Apex Legends ist derzeit in aller Munde. Wie sich im Test herausgestellt hat, ist das auch nicht ganz unverdient.
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Test: Die erste Überraschung des Jahres
"Wat?! Noch ein Battle-Royale-Spiel?!" Diese Reaktion haben Electronic Arts und Respawn Entertainment sicherlich bei dem einen oder anderen hervorgerufen, als sie vergangene Woche Apex Legends an ein und demselben Tag angekündigt und veröffentlicht haben. Abgesehen davon, dass der Titel einen Tag zuvor schon geleakt wurde, war das Ganze eine riesige Überraschung. Niemand hätte damit gerechnet, dass EA und die Titanfall-Entwickler so plötzlich einen Shooter raushauen, der in direkte Konkurrenz zu Fortnite tritt.
Noch weniger Leute hätten wohl darauf spekuliert, dass Apex Legends ein Erfolg wird. Wenn man in der ersten Woche 25 Millionen Spieler anlockt und Epics Riesenhit von Platz 1 der meistgeschauten Spiele auf Twitch verdrängt, dann ist das aber ein mehr als beachtlicher Start. Ob Apex Legends dauerhaft im Gespräch bleiben wird, muss sich noch zeigen. Eine hohe Qualität wäre dem logischerweise sehr zuträglich. Ob das Spiel die bietet, erfahrt ihr in unserem Test.
Ein Titanfall ohne Titans
Als wir hörten, dass Apex Legends im Titanfall-Universum spielt, stellten wir uns direkt eine Frage: Wo sind die Titans? Immerhin sind die haushohen Mechs stets das Markenzeichen der Reihe gewesen. Doch in den Battle-Royale-Gefechten fehlt von ihnen jede Spur. "Was hat Apex Legends dann noch mit Titanfall zu tun?", mögt ihr zurecht fragen. Immerhin ist es nicht so, als hätten die vorherigen beiden Spiele ein interessantes Universum mit einer spannenden Hintergrundgeschichte etabliert.
Aber es ist nicht ganz unwichtig, dass Respawns neues Werk in der gleichen Welt angesiedelt ist. Denn das bedeutet eben auch, dass ihr hier teilweise die gleichen Waffenmodelle oder weiterentwickelte Varianten der Schießprügel aus Titanfall 2 benutzt (Apex Legends spielt einige Jahre nach dem Konflikt zwischen IMC und der Grenzland-Miliz). Wer in letztgenanntem Ego-Shooter gerne mit der EVA-8-Schrotflinte oder dem Longbow-Scharfschützengewehr gekämpft hat, wird sich, rein auf das Arsenal bezogen, in Apex Legends gleich heimisch fühlen.
Auch das grundlegende Gameplay ist dem von Titanfall 2 sehr ähnlich. Ja, es fehlen die Titans und an Wänden läuft hier auch keiner entlang (zumindest gibt es noch keinen Charakter, der das kann), aber die Geschwindigkeit und das Gunplay sind dem des 2016er-Titels von Respawn sehr ähnlich. Gehört ihr zu den (leider viel zu vielen) Menschen, die Titanfall 2 nicht gespielt haben, kennt euch aber im Genre der Battle-Royale-Spiele aus, sei der "Blackout"-Modus von Call of Duty: Black Ops 4 als bester Vergleich genannt. Apex Legends erinnert in Sachen Bewegung und Shooter-Mechanik an das Battle-Royale-Erlebnis aus dem jüngsten CoD – mit dem feinen Unterschied, dass ihr hier Abhänge, Rampen und Co komplett hinunterrutschen könnt, während ihr in Black Ops 4 nur ein bis zwei Meter über den Boden schlittert, wenn ihr im Sprint die "Ducken"-Taste drückt.
Überlebenskampf mit Komfort
Apex Legends spielt sich ungemein flüssig. Die Steuerung ist eingängig, sodass ihr euch schon nach kurzer Zeit sehr geschmeidig durch die Areale bewegt – kein Vergleich zu der hakeligen Fortbewegung in Playerunknown's Battlegrounds. Auch die Benutzeroberfläche, speziell im Inventar und beim Looten, ist sehr gut gelungen. Wir würden sogar soweit gehen, Apex Legends hier als Genrereferenz zu bezeichnen. Warum? Nun ja, da wäre beispielsweise die Möglichkeit, Waffe A gegen Waffe B auszutauschen und dabei alle passenden Aufsätze, mit der A ausgestattet ist, auf B mit nur einem Tastendruck zu übertragen. In Apex Legends werdet ihr niemals längere Zeit im Inventar verbringen, um Waffen-Upgrades auszutauschen. Das kommt dem Spielfluss enorm zu Gute.
Also gut, das Kern-Gameplay ist gut, aber wie funktioniert denn nun das Battle-Royale-Prinzip in Apex Legends? Nun ja, der grundsätzliche Spielablauf ist genauso, wie ihr es aus Fortnite, PUBG und Co kennt. Zu Beginn springt ihr über der Karte ab, landet ohne jegliche Ausrüstung an einem Ort eurer Wahl, sammelt Waffen, Munition, Granaten, Rüstung und Aufsätze ein und dann versucht ihr, so lange wie möglich zu überleben, Gegner auszuschalten und stets in der immer kleiner werdenden Spielzone zu bleiben – Battle Royale, wie viele es kennen und lieben eben.
PUBG meets Overwatch
Doch Apex Legends ist nicht einfach nur ein Fortnite oder PUBG-Klon, mitnichten! Respawn Entertainment hat sich gedacht, das Battle-Royale-Prinzip mit einem anderen Trend der vergangenen Jahre zu koppeln: dem Hero-Shooter. In Apex Legends gibt es derzeit acht Helden, die sogenannten Legenden. Die haben wie in Overwatch spezielle Fähigkeiten: jeweils einen normalen aktiven Skill mit kurzer Abklingzeit, eine passive Eigenschaft und eine ultimative Fähigkeit.
Da wäre zum Beispiel der schwergewichtige Gibraltar, der als eine Art Tank fungiert. Er kann eine Schutzkuppel erzeugen, unter der ihr 15 Sekunden lang vor Angriffen geschützt seid. Außerdem wird immer dann, wenn ihr mit dem Visier zielt, ein Waffenschild aktiviert, sodass Gegner es schwer haben, euch von vorne zu verletzen. Die ultimative Fähigkeit des Hünen ist ein Mörserangriff. Ein anderes Beispiel wäre die Sanitäterin Lifeline, die mit ihrer Drohne Teamkameraden und sich selbst verarztet und selbstständig eine Versorgungskapsel mit defensiv ausgerichteten Items anfordern kann.
Wir würden nicht soweit gehen, die Helden als innovative Mechanik zu bezeichnen, schließlich haben wir dieses Element schon in vielen anderen Spielen gesehen. Für einen Battle-Royale-Shooter ist es aber durchaus etwas Neues. Dadurch setzt sich Apex Legends von der Konkurrenz ab und entwickelt einen eigenen Charakter. Darüber hinaus sorgen die Legenden mit ihren Skills für taktische Tiefe. Es macht Spaß, gute Heldenkombinationen herauszufinden und im Team Strategien zu entwickeln.
Teamplay leichtgemacht
Team ist ein gutes Stichwort, denn derzeit gibt es keine Möglichkeit, Apex Legends solo zu spielen. Ihr werdet immer mit zwei anderen Leuten in ein Team gepackt. Ja, es gibt nur Dreiergruppen, keine Duos und keine vierköpfigen Trupps. Nun mag man sich denken, dass Apex Legends ohne feste Partner keinen Spaß macht. Wer will schon mit fremden Leuten zusammenspielen? Über Sprach-Chat will sich keiner unterhalten, doch ohne Kommunikation wird das nix mit vernünftigem Teamplay.
Erfreulicherweise hat Respawn Entertainment die perfekte Lösung für das Problem gefunden: die Ping-Funkion. Damit könnt ihr Orte in der Umgebung markieren, um euren Verbündeten mitzuteilen, wo ihr als nächstes hinwollt. Außerdem lässt sich damit auf Feinde, aber auch auf Items aufmerksam machen. Ihr habt eine gute Waffe gefunden, die ihr nicht benötigt? Dann visiert sie an, drückt die Taste zum Pingen und die Knarre wird für eure Kameraden markiert. Umgekehrt könnt ihr zum Beispiel bei Munitionsmangel im Inventar eure Waffe auswählen und dann die gleiche Taste drücken, um euren Teammitgliedern mitzuteilen, dass ihr auf der Suche nach dem entsprechenden Patronentyp seid – sehr praktisch!
Mit Freunden spielt es sich am besten
Trotz der Ping-Mechanik ist es dennoch am besten, Apex Legends mit Freunden zu spielen (selbst dann ist die Funktion sehr nützlich). Denn wenn ihr Pech habt, erwischt ihr eben Mitspieler, die lieber ihr eigenes Ding durchziehen wollen und lieber Kills hinterherjagen als euch etwa wiederzubeleben, wenn ihr am Boden seid. Apropos Wiederbeleben: Der Tod muss in Apex Legends nicht das Ende bedeuten. Hat euch ein Feind ausgeschaltet, liegt ihr erst mal am Boden und ein Kamerad kann euch noch aufhelfen.
Ist die Zeit abgelaufen oder hat euch ein Widersacher endgültig das Licht ausgeknipst, kann ein Verbündeter eure virtuelle Hundemarke einsammeln, zu einer der quer über die Insel verteilten Respawn-Stationen laufen und euch dort zurück ins Leben holen. Dieses Vorgehen ist aber immer mit großem Risiko verbunden, da besagte Stationen stets auf offenem Feld stehen. Das verleiht der Mechanik eine gewisse Würze. Zugleich minimiert sie selbst den Frust, der in Battle-Royale-Spielen gerne mal aufkommen kann, da eben immer die Möglichkeit besteht, dass ihr eine zweite Chance erhaltet.
So geht gutes Mapdesign!
Es gibt zwar in Apex Legends derzeit nur eine Karte, die bietet aber sehr viel Abwechslung. Wald, Wüste, Sumpf und Militäranlagen liegen hier direkt nebeneinander. Vor allem gefällt uns aber das Gleichgewicht aus weiten, offenen Flächen und engen Schluchten. Die Karten in PUBG oder die "Blackout"-Map aus Call of Duty: Black Ops 4 bieten zwar auch klassischen Häuserkampf, bestehen jedoch zum Großteil aus weitläufigen Gebieten, in denen Sniper in der Regel im Vorteil sind. Apex Legends gibt mit seiner vielfältigeren Topografie Nahkämpfern bessere Chancen auf Erfolg. Nichtsdestotrotz ist es immer gut, die zwei Waffen-Slots im Inventar ausgeglichen zu belegen und stets eine Knarre bei sich zu tragen, die auch auf große Distanz effektiv ist.
So sehr wir die Map von Apex Legends auch mögen, in Zukunft darf Respawn Entertainment gerne weitere Schlachtfelder nachlegen. Generell ist der Umfang noch nicht berauschend. Acht Legenden sind zwar ausreichend, ein paar mehr würden aber auch nicht schaden. Die Anzahl an unterschiedlichen Waffen fällt auch vergleichsweise gering aus, das hat aber auch einen Vorteil. So fällt es schließlich leichter, sich die Eigenschaften der Schießprügel zu merken, damit ihr auf dem Schlachtfeld wisst, welchen Argumentationsverstärker ihr für einen anderen, besseren liegen lasst.
Mikrotransaktionen jeglicher Art
Respawn hat aber bereits angekündigt, dass bald Inhaltsnachschub kommt. Im März startet die erste Saison. Jede Spielzeit soll circa drei Monate dauern und neue Legenden, Waffen und kosmetische Items mit sich bringen. Das führt uns zum Thema Monetarisierung (nicht ganz unwichtig bei einem Free-to-Play-Titel). Auf den ersten Blick mag Apex Legends wie der Albtraum eines jeden wirken, der Mikrotransaktionen verabscheut: Es gibt eine Premiumwährung, Lootboxen und ab März für jede Season einen Kampfpass à la Fortnite.
Doch tief durchatmen, es ist alles gar nicht so schlimm, wie es klingt. Zum einen könnt ihr fast ausschließlich nur für kosmetische Items wie Helden- und Waffen-Skins Geld bezahlen. Einzige Ausnahme bilden derzeit zwei der acht Legenden. Die könnt ihr euch aber auch so erspielen, ohne zu viel Aufwand dafür betreiben zu müssen. Außerdem sind sie nicht stärker als die anderen Charaktere. Generell hat Respawn darauf geachtet, dass jeder Held für bestimmte Situationen sinnvoll und niemand zu schwach oder übermächtig ist.
Mit solider Technik an die Genrespitze
Technisch ist Apex Legends das bislang sauberste und hochwertigste Battle-Royale-Spiel neben Fortnite. Wie schon die ersten beiden Titanfalls basiert es auf einer modifizierten Version der guten alten Source-Engine und sieht angesichts dessen recht gut aus. Die Charaktermodelle haben einen leichten Comic-Einschlag und sind liebevoll gestaltet sowie flüssig animiert, die Waffenmodelle überzeugen mit vielen Details und auch die Umgebungen gefallen uns gut.
Ja, alles in allem ist die Qualität von Texturen und Effekten nicht auf dem Niveau, das wir eigentlich von Spielen im Jahr 2019 gewohnt sind. Aber hübscher als ein PUBG oder Black Ops 4 ist Apex Legends allemal. Nichts auszusetzen gibt es derweil an der Soundkulisse des Actionspiels. Die Waffen klingen satt, die Sprecher der Legenden machen einen sehr guten Job und auch die Musik ist ordentlich.
Fazit
Wir waren ja vergangenes Jahr schon vom "Blackout"-Modus aus Call of Duty: Black Ops 4 sehr angetan, doch Apex Legends hat den in unseren Augen nochmal übertroffen. Das liegt nicht nur an der überlegenen Technik, sondern auch am grandiosen Mapdesign, dem sehr guten Gunplay und nicht zuletzt der makellosen Steuerung. Hier flutscht alles nochmal besser als in Black Ops 4. Noch dazu bilden das Battle-Royale-Prinzip und die Helden eine so großartige Kombination, dass man sich fast schon fragt, warum das nicht alle Spiele des Genres so machen. Derzeit mangelt es zwar noch an Umfang und die Lootboxen sind nichts, was wir so wirklich begrüßen. Nichtsdestotrotz gibt es für Battle-Royale-Fans keinen Weg an Apex Legends vorbei, zumal es nichts kostet. Hoffen wir nur, dass die Spieler dem Titel die Treue halten. Dann steht dem Spiel eine glorreiche Zukunft bevor.
- Sehr guter Spielfluss
- Klasse Shooter-Gameplay
- Abwechslungsreiche Map
- Helden fügen sich gut ein
- Lootboxen
- Geringer Umfang