Autor: Christopher Blair
Es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben können, um Animal Crossing: New Horizons zu veröffentlichen.
Autor: Christopher Blair
Es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben können, um Animal Crossing: New Horizons zu veröffentlichen.
Fans der Reihe haben ohnehin sehnlichst darauf gewartet und auf den 20. März hingefiebert, das Datum wurde selbst in der Verpackung des Spiels verewigt. Die Wartezeit hat sich jedoch wirklich gelohnt und das Spiel hat wahrlich die Möglichkeit das GOTY (Game of the Year) 2020 zu werden.
Nach Animal Crossing: New Leaf und Animal Crossing: Happy Home Designer, die beide auf dem 3DS erschienen sind, wurde es für mich mal wieder Zeit, ein richtiges Animal Crossing auf dem TV spielen zu können. Dieses Mal verschlägt es uns auf eine einsame Insel. Okay, nicht ganz so einsam, da Tom Nook mit seinen Neffen auch dabei ist und zwei Nachbarn mitgebracht hat. Wir haben also anscheinend alle das "Reif-für-die-Insel-Paket" gebucht.
Zunächst aber müssen wir unseren Charakter erstellen und ich wähle tatsächlich mal etwas, das mit ähnlich sieht. Das geht trotz der recht überschaulichen Optionen relativ gut. Hier dürfte die Erfahrung mit den Miis eine Rolle gespielt haben. An dieser Stelle sollte man sich nicht soviele Gedanken über Kleindung, Frisuren oder Haarfarbe machen, da man recht schnell neue Möglichkeiten auf der Insel sammelt. Als Zweites wählt man aus verschiedenen Grundlayouts seine Insel aus. Die gröbsten Unterschiede liegen nur in den Flussverläufen und Positionen von Teichen.
Animal Crossing: New Horizons - Trailer:
Nach einer kurzen Begrüßungsrunde erhalte ich mein Zelt und kann es aufstellen, wo ich möchte. Das geht anfangs aber nur in einem begrenzten Bereich, da ich noch nicht überall auf die Insel komme. Nachdem ich das geschafft habe, wird mir schnell klar, worauf ich mich eingelassen habe. Denn anscheinend leidet hier in diesem Spiel jeder Charakter an fehlender Entscheidungskraft. Ich darf oder bzw. muss entscheiden, wo die anderen ihre Zelten aufschlagen sollen. Alles für die kreative Freiheit also. Nachdem ich die ersten Aufgaben erledigt habe und wir das gemeinsam auf dem Plaza zelebrieren, geht das eigentliche Spiel endlich los.
Am ersten Tag erinnert mich Tom Nook wieder daran, warum er schon mehrmals von großen Publikationen auf die Liste der größten Videospiel-Bösewichte gewählt wurde. Er bittet mich gleich zur Kasse, um mein "Reif-für-die-Insel"-Paket abzuzahlen. Nach dem ersten Schock erklärt er mir, dass ich dies auch mit sogenannten Nook-Meilen abzahlen kann. Dazu erhalte ich ein virtuelles Smartphone, das Nook Phone. Mit der Meilen-App kann ich dann durch Aufgaben Meilen sammeln. Indem ich also Fische angele oder bestimmte Meilensteine erreiche, bekomme ich diese Währung gutgeschrieben. Dazu sollte man regelmäßig auf sein Handy schauen, welche Aufgaben es täglich gibt. Jeden Tag erhält man neue Aufgaben, von denen die ersten fünf doppelte Punkte bringen.
Nook lässt sich dieses Mal ausnahmsweise mit 5000 Meilen abspeisen, die zugegeben recht schnell erreicht sind. Später lassen sich Meilen an einem Automaten gegen Waren und neuen Rezepten tauschen.
Von nun an heißt es aber Sternis sammeln. Bei Nepp und Schlepp kann ich alles, was sich zu Geld umwandeln lässt, verkaufen. Seien dies Steine, Insekten, Stöcke oder Gegenstände. Die beiden Jungs nehmen so gut wie alles an. Was sie letztendlich damit machen, da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher.
Ab einem gewissen Zeitpunkt eröffnen die beiden Jungs ihren eigenen Laden, in dem es ein täglichen Angebot an neuen Waren gibt. Zwischen 8 und 22 Uhr kann man dort kaufen und verkaufen. In den späteren Stunden steht eine Verkaufskiste bereit, bei der die beiden aber 20 Prozent Bearbeitungsgebühr aufschlagen. Tom Nook erzieht die Jungs gut! Statt auf die 20 Prozent zu verzichten, mülle ich lieber den Platz vor den Laden mit Fischen und Insekten zu, diese verschwinden nämlich nicht über Nacht, und verkaufe sie am nächsten Morgen.
Tom Nook beauftragt mich indes mit Aufgaben, die mit der Weiterentwicklung zu tun haben. Blöd nur, dass ich das alles selbst übernehmen muss. Seien es "Spenden" oder Ressourcen, die ich mit meinen eigenen Händen erwirtschaften muss. Sternis sind aber in diesem Teil nicht so rar und werden schnell zusammengetragen.
In New Horizons liegt der Fokus aber auf Erkundungen und einem ruhigen Leben. Genau dieses entschleunigte Gameplay macht diese Reihe so aus. Nachdem ich von Tom Nook eine Erklärung bekommen habe, wie ich an der Werkbank neue Items und Werkzeuge herstelle, geht es daran Ressourcen zu sammeln. Ich schüttele an Bäumen, um Äste zu erhalten. Aus diesen Ästen und einem gefundenen Stein kann ich mir meine erste Axt bauen. Mit dieser Axt kann ich im Folgenden dann Bäume zerhacken und Steine schlagen.
Das anfängliche Werkzeug selbst besitzt nur eine kurze Lebensdauer und bricht nach einer Weile. Doch keine Sorge! Es sind immer genügend Ressourcen da. Ansonsten holt man sich einfach ein fertiges Werkzeug bei Nepp und Schlepp. Im späteren Spielverlauf erhält man neue Rezepte und Anleitungen, wie man sich beständigeres Werkzeug bastelt.
Die Crafting-Optionen sind relativ simpel und trotzdem gibt es zahlreiche Sachen, die man an seiner Werkbank im Nu zaubern kann. Kein Minispiel, keine Tastenkombinationen. Man muss lediglich die "Zutaten" besitzen, um das Gewollte herzustellen. Nach zehn Tagen bin ich schon bei hunderten von verschiedenen Designs, die ich herstellen kann und das ist noch immer nicht das Ende der Fahnenstange. Entweder man kauft sich neue Rezepte oder man erhält sie als Geschenk von den Nachbarn oder Flaschenpost. Alles lässt sich in der Design-App auf dem Nook Phone anschauen.
Mit Angel und Kescher ausgerüstet kann ich die vielen Fische und Insekten der Insel fangen. Die ersten spende ich dem Museum, dass nach einigen Tagen öffnet. Die restlichen Viecher verkaufe ich im Laden und mache so schnell Kasse. Die Critterpedia auf dem Phone zeigt nach erfolgreichem Fangen Details zum Objekt. Darin sieht man, in welchen Monaten und zu welcher Tageszeit man die Tiere fangen kann. Hier wird auch klar, dass das Spiel darauf ausgelegt ist in Echtzeit über Monate hinweg gespielt zu werden. Der Verkaufswert spiegelte sich bei mir bisher nicht wirklich in der Seltenheit der Krabbeltiere wider. Die Hochpreisigen 10.000+ tauschen seltener auf. Aber an manchen Tagen habe ich mehr 3000-Sternis-Fische gefangen als günsterige.
Die beste Möglichkeit, um Ressourcen zu sammeln und eine Auszeit zu nehmen, bietet der Flughafen der Insel. Mit einem speziellen Flugticket, das ich mit Meilen erwerben kann, flieg ich also auf weitere unbewohnte Inseln. Dort findet man fast alles, was es zwar auch auf der eigenen Insel gibt. Aber hier kann ich nach Lust und Laune alle Bäume und Steine niederhacken, ohne dass ich mir Sorgen machen muss, etwas kaputtzumachen. Diese Inseln werden zufällig ausgewählt. Nach einer Weile jedoch wird schnell klar, dass es nur eine geringe Menge unterschiedliche Inseln gibt. Man sollte sich also nicht wundern, wenn man öfters ein Deja-Vu erlebt. Ab und an erlebt man jedoch ein kleines Freudenwunder und entdeckt Früchte, die es so auf der eigenen Insel noch nicht gibt oder man landet gleich auf der sagenumwobenen Sterni-Insel. Ich bin bestimmt 100 Mal geflogen und habe sie erst einmal gesehen. Der Flughafen und übrigens auch zentrale Anlaufstelle für die verschiedenen Multiplayer-Funktionen.
Das Schöne ist, dass ich Animal Crossing: New Horizons so spielen kann, wie ich es möchte. Es gibt keine Zeitlimits oder andere stressige Situationen, die das Spiel hektisch werden lassen. Ich erwische mich aber dennoch ab und an dabei, schnell in den Laden zu rennen und um kurz vor 22 Uhr noch Kasse zu machen. Das muss aber nicht sein.
Auch die weitere Entwicklung der Insel liegt rein am Spieler. Ob man sein Haus innerhalb weniger Tage ausbauen möchte oder mehr Nachbarn zu seiner Insel einlädt, liegt im eigenen Ermessen. Meine Frau zum Beispiel, lässt sich viel mehr Zeit dabei und verbringt lieber ihre Zeit mit der Einrichtung und dem Crafting.
So oder so wird sich die Insel vom Zeltplatz zur einem belebten Eiland weiterentwickeln. Es werden mehr Häuser gebaut, das Plaza wird erweitert und Läden eröffnet. Die Insel wird florieren und nach einer Weile erhält man auch noch die Möglichkeit seine Häuser umzuplatzieren und sich ungewollter Nachbarn zu entledigen. Dafür kehrt sogar Isabelle nach einer Weile aus New Leaf zurück, um das Bürgerbüro zu verwalten.
New Horizons bietet mehrere Möglichkeiten mit anderen zu spielen. Die erste Option ist es, gemeinsam bis zu vier Spielern auf einem TV zu spielen. Hier gab es aber im Vorfeld schon viel Kritik, da Nintendo sich entschieden hat nur eine Insel pro Konsole möglich zu machen. Das bedeutet, dass sich alle Spieler auf einer Konsole die Insel teilen. Hier ist es wichtig zu erwähnen, dass der erste Spieler, derjenige ist, der die Entwicklung der Insel führt und die weiteren Spieler keine Möglichkeit haben, die Insel weiterzuentwickeln.
Wir haben zwei Switch im Haushalt und weil mich Frau dazu drängte jeweils ein Spiel zu holen, ist für uns die meist genutzte Lösung die lokale Verbindung. Hierfür geben wir beim Dodo an der Rezeption an, dass wir entweder Besucher empfangen wollen oder fliegen werden. In der lokalen Verbindung kann man einfach sein Reisetor aufmachen und wird via WiFi entdeckt. Über die Internetverbindung sollte man dies jedoch eher per Dodo-Code (ähnlich zum Freundescode) machen. Der Besuchte erhält eine Benachrichtigung, dass jemand vorbeikommt und wartet mit einer süßen Animation im Ladebildschirm auf seine Freunde. Sobald diese da sind kann man gemeinsam Angeln, Sachen austauschen oder einfach gemeinsam Bilder schießen. In dieser Zeit können aber Gegenstände nicht verrutscht werden und Fische und Insekten sind vom Tauschen ausgeschlossen. Viel kaputtmachen können andere Spieler in dieser Zeit nicht. Sie können sich aber Späßchen erlauben wie Bäumen hacken oder Blumen rausziehen. Man sollte also schon darauf achten, mit wem man spielt.
Noch nie hat Animal Crossing so wunderschön ausgesehen. Auf Screenshots mag man es kaum glauben, aber es steckt so viel Detail in dem Spiel. Hier sieht man wieviel Herzblut in den Titel gesteckt wurde. Alle Fische und Insekten sind realistisch designt worden und sehen erstklassig aus. Vor allem im späteren Spielverlauf, wenn das Museum geöffnet ist, lassen sich alle Wesen genauer begutachten und Eugen, der Museumsleiter, kann zu jedem Exponat etwas erzählen. Ganz witzig ist, dass er sich als Eule aber vor Insekten unglaublich ekelt und uns dies zu jeder Möglichkeit noch einmal gegenüber erwähnen muss. Es sind soviele Kleinigkeiten im Spiel versteckt, dass dies schon ein kleines Abenteuer ist, alles zu entdecken.
Ein Abenteuer ist auch der Text im Spiel. Ich weiß nicht, was für Pilze man genommen hat, aber die Texte auf sowohl deutsch und englisch sind ziemlich verdrogt, dass man manchmal laut lachen muss. Aber nach einer Weile wiederholen sich diese dann doch leider zu oft, dass es seinen Charme verwirkt.
Animal Crossing: New Horizons - Gameplay-Trailer:
Nach zehn Tagen kann ich sagen, dass ich überwältigt davon bin, was Animal Crossing: New Horizons alles zu bieten hat. Angenehm ist vor allem, dass ich in meinem Tempo spielen darf. An manchen Tagen sind das acht Stunden und an anderen vielleicht gerade einmal zwei. Ob, ich genauso viele Stunden in einigen Monaten spiele, kann ich nicht sagen. Aber durch die verschiedenen Jahreszeiten und Feste sowie Events wird es bestimmt viele Gründe geben zu meiner Insel zurückzukehren. Ein tolles Spiel für jede Altersgruppe und Geschlecht.