Call of Duty Modern Warfare III schließt da an, wo der Vorgänger aufgehört hat, ohne großartig selbst Akzente zu setzen.
Call of Duty Modern Warfare III im Test: Pflichterfüllung ohne Überraschungen
Neben diversen Sportspielen, die mit jährlichen Ausgaben glänzen, ist vor allem Call of Duty eine sichere Bank für regelmäßige Veröffentlichungen. Jahr für Jahr wird eine neue Version der beliebten Ego-Shooter-Reihe auf den Markt gebracht, die sich immer wieder großer Popularität erfreut. 2022 ist beispielsweise die Neuauflage von Modern Warfare II erschienen in diesem Jahr folgt mit Modern Warfare III der direkte Nachfolger. Das ist insofern ungewöhnlich, da Activision in der Historie der Reihe bis auf die Anfangszeit nie einen direkten Nachfolger veröffentlicht hat.
Keine Zeit für Erklärungen
Die Handlung von Call of Duty Modern Warfare III setzt genau da an, wo die Handlung von Modern Warfare II geendet hat. Die paramilitärische Konni Gruppe versucht ihren Kommandanten Vladimir Makarov zu befreien, der zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und in einem Gefängnis in Verdansk einsitzt. Die Mission glückt, aber damit beginnt auch das Unheil, dem sich Captain Price und seine Gefolgsleute stellen müssen. Es geht um nichts Geringeres als die Rettung der Welt und der Verhinderung eines globalen Konflikts. Was wir hier so kurz anreißen, erfordert, sofern man sich für die Geschichte mit all ihren Facetten interessiert, eine Menge Vorwissen. Als direkter Nachfolger gibt es nämlich keinerlei Erklärungen oder etwas in der Art. Das ist für Fans der Reihe überhaupt kein Hindernis, aber Neueinsteiger werden sich so einige Fragen stellen.
Licht und Schatten in der Kampagne
Allerdings ist das nicht das Hauptproblem der Kampagne. Wer ein Call of Duty kauft, tut das im Regelfall wegen des Mehrspielermodus‘. Die Kampagnen der Reihe sind seit Jahren quasi Beiwerk, aber zumeist ein bombastisches Spektakel. Es kracht, rummst und scheppert gewaltig. Flankiert wird das Geschehen dabei meist von spektakulären Kamerafahrten, übertriebener Action und von Zeit zu Zeit auch handfesten Überraschungen. Call of Duty war und ist immer ein intensiv heftiges, wenn auch kurzes Erlebnis für Solospieler. Das gelingt Modern Warfare III nur bedingt. Solange sich das Geschehen in stark gescripteten Levels abspielt, funktioniert das, aber sobald es zu den Open Combat Missionen kommt, klappt das Ganze nur noch bedingt. Das Spiel fühlt sich in diesen Abschnitten nämlich nicht mehr wie eine Singleplayer-Erfahrung an. Stattdessen kämpfen wir im offenen Feld gegen zahlreiche KI-Gegner und wenn dabei nicht aufgepasst wird, ist der Tod schneller da, als man nachladen konnte. Das liegt leider auch an dem unausgegorenen Stealth-System, weswegen wir ganz schnell davon Abstand genommen haben und wie Rambo durch die Einheiten von Makarov und weiteren Bösewichten gepflügt sind. Dazu kommt, dass es kaum Momente gibt, in denen uns die Kinnlade nach unten geklappt ist, wie bei älteren Titeln der Reihe. Man erinnere sich nur an die Atombombe am Ende des Modern Warfare Teils.
Mehr Retro als aktuell
Wie bereits erwähnt, ist die Kampagne von Call of Duty meist nur Beiwerk. Die wahre Substanz findet sich im Mehrspielermodus des Spiels und hier wird es zweischneidig. Die Entwickler von Sledgehammer Games haben sämtliche Maps (16 Stück zum Start) von Modern Warfare 2 (2009) übernommen und in eine zeitgemäße Verpackung gesteckt. Das ist auf der einen Seite ein großartiger Service für langjährige Fans der Reihe, die ein wenig in Nostalgie schwelgen wollen, aber auf der anderen Seite vermissen etwas Neues, etwas Frisches. Man sollte an dieser Stelle jedoch anmerken, dass für viele Spieler die Maps aufgrund ihres Alters teilweise neu sind. Wirklich neue Karten sind auch geplant, aber die werden erst nach dem Release Stück für Stück eingespielt. Währenddessen dürfen wir uns in zahlreichen Modi effektvoll mit anderen Mitspielern messen. Unter anderem kehren die Modi "Kill Confirmed" und "Hardpoint" zurück und es gibt mit “Cutthroat“ auch einen gänzlich neuen Modus, in dem drei Team mit je drei Spielern gegeneinander antreten. Außerdem bekommt ihr neue Maps für den Modus “Bodenkrieg“ und mit dem "Kriegsmodus" gibt es einen Spieltyp, der zum letzten Mal in Call of Duty World War II zu sehen war.
Frische Ideen im Umgang mit Zombies
Wirklich etwas Neues haben sich die Entwickler für den Zombie-Modus überlegt. Das Grundprinzip gegen Horden von Untoten zu kämpfen, wurde nicht verändert, aber wie wir gegen diese Gegner ins Feld ziehen, ist neu. Statt nämlich mehrere Runden zu überstehen, treten wir in kleinen Squads mit bis zu 24 Spielern pro Map gegen die Untoten an. Dabei gilt es, nicht nur zahlreiche Gegner zu erlegen, sondern auch verschiedene Aufträge zu erfüllen, bis es irgendwann Zeit wird, den Loot einzusacken und vor dem alles vernichtenden Sturm zu fliehen, eine Prise Battle Royale wurde sozusagen ebenfalls beigemischt. Außerdem erinnert das alles etwas an den DMZ-Modus in Call of Duty: Warzone 2.0. Und ein bisschen Geschichte bekommt ihr ebenfalls serviert.
Wie immer ein exzellentes Gameplay
Das Gunplay, also wie sich die Waffen nutzen lassen und wie sie sich anfühlen, ist seit jeher eine der Stärken der Reihe. Jede Waffe fühlt sich anders an, hat eine andere Streuung und bei einer entsprechende Soundanlage klingelt es ordentlich am Trommelfell. Großartige Unterschiede zum Vorgänger konnten wir jedoch nicht ausmachen. Call of Duty Modern Warfare III spielt sich nahezu identisch wie Call of Duty Modern Warfare II. Das ist natürlich nichts Schlechtes, denn die Spielbarkeit ist exzellent, aber irgendwie kommt es uns vor, als würden ein paar Prozente fehlen. Allerdings das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Wenn andere Entwickler diese Probleme hätten, wären sie vermutlich mehr als glücklich.
Im technischen Bereich macht Call of Duty Modern Warfare III kaum ein anderes Produkt etwas vor. Die audiovisuelle Erscheinung ist, wieder einmal, ein Fest für Augen und Ohren. Geschmeidige Animationen, hochaufgelöste Texturen und eine schicke Ausleuchtung der Umgebung resultieren in einem tadellosen Gesamtbild. Auch die Synchronisation kann sich sehen lassen. Die Stimme von Captain Price und seine Emotionen sind einfach über jeden Zweifel erhaben. Ähnlich gut sind auch die Sprecher der anderen größeren Charakterrollen. Bei einigen Nebencharakteren fragen wir uns aber, ob sie wirklich bei der Sache waren. Das spielt zum Glück aber nur eine untergeordnete Rolle im Getöse des Krieges.
Fazit:
Betrachtet man Call of Duty Modern Warfare III als eigenständiges Produkt, dann haben die Entwickler fast alles richtig gemacht. Der Umfang des Multiplayermodus‘ stimmt, die neuen Ansätze beim Zombieabschlachten gefallen uns und die Kampagne ist wie gewohnt ein kurzer Ritt, wenn auch nicht so spektakulär wie in anderen Teilen der Reihe. Im Vergleich mit dem direkten Vorgänger jedoch können wir uns des Verdachts nicht verwehren, dass hier möglichst schnell ein fertiges Produkt hermusste, ohne allzu sehr die Qualität zu drücken. So wirkt Modern Warfare III für langjährige Spieler eher wie eine Erweiterung als ein gänzlich neues Spiel. Es ändert sich jedoch nichts an der Tatsache, dass Call of Duty Modern Warfare III ein tolles Produkt mit einer exzellenten Spielmechanik ist.
- hervorragendes Gunplay
- Zombie-Modus mit neuen Ideen
- viel Nostalgie...
- ...nur bekannte Maps zum Launch
- wirkt stellenweise wie ein Add-on
- Kampagne enttäuschend