Vergangenheit ist besser als Zukunft. Das gilt zumindest für die Anno-Reihe, wie Anno 1800 beweist.
Test: (Fast) endlos gut
"Eure Stadt wächst und gedeiht." Diesen Satz haben wir 1998 sehr gerne gehört, wenn wir am PC unsere eigene Inselsiedlung in der frühen Neuzeit aufbauten. Damals war Anno 1602 das Nonplusultra, wenn es um Aufbauspiele ging. 21 Jahre später servieren uns Ubisoft und Blue Byte den mittlerweile siebten Teil der Reihe. In Anno 1800 bekommen wir zwar nicht zu hören, wie schön unsere Stadt ist, können es aber besser denn je sehen. Ja, so viel schon mal vorneweg: Das Spiel sieht fantastisch aus. Aber Anno 1800 hat mehr als nur schicke Grafik zu bieten – viel mehr, auch wenn nicht alles davon auf hohem Niveau ist.
Zurück in die Vergangenheit
Zweimal in Folge schickte uns Blue Byte in die Zukunft: erst ins Jahr 2070 und dann sogar ins Jahr 2205. Gerade der letztere Teil kam bei den Anno-Fans nicht so gut an. Die vermissten viele Dinge, etwa die KI-Konkurrenten, die auf derselben Karte wie der Spieler siedeln. Doch beide Spiele haben ein gemeinsames Problem: Ihnen fehlt der Anno-Charme. Die futuristischen Siedlungen mit ihren grauen Betonkästen sind in den Augen der Spieler kein guter Ersatz für Fachwerk- und Backsteinhäuser. Für die Entwickler stand nach Anno 2205 fest: Es muss wieder zurück in die Vergangenheit gehen.
Gesagt, getan! In Anno 1800 werdet ihr Zeuge, wie die Industrialisierung das Leben der Menschen und das Stadtbild großer Siedlungen verändert hat. Doch bevor ihr Öl fördert, Strom die Straßenlaternen zum Leuchten bringt und Eisenbahnen über eure Inseln fahren, ist es ein weiter Weg. Denn wie in jedem Anno fangt ihr klein an und müsst euch erst mal die diversen Bevölkerungsstufen hocharbeiten.
Keine Arbeit ohne Arbeiter
Ihr startet ganz klassisch mit einem Hafenkontor und errichtet erstmal eine Holzfällerhütte sowie ein Sägewerk, um Holzplanken zu produzieren. Die sind zu Beginn eure einzige Bauressource. Doch schon nach wenigen Minuten macht sich die wohl wichtigste Neuerung von Anno 1800 bemerkbar: Kaum stehen die Einrichtungen, reichen ihre Besitzer schon Beschwerde ein: Es fehle an Arbeitskraft. Nun, wer soll auch in den Betrieben arbeiten, wenn noch niemand in eurer Stadt lebt?
Vorbei sind die Zeiten, in denen Betriebe und Wohngebäude komplett unabhängig voneinander sind. Für jede Produktion müsst ihr die nötigen Arbeitskräfte bereitstellen. Also errichtet ihr schnell einen Marktplatz und die ersten Bauernhäuser, damit die Holzplankenherstellung anlaufen kann. Wenn ihr also in Anno 1800 Betriebe bauen wollt, müsst ihr nicht mehr wie früher nur euer Bankkonto und euren Ressourcenvorrat im Auge haben, sondern auch die verfügbare Arbeitskraft.
Nicht jeder darf aufsteigen
Das neue System sorgt für eine erhöhte Komplexität und bewirkt zugleich ein organischeres Stadtbild als in den Vorgängern. Denn in Anno 1800 steigen eure Bewohner nicht mehr automatisch in ihrer Bevölkerungsstufe auf, sobald ihr all ihre Grundbedürfnisse erfüllt habt. Aus Bauern werden erst dann Arbeiter, wenn ihr es so wünscht. Das hat einen guten Grund: Ihr braucht Bürger aller Bevölkerungsschichten in eurer Stadt.
Klar, wenn ihr die ersten Arbeiter in eurer Siedlung habt, schaltet ihr neue Gebäude frei, für die ihr auch die Arbeitskraft der neuen Schicht braucht. Aber um zum Beispiel Wurst herzustellen, nach der die Arbeiter ganz verrückt sind, ist nicht nur eine Metzgerei, sondern auch eine Schweinefarm nötig - Mortadella wächst halt nicht an Bäumen. Aber auf dem Hof zu arbeiten, wo sich die Paarhufer im Matsch suhlen, dafür sind sich die Arbeiter zu schade, das sollen mal schön die Bauern machen.
Immer wieder seid ihr in Anno 1800 damit beschäftigt, für ausreichend Arbeitskraft in allen Schichten zu sorgen. Wenn ihr etwa die dritte Bevölkerungsstufe, die Handwerker, erreicht und ihr von denen zu wenige habt, um beispielsweise Schiffskanonen herzustellen, stuft ihr Arbeiter auf. Aber dann mangelt es euch an denen, also gewährt ihr einigen Bauern den sozialen Aufstieg. Doch auch von denen habt ihr nicht genug, um euch die Upgrades erlauben zu können. Folglich baut ihr neue Bauernhäuser. Das Balancieren mit den am Ende fünf Bevölkerungsschichten zieht sich durch das gesamte Spiel durch und erweitert das Anno-Prinzip auf sinnvolle, willkommene Art und Weise.
Es gibt keine Rundumsorglos-Insel
Die Arbeitskraft ist nur eines der vielen Elemente, um das ihr euch kümmern müsst, wenn ihr eine florierende Stadt aufbauen wollt. Der Aufbau von zig Produktionsketten und die Versorgung der Bewohner mit allem, was sie brauchen, ist auch in Anno 1800 das Brot und Wasser. Dabei ist es Blue Byte erneut gelungen, eine nahezu perfekte Lernkurve zu schaffen. Auf den ersten beiden Bevölkerungsstufen ist es noch nicht so kompliziert, Waren herzustellen und das Volk zufriedenzustellen. Ab den Handwerkern nimmt der Tiefgang ordentlich zu. Spätestens da wird es auch nicht mehr ausreichen, nur auf einer Insel zu wirtschaften. Denn nicht jedes Eiland bietet sämtliche Rohstoffe.
Ihr könnt auf einem Eiland Getreide, aber keinen Hopfen anbauen? Nun, dann wird das mit dem Bierbrauen nichts, sofern ihr nicht expandiert und euch eine zweite Insel unter den Nagel reißt. Aufgrund des Arbeitskraftsystems könnt ihr auf der auch nicht wie früher bloß Produktionsbetriebe errichten. Von Haus aus hat jede eurer Städte ihre eigenen Arbeitskraftkonten. Erst ab den Ingenieuren, der vierten Bevölkerungsstufe, könnt ihr mit dem Pendlerkai die Arbeitskraft einer Insel mit einer anderen teilen. Bis dahin braucht ihr auf jeder eurer Inseln Wohnhäuser. Und die Leute, die in denen leben, wollen genauso mit Waren und Dienstleistungen versorgt werden, wie die Bürger in eurer Hauptsiedlung. Könnt oder wollt ihr die nicht vor Ort herstellen, müsst ihr Handelsrouten einrichten.
Neu sind die Charterrouten: Habt ihr zu wenig eigene Schiffe, mietet ihr sozusagen die Kähne anderer, die dann automatisch zwischen euren Häfen hin- und hersegeln, um die gewünschten Waren von A nach B zu transportieren. Doch Vorsicht! Wer zu viel Gebrauch davon macht, fährt ganz schnell Verluste ein. Langfristig ist es also besser, eigene Schiffe zu bauen.
Ganz schön viel Kram
Wer bis hierhin denkt: "Mensch, das ist ja echt ganz schön viel, was man da beachten muss", der sollte sich jetzt besser anschnallen. Denn wir haben gerade erst angefangen, die Systeme von Anno 1800 zu beleuchten. Das Strategiespiel hat noch so viel mehr zu bieten. So besiedelt ihr nicht nur die Inseln in der alten Welt, also quasi in Europa, sondern reist auch in die neue Welt, genauer gesagt in die Karibik. Das ist vergleichbar mit dem Orient aus Anno 1404, findet aber auf einer separaten Map statt. Zwischen beiden Regionen wechselt ihr per Weltkarte. Anders als in Anno 2205 geschieht das aber ohne lästige Ladezeiten – sehr schön!
Sobald ihr eine Insel im warmen Süden besiedelt, wird Anno 1800 nochmal deutlich komplexer. Denn in der neuen Welt bekommt ihr es mit zwei anderen Bevölkerungsstufen, den Jornalero und Obrero, zu tun, die eigene Gebäude und Produktionsketten mit sich bringen. Die Waren werden wiederum auch in der alten Welt benötigt. Und wenn ihr das Stromzeitalter erreicht und dann auch noch Öl benötigt, das sich wiederum nur per Eisenbahn transportieren lässt, geht es richtig rund. Wer seine Stadt am Anfang einer Partie nicht vorausschauend aufbaut, wird später ordentlich umbauen müssen. Denn irgendwo müssen die Eisenbahnschienen ja entlang führen.
Unterhaltung und Alkohol fürs Volk
In Anno 1800 ist es nicht nur wichtig, die Grundbedürfnisse eures Volkes zu erfüllen. Richtig zufrieden sind die Bürger nur dann, wenn ihr ihnen auch Luxus gewährt. Dazu zählen neben reichlich Alkohol (Bier, Schnaps, Wein, Rum, die Menschen in der Anno-Welt sind echte Trunkenbolde) Dinge wie ein Theater, eine Kirche oder im Fall der Investoren, der höchsten Bevölkerungsstufe, Schmuck sowie Phonographen. Diese Dinge stimmen eure Einwohner glücklich, eine unattraktive Insel wiederum bewirkt das Gegenteil.
Liegt eure Schwerindustrie zu nah an den Wohngebieten, gefällt das der Bevölkerung gar nicht. Und auch Rinderfarmen und Co finden die Leute weniger dufte. Das gleicht ihr wiederum mit Zierobjekten wie Statuen, Bäumen und Blumenbeeten aus. Oder ihr fangt an, einen Zoo oder ein Museum zu errichten. Das sind mehrteilige Bauprojekte, die einzelnen Tiere beziehungsweise Artefakte erspielt ihr euch nach und nach.
Zwischen Welterkundung und Suchspielen
Wollt ihr neue Bewohner für euren Zoo, Ausstellungsstücke oder nützliche Items, die eure Schiffe und Betriebe verbessern, absolviert ihr Quests oder startet Expeditionen. Rein auf das Gameplay bezogen, ist beides leider wenig berauschend. Die Aufgaben, die ihr von den KI-Spielern und Händlern erhaltet, sind spielerisch anspruchslos. Gerade die Wimmelbildaufgaben, bei denen ihr etwa bestimmte Charaktere auf eurer Insel finden müsst, hätten sich die Entwickler ruhig sparen können. Da sie aber wenig Zeit fressen und nicht verpflichtend sind, sind sie uns kein Dorn im Auge.
Von den Expeditionen sind wir dann aber doch etwas mehr enttäuscht. Hierbei handelt es sich im Prinzip um Mini-Text-Adventures, bei denen ihr immer wieder mit einer bestimmten Situation konfrontiert werdet und dann eine Entscheidung treffen müsst. Ob eure Anweisungen Erfolg nach sich ziehen, wird im Hintergrund ausgewürfelt. Items oder bestimmte Güter, mit denen ihr das Schiff vor der Abfahrt beladen habt, sorgen für Boni in diversen Kategorien wie Kampfkraft und Geschick. Das ist aber auch das Maximum an Tiefgang, was ihr hier erwarten dürft. Gut, das ist an sich nicht schlimm, schließlich ist Anno 1800 abseits der Expeditionen schon komplex genug. Aber dadurch, dass sich die Zufallsereignisse schon nach kurzer Spielzeit wiederholen, wird das Ganze schnell langweilig. Die Belohnungen sind dann der einzige Grund, warum ihr eure Schiffe ins Ungewisse schickt, eine intrinsische Motivation besteht hierbei nicht.
Annos große Schwäche: Die Schlachten
Serienkenner wird es nicht überraschen, aber das Kämpfen macht auch im neuen Teil wenig Spaß. Im Grunde gilt: Wer die größere Armada hat, gewinnt. Zwar wird der Wind berechnet und in 1-gegen-1-Duellen ist es auch durchaus ratsam, ihn miteinzubeziehen, aber sofern ihr später einfach mehr und stärkere Schiffe als euer Gegner habt, könnt ihr jenes Wetterphänomen getrost ignorieren.
Immerhin: Die nervigen Landschlachten aus alten Anno-Tagen gibt es nicht mehr und Blue Byte hat sich auch von den separaten Kampfkarten aus Anno 2205 verabschiedet. Im 19. Jahrhundert wird verhältnismäßig wenig gekämpft und das ist auch gut so. Uns würde es angesichts des Zustands der Seeschlachtmechanik aber auch nicht stören, wenn Anno 1800 nur aus Städtebau und dem wirtschaftlichen Konkurrenzkampf bestehen würde.
Das Siedeln war noch nie so gut
Ja, nicht alle Gameplay-Elemente von Anno 1800 sind tadellos. Aber auch wenn wir in den vorherigen Absätzen viel gemeckert haben, sollten wir nochmal herausstellen, wie grandios der spielerische Kern ist. Der Städtebau, das Managen der eigenen Wirtschaft, das sind die großen Stärken. Anno 1800 entwickelt einen wunderbaren Spielfluss. Es gibt immer etwas zu tun, zu optimieren – und das auch noch nach 50, 60 oder noch mehr Stunden. Rein auf das Endlosspiel bezogen, ist dieser Teil der beste der gesamten Reihe. Das Endgame ist so reichhaltig, wie man es sich als Fan wünscht. Und dann wären da die vielen kleinen Verbesserungen abseits des Arbeitskraftsystems, in die wir uns wahrlich verliebt haben.
Zum einen gibt es viele Komfortoptimierungen. Gebäude lassen sich nicht mehr nur abreißen, wenn ihr sie versehentlich falsch platziert habt, sondern auch einfach verschieben. Das Bau-Menü ist auf zwei Arten sortierbar: nach Bevölkerungsstufen oder nach Gebäudekategorien. Ebenfalls sehr nützlich ist die Blaupausenfunktion: Wenn ihr plant, etwas zu bauen, euch aber noch die nötigen Ressourcen fehlen, platziert ihr eine Blaupause in der Welt, um dem Bauwerk schon mal einen festen Platz auf eurer Insel zuzuordnen. Das erleichtert das Vorausplanen enorm.
Vor allem begeistert es uns aber, dass es keine Einflusskreise mehr gibt. Früher mussten Wohnhäuser immer in einem festen Radius um Dinge wie den Marktplatz, die Kirche oder die Taverne stehen, sonst war den Bürgern der Weg zu lang und ihr musstet jene Gebäude mehrfach errichten, um jeden Einwohner zu versorgen. In Anno 1800 wird das alles über die Straßen geregelt. Ist ein Wohnhaus mit einer öffentlichen Einrichtung verbunden, dann gibt es meistens auch keinen Grund zur Sorge. Es gibt zwar weiterhin ein Limit für die Distanz, doch zum einen ist das viel großzügiger als früher, zum anderen erhöht ihr die Reichweite, indem ihr eben statt Feldwegen gepflasterte Straßen baut.
Die Kampagne: Weder Fisch noch Fleisch
Nachdem wir nun so viel über das Gameplay von Anno 1800 geschrieben haben, sollten wir nochmal kurz darauf eingehen, was für Modi es eigentlich bietet. Neben dem obligatorischen Endlosspiel, das ganz klar das Herz des Spiels ist, gibt es noch den Multiplayer (der im Grunde das Gleiche mit bis zu vier menschlichen Teilnehmern ist) und die Kampagne. Die ist aber eigentlich auch ein Endlosspiel, nur dass euch zu Beginn eine lineare Story durch das Spiel führt. Die offenbart sich als Familiendrama: Euer Vater ist im Gefängnis gestorben, wo er gelandet ist, weil er angeblich Verrat an der britischen Krone begangen habe. Dass euer böser Onkel etwas damit zu tun haben könnte, liegt eigentlich auf der Hand. Ihr versucht also, die Intrige aufzudecken, während ihr eure eigene Stadt aufbaut.
Leider ist die Kampagne eine große Enttäuschung geworden. Die Handlung operiert auf Seifenoper-Niveau und hat uns sogar schon direkt in den ersten Minuten dadurch verloren, dass sie ohne richtige Einleitung daherkommt. Es gibt kein schickes Intro wie damals bei Anno 1404 und wir werden sofort von einem Charakter begrüßt, der uns als guter Freund präsentiert wird, ohne dass er sich uns eigentlich richtig vorstellt. Es gibt dann zwar im Verlauf der Handlung durchaus Exposition, aber wir haben uns gefühlt, als hätte man uns einfach in die Geschichte hineingeschmissen.
Noch dazu erfüllt die Kampagne ihre Funktion als Einleitung in Anno 1800 nur mittelmäßig. Klar, die grundlegenden Spielelemente bringt sie unerfahrenen Spielern schon bei, aber nicht alle Funktionen werden erklärt. Und nach der dritten Bevölkerungsstufe hört die Geschichte auch noch einfach auf, in der Ära der Ingenieure und Investoren, wenn es so richtig komplex wird, seid ihr auf euch gestellt. Sorry, Blue Byte, das habt ihr vor zehn Jahren wesentlich besser gekonnt. Unsere Empfehlung daher: Wenn ihr schon mal ein Anno gespielt habt, lasst die Kampagne links liegen und stürzt euch gleich ins normale Endlosspiel (wo sich übrigens auch Tutorial-Hilfen aktivieren lassen)!
So schön wie nie zuvor
Wir haben es eingangs schon erwähnt: Anno 1800 zaubert eine wunderschöne Grafik auf den Bildschirm. Vor allem die vielen Details begeistern uns immer wieder aufs Neue. Der "Wuselfaktor" ist hoch, überall in der eigenen Stadt ist Bewegung. Ihr seht, wie eure Bürger auf dem Markt einkaufen gehen, betrunken um die Taverne herumtorkeln, und auch das Geschehen in den ganzen Betrieben ist liebevoll animiert. Wie detailliert Anno 1800 ist, wird vor allem dann klar, wenn ihr "Strg", "Shift" und "R" drückt. Dann wechselt ihr in eine Ego-Perspektive, lauft wie in einem Shooter durch eure Siedlung und entdeckt Dinge, die euch in der klassischen Anno-Ansicht gar nicht aufgefallen wären, etwa die freilaufenden Katzen und Hunde.
Der Soundtrack rundet die Inselidylle und Städtebauromantik so richtig ab. Egal ob ruhige Klavierklänge oder epochale Bläserlaute, die Musik von Anno 1800 gehört zum Besten, was wir in den vergangenen Jahren in einem Computerspiel gehört haben. Die zahlreichen Umgebungsgeräusche, sei es das Rauschen des Meeres oder das Muhen der Kühe, verleihen der Wohlfühlatmosphäre den letzten Feinschliff. Nur die Sprecher in der Kampagne konnten uns nicht so ganz überzeugen. Die Dialoge wirken sehr künstlich. Man merkt einfach, dass die Leute vom Papier abgelesen haben und das Over-Acting, das hier teilweise an den Tag gelegt wird, macht es nicht besser.
Fazit
Nach dem enttäuschenden Ausflug ins Jahr 2205 war die Hoffnung groß, dass die Serie mit Anno 1800 zu alter Stärke zurückfindet. Das ist Blue Byte komplett gelungen. Ja, die Kampagne ist schwach, das Kampfsystem immer noch ein lästiges Anhängsel und nicht jede Neuerung zündet. Aber das, was wir von einem Anno erwarten, funktioniert hier besser denn je. Es macht viel Spaß, die eigene Stadt aufzubauen und die Wirtschaft zu managen. Die Mechaniken greifen perfekt ineinander und egal, ob ihr komplett auf Effizienz fokussiert seid oder doch gerne den Schönbauer heraushängen lasst, in beiden Fällen bedient euch Anno 1800 so gut wie kein Serienteil zuvor. Und dank des umfangreichen Endgames fesselt der Titel für Wochen und Monate. Wenn euch die Kampagne eh egal ist, dann könnte Anno 1800 euer absoluter Lieblingsteil werden. Insgesamt ist 1404 immer noch das rundeste und beste Spiel der Reihe, aber Teil 7 reiht sich knapp dahinter ein.
- Großartiges Kern-Gameplay
- Beste Endlosspiel der Anno-Historie
- Technisch brillant
- Viele neue Komfortfunktionen
- Grandioser Soundtrack
- Cleveres Arbeitskraftsystem
- Von Anfang an mit Multiplayer
- Schwache Kampagne
- Kämpfe nach wie vor nicht gut
- Expeditionen mit vielen Wiederholungen
- Anspruchslose Quests