Weil Ruslan Sokolovsky in einem Video, in dem er Pokémon GO in einer Kirche spielt, die "Staatsreligion" Russlands verspottet haben soll, drohen ihm nun mehrere Jahre Gefängnis.
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Pokémon GO in der Kirche gezockt: Spieler droht Gefängnisstrafe
In Russland gelten bekanntlich ziemlich strenge Gesetze. Dabei meinen wir an dieser Stelle gar nicht die Art und Weise, wie der russische Staat mit Homosexuellen, neugierigen Journalisten oder Kritikern von Herrn Putin umgeht. Nein, in dieser Meldung geht es darum, dass es in dem Land des Wodkas verboten ist, Hass gegenüber der Staatsreligion, also dem christlich-orthodoxen Glauben, anzustiften, wobei es offenkundig viel Spielraum für Interpretation gibt.
Was das mit Pokémon GO zu tun hat? Ruslan Sokolovsky ist ein Blogger und YouTuber, der auf der Videoplattform von Google immerhin mehr als 317.000 Abonnenten verzeichnet. Im August des vergangenen Jahres hatte er einen Clip veröffentlicht, in dem er in einer Kirche in der Stadt Jetakerinburg im Uralgebirge das erfolgreiche Mobilegame von Niantic spielt. So fängt er beispielsweise ein Quapsel, während im Hintergrund gebetet wird.
Zugegeben: Ob man nun wirklich mit seinem Smartphone in eine Glaubensstätte gehen sollte, um Pokémon GO zu spielen, darf angezweifelt werden. Im Sommer 2016 gab es vermehrt Beschwerden darüber, dass Horden von Spielern in Kirchen oder sogar auf Friedhöfen Jagd auf virtuelle Monster gemacht oder in den Arenen des Spiels Kämpfe ausgetragen haben, was für viele Menschen nicht okay ist.
Ruslan Sokolovsky hingegen musste nicht bloß Beschwerden entgegennehmen. Der Russe stand bis vergangenen Freitag vor Gericht. Dabei sei jedoch nicht einfach nur das Spielen von Pokémon GO in der Kirche der Grund für die Anklage. In dem Video macht der Atheist etwa Witze darüber, dass er es nicht schaffe, Jesus zu fangen. Er stellt zudem das Gesetz gegen die Verspottung der orthodoxen Kirche infrage.
Schon kurz nach der Veröffentlichung des Videos wurde Sokolovsky verhaftet, wie die Washington Post berichtet. Seitdem ist er in Haft und dort könnte er auch noch eine ganze Weile bleiben. Der Prozess ist vorbei, die Verkündung des Urteils steht aber noch aus. Die Staatsanwaltschaft fordert die Höchststrafe: dreieinhalb Jahre Gefängnis. In einem persönlichen Statement, das die Webseite Meduza veröffentlicht hat, schreibt Sokolovsky: „Ich mag ein Idiot sein, aber ich bin auf keinen Fall ein Extremist“. Er zieht einen Vergleich zu der Zeit, in der man in Russland für Jahre in den Knast kam, weil man Witze über den Kommunismus und Stalin gemacht hat. „Für mich ist das Unzivilisiertheit und Barbarismus. Ich verstehe nicht, wie das überhaupt möglich ist“, so der Angeklagte.
Quelle: Washington Post / Meduza