Es sieht aus wie League of Legends und Co, es steuert sich auch so und doch ist Evercore Heroes ganz anders. Aber wird es auch so gut? Das Konzept ist cool, in der Praxis hapert es aber noch etwas.
Evercore Heroes Preview: MOBA mal anders
Erinnert ihr euch noch an die Zeiten, in denen etliche Hersteller versucht hatten, ein Stück vom MOBA-Kuchen abzubekommen? Geklappt hat das für die wenigsten, weil League of Legends schnell den Großteil des Gebäcks für sich beanspruchte und seitdem nicht mehr hergegeben hat. So richtig behaupten konnte sich sonst nur Dota 2. Blizzards Heroes of the Storm war eine Zeit lang halbwegs erfolgreich, wurde mittlerweile aber komplett fallengelassen. In anderen Fällen kam es gar nicht erst zu einer Veröffentlichung. Erinnert ihr euch etwa daran, mal Electronic Arts' Dawngate gespielt zu haben? Vermutlich wisst ihr nicht einmal, wovon wir hier reden. Kurzum: Die Branche hat gemerkt, dass man mit LoL-Kopien nicht viel gewinnen kann. Das ist Vela Games sicherlich bewusst, weswegen das irische Studio mit Evercore Heroes einen anderen Weg beschreitet. Das Ding mag auf den ersten Blick wie ein typisches MOBA aussehen, das Konzept hat aber wenig mit der klassischen "Multiplayer Online Battle Arena" zu tun – allein schon deswegen, weil ihr hier gar nicht gegen andere Spieler kämpft (zumindest nicht direkt). Wir durften uns den Titel Wochen vor Closed-Beta-Beginn anschauen.
Kompetitiv, aber kein PvP
Evercore Heroes ist ein kompetitives PvE-Spiel. Klingt komisch, ist aber so! Ihr setzt eure Klinge, Fernkampfwaffe oder Magie also nicht gegen von anderen Menschen gesteuerte Recken ein, sondern bekämpft ausschließlich KI-Feinde. Trotzdem steht ihr durchgehend im Wettstreit mit menschlichen Kontrahenten. In jeder Partie treten vier Teams a vier Spieler gegeneinander an. Alle Teams sind in einer jeweils eigenen Instanz der gleichen Karte unterwegs und haben einen Evercore, den es zu schützen gilt.
Ein Match ist in mehrere Phasen unterteilt. Nach Beginn geht es erst mal darum, wie in League of Legends und Co den eigenen Helden aufzuleveln, um alle Skills freizuschalten und aufzuwerten. Außerdem lassen besiegte Gegner Gold fallen, das ihr beim Händler gegen Artefakte eintauscht, die euch mal mehr, mal weniger mächtige Boni verleihen. Es gibt aber auch Orte auf der Karte, an denen ihr Aufgaben erfüllen könnt, um mehr Energie, genannt Luum, für euren Evercore zu erhalten.
Gen Ende einer Phase gilt es, parallel zu allen anderen Teams, um eine besonders große Menge an Luum zu kämpfen. Wer hierbei am besten abschneidet, hat gute Karten für das anschließende Ereignis: die Verteidigung der Evercores gegen anstürmende Gegner. Hierbei müsst ihr so lange durchhalten, bis der Kern eines Teams zerstört wird. Danach geht es für die drei anderen wie in der vorherigen Phase weiter. Der ganze Ablauf wiederholt sich einmal und anschließend kommt es zum Finale. Hierbei liefern sich die letzten beiden verbleibenden Teams ein Kopf-an-Kopf-Duell. Wie das aussieht, hängt von der Karte ab. In einem Fall müssen sie erneut ihren jeweiligen Evercore verteidigen (dann aber auf einer separaten Map), in einem anderen steht der Kampf gegen einen mächtigen Boss auf dem Plan und wer den zuerst besiegt, gewinnt.
Viel Bekanntes
Das Konzept von Evercore Heroes ist richtig erfrischend und gut durchdacht. Allein schon aufgrund der strategischen Entscheidungen, die euch jede Vorbereitungsphase abverlangt, gefällt uns das Spielprinzip sehr. Ihr müsst stets abwägen, was euch wichtiger ist: Wollt ihr als Team eure Helden aufleveln, große Goldmengen erbeuten, um euch die mächtigsten Artefakte kaufen zu können, oder doch lieber mehr Luum für euren Evercore ergattern? Da ihr nur begrenzt Zeit zur Verfügung habt, solltet ihr nicht allzu lange über diese Frage nachdenken. Schnelle Absprachen mit euren Teamkollegen sind essenziell, um in Evercore Heroes Erfolge zu feiern.
So neu die Idee auch sein mag, so vertraut fühlt sich Evercore Heroes beim Spielen an. Die isometrische Kameraperspektive, die indirekte Steuerung eures Helden per Mausklicks, die Aufteilung der 16 Helden in die klassische Dreifaltigkeit aus Damage Dealer, Tanks und Supporter – all das ist MOBA-Standard. Genau wie in anderen Spielen des Genres hat jeder Recke drei normale und eine ultimative Fähigkeit. Auch das Artefaktsystem kommt uns sehr vertraut vor. Theoretisch ließe sich das Prinzip von Evercore Heroes ohne große Anpassungen in League of Legends oder Dota 2 als alternativer Spielmodus umsetzen. Wer also reichlich MOBA-Erfahrung hat, wird sich umgehend zurechtfinden.
Es fehlt noch an "Wumms"
Unserer Meinung nach hat Evercore Heroes derzeit noch ein großes Problem: Das Gameplay fühlt sich nicht wirklich gut an. Wir haben drei verschiedene Helden ausprobiert, zwei Nahkämpfer und eine Bogenschützin, und in keinem der Fälle hat es sich wirklich befriedigend angefühlt, deren Fähigkeiten einzusetzen und damit Gegner zu erledigen. Alles ist irgendwie lasch, es fehlt das gute Trefferfeedback eines League of Legends oder Heroes of the Storm. So sehr wir vom Konzept überzeugt sind, in der Praxis hatten wir nur mäßig Spaß mit Evercore Heroes.
Aber Vela Games hat die Zeit, das noch geradezubiegen. Wir haben eine Pre-Alpha gespielt, die Closed Beta startet erst am 20. Juni und ein finaler Release-Termin steht noch gar nicht fest. Um Zugang zur Beta zu erhalten, müsst ihr euch jedoch eines der Gründerpakete kaufen, während Vela Games ab der offiziellen Veröffentlichung auf ein Free-to-Play-Modell setzt. Ob es sich lohnen wird, nächsten Monat mindestens 19,99 Euro hinzublättern, um als einer der Ersten Evercore Heroes zu spielen, hängt davon ab, wie wichtig euch das Spielgefühl in einem MOBA ist.