Leider sind 2022 so einige Gurken erschienen. Die folgenden sieben Spiele haben uns besonders enttäuscht oder gar geärgert.
Die Flop-7-Spiele 2022
Es sind dieses Jahr diverse gute Spiele erschienen, keine Frage. Aber 2022 ist arm an richtig großen Highlights gewesen – und obendrein haben uns manche Hersteller auch noch so richtigen Murks aufgetischt. Dabei wirkten ein paar dieser Titel im Voraus richtig vielversprechend. Wir stellen euch unsere sieben größten Flops 2022 vor.
Dolmen
- Genre: Action-Rollenspiel, Souls-like
- Entwickler: Massive Work Studio
- Publisher: Prime Matter
- Release: 20. Mai
- Plattformen: PC, PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One
Viele Entwickler haben sich schon daran versucht, das Konzept der Soulsborne-Spiele von FromSoftware zu kopieren. Manchen ist es gelungen (siehe Nioh oder Salt and Sanctuary), manchen nicht. Dieses Jahr hat es unter anderem das brasilianische Studio Massive Work Studio versucht, ein Stück vom Kuchen zu erhaschen. Mit Dolmen hat das Team jedoch ein Spiel abgeliefert, das alles andere als ein Must-have für Genrefans ist.
Der Sci-Fi-Titel bietet zwar solides Leveldesign, die Kämpfe machen aber kaum Spaß – und die sind ja nun mal das Kernspielelement eines jeden Souls-likes. Auch bei der Balance hapert es und dass ihr als Loot lediglich Crafting-Items findet und euch deswegen eure Ausrüstung stets selbst herstellen müsst, ist nicht sonderlich attraktiv. Tatsächlich müsst ihr Bosse sogar mehrfach besiegen, möchtet ihr zum Beispiel deren Waffen haben, um alle nötigen Crafting-Komponenten zu erhalten. Obendrein krankt Dolmen an seinen schlechten Menüs und der schwachen Grafik. Letztere hätte man dem Spiel noch verzeihen können, wenn denn der Rest halbwegs überzeugt hätte. Ne, dann doch lieber zum wiederholten Mal Elden Ring spielen oder wenigstens einen anständigen Soulsborne-Nachahmer wie das ebenfalls dieses Jahr erschienene Steelrising.
Elex 2
- Genre: Rollenspiel
- Entwickler: Piranha Bytes
- Publisher: THQ Nordic
- Release: 1. März
- Plattformen: PC, PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One
Hach, Piranha Bytes! Seit 20 Jahren versuchen die Essener, nochmal so einen Rollenspiel-Hit wie Gothic 2 abzuliefern, doch keiner der nachfolgenden Titel hat dessen Niveau erreicht. Gothic 3 nicht, kein Teil der Risen-Reihe und auch Elex 1 nicht, auch wenn letzteres sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung gewesen ist. Beim Nachfolger hatten die Piranhas die Chance, einen draufzulegen und somit an alte Erfolge anzuknüpfen. Aber nix da! Elex 2 hat sich leider als Enttäuschung erwiesen. Klar, typische Stärken des Entwicklerstudios finden sich auch hier: eine schön gestaltete Welt, die man gerne erkundet, und sehr unterschiedliche Fraktionen. Aber dem gegenüber stehen viele langweilige Quests. Dabei ist das Missionsdesign des Vorgängers doch so gut gewesen. Warum in diesem Bereich so ein herber Qualitätsabfall eingesetzt hat, ist uns unbegreiflich.
Obendrein hat uns Elex 2 im Test so einige Ärgernisse mit seiner Technik bereitet. Dass das Spiel altbacken aussieht … Ja gut, das ist man von Piranha Bytes längst gewohnt. Dass wir damals aber mit arg vielen Bugs zu kämpfen hatten? Seit Risen 1 haben sich die Ruhrpottler doch stets bemüht, das "Gothic 3"-Desaster nicht zu wiederholen. Klar, so schlimm ist Elex 2 nun auch wieder nicht, aber am liebsten haben wir Spiele natürlich komplett fehlerfrei. Und davon war der Titel zumindest zum Release weit entfernt. Noch dazu ist er mehrfach abgestürzt und die Performance war angesichts der angestaubten Optik auch alles andere als gut.
Gotham Knights
- Genre: Action-Rollenspiel
- Entwickler: Warner Bros. Games Montreal
- Publisher: Warner Bros. Interactive Entertainment
- Release: 21. Oktober
- Plattformen: PC, PS5, Xbox Series X/S
Es ist wie ein Unfall, den man schon vorhergesehen hatte: Es gab berechtigte Gründe, Gotham Knights mit Skepsis zu begegnen. Mit seinem scheinbaren Fokus auf Koop und dem Loot-System wirkte es wie ein Service Game. Und was sollen wir sagen? Das fertige Spiel macht auch stark den Eindruck, als sei es mal als Service Game geplant gewesen und während der Entwicklung umgebaut worden – und das macht sich negativ bemerkbar.
Das Loot- und Crafting-System, eigentlich alle RPG-Mechaniken wirken komplett aufgesetzt. Die Open World ist vollgestopft mit langweiligen Grind-Aktivitäten und auch sonst ziemlich lieblos gestaltet. Dass das Kampfsystem dann auch noch schnell eintönig wird, ist auch nicht gerade spielspaßfördernd. Obendrein ist Gotham Knights in keinem guten technischen Zustand erschienen. Dank Raytracing sieht es zwar grafisch nett aus, ruckelt aber selbst auf starker Hardware sehr, während man sich durch die Open World bewegt. Es ist so schade, denn mit seiner Story rund um Batgirl, Robin, Nightwing und Red Hood, die Batmans Erbe antreten müssen, hat Gotham Knights einen durchaus interessanten Ansatz, der ein besseres Spiel verdient gehabt hätte.
Starship Troopers: Terran Command
- Genre: Echtzeitstrategiespiel
- Entwickler: The Aristocrats
- Publisher: Slitherine Ltd.
- Release: 16. Juni
- Plattformen: PC
"Starship Troopers" ist ein Kultfilm der späten Neunziger von Paul Verhoeven. Schade, dass es dazu bislang noch kein vollends überzeugendes Videospiel gegeben hat. 2005 ist ein Ego-Shooter erschienen, der bestenfalls nett gewesen ist. 2022 hat es Publisher Slitherine mit einem Strategiespiel versucht. In Starship Troopers: Terran Command befehligt ihr Truppen der Menschen im Kampf gegen die Arachnoiden. Wie sich das gehört, treten letztere in riesigen Massen auf. Auch der satirische Charakter des Films findet sich im Spiel wieder. So weit, so gut.
Problematisch wird es jedoch, wenn wir uns das Gameplay von Starship Troopers: Terran Command anschauen. Dem mangelt es eindeutig an Tiefgang. Basenbau gibt es nicht, Ressourcenmanagement spielt kaum eine Rolle. Bleiben also nur die Schlachten selbst und die kranken an einem sehr dummen Designfehler: Eure eigenen Soldaten versperren sich ständig gegenseitig die Sicht, was zu sehr absurden Situationen führt. Außerdem ist das Mikromanagement eurer Einheiten sehr nervig: Wollt ihr, das eure Einheiten zum Beispiel Granaten werfen, müsst ihr jede von ihnen einzeln auswählen und dann die entsprechende Spezialfähigkeit aktivieren. Einfach alle Soldaten des gleichen Typs zu markieren und dann einmal den Befehl für alle zum Granatenwerfen erteilen? Nö, das geht nicht. In der Hitze des Gefechts, wenn Hunderte Bugs auf eure Leute zustürmen, ist das ganz schön frustrierend.
Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin
- Genre: Action-Rollenspiel, Souls-like
- Entwickler: Team NINJA
- Publisher: Square Enix
- Release: 18. März
- Plattformen: PC, PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One
Team NINJA, was ist passiert?! Nioh 1 und 2 sind beides hervorragende Spiele. Sie sehen grafisch nicht sonderlich spektakulär aus, aber bieten dafür ein herausragend gutes Gameplay und zählen zu den besten Souls-likes. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass wenn ein großer Publisher (Square Enix) auf euch zukommt und euch ein Spin-off einer seiner großen Marken (Final Fantasy) entwickeln lässt, euch alle Mittel zur Verfügung stehen, um etwas richtig Krasses auf die Beine zu stellen. Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin ist aber nur krasser Trash, kein krasses Spiel.
Manche der Spielsysteme sind gut durchdacht, ja. Doch das nützt nicht viel, wenn das Kämpfen keinerlei Spaß macht. In Nioh ist das Schnetzeln eine helle Freude, in Stranger of Paradise fehlt es jeglichen Attacken an Wucht. Nie hat man das Gefühl, den Feind wirklich zu treffen. Dann ist das Leveldesign auch noch absolut furchtbar und die Umgebungen sehen (wie alles andere im Spiel) grässlich aus. Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin ist wahrlich hässlich und das würden wir den Nioh-Spielen niemals nachsagen. Tja, und dann wäre da noch die Sache mit der Geschichte und deren Präsentation. Beides ist so schlecht, dass es wieder unterhaltsam ist und vielleicht war das auch von Team NINJA genau so gewollt. Wenn aber das Gameplay nicht überzeugt, bringt dieser Trash-Faktor auch nicht mehr viel.
The Callisto Protocol
- Genre: Survival-Horror
- Entwickler: Striking Distance Studios
- Publisher: Krafton
- Release: 2. Dezember
- Plattformen: PC, PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One
Wer hätte gedacht, dass The Callisto Protocol das Spiel werden würde, dem wir in diesem Jahr die niedrigste Wertung geben? Einen mickrigen halben Stern hat das Horrorspiel von Glen Schofield (Dead Space) und seinem Studio Striking Distance erhalten. Zugegeben, wenn die PC-Version nicht in einem so katastrophal schlechten Zustand erschienen wäre, wäre die Note sicherlich nicht ganz so mies ausgefallen. Aber was soll man denn machen, wenn die Performance auf einem anständigen Rechner so schlecht ausfällt, dass das Ding fast schon unspielbar ist? Da kann man sich über die schicke Grafik gar nicht wirklich freuen.
The Callisto Protocol wäre aber auch dann, wenn es flüssig laufen würde, kein Highlight. Die Story ist spannungsarm, es gibt viel zu wenige Gegnertypen, ein Boss wird sogar mehrfach recycelt, die Spielwelt bietet so gut wie keine Erkundungsanreize (und ist eh sehr linear aufgebaut) und obendrein fällt das Kampfsystem zu monoton aus. The Callisto Protocol sollte das Erbe von Dead Space antreten. Letztendlich ist es aber nur ein müder Abklatsch geworden. Wie gut, dass im Januar das "Dead Space"-Remake erscheint.
Vampire: The Masquerade – Swansong
- Genre: Rollenspiel
- Entwickler: Big Bad Wolf
- Publisher: Nacon
- Release: 19. Mai
- Plattformen: PC, PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One, Switch
Auf Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 müssen wir aufgrund von Problemen bei der Entwicklung und sogar einem Wechsel des zuständigen Studios noch lange warten. Fans der World of Darkness hätte es sicherlich gefreut, wenn im Ausgleich dafür mit Vampire: The Masquerade – Swansong ein anderes cooles Rollenspiel, das sich jenes Universums bedient, erschienen wäre. Tja, auf den Markt gekommen ist es im Gegensatz zu Bloodlines 2, aber cool ist es nicht geworden.
Swansong macht nichts aus seinem interessanten Setting. Es erzählt eine Standardkrimigeschichte mit austauschbaren Charakteren. Euch werden zwar ständig Begriffe aus der World of Darkness an den Kopf geworfen und wenn ihr den Kodex nicht studiert, werdet ihr mit lauter Fragezeichen vor dem Bildschirm sitzen, doch dass es hier um Vampire geht, spielt ansonsten eigentlich kaum eine Rolle. Noch dazu ist das Rätseldesign sehr schwach und die Blutdurstmechanik ist mehr nervig statt spannungsfördernd. Dass Vampire: The Masquerade – Swansong so gescheitert ist, ist schade, denn ein Rollenspiel ohne Kämpfe und mit Fokus auf Dialoge bekommen wir nicht häufig serviert. Spielt lieber Big Bad Wolfs vorheriges Werk The Council oder gleich das sensationelle Disco Elysium.