allerdings sind die Möglichkeiten nicht mit einem klassischen Rollenspiel zu vergleichen. Wir haben daher nicht ständig nach den besten Items gesucht, sondern meist nur munter zwischen den Sigillen gewechselt, um unterschiedliche „Waffen“ auszuprobieren.
Kurzweilige Action mit Plattform-Elementen
Das Zusammenspiel dieser Mechaniken im Hintergrund gepaart mit einem schnellen Shooter-Gameplay vor einer Fantasy-Kulisse hat uns richtig Spaß gemacht. Das lag vor allem am gelungenen Gunplay. Jeder Zauber fühlt sich unterschiedlich mächtig an. Treffen wir zum Beispiel einen Gegner mit roter Magie aus nächster Nähe rummst es gewaltig. Setzen wir dazu auch noch Spezialattacken ein, krallen uns im nächsten Moment einen weiteren Gegner mit der Peitsche, nur um ihm dann eine Salve grüner Magie in die Magengrube zu ballern, ist das Effektfeuerwerk auf dem Bildschirm komplett. So geht es im Stakkato von Schießerei zu Schießerei, was dank der vielfältigen Möglichkeiten der Magie und dem schnellen Umschalten zwischen den drei Farben ein sehr kurzweiliges Vergnügen ist.
Allerdings steht nicht nur das Ballern auf dem Tagesplan. Von Zeit zu Zeit müssen kleinere Rätsel, in denen die drei Farben meist ebenfalls im Mittelpunkt stehen, gelöst werden. Das kann von einfachen Schalterrätseln bis hin zur Manipulation ganzer Statuen reichen, um beispielsweise einen neuen Weg zu ebnen. Ab einem gewissen Punkt können wir auch bereits erforschte Gebiete erneut besuchen und etwaige versteckte Dinge finden oder uns anderen Herausforderungen stellen. Dazu gibt es einige Plattforming-Abschnitte, die dank einiger cleverer Ideen und der knackigen Steuerung ebenfalls kein Problem darstellen sollten. Zudem steuern sie einen gewissen Grad der Abwechslung zwischen den Schießeinlagen bei. Genau wie die bereits erwähnten Zwischensequenzen. Allerdings haben die Entwickler dabei vergessen, die Vibrationen des Controllers zu nutzen. Während wir im Spiel selbst nicht nur visuelle und akustische, sondern auch haptische Rückmeldungen erhalten, tut sich bei den Zwischensequenzen gar nichts. Das nagt leider etwas an der Immersion.
Ein audiovisuelles Vergnügen
Was Immortals of Aveum optisch für ein Feuerwerk abfackelt, ist beeindruckend. Überall blitzt, blinkt und funkelt es, sobald Magie im Spiel ist. Das Ganze findet in einer wunderschönen Fantasy-Welt statt, die über visuell extrem unterschiedliche Gebiete mit vielen Details verfügt. Insbesondere die Licht- und Spezialeffekte haben uns gefallen. Dazu zeigt sich das in einer überragenden Bildqualität. Leider kann die Gesichtsmimik der Charaktere da nicht wirklich mithalten. Gerade in ruhigen Gesprächen wirken die Antlitze der Figuren etwas starr und leblos. Beim Sound gibt es richtig was auf die Ohren. Krachende Explosionen, wuchtige Zauber und eine stimmungsvolle Musik erzeugen schon in den ersten Spielstunden eine sehr dichte Atmosphäre. Besonders erwähnenswert ist die deutsche Sprachausgabe. Die macht wirklich Spaß, wirkt nicht gestelzt und ist auf einem tadellosen Niveau. In der Tat hat allen voran der Sprecher von Jak einen großen Anteil daran, dass man mit dem Charakter richtig mitfühlt. Zumal Jak mehr als einmal genau das gesagt hat, was uns selbst auf der Zunge lag.
Fazit:
Immortals of Aveum wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen und das ist verdammt gut. Es gibt keine Seasons, keine Mikrotransktionen, keine Lootboxen, keine zwanghafte Online-Anbindung oder ähnlichen Firlefanz. Immortals of Aveum ist ein in sich abgeschlossenes Produkt, aber das Beste ist: Es macht einfach Spaß! Ein Rädchen greift ins andere. Die Rollenspielelemente sind nicht zu komplex, bieten aber dennoch ordentlich Freiheiten, der Shooter-Aspekt und damit der Löwenanteil macht einfach nur Laune und ist tadellos umgesetzt worden und dazu ist das gesamte Erlebnis in eine passende Handlung eingebunden. Als Kirsche auf der Sahnetorte überzeugt das Spiel auch noch mit einer tollen Optik. Zwar gibt es hier und da ein paar Verbesserungsmöglichkeiten, aber für das Erstlingswerk des Studios ist dieser Titel eine herausragende Leistung.
- tolle Kombination von Shooter und Magie
- imposante Optik
- interessante Charaktere
- kurzweiliges Spielvergnügen
- inkonsistente Nutzung der Controller-Vibrationen
- Gesichter wirken teilweise leblos